Zehn Ausreden, dein Geld nicht im Internet zu verdienen
4Zehn Gründe, dein Geld nicht im Internet zu verdienen, nennt der offensichtlich desillusionierte Blogger Patrick. Für „Mr. Tippscout“ Martin Goldmann sind es nur Ausreden. Eine Replik.
Gastbeitrag von Martin Goldmann
Gerade habe ich http://www.healthyhabits.de/10-gruende-dein-geld-nicht-im-internet-zu-verdienen/ gelesen. Zehn Gründe dagegen, das Geld im Internet zu verdienen. Seit rund 16 Jahren betreiben mein Kompagnon Markus und ich den Tippscout. Und seit rund zwölf Jahren verdienen wir damit Geld. Zunächst wenig, dann ziemlich viel, dann wieder sehr wenig und jetzt ausreichend. So ist das nun mal als Selbständiger. Es geht auf und ab.
Ich möchte hier die zehn von Patrick vorgebrachten Argumente aus meiner Sicht beantworten. Wie seine Sicht ist die meine sicher nicht allgemein gültig. Aber ich mag das so nicht stehen lassen – schon alleine, weil es demotivierend ist.
Und nein, ich gehöre nicht zu denen, die davon leben, anderen zu erzählen, wie man seine Kohle im Netz macht. Ich rede eher selten darüber. (Anmerkung von Karsten: Eine Ausnahme machte Martin hier.)
Argument 1: „Das Internet kennt keinen Feierabend“
Das ist eine Verallgemeinerung, die ich so nicht nachvollziehen kann. Eine Website verträgt es durchaus mal, ein paar Tage alleine zu sein. Zumindest unsere… Das geht bei einem Blog auch so. Es hat etwas damit zu tun, loslassen zu können.
Ich gebe zu, als unsere Seite vor einem Jahr mit ihrer Talfahrt begann, hatte ich nur wenig Feierabend. Aber so geht das nun mal, wenn etwas kaputt ist und man es reparieren muss. Seit einer Weile läuft der Tippscout wieder und ich habe einen regulären Feierabend. (Außer ich bin auf Drehreisen. Da gibt es keinen Feierabend. Aber das ist ein anderes Thema ;) )
Argument 2: „Du rennst Metriken hinterher, die nichts bedeuten“
Zu schauen, was läuft, ist essentiell. Und ja, ich gucke täglich nach den Abrufzahlen und den Werbeeinnahmen. Es ist nun mal Teil meines Geschäftes. Genauso sehe ich zu, dass ich in meinem anderen Job Aufträge und die Bezahlung dafür bekomme.
Argument 3: „Du siehst keine Ergebnisse“
Ich sehe jeden Tag die Ergebnisse meiner Arbeit. Eine selbst programmierte Website, Inhalte, die gut funktionieren. Tipps, die nicht so gut laufen. Und wenn das „Danke“ eines Nutzers kein wunderbares Ergebnis ist, dann weiß ich nicht, welche Ergebnisse noch zählen. Oh, klar, das Ergebnis „Einkommen“. Das sehe ich jeden Monat.
Argument 4: „Es gibt unzählige Ablenkungen“
Ja, das kann ich nachvollziehen. Facebook, E-Mail, das Töchterlein, die Hunde, die Familie, Anrufe, Kunden, Auftraggeber. Es gibt jeden Tag Ablenkungen. Aber die kommen auch dann, wenn ich Film-Treatments, mich auf eine Produktion vorbereite oder irgend etwas anderes erledige. Damit muss man umgehen – egal, ob man eine Website hat oder nicht.
Und wenn ich nicht abgelenkt werden will, sperre ich mich in mein Zimmer ein, mache laut Musik, schließe Facebook und konzentriere mich. Klappt selten, aber klappt.
Argument 5: „Du sitzt den ganzen Tag“
Sorry, dann bekomm’ Deinen Hintern aus dem Sessel. Ich fahre Rad, laufe, bin jeden Tag mit den Hunden unterwegs. Das ist kein „Geld-verdienen-im-Internet“-Problem. Das ist ein „Hintern-hochbekomm“-Problem.
Argument 6: „Niemand versteht, was Du tust“
Dann erkläre es. Meine Familie freut sich übrigens darüber, was ich da tue. Und meine Frau hat mit Tipps zum Pferd eine eigene, gut gehende Seite. Meinen Freunden kann ich ganz einfach zeigen, was ich da mache. Auf dem Smartphone. Show, don’t tell.
Argument 7: „Es gibt keinen Mittelstand“
Puh, was bedeutet Mittelstand in dem Zusammenhang? Ich würde den Tippscout genau da sehen. Zwei Leute machen die Seite, zwei Familien leben davon. Wenn das nicht Mittelstand ist…
Argument 8: „Du bist abhängig von Monopolen“
Stimmt, ich habe schon vor ein paar Jahren bei einem Vortrag auf der Webcific gesagt „Google ist mein Verleger“. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Davor war ich abhängig von zwei, drei Verlagen. Als einer von denen komplett zumachte und die Aufträge bei den anderen wegblieben war ich heilfroh um meine Website, die von Google abhängig ist.
Argument 9: „Die Wertschöpfung ist meist gering“
Welche Werte? Die Zahlen auf dem Konto? Sind nicht mehr so gut wie früher. Aber es reicht zum Leben. (Warum ich dennoch auch etwas anderes mache? Weil ich seit über 20 Jahren selbständig bin und weiß, dass man mehrere Standbeine braucht. Außerdem liebe ich das Filmgeschäft :) )
Argument 10: „Deine Leistung ist vergleichbar“
Hm, noch nie angestellt gearbeitet? Da wird die Leistung laufend gemessen und verglichen. Oder reden wir über die Schule.
Ich verstehe schon: diese Argumente sind aus einer Sicht, die über das selbstbestimmte Publizieren hinaus gehen. Aber ich frage mich: Warum finden die Leute immer so gute Argumente, etwas nicht zu tun. Findet lieber Argumente, etwas zu tun.
-> Martin Goldmann auf Twitter
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Hi Martin,
einige deiner Argumente sind zwar am Thema vorbei und v. a. am Beispiel „Mittelstand“ sehe ich, dass du dich nicht eingehend mit meinem Artikel auseinandergesetzt hast. Aber es ist völlig legitim, alle Seiten zu betrachten. Im Zweifel bin ich auch lieber für machen, als Ausreden zu finden. In dieser Hinsicht „mache“ ich ja auch seit neun Jahren. In dieser Zeit sehe ich eben auch, dass die Erfolgsquote äußerst gering ist und dass Menschen sich oft etwas anderes unter den Jobs vorgestellt hatten.
Viele Grüße,
Patrick
Hi Patrick,
beim „machen“ sind wir beieinander. Beim „auseinander setzen“ eher auseinander. Gut möglich, dass Du etwas anderes meinst, als ich es verstehe. Das ist das Dilemma der menschlichen Kommunikation und hat eher weniger mit „auseinander setzen“ zu tun denn mit persönlichen Denkmustern und mit dem Umfeld, in dem man sich bewegt. „Mittelstand“ ist für mich ein ziemlich klar definierter Begriff. Und ich denke, auch vom Einkommen her liegen wir zwar ein wenig über dem allgemeinen Schnitt aber noch deutlich unter dem, was die großen Websites machen.
Denke, Du hast den Artikel auch eher für eine andere Zielgruppe geschrieben, als für Blogger. Insofern mögen Dir meine Antworten ein wenig phasenverschoben vorkommen :)
Schöne Grüße
Martin
Ich erlaube mir zu „übersetzten, weil ich glaube ihr redet aneinander vorbei. Nehmt es mir nicht übel.
Im übrigen zwei spannende Standpunkte.
Mittelstand – mittelständiges Unternehmen, nicht mittleres Einkommen
Zielgruppe bei Patrik sind auch (oder gerade sogar?) die (Reise)blogger, nicht?
Lg
Hi Steffi,
genau, da ich zurzeit unter Bloggern unterwegs bin, denke ich zu großen Teilen (wenn auch nicht ausschließlich) an Blogger.