Warum das Leistungsschutzrecht doch ein Erfolg für die Verlage ist
9Das LSR tritt heute in Kraft und die Verlage setzen damit ein Zeichen ihrer politischen Macht. Dass das Gesetz selbst zur Lachnummer wurde, ist dabei völlig egal. Die Verleger können zufrieden sein.
So, da ist es nun passiert. Das Leistungsschutzrecht gilt. Wurde Google-News dadurch zur leeren Nachrichtenwüste? Natürlich nicht. Burda, Springer und Co., sie alle sind auch weiterhin dort vertreten. Generös hatten sie das Recht kurz vor Ablauf der Frist eingeräumt, natürlich unter Vorbehalt und juristischem Blablabla.
Doch Achtung: Man liest viel darüber, dass “Springer einknickt” sei, dass das LSR ein “Schuss ins Knie” wäre. Au contraire, mes chères. Das LSR ist eine lupenreine Erfolgsgeschichte der Verlage.
Der VDZ, Burda, Springer, sie alle hatten doch am Ende gar kein Interesse mehr an einer wirklichen Abschöpfung des Gesetzes in Form von Geld. Dass es zahnlos sein würde, das hatten auch sie verstanden, als der x-te Entwurf zu einem nebulösen Etwas verkommen war.
Warum aber sollte das LSR dann ein Erfolg sein?
… das Leistungsschutzrecht ist eine Duftmarke …Man könnte sagen, das Leistungsschutzrecht ist eine Duftmarke, die die Medienhäuser im Internet gesetzt haben. Die Verlage haben beweisen, dass die Politik nach ihrer Pfeife tanzt. Sie haben demonstriert, dass die Medien das deutsche Internet beherrschen, und dass noch immer sie es sind, die Volkes Meinung bilden und nicht etwa die lustigen Bildchenmacher auf Facebook.Die Alten Medien geben im deutschen Internet die Richtung an – und niemand anderes.
Das widerspiegelt sich auch in der Top-Twenty der deutschen Websites. Zwar führen sie die AGOF für Mai 2013* nicht an (das tut nach wie vor das Dickschiff t-online, das aber längst auch Medienhaus ist), doch dominieren sie diese: Bild.de, Computerbild.de, Welt.de – Springer. Focus.de, Chip.de (Burda). Chefkoch.de (Gruner + Jahr) … dann noch etwas RTL und ProSieben-Beteiligungen dazwischen.
Nicht ein Start-up, nicht eine originelle Idee, nicht eine Erfolgsgeschichte junger Unternehmer findet sich hier.
… Bremsen, Ablenken und Ängstigen … Stattdessen haben sich die Verlage, denen man stets Versagen in Sachen Internet nachsagt, längst dort breit gemacht. Und das haben sie eben auch damit geschafft, dass sie Bremsen, Ablenken und Ängstigen. Das LSR hat all das gleichzeitig gemacht und eine Unsicherheit geschaffen.Die Reaktion Rivvas ist dafür ein Beleg, Die Nachrichtensuche wird künftig viel große Verlage nicht mehr führen. Der Effekt auf Springer und Co. dürfte klein sein. Der auf Rivva dagegen final.
Das LSR ist eine Erfolgsgeschichte, weil es ein Zeichen der Macht der Verlage ist. Ein Zeichen dafür, wer das deutsche Internet beherrscht: Nicht die Piraten, nicht die “Netzgemeinde”, nicht die 76 Prozent der Deutschen, die das Internet nutzen.
Sie alle haben keine Lobby. Springer und Burda haben sie. Und das LSR ist der Beweis.
* mir ist bewusst, dass darin die amerikanischen Firmen nicht gezählt werden, es geht aber ja auch um deutsche Firmen
„Die Alten Medien geben im deutschen Internet die Richtung an – und niemand anderes.“ :-) Stimmt. Solange man wie bei der „AGOF“ nur deutsche Seiten mitzählt. Solange man glaubt, dass es ein „deutsches Internet“ gibt. :-) Erreichen eigentlich die „Top Twenty der deutschen Websites laut AGOF“ insgesamt so viele deutsche Internetnutzer wie allein Youtube? Amazon? Google? Facebook? Übrigens: Wenn ich nur die Websites aus meiner Strasse zähle, gebe ich im Internet die Richtung an. :-)
Siehe meine Fußnote am Ende des Textes. Es geht eben um Firmen aus Deutschland. Nicht um Firmen aus den USA.
PS: Und es geht ja auch um ein deutsches Gesetz dabei.
Autsch. Bei Aussagen wie „Sie haben demonstriert, dass die Medien das deutsche Internet beherrschen, und dass noch immer sie es sind, die Volkes Meinung bilden und nicht etwa die lustigen Bildchenmacher auf Facebook.“ habe ich eigentlich darauf gewartet dass sich das ganze als Ironie herausstellt.
Wie ihr selbst schon sagt, wurde das Ziel der Verlage mit dem LSR nicht erreicht. Wo ist das ganze nun also eine „lupenreine Erfolgsgeschichte der Verlage“? Natürlich gab es viel Wirbel um das Thema, zu Recht. Aber bewirkt hat das ganze nun im Endeffekt rein gar nichts. In welcher Weise hat das ganze nun also bewiesen, „dass die Politik nach ihrer Pfeife tanzt“?
Ich habe dazu auch einen Artikel der Piraten gefunden, die das ganz gut erklären:
http://www.piratenpartei.de/2013/08/01/leistungsschutzrecht-springers-druckmittel-gegenuber-kleinen-digitalen-tritt-in-kraft/
Das ist, was ich mit „Bremsen, Ablenken, Ängstigen“ meinte.
Ich schrieb:
“Sie haben demonstriert, dass die Medien das deutsche Internet beherrschen, und dass noch immer sie es sind, die Volkes Meinung bilden und nicht etwa die lustigen Bildchenmacher auf Facebook.”
Du wartest auf Ironie, aber ich meinte das bitter ernst: Trotzdem sich unheimlich viele Experten dagegen gewandt haben, hat die Lobby der Verleger sich durchsetzen können. Warum? Weil sie (vergleiche Causa Wulff) noch immer die Deutsche Meinung lenken – online wie offline. All die IGELs und Aufklärungskampagnen blieben in der Bubble „Netzgemeinde“ hängen. Themen aus dieser Blase heraus tragen nur die großen Medien. Sie bestimmen, was ein Thema wird. Nicht wir Blogger.
Wenn man es so sehen will, ist die ewige Banken- und Eurorettung auch eine Erfolgsgeschichte.
Auf gewisse Weise … ja. Fragt sich nur wessen?
wo du recht hast, hast du recht. Wenn ich bei der Ranking-Tabelle von AGOF auch keine Aiussagekragz erkennen kann.
Interessanter Gedanke. Aber ich glaube, in der Öffentlichkeit bleibt eher der Eindruck eines „letzten Gefechts“ der Verlage hängen. Wenn diese Lobby das nächste mal etwas braucht, wird aus den Reihen der Politik vor allem Spott und Misstrauen kommen.