Claudia Minke: Online-Journalismus aus Liebe zum Thema
0Als unkritisch und seicht empfand Claudia die meisten Webseiten zu ihrem Lieblingsthema. Darum veröffentlichte die Journalistin kurzerhand selbst ein Elternmagazin nach ihren Vorstellungen.
Auf der Familothek legt sie Wert auf differenzierte und nützliche Beiträge für Eltern, besonders für Mütter. Mit viel Einfühlungsvermögen in ihre Zielgruppe hat sie ihre eigene Onlinestrategie entwickelt. Beim Thema Geld spielt dabei nicht nur die direkte Vermarktung der Webseite eine Rolle. Sie profitiert auch auf andere Weise.
Kennengelernt habe ich Claudia Minke bei der Diskussion “Warum lohnt sich das Bloggen?”. Als Podiumsgast erzählte sie dort ausführlich von ihrem Projekt, der Familothek, und wie sie damit Lousy Pennies – und mehr – verdient. Ich habe Claudia anschließend um ein Interview gebeten.
Hallo, Claudia! Du publizierst ein Online-Elternmagazin namens Familothek. Untertitel: „Das andere Elternmagazin“. Was hat Dir denn an den bisherigen Magazinen nicht gefallen?
Zuerst waren da die eigenen Erfahrungen: Kinder haben, immer neue Fragen, deren Antwort man oder oft eher frau im Netz sucht. Und dann die Antworten: Oft so platt, oft so gut gelaunt, dass man sich hinterher schlechter und weniger informiert fühlte als vorher, Motto: „Machen Sie nur A und B und schon ist alles gut, ist doch ganz einfach, oder?“
Gleichzeitig waren viele Beiträge so unkritisch, stellten niemals Fragen, warum etwas eigentlich schwierig ist. Der Wiedereinstieg in den Job zum Beispiel.
Im Tonfall hat sich da in den letzten zwei Jahren glücklicherweise viel getan, die strahlende Mutter, die auch eine Geburt ganz toll findet – ja finden muss – zum Beispiel, ist nicht mehr das einzige Bild der Öffentlichkeit.
Also hast Du dort eine Lücke gesehen und beschlossen, diese Lücke mit einer eigenen Webseite zu füllen. Wie ging es los?
Learning by doing, viel Internetforen durchforsten und eigene Erfahrungen machen … Eine internetaffine Kollegin und ich haben über das Projekt erst nachgedacht – das war Mitte 2011 – und Anfang 2012 mutig losgelegt. Einen Joomla Blog aufgesetzt, erste Texte eingestellt. Dann kam „learning by doing“, viel Internetforen durchforsten und eigene Erfahrungen machen.Inhalte und Redaktion waren von Anfang an mein Baby, um alles andere kümmere ich mich mittlerweile auch.
Du bist Deine eigene Zielgruppe. Ist das denn gut so?
Ich denke schon. Es macht einfach Spaß, eigene Erfahrungen weiterzugeben, die eigene Meinung öffentlich zu machen und durch Kommentare zu merken – aha, ich bin nicht allein. Sich profunder mit manchen Themen zum Eltern-Sein auseinanderzusetzen, als man es sonst tun würde.
Vorsicht heißt es für mich aber bei Themen, die mich ganz persönlich und sehr emotional berühren – lieber warten, bis die etwas abgekühlt sind, um objektiv zu bleiben. Meinung ist schön, Polemik meist nicht, finde ich.
Erzähl uns etwas mehr über Deine Zielgruppe. Welche Themen interessieren Eltern?
Bei den Themen für die Familothek merke ich sehr konkret, dass Eltern, insbesondere Mütter, keine Zeit haben. Mal ein bisschen hin und her surfen, zwei Stunden auf die Suche nach Interessantem gehen – das schafft meine Zielgruppe schlicht nicht regelmäßig.
Konkrete Tipps und Praktisches werden hingegen sehr gut angenommen. Eltern suchen im Internet Lösungen für konkrete Fragestellungen aus ihrem Alltag. Und das geht von Fragen zur Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten bis zur Ideensuche für den nächsten Kindergeburtstagskuchen oder zu Tipps wie Eltern mit der Facebook-Präsenz ihrer Kinder umgehen können.
Ich weise auch gern auf Interessantes für Eltern im Netz hin, wenn es mich überzeugt. Zum Beispiel eine Online-Datenbank für Kitaplätze oder einen Kleidertauschring im Internet.
Was hast Du bis jetzt über Online-Journalismus gelernt?
Am Anfang dachte ich, ich müsste tagesaktuelle familienpolitische Aussagen, Studienergebnisse undsoweiter sofort online stellen. Dann merkte ich, dass Google mir da einen Strich durch die Rechnung macht. Schließlich sind Tageszeitungen im Google-Ranking generell erst einmal stärker als die Familothek. Das bedeutet, dass die natürlich bei diesen aktuellen Themen ganz vorne sind.
Lieber greife ich zum Beispiel eine Studie grundsätzlicher auf und finde noch praktische und weitere Aspekte dazu.
… die meisten meiner Themen veralten nicht … Positiv ist, dass ein bestimmtes Thema heute jemanden interessiert, der zum Beispiel einen Artikel zur Kindergarteneingewöhnung liest. Im nächsten Jahr ist das Thema „Kindergartenbeginn“ für den nächsten „Jahrgang“ Eltern interessant, in zwei Jahren wieder für andere, dann wieder … die meisten meiner Themen veralten nicht, oder zumindest seeehr langsam.Auf unserer Seite geht es um Lousy-Pennies, um Geldverdienen im Internet mit Journalismus. Wie monetarisierst Du die Familothek?
Der Hauptanteil meines Einkommens verdiene ich als freiberufliche PR-Texterin für Print und Web, oft für die Themen Reise und Familie. Damit ist die Familothek für mich natürlich ein Akquisetool und gleichzeitig eine sehr gute Referenz. So bin ich im Netz immer aktuell und präsent. Das ist super für mich, denn ich kann nun mal nicht ständig persönlich bei abendlichen Netzwerkveranstaltungen vor Ort sein.
Neben dem Eigenmarketing verdiene ich auch durch Familothek selbst Geld. Affiliates sind da die erste Wahl (ein Beispiel hier, Anm. d. Red.). Durch die Partnerschaft mit dem Vermarktungsnetzwerk amicella.de (Amicella ist ein themenbezogenes Vertical Network. Eine Aufzählung solche Partnernetzwerke findet man hier auf LousyPennies.de, Anm. d. Red.) kommen immer wieder verschiedene Anzeigen auf die Seite.
Wo bist Du sonst noch aktiv?
Ich bin bei Facebook und Google Plus aktiv, twittere aktuelle Artikel und habe einen Newsletter (Anmeldung hier möglich, Anm. d. Red.) , aber mal ganz ehrlich: Es ist eine große Herausforderung, alle Kanäle immer aktuell zu bedienen. Da würde ich mich manchmal gern klonen lassen!
Wir haben jedenfalls gerne mit dem Original gesprochen. Herzlichen Dank, Claudia.