Geldpremiere 2: LaterPay ab sofort auch bei LousyPennies.de und Weeklys.eu
15Ist LaterPay die Lösung für bezahlten Journalismus im Netz? Keine Ahnung. Aber genau deshalb probieren wir es ab sofort aus.
Bezahlen von journalistischen Inhalten mit Kleinstbeträgen so einfach wie ein Like bei Facebook – das ist das Versprechen, das das neue, von Alpha-Blogger Richard Gutjahr maßgeblich mitentwickelte Bezahlsystem LaterPay gibt. Bisher konnte man es aber nur im Blog von Richard Gutjahr live in Aktion erleben. Seid heute ist das anders. Ab sofort arbeiten zwei weitere Seiten mit LaterPay: Weeklys.eu und LousyPennies.de.
Damit geht LaterPay rund drei Monate nach seiner „Geldpremiere“ in Richards Blog den nächsten Schritt – und wir freuen uns, dass wir ihn mitgehen dürfen. Tatsächlich haben sich schon rund 300 Interessenten bei LaterPay gemeldet, wie mir Cosmin Ene, Geschäftsführer der LaterPay GmbH, verraten hat. Darunter Blogger, Webmagazine und sogar Großverlage. Bis Ende des Jahres möchte LaterPay eine dreistellige Zahl („über 100“) an Kooperationspartnern live schalten – entweder per WordPress-PlugIn oder eine API.
Dass der Prozess nach dem ersten Medienhype so lange gedauert hat, hat mehrere Gründe. Zum einen wollen die Kollegen ihren Dienst ganz langsam auf Betriebstemperatur bringen. „Das kontrollierte Hochfahren von Softwarelösungen ist essentiell und wird von allen professionellen Internetdiensten beim Aufschalten neuer Dienste praktiziert, von Evernote bis Google“, sagte Cosmin Ene. „Nur so kann man die einerseits die Last von Kunden mit unterschiedlicher Größe und andererseits eine hohe Kundenanzahl bewältigen.“
Der andere wichtige Grund: LaterPay hat sich entschieden, mit der Bank Wirecard zusammenzuarbeiten, die Integration dauerte etwas. „Dadurch können wir die Finanztransaktionen über ein reguliertes Finanzinstitut abwickeln“, sagt Cosmin Ene. „Das ist ein wichtiger Schritt insbesondere im Sinne der Kundengeldersicherheit und im Hinblick auf unsere Internationalisierungspläne.“ LaterPay denkt also von Anfang an internationale Expansion und will nicht auf Deutschland beschränkt bleiben.
Hintergrund: LaterPay
LaterPay ermöglicht es uns, einzelne Beiträge und auch Elemente wie Fotos, Dokumente oder Videos zu individuell festgelegten Mini-Preisen von wenigen Cents bis hin zu größeren Euro-Beträgen zu verkaufen. Es lässt sich sogar festlegen, dass ein Beitrag zu Beginn seiner „Lebensdauer“ mehr kostet und dann immer günstiger wird, je länger er online ist. Und natürlich kann man weiterhin kostenlose Beiträge veröffentlichen.
Besonders praktisch: Die per LaterPay auf allen teilnehmenden Seiten bezahlten Kleinstbeträge werden solange summiert, bis ein Grenzbetrag von 5 Euro erreicht ist. Erst dann muss man sich als Nutzer zum ersten Mal mit seinen Zahlungsdaten registrieren. Mehr Infos gibt es hier
Weekelys setzt auf Paid Content und die Krautreporter
Ein Artikel auf Weeklys.eu kostet ab sofort 99 Cent.Bei Weeklys.eu werden die drei Macher Jasper Fabian Wenzel, Mathis Vogel und Henrik Schütt ab sofort jeden Beitrag für 99 Cent verkaufen – und bald auch ein Abo-Modell anbieten. Wer die Seite der beiden Journalisten kennt, weiß, dass dort immer am Freitag ein großes Lesestück („Long Read“) veröffentlicht wird. Jedes dieser Stücke hat rund 10.000 Zeichen. Etwa ein Drittel wird man lesen können, bevor dann LaterPay die Bezahlschranke setzt. „Die Leser sollen Lust bekommen, den Text zu Ende zu lesen und gerne bereit sein, ihre 99 Cent zu zahlen“, sagt Mathis. Auch die Größe dieses Appetithappens, kann man bei jedem Text einzeln festlegen.
Neuigkeit am Rande: Die Weeklys-Texte gibt es zusätzlich als Premium-Content bei den Krautreportern.Spannend für alle, die Mitglied bei Krautreporter geworden sind: Wie mir Jasper und Mathis erzählt haben, wird der Weeklys-Text zusätzlich exklusiv im Mitgliederbereich von Krautreporter veröffentlicht werden, wird also zu den Premium-Angeboten gehören, über die bisher bei den Krautreportern nur spekuliert wurde.
„Das ist dann das große Lesestück zum Wochenende für alle Krautreporter-Mitglieder“, sagt Jasper. Eine nette Rechnung: Für die fünf Euro Monatsbeitrag bei Krautreporter erhält man dann also schon allein durch diese Kooperation einen Gegenwert von knapp vier Euro. Man darf also gespannt sein, was uns die Krautis noch für unser Geld bieten werden.
Bei LousyPennies kommt das große Experimentieren
Aber zurück zu LaterPay und der Frage: Was machen wir auf LousyPennies.de? Die Antwort: Zuallererst ganz viel ausprobieren. Denn das ist ja eines unserer großen Ziele: Gemeinsam mit unseren Lesern durch viele Experimente herauszufinden, wie wir mit unserem Beruf künftig Geld verdienen werden. Davor, jeden einzelnen Artikel hinter einer Bezahlschranke zu „verstecken“, schrecken wir noch zurück.
Ich frage mich auch, ob unsere Leser überhaupt bereit wären für einen Rant wie meinen viel diskutierten Beitrag zu den Digital Natives Geld auszugeben, und seien es auch nur 19 oder 29 Cent. Was meint Ihr?
Wir wollen herausfinden, wofür unsere Leser bereit sind, Geld zu zahlen – und wie viel.So also wird der erste Teil unseres LaterPay-Experiments daraus bestehen, herauszufinden, wofür unsere Leser bereit sind, Geld zu zahlen – und wie viel. Oft wird es auch auf eine Kombination von freien und bezahlten Inhalten hinauslaufen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir beispielsweise in einem freien Artikel erklären, warum soziale Medien für Journalisten so wichtig sind – und dann in einem zugehörigen Bezahltext Schritt für Schritt erklären, wie man die sozialen Medien zum Aufbau seiner persönlichen Marke nutzt.Das heißt also, wir holen unsere Leser durch argumentative und manchmal auch polemische Texte an Bord und verkaufen ihnen dann den zugehörigen Nutzwert.
Ich glaube auch, dass sich andere Texte aus dem Archiv von LousyPennies.de hervorragend zum Verkauf eignen. Etwa unsere Interviewserie mit dem Rechtsanwalt Gero Himmelsbach, in der er uns erklärt, wie bloggende Journalisten mit rechtlichen Risiken umgehen sollten. Und natürlich möchten wir ausprobieren, ob unsere Leser (also Ihr) auch für unsere anderen Interviews wie etwa das mit Stern.de-Chefin Anita Zielina Geld zahlen werden.
Gastautoren sollen selbst entscheiden, ob sie ihre Artikel auf LousyPennies.de verkaufen wollen.Und dann gibt es noch die Gastbeiträge auf LousyPennies.de. Hier würde ich allen unseren Gastautoren, denen wir bisher keinen einzigen Lousy Penny bezahlen, die Gelegenheit geben, selbst zu entscheiden, ob ihr Text bezahlt werden soll, und auch in welcher Höhe. Die Einnahmen aus dem Verkauf dieser Beiträge würde ich dann (nach Abzug der LaterPay-Provsion von 15 %) ohne Abschläge an die Autoren weiterleiten – das gilt übrigens auch für bereits veröffentlichte Beiträge.
Deshalb an dieser Stelle der Aufruf:
Wenn dieses Modell für Euch interessant ist, schlagt uns gerne Gastbeiträge vor, die zum Thema von LousyPennies.de passen. Wir würden uns freuen, sie (nach einer redaktionellen Prüfung) zu veröffentlichen und per LaterPay für Euch einen weiteren Verdienst-Kanal zu öffnen.
Und damit beginnt nun unsere Reise mit LaterPay. Ich glaube kaum, dass es eine kurze Reise sein wird, denn selbst die Macher von LaterPay behaupten nicht, dass sie den Heiligen Gral des Paid Content gefunden haben. Jetzt heißt es, das Modell einfach auszuprobieren, mit seinen Möglichkeiten zu spielen und zu sehen, wohin uns die Reise führt.
Und jetzt freue ich mich auf Eure Kommentare und Hinweise, wie Ihr mit diesem Instrument umgehen würdet und was Ihr uns ratet.
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[…] Jetzt gibt es tolle Neuigkeiten: Seit heute sind zwei weitere fantastische Blogs mit an Bord: LousyPennies und […]
Bin gespannt und finde das System sehr attraktiv. Ich habe mich vor ein paar Wochen mal vormerken lassen. Als kleines Lokalblog werde ich vermutlich aber relativ spät zum Zug kommen.
Also nach meinem Gespräch mit Cosmin Ene gehe ich davon aus, dass das jetzt an Fahrt gewinnt – das ist ja auch im Sinne von allen, die LaterPay nutzen. wir müssen ja eine kritische Masse erreichen. Und dass jetzt wir und die relativ neu gestarteten Kollegen von Weeklys mit dabei sind, zeigt meines Erachtens, dass die lieben Kollegen keinen Unterschied zwischen kleinen und großen Anbietern machen. Sie werden jetzt die Voranmeldungen abarbeiten und ich drücke die Daumen, dass Ihr auch bald dabei seid.
Ich bin gespannt, halte das Ganze aber für sehr schwierig. Ich persönlich schrecke vor der Einführung einer Bezahlschranke zurück und denke auch, dass man sehr viele User damit verschreckt. Am elegantesten hat die Sache mit der Paywall mMn bisher die taz gelöst, die zwar immer wieder auffordert – aber eben nicht fordert.
So oder so ein interessantes Experiment: Ich habe gerade am Wochenende darüber nachgedacht, warum ich bereit bin, mehr als 2 Euro für die Printausgabe der SZ zu bezahlen, aber online der Kostenloskultur fröhne. Ich denke das größte Problem sind die gewachsenen Gewohnheiten der User und der damit verbundene Anspruch.
Für uns ist es, wie bereits geschrieben, eine große, spannende Reise. Wir wissen nicht zu 100 Prozent, ob es bei LousyPennies oder einem anderen Angebot funktionieren wird – aber wir wollen es ausprobieren. Das Problem mit den gewachsenen Gewohnheiten sehe ich genauso: Während dem Nutzerin der Vor-iTunes-Ära immer bewusst war, dass er Musik geklaut hat, wenn er sie gratis aus dem Netz geladen hat, haben die Verleger ihre teuren Inhalte kostenlos verschenkt – und tun es immer noch. Jetzt den Lesern klarzumachen, dass Journalismus seinen Wert hat, ist eine sehr schwierige Aufgabe…
Paywalls sehe ich persönlich auch zwiegespalten. Zumindest vorerst und für die meisten Inhalte auf meinem Blog könnte ich mir Laterpay eher als Art Spenden- und Unterstützungplattform vorstellen, indem man Stammleser dazu einlädt, auf diesem (hoffentlich) einfach zu bedienenden Weg das Blog zu unterstützen. Ob das wirklich funktioniert, wird sich dann zeigen.
Ich zahle für die Printausgabe nicht (nur) wegen gewachsener Gewohnheiten, sondern vor allem weil sie ein viel besseres Lesevergnügen bereitet.
Sehr schön! Ich bin gespannt auf das Experiment und wohin die Reise gehen wird. Flattr sehe ich als gescheitert an und würde mich freuen, wenn LaterPay einiges besser machen kann. Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden. Die Frage wird sein, ob die Nutzer das annehmen und ob genügend Anbieter mitmachen.
Wir von JUICED wollen LaterPay auf jeden Fall auch vereinzelt ausprobieren und freuen uns auf die nächste Welle an teilnehmenden Blogs.
ja, ich glaube, dass das nur Sinn macht, wenn es zu einer Art Standard wird und sich weit verbreitet – auch über die Blogszene hinaus zu den Verlagen und großen Web-Medien.
Nun, da bin ich mal gespannt. Bei uns könnte ich mir für zwei kommende und mit Abstrichen für ein bestehendes Projekt auch vorstellen, dass LaterPay zu Einsatz kommt. Dann aber eher auf der Freemium-Variante, also dass es zusätzliches Material bzw. eine weitere Folge/Level gegen Aufpreis gibt.
Das ganze wird meines Erachtens aber damit stehen und Fallen, wer alles mitmacht – und zwar besonders auch von Anbieterseite. Wenn nur ein paar Blogs dabei sind wird es vielleicht nachher viele Accounts geben, die bei 4 Euro-irgendwas liegen, dann fließt effektiv auch kein Geld. Von daher bin ich sehr gespannt ob der versprochenen großen Verlage, denn ohne die haben wir nur ein zweites Flattr.
PS: Hm… dann müsste ich mir ja mal ein Thema für einen Gastbeitrag überlegen jetzt ;)
Lieber Andreas, dann freuen wir uns schon riesig auf Deinen Gastbeitrag – und sind schon gespannt, wie dann Deine Erfahrungen bei Deinen eigenen Projekten sind.
Als Leser habe ich festgestellt, dass LaterPay nicht funktioniert.
Mein Browser löscht beim Schließen alle Cookies, auch den von LaterPay.
Somit ist mein Saldo wieder bei Null, auch wenn ich vorher Artikel eingekauft habe.
[…] und -innen Geld im Internet verdienen können. Vor wenigen Tagen sind nun auch weeklys und Lousy Pennies in eine zweite Testphase eingestiegen. Offenbar soll u. a. das WordPress-Plugin von LaterPay einem […]
Also ich werde das mal mit ein paar neuen Domains testen. Sprich ob „neue“ Leser von Google – keine Stammleser – dazu animiert werden können, für Texte Geld zu zahlen… Wenn nein: Wieso, wenn ja: wie viel und ab wann…
Gerade Stammleser zahlen öfters mal gerne – denke ich – für einen guten Artikel.
Lieber Karsten, du hast ja inzwischen etwas Erfahrung mit Laterpay. Deshalb frage ich dreisterweise hier und nicht bei den Entwicklern: Ich habe das Plugin jetzt installiert und ein wenig im Testmodus herumgespielt. Die Bedienung macht einen guten Eindruck: Alles klar verständlich und leicht zu schalten. Dafür schon mal ein volles Lob!
Ich würde allerdings Laterpay gerne in erster Linie als Spenden-Hut verwenden und erst in zweiter Linie und später Beiträge mit einer Art Paywall versehen. Derzeit ist es aber so, dass das Plugin automatisch den Beitrag abschneidet und mit einem „Weiterlesen“-Link versieht, der zur Bezahl-Seite führt. Weißt du, ob eine Spenden-Anwendung möglich oder geplant ist? In meiner Vorstellung würde der Beitrag dann komplett lesbar bleiben, es würde lediglich das LP-Preisschild erscheinen, über das man dann den vom Autor vorgeschlagenen Spendenbetrag entrichten könnte.
Den kompletten Beitrag einfach in den LP-Teaserkasten zu kopieren, ist leider kein Workaround, weil dann ein Großteil der html-Formatierung verschwindet.