Das ultimative Handbuch für Nachrichtenportale: So verlinkt man aus sozialen Netzwerken richtig
In der Woche nach dem ebenso sensationellen wie peinlichen Einknicken der SPD beim Leistungsschutzrecht („Wir wollen es zwar nicht, aber wir sagen mal nichts dagegen, und wenn #ProblemPeer dann Kalif anstelle der Kalifin ist, ändern wir es ab.“), hat dieser Beitrag von Tobias Gillen für mich eine ganz besondere Aktualität. Denn er beschäftigt sich damit, wie man Beiträge aus sozialen Netzen richtig verlinkt. Anlass war dieser Tweet von Tobias:
Wetten laufen: Wann bezeichnet Peer Steinbrück den neuen Papst als „Clown“? #HabemusPapam
— Tobias Gillen (@tobiasgillen) 13. März 2013
Der wurde danach von vielen „offiziellen Vertretern“ der deutschen Verlage genutzt, kopiert und verwurstet – allerdings ohne korrekt auf den Urheber des Tweets hinzuweisen.
Ja, Tweets sind frei verfügbar, Ja der Twitterer freut sich, wenn seine Worte weiter verbreitet werden. Aber sie sind auch sein geistiges Eigentum und unterliegen dem Urheberrecht – wie uns übrigens Medienrechtsanwalt Prof. Dr. Gero Himmelsbach schon am Dienstag auf LousyPennies erklären wird.
Aber Recht hin oder her: Ich halte es nur für fair, wenn die (festangestellten) Kollegen in den Redaktionen kreative Twitterer wie Tobias richtig zitieren und zumindest korrekt auf den Urheber verweisen. Denn wenn es schon keine LousyPennies gibt, dann wenigstens die Ehre. Nach dem Beitrag von Tobias können sie nun nicht mehr behaupten, nicht gewusst zu haben, was sie tun… (Ob die SPD es gewusst hat?)
Flattr richtet sich neu aus
Ach ja, die vielen Ideen, wie man seine LousyPennies im Netz verdienen kann – Flattr ist eine davon. Viele haben den Mikrospendendienst schon für gescheitert erklärt, da er nur in Nischen genutzt wurde und kaum auf größeren Seiten. Doch die Schweden geben nicht auf und haben Flattr neu ausgerichtet. Sie haben den Dienst sozialer gemacht, wie dieser Beitrag von netzwertig.com erklärt. Ab sofort ist es möglich, Flattr-Konten mit sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram zu verbinden. Ich habe das gleich mal ausprobiert – und das bedeutet, dass ich ab sofort Microspenden verteile, wenn ich einen Tweet favorisiere oder mir ein Beitrag auf Facebook gefällt. Ich bin gespannt, ob es Flattr zum Durchbruch verhilft. Es hängt wie immer davon ab, dass sich noch viele weitere Millionen entschließen, mitzumachen.
Wie innovativ Journalismus sein muss
Habt Ihr viel Zeit? Dann lest unbedingt den Beitrag von Stefan Plöchinger, Chefredakteur von SZ.de, über den digitalen Medienwandel. Ihr habt keine Zeit? Dann lest ihn trotzdem! Plöchinger hat den Text als Kapitel für das demnächst erscheinende Buch “Journalismus in der digitalen Moderne” verfasst – und entsprechend lang ist er. Aber er lohnt sich. Denn Plöchinger fasst sehr gut zusammen, worum es gerade geht. In kurzen Worten: Der schwierige Weg zu einem neuen Journalismus, bei dem wir Journalisten uns mit unseren eingefahrenen Strukturen oft nur selbst im Wege stehen. Dabei sagt er viele schlaue und wichtige Dinge, wie zum Beispiel: „Es liegen viele Herausforderungen vor uns, und eine der schwierigeren ist, in der digitalen Welt publizistische Werte gegen jene durchzusetzen, die mit Journalismus nicht Rechtes mehr anzufangen wissen.“
Wenn aus dem Leser der Geldgeber wird
Über Crowdfunding haben wir bei LousyPennies bereits geschrieben. Noch erfolgreicher als Taiwanreporter Klaus Bardenhagen bei Krautreporter war SZ-Mann Dirk von Gehlen, der für sein Buchprojekt „Eine neue Version ist verfügbar“ mehr als 10.000 Euro bei der Crowd einsammeln konnte. Christian Jakubetz hat nun ein Interview mit ihm geführt, das jeder lesen (und im Video ansehen) sollte, der sich für neue Finanzierungsformen des Journalismus interessiert. Gehlen sagt dabei eine Sache, die sich mit dem deckt, was ich so denke: Aktuell scheint Crowdsourcing eher etwas für einzelne Projekte zu sein, also etwa ein Buch oder eine TV-Dokumentation.
A sample assignment for teaching web writing in digital journalism classes
Vor kurzem habe ich auf der Suche nach interessanten Inhalten für ein Web-Projekt den verfügbaren „Content“ (Ein schreckliches Wort für journalistische, mit Herzblut geschriebene Texte!) eines befreundeten Verlages durchgelesen. Mein Fazit: Tolle Texte für Print. Fürs Web kaum zu gebrauchen. Deshalb spricht mir dieser Beitrag des Journalismus-Dozenten Mu Lin von der Georgian Court University so aus dem Herzen. Er beschreibt darin, wie er seinen Studenten eine einfache Aufgabe stellte: Macht aus den im Text verfügbaren (Blog-)Texten echte Web-Texte. Er beschreibt Schritt für Schritt, was dazu nötig ist – und liefert mir damit die Blaupause, wie man aus vorhandenen Print-Texten (und suboptimalen Online-Texten) das Beste herausholt.