Leute, zückt den Geldbeutel, Shift geht in die zweite Runde
0Ihr habt noch ein paar Lousy Pennies für ein faszinierendes Crowdfunding-Projekt übrig? Dann erklärt Euch Daniel Höly in diesem Interview, warum Ihr sie für „Shift“ ausgeben solltet.
Die erste Ausgabe war schon ein richtig guter Wurf. Zumindest meinte das die Jury des Bayerischen Printmedienpreises, die diesen mit 10.000 steuerfreien Euro dotierten Preis an den Journalisten Daniel Höly und sein Magazin „Shift“ vergab. Nur leider reichen 10.000 Euro nicht, um Daniels großen Traum zu verwirklichen: Das „Bookazine“ Shift regelmäßig an den (Bahnhofs-)Kiosk zu bringen. Deshalb startete er nun, genau wie bei der ersten Ausgabe von Shift, eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext.
Ich durfte Daniel bereits im letzten Jahr bei einer Veranstaltung persönlich kennenlernen. Schon damals sprach er davon, wie wichtig Shift für ihn und seine Mitstreiter ist. Als ich jetzt hörte, dass er nun die zweite Ausgabe per Crowdfunding finanzieren möchte, wollte ich sofort mit ihm reden. Entstanden ist ein Interview, das zeigt, warum auch Digital Natives gerne mal auf Print setzen und warum noch ganz viel mehr junge und alte Journalisten einfach mal versuchen sollten, ihre Träume zu verwirklichen.
„Wir machen das Magazin für Menschen mit Mut zur Veränderung“
Hallo Daniel, Du bezeichnest Dich selbst als Digitale Native und betreibst das Online-Magazin Juiced. Warum in aller Welt setzt Du trotzdem auf Print?
Ich finde Online wahnsinnig spannend und tobe mich da sehr gerne aus. Aber wenn ich acht bis zehn Stunden beruflich am Computer sitze, bin ich froh, auch mal im wahrsten Sinne des Wortes abzuschalten und bewusst offline zu sein.
…aber Deine junge Zielgruppe…
…habe ich befragt und festgestellt, dass gerade bei längeren Artikeln 80 Prozent immer noch lieber etwas Gedrucktes lesen. Außerdem haben sich Print und Online noch nie ausgeschlossen.
Und warum genau machst Du das Magazin Shift?
Wenn ich in die Bahnhofskioske gehe, finde ich das Magazin, das ich selbst gerne lesen würde nicht.Wenn ich in die Bahnhofskioske gehe, finde ich das Magazin, das ich selbst gerne lesen würde nicht. In Shift findet man eine Mischung aus Debatten, Unterhaltung und Gesellschaftsthemen mit einer starken Vernetzung ins Internet. Shift ist ein Magazin für vernetzte, junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren.Aber nicht das Alter ist entscheidend, sondern die Haltung. Wir machen das Magazin für Menschen mit Mut zur Veränderung.
Du hast für die erste Ausgabe von Shift den mit 10.000 Euro dotierten Bayerischen Printmedienpreis 2014 in der Kategorie Innovation bekommen. War das der Grund, mit Shift nach dem ersten Crowdfunding weiterzumachen?
Ich wusste schon vorher, dass es mit Shift weitergehen sollte und habe das ganze Jahr 2014 daran gearbeitet, einen Businessplan zu schreiben und ein Unternehmen zu gründen.
Es war ein herausfordernder Schritt, vom Journalisten zum Unternehmer zu werden. Es war wirklich ein herausfordernder Schritt für mich, vom Journalisten zum Unternehmer zu werden. Da haben die 10.000 Euro natürlich geholfen.Was bist Du aktuell mehr: Unternehmer oder Journalist?
Momentan ist es 50:50. Ich hab zum Beispiel heute mit dem Vertrieb verhandelt, mit einer Druckerei gesprochen, mich um ein Logo gekümmert, die Crowdfunding-Kampagne betreut, unsere Community gepflegt und “nebenbei” 15 Artikel redigiert. In den nächsten Tagen kommt die Anzeigenakquise dazu.
Machst Du alles allein?
Nein, ich habe viele Freunde, die mich im Hintergrund unterstützen. Allen voran meine Frau, die auch Journalistin ist und mir sehr viel hilft.
Du hast das Geld aus dem Printmedienpreis, willst noch 12.500 Euro per Crowdfunding einnehmen. Das sind 22.500 Euro, mit denen man meiner Erfahrung nach nicht sonderlich weit kommt, wenn man ein Print-Magazin machen möchte. Wie verdienst Du Deinen Lebensunterhalt?
Durch einen Unternehmensmix. Mit meiner Firma Creedoo mache ich nicht nur Shift und das Onlinemagazin Juiced, sondern biete auch diverse Agenturleistungen an, wie zum Beispiel Webseiten, Texte oder Lektorat. Das ist eine klassische Querfinanzierung.
…und auch Selbstausbeutung.
Natürlich ist es am Anfang eine gewisse Selbstausbeutung. Aber die betrachte ich als Investition. Mein Ziel ist es schon, dass ich eines Tages von Shift leben kann. Mein Businessplan gibt das her. Aber nicht im ersten Jahr. Ich bin ja auch nach wie vor auf der Suche nach Investoren, um das erste Jahr überbrücken zu können.
Das Crowdfunding reicht also nicht?
Das Crowdfunding ist die Anschubfinanzierung, um die kommende Ausgabe refinanzieren zu können. Wenn Shift danach auch weiterhin erscheinen soll, brauche ich das Kapital aus dem Anzeigenverkauf und den Vertriebserlösen.
Man sollte aber auf keinen Fall den Fehler machen, Crowdfunding nur als reine Vorverkaufsplattform zu sehen.
Sondern?
Crowdfunding dient dem Aufbau einer Community und von Beziehungen.Crowdfunding dient dem Aufbau einer Community und von Beziehungen, dem Kennenlernen neuer Leute. Das ist viel wichtiger als das Materielle. Dass sich Crowdfunding professionalisieren muss, ist für mich selbstverständlich. Aber dabei sollte der ursprüngliche, idealistische Grundgedanke nicht verloren gehen.Hast Du schon Anzeigenkunden?
Nein, der Startschuss ist gerade erst gefallen. Die Mediadaten waren noch nicht fertig gestaltet.
Was kostet eine Anzeige? Und wie viele planst Du ein?
Eine ganzseitige Anzeige kostet 1.599 Euro. Zehn Anzeigen bei 120 Seiten Magazinumfang wäre mein Mindest-Ziel, zwölf wären besser.
Welche Auflage wird das Magazin haben?
In die Bahnhofskioske werden 10.000 Exemplare kommen. Dazu kommen die, die an die Crowdfunder gehen.
In knapp zwei Wochen kamen beim Crowdfunding schon 4.300 Euro zusammen. Bist Du im Plan?
Beim letzten Mal habe ich für die gleiche Summe über 50 Tage gebraucht, ich freue mich also über den schwungvollen Start. Doch jetzt beginnt die Wüstenwanderung, die meist beim Crowdfunding nach dem ersten Schwung eintritt und wo nicht viel passiert. Gegen Ende kommt dann nochmal ein Run. Hoffentlich.
Ist diesmal eigentlich etwas anders in Shift?
In der Erstausgabe habe ich auf 170 Seiten sehr viel experimentiert und sehr viele Artikelstile ausprobiert. Das Ausprobieren wollen wir auch beibehalten. Eine Besonderheit der kommenden Ausgabe ist sicher, dass sie komplett von jungen Autoren geschrieben wird, die selbst zur Zielgruppe gehören. Die meisten Artikel sind übrigens schon fertig.
Wer schreibt für Shift?
Mir war nicht wichtig, bekannte Namen zu bekommen, sondern dass sie möglichst ansprechend für die junge Zielgruppe schreiben. Ein bekannter Name in unserer Medienbranche ist aber sicher Martin Giesler.
Zahlst Du den Autoren etwas?
Ja. Allerdings eher ein kleines Dankeschön als ein tatsächlich angemessenes Honorar. Beim ersten Mal haben alle ohne Honorar geschrieben. Diesmal war es mir wichtig, zumindest mit einem kleinen Betrag anzufangen, in der Hoffnung beim nächsten Mal besser zahlen zu können. Einige Autoren haben aber netterweise auf Honorar verzichtet.
Warum machen die das? Warum machst Du das?
Shift heißt deshalb Shift, weil sich aktuell sehr viel wandelt, nicht nur aufgrund der Digitalisierung.Weil sich die Autoren ebenso wie ich wünschen, ein Magazin in den Händen zu halten, das sie selbst gerne lesen würden. Ich glaube, dass es notwendig ist, innerhalb unserer jungen Generation über Themen zu reden und zu diskutieren, die für uns sehr wichtig sind. Shift heißt deshalb Shift, weil sich aktuell sehr viel wandelt, nicht nur aufgrund der Digitalisierung. Wir möchten den Wandel begleiten.Ist Shift die Print-Variante von Juiced?
Die Inhalte von Shift finden allein in Print statt. Juiced ist die digitale Heimat von Shift.
Wie äußert sich das?
Es gab bei der ersten Ausgabe ein Online-Add-On auf Juiced, wo man zusätzliche Artikel lesen konnte. Das wurde aber überraschenderweise nur wenig geklickt. Also wird Shift vom Inhalt her bis auf multimediale Ausnahmen in sich geschlossen sein. Die Online-Anbindung wird sich größtenteils auf Community-Aspekte beschränken. Aber eben auf neue Art.
Wie denn?
Zum Beispiel veröffentlichen wir einen Shift-Artikel vorab auf Medium und unsere Leser können ihn dort kommentieren. Eine Auswahl der Kommentare wird ihren Weg in die gedruckte Shift schaffen. Für mich ist das ein Beispiel dafür, wie man den Lesern im Vorfeld des Drucks eine aktive Mitgestaltungsmöglichkeit schaffen kann.
Wenn ich mich mit Dir unterhalte, frage ich mich, warum nicht mehr junge Journalisten ähnliche Projekte verwirklichen.
Ja, ich würde mir auch wünschen, dass noch viel mehr junge Leute eigene Projekte wagen. Es gibt keine bessere Zeit als jetzt, um etwas Neues in der Medienbranche auszuprobieren.
Woran könnte das liegen?
Dadurch, dass ich durch Shift zu einem Jungunternehmer geworden bin, ist mir zumindest eines bewusst geworden: Man sollte viel früher das Thema Entreupreneurship in die journalistische Ausbildung einbinden. Sonst muss man sich das hart erarbeiten – wie ich.
Was machst Du eigentlich, wenn die Crowdfunding-Kampagne nicht erfolgreich ist?
Ich hatte beim ersten Mal keinen Plan B und habe auch diesmal keinen. Ich weiß nur eins: Ich kann Shift nicht in der Auflage und Qualität drucken lassen, die ich mir wünsche, wenn die Kampagne scheitert. Ich werde also auch diesmal alles dran setzen, dass sie ein Erfolg wird.
Und das wünsche ich Dir auch!
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