Ticula.de: Das neue Magazin-Netzwerk für Journalisten und Autoren
4Dirk Westphal ist wieder da. Der Gründungs-Chefredakteur der deutschen Suite101 startet mit Ticula.de – ein völlig neues Angebot für Autoren und Journalisten, die im Netz Geld verdienen wollen.
Exklusiv ist ja ein von Journalisten häufig strapaziertes Wort. Dennoch benutze ich es heute wieder einmal gerne. Denn ich freue mich, dass wir von LousyPennies.de heute exklusiv über den Start von Ticula.de berichten dürfen. Ticula.de ist insofern spannend, weil es zeigt, dass es durchaus noch andere Modelle gibt, als die Gratis-Blogparade Huffington Post. Ticula.de ist nämlich eine Plattform, auf der Teams aus Journalisten ihr eigenes Magazin betreiben können – und dafür von Anfang an Geld sehen.
Gegründet wurde Ticula.de von Dirk Westphal, der von 2007 bis 2011 Deutschland-Chefredakteur des Autorenportals Suite101 war. Heute startet die Registrierungsphase, bei der sich Autoren-Teams für die Betreuung eines Magazins vormerken können – und Dirk Westphal verrät mir im Interview, wie das nun funktioniert und warum Journalisten sich bei Ticula.de beteiligen sollten.
„So etwas gibt es bisher noch nicht, auch nicht den USA“
Hallo Dirk, was genau ist Ticula.de?
Wir bezeichnen uns als eine Publishing-Plattform, wie es sie bisher nicht gibt. Wir sind ein vertikales Netzwerk aus vielen einzelnen Magazinen mit eigenen Webadressen unter der Obermarke Ticula. Technisch können wir innerhalb von zwei Tagen ein komplettes Magazin an den Start bringen.
Und darauf hat die Journalisten-Welt gewartet?
„Viele sagen, man müsste doch ein eigenes Magazin im Internet gründen. Aber oft bleibt es bei der reinen Fantasie.“Ja, denn ich kenne viele Journalisten, Autoren und Blogger, die schon seit Jahren immer wieder sagen: „Man müsste doch mal zu zweit, zu dritt oder zu viert ein eigenes Magazin im Internet gründen, das ließe sich doch monetarisieren.“Aber oft bleibt es bei der reinen Fantasie. Und auch die Verlage springen viel zu kurz: Die machen dann ein oder zwei Portale – und wenn sie ganz mutig sind, fünf.
Wie viele Portale wollt Ihr machen?
Wir gehen mit 63 Magazinen ab heute in die Vormerkphase, haben aber noch viele weitere in der Hinterhand.
Was heißt Vormerkphase?
Ganz einfach: Aktuell stellen wir die 63 möglichen Magazine vor, zum Beispiel www.ticula-fussball.de und www.ticula-italien. Dort können sich Autoren vormerken. Wir sind schon gespannt, wofür sich die meisten interessieren und wie sich die Nachfrage verteilt.
Die Vormerkphase wird voraussichtlich bis Ende Oktober laufen. Danach wollen wir die Teams zusammenstellen.
Die dann nach dem Vorbild der Huffington Post für lau Inhalte produzieren?
Nein, wir wollen von Anfang an eine Kompensation bieten. Denn wir glauben fest daran, dass Journalisten und Autoren mit ihrer Arbeit Geld verdienen sollen. Aber wir müssen uns auch vergegenwärtigen, dass am Anfang der Inhalt steht.
Potenzielle Ticula-Autoren müssen sich Gedanken machen, wie sie ihr Magazin aufmachen. Sie sollen sich mit ihrer eigentlichen Profession beschäftigen, erstmal träumen und nicht schon wieder den Taschenrechner rausholen. Das Ziel ist doch, gemeinsam ein Magazin zu machen und es erfolgreich zu machen.
Das könnte ich doch auch mit meinem eigenen WordPress-Magazin auch, oder?
„Wir sehen in dem vertikalen Netzwerk eine große Vermarktungschance.“Nun ja, bei einem WordPress-Blog ist und bleibt man meist Einzelkämpfer. Hinter Ticula stecken neuartige redaktionelle Prozesse und Tools, die tatsächlich zielgerichtete Zusammenarbeit innerhalb von Autoren-Teams für ihr Magazin ermöglichen.So etwas gibt es noch nicht, auch nicht den USA. Vor allem aber sehen wir in dem vertikalen Netzwerk eine große Vermarktungschance.
Worin liegt diese Chance?
Aus meiner Erfahrung bei Suite101 und vielen Gesprächen mit Anzeigenkunden weiß ich, dass Nischen-Portale, die sich anders als Superportale mit einem konkreten Thema beschäftigen, sehr interessant für Anzeigenkunden sind.
Wer übernimmt die Vermarktung?
Das machen wir. Die Autoren können sich ganz auf ihre journalistische Arbeit konzentrieren.
Also eine Trennung von Redaktion und Anzeigen, wie sie bei vielen Einmannbetrieben im Netz weggefallen ist?
„Wir haben eine klare Trennung zwischen Anzeigen und Redaktion.“Ja, wir haben eine klare Trennung zwischen Anzeigen und Redaktion. Das ist auch deshalb wichtig, weil wir versuchen wollen, eine gewisse Integrität rüberzubringen.Ihr startet ja von Null. Für die Vermarktung braucht ihr Reichweite. Wie wollt ihr die aufbauen?
Uns ist natürlich klar, dass Reichweite nicht von heute auf morgen kommt und dass wir da ein ziemlich dickes Brett bohren. Wir sind uns aber sicher, dass wir das schaffen. Die vertikalen Magazine bieten viele Möglichkeiten der Leserbindung, des Community-Aufbaus, für Social Media und SEO.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Nach dem Ende der unverbindlichen Vormerkphase am 31. Oktober werden wir uns ansehen, wer sich wofür beworben hat und uns dann mit allen Beteiligten zusammensetzen, um den konkreten Start-Zeitplan festzulegen.
Wer entscheidet über die Vergaben der Magazine und die Zusammensetzung der Redaktionen?
Am Anfang wir. Dabei werden wir ziemlich streng sein und im Zweifelsfall den Daumen senken, wenn die Qualität nicht stimmt. Aber in der Phase danach wird maßgeblich das Team entscheiden. Freiheit und Verantwortung für Autoren ist uns sehr wichtig.
Es muss aber auch klar sein, dass es keine Privatveranstaltung ist und wir gewisse Qualitätskriterien haben.
Was ist eigentlich mit dem Urheberrecht der Texte – ganz besonders, wenn sich ein Autor wieder von Ticula verabschiedet?
Da werden wir auch eine gute Lösung finden. Wir werden aber mit Sicherheit unsere Autoren nicht auf immer und ewig ihrer Texte berauben.
Du bist ja gut vernetzt und hast sicher schon mit vielen Autoren gesprochen. Kannst Du schon von Kollegen berichten, die sicher dabei sind?
Ja, natürlich gibt es da Leute. Sogar einige, die da ziemlich ungeduldig darauf warten. Aber Namen möchte ich noch keine nennen.
Welche Themenbereiche werden wohl besonders begehrt sein?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen, ich bin aber schon sehr gespannt. Natürlich haben wir auch viele Mainstream-Themen, bei denen aber auch der Wettbewerb mit anderen, bestehenden Angeboten groß ist.
Doch gerade bei den Nischen wie etwa Kampfsport oder Energie bin ich schon sehr neugierig, wie sich das in den nächsten drei Wochen entwickeln wird.
Euer Modell ist ja ziemlich konträr zu dem der Huffington Post. Würdest Du trotzdem Deinen Autoren empfehlen, zusätzlich für die Huffington Post zu bloggen, um ihre Reichweite und Bekanntheit zu steigern?
Ich würde zumindest nicht pauschal abraten. Das ist die Krux: Es kommt immer auf die individuelle Situation an. Es gibt keinen klar vorgezeichneten Weg, jeder muss sich allein durch den Dschungel kämpfen. Für den einen oder anderen mag es durchaus sinnvoll sein.
Zum Schluss nochmal eine Frage zum Geld: Wer steckt eigentlich finanziell hinter Ticula.de?
Im Moment haben das ganz allein mein Bruder und ich finanziert. Dabei hat uns geholfen, dass mein Bruder als Programmierer sehr erfahren ist und ich als Journalist. In diesem Projekt steckt wirklich unser ganzes Herzblut.
Lieber Dirk, vielen Dank für das Gespräch.
Interessant wäre, wie man als Autor Geld verdient. Beteiligung an den Werbeeinahmen nehme ich an, oder? Oder werden die Magazine mittels Bezahlschranke zu einem bestimmten Preis an den Mann gebracht?
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