Die Marke Journalist: 10 Schritte zur journalistischen Selbstvermarktung
29Soll man als Journalist zur eigenen Marke werden? Ja, sage ich. Denn das hilft beim Leser, bei Auftraggebern und bei der Karriere als Angestellter.
EEs gibt Erkenntnisse im Leben eines Journalisten, die uns tief in unserem Selbstbild treffen. Zum Beispiel, wenn wir jahrelang für ein (Print-)Medium gearbeitet haben und dann plötzlich auf der Straße stehen. Bis dahin waren wir der Mann (oder die Frau) von der FTD/Westfälischen Rundschau/FR/Prinz…Wir waren die Presse. Wir waren begehrt. Wir wurden hofiert, eingeladen. Wir waren wichtig.
Und jetzt? Jetzt ziehen wir eine Nummer im Wartesaal der Arbeitsagentur und müssen um Abfindungen bangen. Die Bühne, auf der wir uns präsentiert haben, gibt es nicht mehr. Und damit gibt es uns auch nicht mehr.
Wir sind unwichtig.
Weil wir keine Marke sind.
Zumindest keine eigene – denn wir lebten bis heute vom Markentransfer unseres Mediums und seiner Reichweite.
Warum?
Viele haben sich darauf konzentriert, ein gutes Blatt zu machen – und nicht darauf, sich einen Namen als Edelfeder/Kolumnist zu machen. Sie tun alles für unser Blatt, aber nichts für sich selbst, veröffentlichen nur selten etwas mit eigener Autorenzeile. Auch wenn das ehrbar ist:
Diese Journalisten sind kaum sichtbar.
Nun müssen sie vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben einen Lebenslauf schreiben, für sich selbst werben und sich in Bewerbungsgesprächen beweisen. Ich habe das so erlebt. Viele Kollegen erleben das gerade jetzt in diesem Moment. Ist man sichtbar, werden potentielle neue Arbeitgeber oder Auftraggeber viel schneller aufmerksam.
Genau deshalb sollte jeder Journalist, egal ob fest angestellt oder frei, alles daran setzen, im Internet zu einer Marke zu werden.
Denn das kann uns keiner nehmen. Das hat nur wenig mit Geltungssucht und Selbstverliebtheit zu tun, wie oft kritisiert wird. Es sind handfeste ökonomische Gründe: Als Medienmacher müssen wir die Macht der (neuen) Medien nutzen, um uns bestmöglich zu präsentieren – eben selbst zu vermarkten. Und zwar unabhängig davon, ob wir für Print, TV, Radio oder im Internet tätig sind
Wer mich jetzt noch fragt, warum, dem nenne ich eine Zahl:
77.987
Das ist die Anzahl der Twitter-Follower, die Jim Roberts in dem Moment hat, in dem ich diesen Beitrag schreibe. Jim Roberts ist eine Marke. Er hat Jahrzehnte für die New York Times gearbeitet, er twitterte unter @nytjim und hat dort seine Follower gesammelt. Nun verlässt er die NYT und hat seinen Account am 30.1. auf @nycjim geändert – aber seine „Anhängerschaft“ behalten. (Anmerkung: In der 1. Version des Artikels hatte ich diese Tatsache so noch nicht aufgenommen und die Twitter-Namen verwechselt – Danke an Heike Rost, die mich über Google+ darauf aufmerksam machte).
Ich bin überzeugt, dass allein dies dafür sorgen wird, dass Jim Roberts sich niemals Sorgen um die Monetarisierung irgendwelcher Projekte machen muss.
Noch ein paar Zahlen (Stand Januar 2013):
- 133.370. Die Twitter-Follower von Sascha Lobo, der perfekten Netz-Marke.
- 23.259. Die Twitter-Follower von Richard Gutjahr, dem bloggenden Journalisten.
- 27.574. Die Twitter-Follower von Thomas Knüwer, dem Macher von Indiskretionehrensache.
- 101.689. Die Twitter-Follower von Markus Beckedahl, Blogger auf http://netzpolitik.org ,
- 9.133. Die Twitter-Follower von Carta.info
Diese Zahlen sind Ausdruck dafür, dass es diesen Menschen/Bloggern/Journalisten/Blogs gelungen ist, eine Marke im Internet aufzubauen – und darüber hinaus.
Und das ist wichtig: Denn stimmt die Marke, ist auch die Selbstvermarktung kein Problem – und dann werden die Pennies nicht sehr lange lausig bleiben.
Für den Wert einer solchen „sozialen Marke“ gibt es sogar schon ein Messinstrument, den so genannten Klout Score.
Der Markenaufbau für Journalisten
Doch wie funktioniert nun dieser Markenaufbau für einen Journalisten?
Mit der richtigen Strategie. Ich habe sie hier Schritt für Schritt aufgeschrieben. So wie ich sie selbst konsequent verfolge, seitdem ich dieses Blog im Dezember 2012 gestartet habe:
1. Profile einrichten
Der Klassiker und ein Muss für jeden Journalisten – das Mindeste, was Ihr machen sollt.
Tragt Euch in allen verfügbaren Branchen-Profilen und Netzwerken ein – also zum Beispiel die Kress-Köpfe und auf alle Fälle Xing. Bei Xing reicht auch im ersten Schritt ein kostenloses Profil. Nicht schlecht, gerade bei internationaler Tätigkeit, ist auch ein LinkedIn-Profil.
Gut ist auch ein Profil beim ambitionierten Journalisten-Portfolio torial (Disclaimer: Anzeigenkunde bei uns).
Richtet auch unbedingt ein (privates) Facebook- und Google+Profil ein und fügt alle Informationen ein, die für Eure berufliche Darstellung interessant sind: Ausbildung. Arbeitgeber, Veröffentlichungen, Auszeichnungen, Mitgliedschaften…
Und verlinkt diese Profile untereinander, Google liebt das.
Ganz großartig finde ich auch den Service von Vizify – allerdings braucht Ihr da bereits eine Social Media Präsenz bei Facebook, Twitter & Co.
Und dann:
Vernetzt Euch mit allem und jedem – nur nicht mit Spinnern, Trollen und Spammern.
Denkt bei allem daran: Diese Netzwerke haben eine so hohe Sichtbarkeit in Google, dass Ihr durch sie immer gefunden werdet!
2. Eine Plattform schaffen
Im Moment könnt Ihr zwar munter interessante Links teilen und Beiträge auf Webseiten/Blogs kommentieren – aber selbst werdet Ihr nur wirklich sichtbar werden, wenn Ihr Euch eine eigene Plattform schafft. Ich meine eine Webseite, auf der Ihr publizieren könnt.
Nennen wir sie mal ein Blog.
Die beste Lösung, die ich dafür kenne, ist WordPress. Eine kostenlose Blog-Software, die kinderleicht zu bedienen ist und ständig weiter entwickelt wird.
Nehmt auf keinen Fall die allereinfachste Variante, bei der Ihr über ein Webinterface auf WordPress.com eine Seite nach dem Muster WordPress.com/MeinName erstellt wird.
Ihr solltet von Anfang an ein „self hosted“ Blog haben. Das heißt, Ihr mietet Euch bei einem Provider wie Strato oder 1und1 einen Webspace und parkt die Seite dort – die Investition von einigen wenigen Euro im Monat sollte es Euch Wert sein.
Wir werden sicher bald in einem der nächsten Praxis-Beiträge auf LousyPennies Schritt für Schritt erklären, wie man ein WordPress Blog einrichtet und aufhübscht.
Das Wichtigste bei einem self hosted Blog ist aber die Domain – die Adresse, unter der Ihr im Netz erreichbar sein wollt. Sie muss entweder für Eurer Thema (siehe Punkt 3) stehen oder Euren Namen wiedergeben. Ich habe mich nicht für Lohmeyer.biz, sondern für LousyPennies.de entschieden – weil es zu 100 Prozent für den Inhalt dieses Blogs steht.
3. Wählt ein spitzes Thema
Wenn Ihr Eurer Blog als buntes Sammelsurium Eurer Werke aufziehen wollt, ist das in Ordnung als „Showcase“ voller Arbeitsproben.
Besser ist es aber, Ihr schreibt ein spitzes Blog.
Also zu einem bestimmten Themenfeld, von dem Ihr glaubt, dass es genügend Menschen interessieren könnte. Wählt aber auf keinen Fall ein Thema, bei dem Ihr Euch zu jedem Beitrag zwingen müsst. Wählt ein Thema, dass Euch emotional berührt, in dem Ihr Kompetenz aufgebaut habt, indem Ihr glaubt, den Menschen etwas sagen zu können.
Das kann ein Blog über Bio-Nahrung sein, Politik, Sport, Technologie, Netzpolitik – oder Lousy Pennies…
Dieser Inhalt ist das Wichtigste überhaupt – alles andere ist Spielerei. Hier zeigt Ihr Eure journalistische Kompetenz und gewinnt treue Leser!
4. Erstellt ein Impressum
Als Medienmenschen wisst Ihr, dass ein Impressum unerlässlich ist. Ich empfehle den kostenlosen Impressum-Generator von E-Recht24.
5. Schreibt die ersten Beiträge
Wart Ihr schonmal auf einer Seite ohne nennenswerte Inhalte? Genau, Ihr wart schnell wieder weg. Also schafft unbedingt erst einmal ein bisschen „Content“ auf der Seite, der für Eure Inhalte steht. Wenn jemand diese Seite besucht, muss er danach sagen: „Hier will ich wieder vorbei kommen.“
6. Nutzt die sozialen Netze
Jetzt ist es an der Zeit für Twitter und Facebook – die beiden großen Traffic- und Awareness-Lieferanten.
Wer noch keinen Twitter-Account hat, sollte ihn spätestens jetzt eröffnen, das ist kostenlos und in wenigen Minuten passiert. Wählt dabei am besten einen Namen, der dem Eurer Seite/Eures Blogs entspricht, also etwa @LousyPennies bei diesem Blog. Ihr könnt das Aussehen Eurer Twitter-Seite farblich oder mit Bildern gestalten. Am wichtigsten ist aber ein Profilfoto von Euch und ein kurzer Satz, der beschreibt, wer Ihr seid und was Ihr macht – und auf Eure Homepage verlinkt.
Dann twittert Ihr einfach mal drauf los. Natürlich relevante Inhalte und Links aus Eurem Bereich. Versucht eventuell schonmal durch den persönlichen Bekanntenkreis ein paar Follower aufzubauen.
Und erst dann, wirklich erst dann, fangt Ihr an, anderen Meinungsbildnern zu folgen. Denn sobald Ihr jemandem folgt, wird er eine Benachrichtigung darüber erhalten – und im Idealfall wissen wollen, wer ihm da folgt. Ist diese Person (also Ihr) eine interessante Person mit interessanten Inhalten, wird er sicher ebenfalls auf folgen klicken.
Und ja: Es ist extremst wichtig, gute Follower zu haben. Also echte Meinungsbildner, die durch einen Retweet von Euren Beiträgen einen enormen Besucherstrom auf Eure Seiten lenken können.
Einen kleinen Guide zum Twittern für Journalisten habe ich hier geschrieben.
Wer sich nicht mit Gott und der Welt mit seinem privaten Facebook-Account befreunden möchte, der macht eine Facebook-Seite (auch Fanseite) genannt. Die ist kostenlos und in wenigen Minuten erstellt. Auch hier gilt: Erstmal Inhalte produzieren, die Ihr auch teilen könnt. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass man plötzlich „Fans“ hat, denn jeder, der hier auf „gefällt mir“ klickt, wird laut Facebook zum Fan.
Wichtig: Integriert hier in den Info-Tab unbedingt einen Link zu Eurem Impressum! (Abmahnungen drohen)
Auch zum Thema Facebook-Fanseiten werden wir hier sicher bald noch mehr schreiben.
Natürlich solltet Ihr auf Eurer Seite prominent die Möglichkeit bieten, Euch auf Facebook und Twitter zu folgen. Falls Ihr noch nicht zum Kreis der LousyPennies-Follower gehört, könnt Ihr das übrigens hier und hier nachholen.
Ach ja, vergesst beim Teilen auch Google+ nicht!
7. Nehmt an Debatten teil
Nun solltet Ihr in Eurem Feld aktiv werden und dabei alle für Euch interessanten Webseiten, Foren, Facebook-Seiten, Twitterer etc. im Auge behalten – und an der Debatte teilnehmen.
Ein interessanter Autor twittert einen Link zu seinem Artikel? Retweeten, hinsurfen und – schlau – kommentieren und auf Facebook teilen. Ihr entdeckt einen relevanten Artikel in in- und ausländischen Medien? Kommentiert twittern und auf Facebook und Google+ teilen.
Jemand postet etwas, das nicht Eurer Meinung entspricht? Gegenhalten. Gerne auch mit einem eigenen Beitrag auf Eurer Seite, den Ihr dann mit einem entsprechenden Hashtag auf Twitter postet.
Zeigt dabei Eure Kompetenz. Seid hart in der Sache, aber niemals verletzend. Denkt immer daran, dass die ganze Welt zusieht – und jedes einzelne Wort von der ganzen Welt gelesen werden kann.
Als Journalist sollte Euch dabei auch bewusst sein, wie schnell es zu einer Gegendarstellung oder Abmahnung kommen kann. Anders als ein so genannter Shitstorm tut das nicht nur weh, sondern kann auch richtig teuer werden.
8. Setzt Euch ein Zeitlimit
Der wohl wichtigste Tipp. Im Internet und den sozialen Netzen kann man sich ganz schön selbst verlieren. Vielleicht macht Ihr es wie Doreen Brumme, die sich jeden Tag eine Stunde Zeit für Social-Media-Aktivitäten setzt. Ihr wollte ja schließlich auch noch etwas Geld verdienen.
9. Kontrolliert Euren Erfolg
Ich habe in meinem Leben Tausende Artikel geschrieben oder bearbeitet. Ich habe aber nicht die geringste Ahnung, wie viele davon tatsächlich gelesen wurden – und bei den allerwenigsten habe ich eine echte Reaktion erhalten.
Im Internet ist das anders. Mithilfe von Analyse-Tools wie Google Analytics weiß ich exakt, wie viele Menschen meine Seite besuchen und welche Artikel sie wie lange betrachten. Ich weiß, wer oder was sie auf meine Seite gebracht hat (Google, Facebook, Twitter, andere Webseiten). Ich erhalte Zustimmung in Form von Twitter-Followern und Facebook-Fans – und in den Kommentaren auf dieser Webseite.
Alles wichtige Zahlen, die mir zeigen, ob ich meinem hier formulierten Ziel näher komme, mich selbst, mein Wissen und meine Fähigkeiten besser als in den vergangenen Jahrzehnten zu präsentieren, näher gekommen bin.
Mit noch nicht mal 250 Twitter-Followern und rund 140 Facebook-Fans seit meinem Start im Dezember 2012 ist noch viel Luft nach oben – wenn Euch dieser Artikel gefallen hat, freue ich mich also über Eure Klicks auf meinen Twitter-Account und meine Facebook-Seite. (Anmerkung: Dieser Artikel wurde Anfang 2013 geschrieben – inzwischen haben wir deutlich mehr Follower.)
Die noch viel zu dürftigen Zahlen mal beiseite gelegt: Der Zuspruch – und Widerspruch – den ich und mein Co-Blogger Stephan Goldmann in den vergangenen Wochen erhalten haben, ist enorm. Unsere Sichtbarkeit in der speziellen Zielgruppe „Medienmacher und Journalisten“ ist für mich fühl- und messbar gestiegen.
Und alles, weil wir konsequent die hier dargestellte Strategie verfolgt haben.
10. Seid nicht zu verbissen
Macht Euch auf keinen Fall verrückt und übertreibt es nicht. Diese Strategie verfolgen wir nicht mit eiserner Disziplin, sondern mit ganz viel Herzblut, Engagement und vor allem Spaß am Journalismus und den vielen Möglichkeiten, die das Web uns bietet.
Diesen Spaß wünsche ich allen, die sich durch diesen Beitrag inspiriert fühlen, etwas ähnliches in Ihrem Bereich zu verfolgen.
Und da wären wir wieder bei den Lousy Pennies, die meiner Meinung sowohl On- als auch Offline viel leichter zu erwirtschaften sind, wenn man sich als journalistische Marke im Internet positioniert hat. Karsten Lohmeyer
Die Inhalte dieses Artikel gibt es jetzt auch als Infografik.
Links, die mich inspiriert haben (Recherchequellen):
Andy Bull: „Masterclass 55: How to build your personal brand“ Das englischsprachige Vorbild für diesen Artikel, eine wunderbare Schritt-für-Schritt-Anleitung. Danke für den Tipp mit Vizify!
Tobias Gillen: Journalisten: Selbstdarsteller, die Der Artikel, der mich als allererster zu diesem Beitrag inspiriert hat – und, den Tobias Gillen zuvor auch auf seiner eigenen Seite veröffentlicht hat (also hier klicken, für den Traffic zu seiner Seite).
[…] längst vorbei. Journalisten und vor allem die, die jetzt nachstreben sollten bestreben sich selbst zur Marke zu machen. Das klingt in vielen Ohren nach abschätziger Verkaufe – ist es aber nicht. Wer sich gut im […]
Nummer 6 hat schon mal funktioniert.
Spricht eindeutig für die Reichweite der sozialen Netzwerke, wenn man über fünf-sechs Ecken letztendlich doch hier landet …
Extrem relevantes Thema: Aber daas Thema Marke ist ja nicht nur interessant, wenn man leider arbeitslos wird, sondern um seinen Marktwert insgesamt zu steigern: Bessere Gehälter, mehr Aufträge, Vorträge, Moderationen, Verkauf von Büchern, Aufbau eigener Existenzen etc. Lobo, Knüwer, Gutjahr, Andrew Sullivan nicht zu vergessen machen das ja vor. Siehe meinen Blogbeitrag von gestern http://www.mediadraufblick.de
Punkt 8 scheint mir am wichtigsten zu sein. Anfangs probiert man noch alles Mögliche aus, was extrem viel Zeit schluckt. Ich gebe mir jetzt noch 4 Wochen, um alle für mich relevanten Social Media Kanäle zu testen. Wenn ich dann den Dreh raushabe, werde ich mich gern an den Tipp mit der 1 Stunde pro Tag erinnern!
Danke für den Link zu Andy Bull. Da steht wirklich viel Nützliches drin. Es gibt aber noch einen anderen Weg: Anstatt mich weiter mit inkompetenten oder schlecht zahlenden Arbeit-gebern herumzuschlagen, habe ich einfach die Seite gewechselt und selbst ein Magazin aufgebaut, das von Autoren mit Content bestückt wird. Ich selbst schreibe auf http://www.fotoreise.biz nur ab und zu, meine Zeit investiere ich in den Aufbau der Marke.
Lieber Markus, ich bin ja immer an guten Beispielen interessiert. Vielleicht hast Du Lust, einen Gastbeitrag über Deine Erfahrungen und vor allem Deinen Monetarisierungs-Ansatz zu schreiben. Oder wir machen ein kleines Interview. Dieses Angebot gilt natürlich für alle, die etwas zu dem spannenden Thema zu berichten haben.
Hallo Karsten, kann ich gerne machen. Kontaktiere mich einfach über Xing.
[…] den man betreiben müsste, überschaubar, wenn man weiß, worauf man sich konzentrieren sollte. Bei Lousy Pennies gab es jüngst einen wunderbaren Artikel dazu, der Journalisten in zehn Schritten aufzeigt, wie man sich zur Marke aufbauen kann. Warum nimmt […]
Volltreffer, Karsten! Solche handlungsorientierten Artikel werden zu Recht viel gesharet. Ist bestimmt schon bei Rivva oder 10000Flies gerankt. Nur ein paar Anmerkungen: 1. Facebook – als Alternative zur eigenen Fanpage finde ich die „Abonnieren“-Funktion für eigene, öffentlich / beruflich relevante Statusmeldungen gut. Die Hemmschwelle eine Fanpage für sich selbst zu machen ist – trotz Ego-Branding-Wunsch – bei vielen Journalisten hoch. 2. Vizify: Solche Datenvisualisierungen finde ich spontan immer cool. Aber dann verklickert sich der interessierte User schnell darin. Ging mir jedenfalls bei Vizify so. Finde About.me als Visitenkarte & Kanäle-Aggretor übersichtlicher. Ist natürlich Geschmacksache. 3.Klout: Ok, Man muss sich nicht sklavisch am eigenen Klout-Score festhalten. Sollten Journalisten zur Messbarkeit der socialmedialen Durchschlagskraft & Vernetzung aber auch nicht ignorieren.
Hallo Frank, vielen Dank für den tollen Input. Zum Thema Facebook noch ganz kurz: Eine Fanseite ist für mich vor allem dann interessant, wenn Du tatsächlich ein journalistisches Angebot hast – also z.B. ein Webmagazin. Dann werden die Menschen ja Fan des Angebots und nicht von Dir persönlich – die Abo-Funktion geht bei vielen Nutzern leider unter und auch als Account Inhaber ist es oft schwer, zwischen den verschiedenen Posts zu differenzieren. Ich Schau mir jetzt About.me nochmal genauer an!
[…] Wie Journalisten zur Marke werden […]
Stimmt, sehe ich auch so: Wenn du nicht für dich selbst sondern ein journ. Angebot wie etwa ein Blog wirbst, ist eine Fanpage sinnvoller. Ich like oft Fanpages von Blogs um dann über Facebook-Updates auf dem Laufenden zu sein. Ist dann wie RSS für mich.
Und wie erhält man sich bei soviel Vermarktung und Marktausrichtung eine kritische Distanz? Was ist mit Haltung, mit unpopulären Ergebnissen, unbequemen Wahrheiten, nicht nur schick und hübsch kritisch sind? Wann wird Vernetzung zur Falle, weil sie die eigene Bewegungsfreiheit einschnürt? Welchem Ethos bin ich verpflichtet, wenn ich mich nach aller Marketing-Kunst allein nach dem Markt ausrichte?
Unter Journalist verstehe ich einen idealtypisch möglichst freien Geist, der sich nicht gemein macht mit der Sache, wie es mal so schön hieß.
Die Tipps und Hinweise hier scheinen mir eher für Mietschreiber hilfreich.
Andererseits. Wo ist da der Unterschied.
Lieber Christian, herzlichen Dank für die kritischen Widerworte, davon lebt der Diskurs. Ich glaube aber tatsächlich, dass eine solche Positionierung gerade für kritische Geister enorm wichtig ist, denn Öffentlichkeit und Reichweite schafft auch Relevanz und vor allem (wirtschaftliche und ideelle) Unabhängigkeit. Was nützt z.B. ein Watchblog, das seine Wächterfunktion unter Ausschluss der Öffentlichkeit wahrnimmt? Nimm zum Beispiel das Bildblog, das ja keine Personenmarke ist, aber sich doch selbst zur echten Marke gemacht hat – vor allem durch den Gründer Stefan Niggemeier, heute beim Spiegel. Der war zwar zuvor schon ein bekannter Medienjournalist, hat aber durch das Bildblog erst diesen enormen Relevanz-Schub erlebt.
Ich würde den Meinungsaustausch nicht gleich zum Diskurs erhöhen, dazu fehlt ihm Tiefe und Austausch. Noch dazu gibt es ein Missverständnis: Ich schluder-dachte, es ginge um „Journalisten als Marke“, was notwendigerweise mit dem ganzen am-Markt-ausrichten einhergeht. Der Artikel oben behandelt aber im Kern Vernetzungsempfehlungen, nicht Markenstrategien.
Journalisten als Marke – da ballt sich mir halt die Faust. Weil ich allem, was sich am „Markt“ und damit notwendigerweise an „Masse“ oder „Zielgruppe“ orientiert, misstraue. Weil ich „Relevanz“ für scheinheilig halte, weil sie verschleiert, wer „Relevanz“ eigentlich bestimmt. Klickzahlen sind keine Maßzahl für Relevanz, sondern für Umsatz.
Weil es keine Reichweite und keine „wirtschaftliche Unabhängigkeit“ braucht, um kritisch und mit eigenem Kopf auf die Welt zu blicken und über sie zu berichten. Ganz im Gegenteil: Wer satt und wohl versorgt ist, sorgt sich eher um den möglichen Verlust des Wohlstands, der Bedeutung oder um dessen Erhalt. Ich behaupte: Wer die Anpassungsleistung hin zum Wohlstand hinter sich hat, ist zur kritischen Distanz selten in der Lage.
Und das Bildblog. Nach meiner Wahrnehmung entstand das Bildlbog aus einer Leidenschaft, aus Ärger, aus einem Feuer für die Sache – und nicht als strategische Maßnahme zum Aufbau von Relevanz. Es war „echt“ in seinem Furor und traf einen Geist. Es war kein Geschäftsmodell und es hat sich nicht „gemacht“. Stefan Niggemeier wurde nicht zur Marke sondern ist eine Marke. Er bewahrt sich Unabhängigkeit, drängt sich nicht auf und funkt dazwischen. Ich hatte nie das Gefühl, dies sei Selbstzweck. Und wenn Stefan Niggemeier zur Legende taugt, wie man alles richtig macht: Was ist mit Jens Weinreich, der dem Sport in die dunklen, fauligen Stellen bohrt? Auch gut vernetzt, aber selten wohlgelitten, denn solche Geschichten taugen nicht zur Relevanz, entschuldigung: zur Unterhaltung.
Was ich sagen wollte: Mir wäre wohler, wenn sich Journalisten weniger um ihre Markenbildung kümmern würden/müssten. Sich nicht am Markt ausrichten, sondern an eigenen Werten – und seien sie noch so skurril. Journalisten, die sich immerzu verkaufen, verkaufen sich. Ich dachte, es würde reichen, einfach etwas Substanzielles zu sagen zu haben. Sauber zu recherchieren. Klug abzuwägen. Sicher zu formulieren. Gegenwind auszuhalten. Statt sich marktoptimal zu verdingsen. Wer sich so ausrichtet, macht sich selbst zum Produkt und ist damit Marktteilnehmer in Abhängigkeit. Zweifelsohne: Das kann man desöfteren durchaus ertragen. Aber wem die Brust stolz schwillt, weil er für einen Großverlag oder überregionalen Zeitungstitel arbeitet, der hat eine neurotische Grundstörung. Der Glanz einer eigenen, klaren, auch selbstkritischen Haltung scheint mir da unendlich reizvoller.
Lieber Christian,
eine wunderbare Meinung, wie ich finde. Vielleicht ist „Marke“ tatsächlich ein viel zu enges Wort, für das, was ich meine: Es geht mir gar nicht so sehr um das gewollte „Marke-Sein“, sondern darum, die Möglichkeiten des (sozialen) Netzes so auszunutzen, dass man seiner journalistischen Passion nachgehen kann. Da ist natürlich auch eine gewisse Strategie dabei und viele ökonomische Zwänge, aber vor allem sollte es viel Herzblut sein.
Ich glaube, die beste journalistische „Marke“ ist der Journalist, der für die eigenen Werte eintritt und sie auf allen Ebenen kommuniziert – nur dazu muss er heute auch gekonnt auf der Klaviatur der sozialen Netze spielen, um mit seinem Standpunkt nicht unterzugehen.
Kurzzusammenfassung des Artikels (für eilige Leser, welche die wahrhaft revolutionären Ansätze in diesem Beitrag jedoch nicht missen wollen):
Benutz‘ Facebook, mach ein Blog, spamm es in andere Blogs (aber nicht zu oft!).
Danke für die Anleitung, ich denke dass ich mich damit auf jeden Fall sehr stark aus dem tumben Einheitsbrei abheben kann. Und nur darum gehts ja bei der Markenbildung xD
Christian K. hat’s erkannt. Wer was drauf hat, braucht den ganzen Zinnober nicht. Ich glaube der ist eher wichtig, wenn man irgendwo fest angestellt ist. Twitter und Facebook können einen dann IM Laden selbst populärer und wichtiger werden lassen, indem man penetrant die eigenen Artikel postet. Nach außen hin wirken doch nur solche Leute wie Lobo und Co. Aber selbst bei denen habe ich Zweifel, dass es wirklich funktioniert.
Du solltest dich mal als Dozent an der Burda Journalistenschule bewerben. Dein Text klingt wie eine Zusammenfassung der Dinge, die man da so beigebracht bekommt ;-). Toller Artkel!
[…] zu deiner eigenen Marke, denn nur so kannst du überleben. Wie das gehen soll, stand auf dem Blog Lousy Pennies. Also schmiss ich alle Verfolgungsängste über Board und machte mich ans Netz […]
Bloß kein Blog auf 1und1. Das ist der schlimmste Provider. Ich habe damit nur schlechte Erfahrungen, wie schlechten Support oder sehr langsame Websites. Empfehlenswert ist HostEurope.
Und WordPress.com bietet auch die Registrierung einer eigenen Domain für 17$. Funktioniert Super. Ist vor alle eine sehr gute Alternative für nicht so technisch versierte. Denn es sieht trotzdem professionell aus.
[…] geht mit Hilfe guter, journalistischer Inhalte – und zahlreichen sozialen Werkzeugen, die das Internet zur Verfügung […]
1. Hosting
Ein wordpresssystem kann man bei 1 und 1 zum Laufen bringen. Aber man braucht erweiterte Kenntnisse im PC Bereich und einige zusätzliche Ideen und Software und Geduld bis das läuft.
Desweiteren braucht man einen Plan für die benötigten Plugins. Einige Plugins und Templates kosten auch Geld. Grobe Schätzung: bis zu 200 EURO für Software und für einen Dienstleister ab 100 EURO aufwärts.
Geht das auch einfacher ?
Ja, für einen Themenblog einen neuen Blog bei google eröffnen. Ein generischer Name ist keine schlechte Idee und das Einstellen von Optionen für Suchmaschinen auch nicht.
Dann eine Domain bei einem beliebigen Provider anmelden und auf diesen Blog umleiten.
Für den Anfang reicht das.
2. Content verteilen
Es gibt diverse Artikelportale auf denen man schreiben kann. Manchmal gibt es Anteile an den Werbeeinkünften, manchmal gibt es nur, frei verfügbare, Links. Schnelle Verlinkung ist wichtig sonst finden die Suchmaschinen den Inhalt nicht.
3. Geld
3000 bis 4000 EURO im Monat ??
Der einzige der solche hohe Einnahme aus Bloggerei veröffentlicht ist Peer Wandiger.
Der wiederum ist kein Journalist sondern Dienstleister der auch noch andere Aufträge abarbeitet.
Natürlich hast Du in der Summe recht aber Mann bedenke das ein freiwillig Pflichtversicherter in Deutschland dann ca. 1100 EURO monatlich an Abgaben und Steuervorauszahlung zu leisten hat. Zwischen 150 und 200 EURO am Tag Umsatz hätten viele Selbstständige gerne.
Das ist kein Pappenstiel.
4. Hat die Bloggerei im Netz Vorteile ?
Ja hat Sie !! Die quasi BrandBildung für Einzelne, wie angesprochen. Ein guter Ruf kann icht schaden und eine, schnell aktivierbare, minimale PR-Drohkulisse, im Zweifelsfalle, auch nicht.
Mit einer Vorlaufzeit von mindestes 12 Monate passiert folgendes:
Von einem Verlag gibt es für einen Artikel einmal relativ viel Geld.
Aus einem Blogbeitrag kann wenig Geld auf einmal fließen aber das kommt dann jeden Monat aus mindestes zwei Quellen. Ein Artikel schiebt dem anderen die Besucher per Link zu.
d.h. ein tragfähiges Geschäft kommt aus Masse x „guter Name“ + tägliches Marketing.
5. Face … Who to fuck … ???
Bevor man dort einen schwer zu löschenden Account aufmacht: Bitte lesen Sie was Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner so schimpft und was diverse Datenschutzbeauftragte dazu zu sagen haben. Dann lesen Sie mal wer an der StartUp Finanzierung beteiligt war.
Dann denken Sie kurz darüber nach was die Burschen dort wirklich treiben und dann entscheiden Sie selbst als freier Bürger der Bundesrepublik Deutschland ob Sie dabei mit machen wollen !
PS. Ich bin u.a. Industriekaufmann und lerne das Schreiben von „scharfen Texten“ gerade von der „anderen Seite“.
Das Letzte:
Müssen Journalisten jetzt Angst haben ??
Ääämh … Unsereiner weiß wie Hosting geht und wie Werbung funktioniert …
und ich sitze seit ca. 1991 hinter dem Computer
Enjoy ***
[…] Dafür müssten Journalisten jedoch aus dem Schatten der Verlage heraustreten und sich im Internet mit ihren Inhalten selbst zur Marke machen. Warum das dank der direkten Kommunikation über Twitter, Blogs und soziale Netzwerke möglich ist, darüber berichtet auch der Journalist und Blogger Karsten Lohmeyer. […]
[…] (Wie geht das?), solltest du ihn in Sozialen Netzwerken verbreiten, per Facebook, Twitter und Co. Karsten Lohmeyer hat hier einige gute Tipps parat. Solltest du dich auf bestimmte Themen festgelegt haben, besuche […]
[…] Wie Journalisten zur Marke werden […]
Ein wirklich interessanter Artikel. Ich denke der Ansatz ist gut sich so im Internet zu behaupten und eine Marke zu bilden. „Tue gutes und rede darüber“ – Ein weiser Spruch, der sich auch im Internet-Journalismus übertragen lässt. Schreibe gutes und streue es im Netz
[…] LousyPennies.de: Die Marke Journalist: 10 Schritte zur journalistischen Selbstvermarktung […]
Wunderschöner Satz: „Seid hart in der Sache, aber niemals verletzend“