Bilanz eines Online-Publishers: So lousy waren meine Pennies in 2013
23Vor etwa einem Jahr gab ich meinen Job bei einem Verlag auf. Ziel: Selbstständig Geld verdienen im Web als Journalist und Online-Publisher. Nun ist mein erstes komplettes Geschäftsjahr um. Zeit für eine Bilanz in Zahlen und Worten.
So oft ich Kollegen erkläre, dass ich eine gut bezahlten Chefredakteurs-Posten freiwillig gegen ein unsicheres Leben als freier Journalist und Online-Publisher eingetauscht habe, ernte ich ungläubige Blicke. Doch mein Ziel stand damals fest: Ich wollte mich auf Online konzentrieren, meinen eigenen „Print-to-Web“-Shift vollziehen. Und testen, ob ich damit ausreichend Geld verdienen könnte.
Meine Strategie hieß „Content-Konto„: Ich wollte Inhalte an verschiedenen Stellen platzieren und mit unterschiedlichen Methoden monetarisieren. Diese verschiedenen „Konten“ sind unterschiedliche Publikationen wie Webseiten, Videos oder eBooks. Hintergedanke dabei: Sich nicht an ein Unternehmen wie zum Beispiel Google oder eine spezielle Webpräsenz zu binden, um so eine höhere Ausfallsicherheit zu erreichen.
Content-Konten: So viele lousy Pennies gab es
Wichtigster Baustein der Strategie sind die Triathlon-Tipps.de, die ich bereits nebenberuflich in den Jahren vor 2012 hochgepäppelt habe. Hier erwirtschafteten drei Erlösquellen im Schnitt 1.000 Euro pro Monat – das sind 300 Euro mehr als im Vorjahr. Google Adsense, Amazon Afiliate und das Vertical Network „Netzathleten“ sind dabei relativ gleichmäßig zu je einem Drittel beteiligt.
Meine zweite Webseite MyHighlands.de befindet sich bereits auf einem guten Weg, hat aber noch – wie es so gerne im Verlagsgeschäft heißt – „Potential“. Soll heißen: Die Menge an Seiten und die Reichweite sind noch nicht hoch genug – ich wurde daher auch bei Vertical Networks für Reiseseiten abgewiesen.
Für Werbung kommt die Seite also noch nicht wirklich in Betracht, zudem widerstrebt es mir hier auch Anzeigen auf der Seite zu zeigen, die nicht ästhetisch passend und themenrelevant sind.
Für MyHighlands.de habe ich darum eine andere Strategie getestet: Einen Onlineshop, der einige kleine Produkte anbietet. Das brachte mir gesamt etwa 1.000 Euro ein. Außerdem habe ich im Mai einige der Texte zu einem Buch zusammengefasst, das über Print-on-Demand über Createspace und als eBook via Kindle vertrieben wird. Das waren seit Mai weitere 800 Euro.
So warf also meine Schottland-Seite und deren Beiboote zirka 150 Euro pro Monat ab.
LousyPennies.de, das ein Jahr alt geworden ist, hat zwar schon eine erstaunliche Reichweite, bringt aber noch nicht direkt Geld für Inhalte. Wir bemühen uns derzeit intensiv um einen Sponsor.
Summa Summarum also 1.150 Euro monatlich aus diesen Quellen. Das reicht natürlich noch lange nicht.
Nebeneffekte: Neue Bekanntschaften, neue Aufträge
Was mich wirklich erstaunt hat, ist, wie schnell mir meine Online-Auftritte einem zu einer gewissen Bekanntheit verholfen haben und somit auch Aufträge bescherten – ich hoffe Ihr versteht, dass ich hier allerdings keine Zahlen nenne, im Sinne der Auftraggeber.
Zum einen habe ich Kollegen kennengelernt, die auf einem ähnlichen Weg sind. Hier ergaben sich Beratungshonorare und Aufträge zur Hilfe beim Aufbau von Blogs.
Ein Buch für einen Verlag verfasst …Andererseits bin ich auch an neue Verlage gekommen. So habe ich ein Buch zum Thema Triathlon verfasst, das im April erscheinen soll. Dafür gab es einen hilfreichen Autorenvorschuss und ich zähle natürlich auf Tantiemen und VG-Wort.Weiterhin ergab sich die Zusammenarbeit mit meinem früheren Arbeitgeber, der CHIP Communications. Hier habe ich gemeinsam mit Karsten das Heft „Geld verdienen im Internet“ redaktionell betreut und alleine das Heft „Kultcomputer der 80er„.
Ausblick: Content-Konten ausbauen, Kooperationen suchen
Wie geht es weiter? Klar ist, dass die Reichweite der Webseiten und damit die Einnahmen steigen müssen. Für MyHighlands.de werde ich weitere Bücher veröffentlichen und Kooperationen suchen – zum Beispiel das Vermitteln von Reisen, das auch schon seit Dezember läuft und erste zaghafte Erfolge beschert.
Weitere Kooperationen zum Beispiel mit Onlineshops im Bereich Triathlon und Schottland sollten neue Erlösquellen ergeben. Auch hier sind erste Kontakte bereits gesponnen, aber noch nicht spruchreif.
Fazit: Ganz ohne Hilfe geht es (noch) nicht
Sicherheit gibt es auch für angestellte Print-Journalisten nichtZieh ich meine Bilanz also ganz nüchtern, ist klar: Ich kann von den Einnahmen alleine durch meine Webseiten noch nicht leben. Das war jetzt auch noch gar nicht vorgesehen. Im Dezember 2012 schrieb ich einen Businessplan, der damals allerdings einen Gründungszuschuss mit einrechnete. Dieser blieb aus und stattdessen substituierte ich aus freien Aufträgen. Hilfreich steht mir natürlich auch meine Familie zu Seite, wofür ich sehr dankbar bin.Ziel: Ab Anfang 2015 muss das ohne Hilfen funktionieren. In sofern wird 2014 also ein entscheidendes Jahr.
Nun kann man mich immer noch für verrückt halten, dass ich das gemacht habe. Schließlich reicht es finanziell ja noch nicht. Allerdings glaube ich, dass ich auch instinktiv etwas erkannt habe: Sicherheit gibt es auch für die meisten angestellten Print-Journalisten nicht.
Meine ehemalige Abteilung, die ich im November 2012 verlassen habe, wurde vor etwa einem Monat aufgelöst.
Hey Stephan,
tolle Zusammenfassung und du bist dir ja auch im Klaren darüber, dass es nur der erste Schritt ist. Was machst du wenn es aber Ende 2014 doch noch nicht reicht? Gibt es einen Plan B?
Bin kein Journalist, sondern eher Affiliatemarketer, Nischenseiten“erbauer“, finde aber die Entwicklungen „Eurer“ Branche sehr spannend!
Viel Erfolg weiterhin
Hallo,
nunja, der Plan B sieht vor, dass ich dann andere freie Aufträge übernehme. Ein paar Dinge gibt es da schon noch, die ich tun kann.
zurück in ein Arbeitsverhältnis wäre der Plan C, der aber vermutlich nicht gerade einfach wäre.
Hallo Stephan,
bin nach der Lektüre Deines Textes nicht wirklich überzeugt von Deinem neuen Weg. Hatte angesichts deines beruflichen Hintergrundes und Deiner offenkundigen Technikaffinität mehr finanziellen Erfolg erwartet. Ich selbst bin Reisejournalist mit Wohnsitz in Kanada und habe als tumber User keine große Ahnung von SEO, WordPress und Social Media. Trotzdem erwirtschaftet meine neue Webseite (mit Blog), ohne dass ich mich groß in Details einlesen müsste, durch Linkverkauf und sporadische Advertorials schon jetzt wohl ebensoviel Geld wie die Deine und schafft, was eigentlich viel wichtiger ist, neue Kontakte. Inspfern glaube ich, es kommt noch immer hauptsächlich auf den Content an. Oder?
Lieben Gruß, Ole
Freut mich für Dich. Aber Linkverkauf und Advertorials mache ich nur unter sehr strengen Maßgaben und eben nur gelegentlich. Zumeist sind die Käufer auch nicht bereit wirklich sinnvolle Preise zu bezahlen.
Hallo,
das kommt mir irgendwie bekannt vor: 2014 wird wohl das Jahr werden, in dem sich grob zeigt, ob man es digital und (in unserem Fall) lokal schaffen kann. Ich denke: Ja. Und hoffe es erst recht. Wir haben hier in Waldeck-Frankenberg ein Blaulichtportal für den gesamten Landkreis (170 Ts Einwohner) und ein neues „Lokalblog“ für die größte Stadt Korbach (25 Tsd Einwohner). Und wir haben einen Plan, was wir dieses Jahr umsetzen wollen. 2014 wird aufregend in ganz unterschiedlichen Definitionen.
Packen wir’s an
Dennis Schmidt
Hallo Stephan,
danke für den Bericht! Bin ebenfalls Freie und einen ähnlichen Weg gegangen. Das, was monatlich bei dir zusammenkommt, ist meiner Meinung nach schon ziemlich toll – natürlich nicht verglichen mit einer möglichen Festanstellung, sondern „netzintern“. Aber wie bitteschön werfen Amazon und Google monatlich um die 300 Euro ab ;-)? Wow!
Viele Erfolg und Freude an allem weiterhin!
Kathrin
Hallo Kathrin,
ja, bei mir werfen beide das ab im Schnitt. Das bedeutet, dass ich im Sommer wesentlich mehr von Adsense bekomme und im Winter deutlich weniger. Und Adsense ist noch nicht einmal sehr offensiv eingebunden…
Drei Worte fielen mir zu diesem Post ein: Respekt, Respekt und Respekt – für konsequentes Nach-Vorne-Denken, für persönliche Risikobereitschaft und für glaubwürdige Offenheit. Mir zeigt Ihr Beispiel vor allem, wie viel Einsatz die digitale Selbstvermarktung selbst geschickten Free-Lancern perspektivisch abverlangt. Anstelle von Verlagen und Sendern haben sie es jetzt mit multiplen Plattformen zu tun, die identifiziert und gepflegt sein wollen. Riesige Player wie google oder diffuse Netzwerke. Für die journalistische Unternehmer in eigener Sache stellt sich so natürlich die Frage nach der verbleibenden Zeit für das inhaltliche Kerngeschäft. Meine These: Am Ende zu wenig. Es bleibt wohl vorerst bei einer großen Grundsatzfrage des Netzes: Welchen Wert hat Inhalt? Der Preis für „Content“ jedenfalls liegt leider noch zu oft nahe Null.
Hallo Stephan,
vielen Dank für diese tolle Zusammenfassung. Es ist nicht einfach, gleich 3 Tehmenbereiche mit der gleichen Intensität abzudecken. Das weiß ich aus Erfahrung. Ich selbst habe zwei Themenbereiche, zum einen Fortbildung und Autorenschaft, zum anderen Foodblogging und CakeArt. Für beides bin ich auf Online-Präsenz angewiesen, beides regeneriert unterschiedlich Aufträge und Geldeinnahmen.
Auch wenn in deinem Fall 1.150 Euro monatlich im Durchschnitt nicht zum Überleben reichen, ist mE. nach 12 Monaten viel erreicht. Dafür gebührt dir mein Respekt.
Beim Lesen deines Artikels oben kam mir spontan folgender Gedanke: Warum nicht auf der Schottland-Seite auch auf Events wie zB. Marathon usw. hinweisen… Ich weiß, es geht nur um die Highlands, aber da ich mich grad auf meinen ersten Mai-Urlaub in Edinburgh und den Highlands vorbereite, war das für mich ein naheliegender Gedanke. Wenn es nciht paßt, einfach wieder vergessen :-)
Viele Grüße, Franzi
Hallo Franzi,
die Idee ist sehr gut. Ich habe auch noch einige weitere Ideen, will aber zunächst noch mehr Fläche abdecken mit meinen Sehenswürdigkeiten, denn daraus wiederum kann ich dann Bücher generieren.
Wenn ich Dir Tipps zu den Highlands geben soll, sag es :)
Viele Grüße
Stephan
Freu mich, dass dir die Idee gefällt :-)
Für Hinweise bin ich immer dankbar. Lese mir in Ruhe deinen Blog noch durch und melde mich dann.
Erstmal werde ich am 25.05. beim Halbmarathon in Edinburgh mitmachen und dann habe ich gut 10 Tage Zeit, die Stadt und die Highlands zu erkunden :-)
[…] als Freischaffender. Eine Jahresbilanz für 2013 hat er jetzt im Blog “lousypennies.de” veröffentlicht. Keine, bei der man sofort euphorisch alles über Bord wirft und es ihm nachmachen wollte. Aber auch […]
Sehr interessant, diese ehrliche (und schonungslose) Analyse!
2015, also im dritten Jahr, den Break-Even schaffen zu wollen halte ich für ein angemessenes Ziel, das ist ja auch bei anderen Unternehmungen nicht unüblich.
Aber um gegen tri2b.com, tri-mag.de & Co. dauerhaft bestehen zu können, muss meiner Meinung nach für die kleineren TriathlonTipps ein klares Alleinstellungsmerkmal her, das deutlich (auch zur Abgrenzung) kommuniziert wird, z.B. Top-Tipps fürs Training, o.ä.
Eine Idee wäre z.B.auch, Meinungen von Teilnehmern zu deren Wettkämpfen zu sammeln und redaktionell aufzubereiten, also so etwas wie ein Readers Digest der Wettkämpfe-Rubrik von triathlon-szene.
Meine 2 Cent …
Hallo Martin,
Triathlon-Tipps.des Alleinstellungsmerkmal ist die konsequente Ausrichtung auf Alles, was den Triathleten besser macht. Im Vordergrund stehen Tipps und Trainingspläne. Produktnews bereite ich verständlich auf, was beim Techtalk der Hersteller oft nicht ganz einfach ist.
Die Bewertung von Wettkämpfen gab es bereits früher, überlasse ich jetzt allerdings Triafreunde.com von Tom, mit dem ich kooperiere. Ich halte mich fern von Szene und News im Sinne von Rennberichterstattung und Profis. Da ist Harald von Tri2b deutlich besser.
Aus meiner Sicht habe ich die konsequente Ausrichtung bereits gefunden. Allerdings gibt es mittlerweile eben sehr viele Seiten in dem Bereich. ich habe es leider verschlafen, meine Seite schon 2003 (damals habe ich gestartet und triblog.de) stärker hochzudrehen.
Viele Grüße
Stephan
Sorry, Stefan, aber Deine Positionierung finde ich immer noch etwas zu breit. Bei Deinem Bruder hat es damals geklappt, weil er einer der Ersten war, aber der Triathlon-Markt ist aus meiner Sicht mittlerweile ziemlich verteilt, so dass man sich spitz positionieren muss, um sich deutlich vom Mitbewerb abgrenzen zu können.
Aber vielleicht sehe ich den Triathlon-Markt auch größer als er tatsächlich ist, so dass eine Nische keine auskömmlichen Erträge generieren würde.
Nochmal sorry, ich meinte „StePHan“!
Hallo Martin, ich verstehe den Sinn nicht ganz: Innerhalb einer relativ kleinen Nische des Ausdauersports, die ich mit einer relativ klaren Ansage bediene (Praxis), sehe ich keinen Sinn, mich weiter einzuschränken. Weder würde das meiner Reichweite gut tun, noch der Ausrichtung der Werbekeywords bei Adsense. Ich richte mich an aktive Triathleten, die sich verbessern wollen und halte mich dabei schon aus Szene-News und Co. heraus. Ich sehe schlicht keinen Vorteil darin, mich jetzt zu beschneiden und am Ende Traffic zu verlieren.
Nicht böse sein ;)
Naja, wenn’s um den potenziellen Traffic geht, wäre Fussball wahrscheinlich das bessere Sport-Thema. :-)
Es ist doch so: Ich mache mich thematisch breit und teile den Kuchen mit vielen anderen, oder ich mache mich „spitz“ und habe den Kuchen – in meiner Nische – für mich allein.
Aber Deine Antwort interpretiere ich so, dass in Deinem Fall ein Teil des großen Kuchens immer noch mehr als der komplette Nischen-Kuchen ist, korrekt?
In der Nische Triathlon habe ich bereits eine Zuspitzung, das ist korrekt. Jedenfalls aus meiner Sicht. Ich bin im Prinzip auf Deiner Seite, ich glaube auch, dass sich Nischen für den Einzelkämpfer besser vermarkten und bedienen lassen. Nehmen wir meine zweite Webseite, dann geht es da in der Nische Schottland bereits um die Nische Highlands.
Ulkigerweise gibt es wiederum Menschen, die mir raten, ich müsse mich breiter aufstellen :)
Am Ende muss ich auch bei dem bleiben, was ich kann und wofür ich einstehe.
Ja, die Diskussion, ob man sich spitz oder breit aufstellt, hatte ich bislang in jeder Firma, und ich war – Überraschung! – immer für „spitz“.
Aber das Schöne als Selbstständiger ist in der Tat, dass man es ganz allein entscheiden darf, und das hast Du in Deinem letzten Satz sehr schön klar gemacht.
Nun, SO war das nun nicht gemeint. Ich wollte eigentlich damit sagen, dass ich ja auch bei dem bleiben muss, was ich kann und was mich interessiert. Es sollte nicht unhöflich sein.
Wünsche dir auch weiterhin viel Erfolg. Denke von deinem Chefredakteur Gehalt bist du vermutlich noch etwas entfernt, aber dafür kannst du ja auch deine Arbeit jetzt mehr oder weniger selber einteilen.
Bin froh, dass es immer mehr selbständige Journalisten gibt, die sich im Internet betätigen, so dass man auch mal was abseits vom Springer Verlag & Co etwas lesen kann.
Viel Erfolg noch für 2014 :-)
Hallo Stefan,
vielen Dank für die Einblicke. Ich verfolge Deinen Blog schon recht lange und daher ist es immer wieder interessant zu sehen, wie sic ein Blogprojekt entwickelt.
Mach weiter so und viel Glück wünscht
Stefan