Warum ich mir lieber einen Arm abhacken würde, als einen Adblocker zu benutzen
80Der normale Leser weiß es (vielleicht) nicht besser. Wer aber als Journalist und Blogger einen Adblocker benutzt, versündigt sich gegen die eigene Branche.
Neulich an der Deutschen Journalistenschule. Ich frage, wie viele der jungen Kollegen einen Adblocker benutzen. 15 junge Journalisten sind im Raum. 14 Arme gehen hoch – und mein Blutdruck auch. Himmelherrgottnocheinmal, möchte ich schreien. Und reiße mich noch ein bisschen zusammen. Ich atme tief durch und versuche den Nachwuchsjournalisten zu erklären, dass sie gerade unsere Branche töten. Eine Branche, die trotz allerorten hochgezogener Paywalls so abhängig von Werbung ist, wie kaum je zuvor.
Einer Branche, in der Medienunternehmen je nach Zielgruppe bis zu 50 Prozent ihrer Einnahmen verloren gehen, weil die Leser Adblocker einsetzen – also jene bösartige Software, die Werbung einfach ausblendet. Die Software, die einen klaren Deal zwischen Journalisten und Lesern mit unfairen Methoden zunichte macht: den Tausch von teuer produzierten journalistischen Inhalten gegen das bloße Betrachten von Werbung.
Noch nicht mal klicken muss man die Werbung, wenn sie per Tausenderkontaktpreis verkauft wird. Nur ertragen.
Warum der Online-Journalismus kein Geld verdient? Weil fast alle unserer Schüler im Bloggerseminar an der @DJSde Adblocker verwenden…
— Karsten Lohmeyer (@LousyPennies) 26. Februar 2015
Kaum hatte ich meinen persönlichen Ärger aus dem 4. Stock des SZ-Hochhauses vertwittert, kamen die Reaktionen einiger hochgeschätzter Kollegen, die die üblichen Argumente brachten:
@LousyPennies weil die Werbung zu 90% viel zu nervig, unkreativ und „laut“ ist. @DJSde — Johannes Mairhofer (@photonity) 26. Februar 2015
@LousyPennies @DJSde Weil Banner hässlich sind und nerven. Ihr habt doch selbst immer wieder auf alternative Werbemittel hingewiesen. — El Grande (@el_grande) 26. Februar 2015
Ganz ehrlich: Ja, Banner-Werbung im Netz ist nicht immer schön. Aber als Journalist – und nicht als Normalleser, der es nicht besser weiß – Adblocker zu benutzen, ist in meinen Augen eine Versündigung gegen die eigene Branche. Und einfach blöd, rücksichtslos, kurzsichtig und gemein.
Das ist übrigens nicht nur so, weil man damit die Einnahmen von Medien drastisch reduziert, sondern auch, weil man damit je nach genutztem Service womöglich ein sehr fragwürdiges System von regelrechter Schutzgeldzahlung unterstützt, das Blogger Sascha Pallenberg hier beschreibt.
Entscheidend ist für mich aber, dass die Argumente der Werbegegner („Ich würde ja zahlen, wenn ich keine Werbung sehen muss“) nur Augenwischerei sind. Denn nur ein Bruchteil scheint tatsächlich bereit zu sein, zu zahlen. Das zeigen beispielsweise die Erfahrungen des Technikportals Golem, das seit wenigen Monaten mit Golem pur eine werbefreie Bezahl-Variante seiner Seite anbietet: Nicht mal ein Prozent der Nutzer war bereit, mindestens 2,50 Euro im Monat dafür auszugeben.
Also ja, auch wenn wir bei LousyPennies auf alternative Monetarisierungsformen wie Sponsoring setzen, ändert das nichts an meiner Einstellung: Ich würde mir eher einen Arm abhacken, als einen Adblocker zu benutzen. Denn ich weiß, dass das Einkommen von vielen Kollegen, Bloggern und Journalisten, in direkter Folge davon abhängt, dass ich mich von der Werbung berieseln lasse. Und ganz ehrlich: Nach mehr als 20 Jahren im Internet habe ich einen persönlichen Adblocker entwickelt – meinen Kopf. Was meine Geschmacks- und Sehnerven beleidigt, wird einfach ausgeblendet.
@HeikeGallery @stgoldmann @DJSde Konkret: Jeder Journalist, der Adblocker benutzt, gefährdet damit direkt Arbeitsplätze von Kollegen
— Karsten Lohmeyer (@LousyPennies) 26. Februar 2015
Also meine Bitte an alle Kollegen: Schaltet Euren Adblocker aus. Sofort.
@yannicsh @LousyPennies @stgoldmann Arm abhacken leicht gemacht: http://t.co/N9IoRgGjkc Vielleicht auch werbefinanziert danach… — Johannes Kirchmeier (@jokirchmeier) 4. März 2015
P.S. Einen sehr fundierten Artikel zu Adblock Plus, den anstehenden Gerichtsverfahren und möglichen rechtlichen Folgen lest Ihr drüben bei Telemedicus.
Und lest bitte auch Tobias Gillens differenzierte Erwiderung auf meinen Artikel: Warum ich einen Adblocker nutze – eigentlich aber doch nicht.
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Himmelherrgottnocheinmal! Das musste genauso mal gesagt werden.
Ich finde ja ganz viele Beiträge hier richtig – den hier allerdings nicht, und zwar gleich aus vielerlei Gründen:
„Ja, Banner-Werbung im Netz ist nicht immer schön.“
Falsch, Banner Werbung im Netz ist NIE schön. Sie nervt, versucht mir Geld aus der Tasche zu ziehen für Dinge die ich nicht brauche, und (am allerschlimmsten) sie zerhackt ein sorgfältig aufgebautes Layout einer Seite. Sie hält ausserdem Menschen davon ab die Inhalte auf meiner Seite zu lesen.
„als Normalleser, der es nicht besser weiß“ … ähem, das klingt ein klitzekleines bisschen überheblich. Ich bin *nicht* Journalist, aber mir ist trotzdem klar dass der Einsatz eines Adblockers für die von den Werbeeinnahmen Lebenden eher kontraproduktiv ist. Und ich behaupte mal kackfrech dass das auch für die allermeisten anderen „Normalos“ gilt.
“Ich würde ja zahlen, wenn ich keine Werbung sehen muss” – das ist immer auch eine Frage des Preises. 2,50 frür Golem? Das wären dann (gemessen an der Leseintensität) mind. 10 Euro für den Spiegel, plus 5 Euro für heise, plus 1 Euro für Lousypennies, plus vermutlich 20 Euro für facebook, plus 10 Euro für diverse Blogs, plus … usw.
Stimmt, das zahle ich *nicht*. Viele dieser Medien würde ich in dem Fall schlicht gar nicht lesen, einfach weil es mir *das* nicht Wert wäre. Aus genau dem Grund habe ich z.B. auch kein „sky“.
Zur Zeit gibt es halt noch keine gute Möglichkeit für Inhalte im Netz so zu zahlen dass man a) nicht arm dabei wird und b) nicht bei jedem dritten Klick neu zur Kasse gebeten wird. Vielleicht sollte man mal über so eine Art Gema für Internet-Inhalteanbieter nachdenken – Zurt Zeit zahle ich eine Rundfunkgebür (oder wie immer das gerade heisst) – von mir aus könnte man gerne einen guten Happen davon an Internet-Anbieter verteilen. Jaja, haut mich ruhig :)
“ habe ich einen persönlichen Adblocker entwickelt – meinen Kopf“ … oiweh, wenn DAS die Werbewirtschaft hört. Ich vermute ja dass die auf Dauer nur für solche Werbung bezahlen werden die auch bei den Lesern „ankommt“ (und sich also in entsprechenden Verkaufszahlen bemerkbar macht). Wenn Du das jetzt alles rausfilterst ist der Effekt mittelfristig der gleiche.
„ein sehr fragwürdiges System von regelrechter Schutzgeldzahlung unterstützt“ … jou, deshalb nimmt man ja auch einen *richtigen* Adblocker, und nicht dieses dubiose Teil das einen Teil der Werbung gegen Geld dann doch durchlässt. DAS ist nämlich dann WIRKLICH asozial.
Abschliessend: Ich fürchte es wird die Werbetreibenden angesichts von Millionen Internet-Usern nicht wirklich beeindrucken ob ein paar hundert oder von mir aus tausend Journalisten jetzt mit oder ohne Adblocker im Netz surfen. Es scheint die auch nicht zu jucken dass ich reglemässig gefühlte 5 kg Zeitungsbeilagen ungelesen im Papierkorb entsorge – und genau *nichts* anderes mache ich mit dem Adblocker auch.
Hallo lieber Hauke,
herzlichen Dank für deinen umfangreichen Kommentar – und ja, ich weiß, das Thema polarisiert. Und das soll es auch. Vielleicht noch ein paar Anmerkungen:
„Banner Werbung im Netz ist NIE schön.“ Also ab und zu (eher selten) finde ich Werbung im Netz, die dem entspricht, was man aus klassischen Magazin-Anzeigen der Print-Welt kennt. Und die Argumentation „Sie hält ausserdem Menschen davon ab die Inhalte auf meiner Seite zu lesen“ hab ich in der Print-Welt noch nie gehört. Dort gibt es übrigens auch riesige Unterschiede zwischen den Image-Anzeigen der Mode- und Auto-Industrie und den Kraut-undRüben-Anzeigen von Hardware-Händlern, wie man sie in Computerzeitschriften findet/gefunden hat.
„Zur Zeit gibt es halt noch keine gute Möglichkeit für Inhalte im Netz so zu zahlen“ Ja, zumindest keine, die sich bisher durchgesetzt hat – zu viele Anbieter setzen auf eigene Systeme. Aber so etwas wie das von uns eingesetzte LaterPay ist für mich der richtige Weg.
Zum Thema „rausfiltern“: Ich sehe die Werbung dennoch, also gibt es zumindest den Image-Effekte – und wenn sie mich tatsächlich interessiert, klicke ich auch – im Wissen, dass der Macher (Publisher) des journalistischen Angebots sich darüber freut.
Und zum Schluss: Ich unterscheide hier sehr bewusst zwischen den Journalisten und den „Normalos“. Denn auch wenn ich es unterirdisch finde, haben die „Normalos“ durchaus das Recht einen Adblocker zu benutzen. Weil sie eben „Normalos“ sind und ihr Geld nicht mit Journalismus verdienen. Aber dass ein Journalist bewusst den Ast absägt, auf dem er sitzt… Dass ein paar Tausend Journalisten mit oder ohne Adblocker surfen, macht tatsächlich monetär nur einen winzigen Unterschied. Aber in meinem Kopf macht es einen riesigen.
Herzliche Grüße
Karsten
Wieso darf ein Journalist keinen Adblocker benutzen? Darf er auch die Seitenbacher-Werbung im Radio nicht leiserdrehen, nur weil er auch von Werbung lebt?
Lange habe ich nur einen Flash-Blocker benutzt, weil Flash-Werbung die nervigste ist und Flash den Browser in die Knie zwingt. Schon dafür wurde ich angepißt.
Inzwischen benutze ich genau jenen Ad-Blocker, eben weil Spiegel online ohne nicht mehr lesbar ist und ich halt lesen will und nicht bloß Bildchen angucken. Würden die Werbetreibenden (und auch Spiegel online mit seiner auf halber Textlänge hochpoppenden „Teil“-Aufforderung) nicht so übertreiben, wäre ich liebend gerne dabei geblieben. So habe ich nur die Wahl, Spon mit Ad-Blocker oder gar nicht mehr zu lesen. Gar nicht mehr kann ja nicht das erwünschte Ziel sein, oder?
Ja, klar kann man sich darauf trainieren, alles, was sich bewegt, auszublenden. Das menschliche Gehirn ist anpassungsfähig. Das Kind, das dem Fußball nachrennt und damit vors Auto, sieht man dann allerdings leider auch nicht mehr. Also dann doch lieber Adblocker.
Und ja, bei Seiten, die ich regelmäßig lese, würde ich auch zahlen. Golem lese ich allerdings praktisch nicht. Und leider kommt bei web.de auch für zahlende Kunden Werbung…
+1 für den Inhalt, und +99 für den „Soooooitenbacher“ Vergleich, der hätte eigentlich vollkommen als Begründung ausgereicht! :-D
Ja, das mit dem Soooooooitenbacher fand ich auch genial ;-)
„“Sie hält ausserdem Menschen davon ab die Inhalte auf meiner Seite zu lesen” hab ich in der Print-Welt noch nie gehört. Dort gibt es übrigens auch riesige Unterschiede zwischen den Image-Anzeigen der Mode- und Auto-Industrie und den Kraut-undRüben-Anzeigen von Hardware-Händlern, wie man sie in Computerzeitschriften findet/gefunden hat.“
Online mit Print zu vergleichen ist dann aber eben doch der Fehler in der Debatte. Gerade bei diesem Argument. Werbung im Spiegel, Stern oder gar bei GEO sind im Print eben keine Pop-Ups. (Mich nervt hier übrigens auch die Facebook-Fan-Masche von Focus.de). Es sind keine Videos, die mit Ton ungefragt abgespielt werden. Es sind keine Werbeformate, die sich über den Seitencontent legen und erst mit einem Klick deaktiviert werden müssen, um einen Artikel zu lesen. Ginge es nur um reine Bannerwerbung: Statisch oder auch animiert (ohne Pop-Up, ungefragtem Audio, Overlay) hätte der AdBlocker vermutlich nicht eine so hohe Verbreitung. Werbung, die die Usability eines Angebots nicht stört, muss auch nicht mit einem AdBlocker ausgeblendet werden.
Und noch etwas: Wenn man als Journalist mit einer Webseite (in meinem Fall war es in einem Verlag) arbeitet, nach zwei Stunden aktueller Webseitpflege aber schon 10 Pop-Ups offen hat und 4 Mal ungefragt eingespielte Werbevideos wegklicken muss, dann ist ein AdBlocker ein Segen.
Zu guter Letzt: Ja, ich bin Journalist. Ja, ich nutze Ad Blocker. Nein, ich bin kein Kollegenschwein. Auf Seiten, die die von mir eben kritisierten Werbeformate nicht einsetzen, sondern nur klassische Bannerwerbung, ist mein Ad Blocker deaktiviert. Ich selektiere, denn auch als Journalist bin ich Nutzer von Webseiten. Medienmacher sollten sich lieber ihre eigenen Webangebote mal aus Nutzerperspektive ansehen – dann wüssten sie was sie ihren Nutzern da eigentlich vorsetzen.
Und weil hier SPON schon angesprochen wurde. Die haben mich wegen ihrer Werbe-Formate als Leser verloren. Die Konkurrenz tuts auch – dort kann ich vereinzelt auf Werbeblocker verzichten.
Weil die meisten Journalisten wahrscheinlich Power-User sind, überrascht mich die Verbreitung von Adblockern in dieser Berufsgruppe gar nicht.
Ob man Werbung sehen will oder nicht, ist aber letztendlich persönliche Präferenz. Ich finde nicht Adblocker sondern Werbung „blöd, rücksichtslos, kurzsichtig und gemein.“
Ohne Adblocker würde ich mir zwar keinen Arm abhacken, aber wahrscheinlich nur noch im Feedreader oder Readability lesen oder irgendeine andere technische Möglichkeit nutzen um in Ruhe lesen zu können.
Die Musikindustrie verteufelt immer noch das Internet. Besser wäre es sicher einfach zu akzeptieren, dass die Technologie keinen Schritt zurück geht.
…und genau deshalb werden wir bald auf vielen großen Seiten „Native Advertising“ sehen.
Was dieser Text natürlich völlig außer acht lässt, ist, dass Adblocker den/die nicht umfassend in Kryptotech und Programmieren geschulte/n Journalisten/in auch und VOR ALLEM vor schädlicher Mal- und Spyware schützen, die uns tagtäglich nicht nur durch Cookies auf unseren Computer gepackt werden, was gerade für uns Journalisten extrem wichtig ist. Mein lieber Herr Lohmeyer, ich benutze meinen Adblocker nicht, weil mir die Werbung zu doof ist (Wenn dem so wäre, dürfte ich nie mehr mit offenen Augen durch die Stadt gehen), sondern um meinen PC zu schützen!
Sehe ich zu 100% genauso! Danke :-)
Ich muss dir leider widersprechen. Die 14 Deiner 15 Kollegen haben meiner Auffassung nach recht. Das liegt nicht an der Werbung selbst, sondern an der Art und Weise der Präsentation. Wenn die Funktion einer Website durch überlappende, je nach Endgerät nicht wegklickbare Werbung beeinträchtigt wird, ist bspw. der Punkt erreicht an dem eine Lösung her muss, dies zu unterbinden. AdBlocker hätten nie eine so große Verbreitung gefunden, wenn Werbung in einem akzeptablen, seriösen Rahmen stattgefunden hätte.
Es bleibt Autoren nichts anderes übrig, als auf um eine Aufnahme auf die Whitelist eines AdBlockers zu bitten und weitere Mittel und Wege zu finden, die eigene Arbeit zu monetarisieren.
Tipps für (Buch-)Autoren habe ich kürzlich hier veröffentlicht, woraus sich auch einiges für Blogger ableiten lässt:
https://www.maynwalt.de/autorenmarketing-im-web-authentizitaet-ist-gefragt/
Die ultimativen, auf jede Ausgangsposition zugeschnittenen Antworten habe auch ich nicht, aber Banner & Pop-Ups sind definitiv Relikte des letzten Jahrzehnts, denen man auch aus gutem Grund nicht hinterhertrauern sollte.
Ich kann die Argumentation zwar nachvollziehen, verwahre mich aber gegen den Vorwurf, eine ganze Zunft zu ruinieren. Die „Zunft“ ist da zum Teil selbst dran Schuld. Denn in den großen Werbenetzwerken – die ich selber blocke – sehe ich vor allem zwei riesige Probleme, die sich der Journalismus mal bewusst machen könnte. Problem Nr.1 : Tracker. Überall und auf Schritt und Tritt versuchen die Werbenetze, ein Persönlichkeitsprofil von allen UserInnen zu bilden. Bis jetzt geschieht das meistens über Tracking-Skripte, die in der Werbung eingebettet werden. Schalte ich einen Tracking-Blocker wie Disconnect oder Ghostery auf, verschwindet automatisch auch ein Großteil der Werbung, da diese ohne Tracking anscheinend nicht eingeblendet wird. Ein separater Adblocker ist also technisch gar nicht unbedingt notwendig. Problem 2: In der Vergangenheit wurden über die großen Werbenetzwerker öfter mal Viren verteilt. Ja, verdammt, VIREN! Das nötigte nicht nur Seiten wie Spiegel Online schon zur nachträglichen Entschuldigung, auch andere Seiten (und wie im letzten Fall von vor ein paar Wochen) flashbasierte Werbung waren regelmäßig betroffen. Und bei allem guten Willen: Das kam mehrfach vor (also häufig genug) und hat mein Vertrauen in die Branche nachhaltig erschüttert. Wenngleich ich mir zwar keinen Arm abhacken werde, verspüre ich doch recht wenig Lust, mir meinen privaten Computer mit Schadprogrammen zu verseuchen. Tracking- und Adblocker gehören seither zur Grundausstattung meines Browsers und in meinem gesamten Umfeld sieht das aus genau diesen beiden Gründen auch so aus.
Ästhetik und überladen wirkende Seiten sind dagegen für mich – zum reinen Textkonsum – eher unwichtige Argumente.
Das Problem bei den Werbeanzeigen ist ja, wie sehr häufig im Leben das alte Motto „Gier frisst Hirn“. Die Werbung wird immer provokanter, es werden immer mehr Werbeflächen vergeben und irgendwann ist der Content im Verhältnis zu den Werbeanzeigen einfach zu gering, als das die User den „Preis“ (störende Werbeeinblendungen) bereit ist zu zahlen. Das wiederum bedeutet, die User bleiben weg, weshalb versucht wird, die fehlenden Einnahmen durch noch mehr Werbung wieder auszugleichen.
Ich denke, das Gejammer über fehlende Werbeeinnahmen sollte endlich mal ein Ende haben – die Zeit des Werbefinanzierten Contents ist langsam aber sicher vorbei.
Die Leute, die das erkannt haben, bekommen ihr Geld mittlerweile auf anderen Wegen. Auf alle Medien bezogen ist bedeutet das:
-CD + MP3-Verkäufe gehen zugunsten von Streaming-Flatrates zurück
-Einschaltquoten im Fernsehen gehen zugunsten von Streaming-Flatrates zurück
-Bücher-Flatrates wie Amazons Kindle Unlimited und alternative Formate von anderen Anbietern bekommen mehr Marktanteile
-Homepage-Betreiber müssen Ihre Werbung zurückfahren und Ihren Lebensunterhalt über Drittverkäufe (eigene Ebooks, Podcasts, Blogzusammenfassungen, Produktverkäufe durch interessante Artikel und dazugehörigen Reflinks) und über die VG Wort verdienen
-Anbieten von Dienstleistungen wie Coachings, persönliche Hilfestellungen, Beratungen,… (das Wissen, dass Journalistisch aufbereitet werden sollte im 1:1 oder 1:n-Gespräch direkt vermitteln um dadurch Mehrwert zu schaffen)
Content alleine ist im Informationszeitalter keine Form von „Gut“ mehr, weil Wissen durch Millionen von Menschen aufbereitet und geteilt wird. Aus diesem Grund sind auch die wenigsten auf Golem bereit, für den gleichen Content den es auf anderen Seiten „kostenlos“ gibt, 2,50€/mon zu bezahlen (zumal viele Artikel doppelt und dreifach auf verschiedenen Seiten in anderem Wortlaut erscheinen – da sollte man eigentlich sogar bezweifeln, ob die geistige Schöpfungshöhe für das Urheberrecht erfüllt ist).
Wenn Golem stattdessen „einen drauf setzen“ würde, indem Sie beispielsweise einmal monatlich ein illustriertes Ebook mit der Zusammenfassung der wichtigsten Artikel des letzten Monats, vielleicht mit exklusivem Zusatzinhalt und gut recherchierten Hintergrundinformationen für 2,50€/mon im Abo in verschiedenen Formaten (PDF, ePub, Mobi,…) anbieten würde, wären es sicher ein paar mehr Leute die das Geld bezahlen würden.
Man sollte einfach Mehrwert gegenüber anderen bieten und sein Geschäftsmodell an die Anforderungen des Marktes anpassen (genau das müssen nicht-kreative übrigens auch tun, wenn es mit einem Produkt/einer Dienstleistung nicht mehr läuft). Dann klappt das Geld verdienen auch fast wie von alleine und die bösen Adblocker sind kein Problem mehr :)
Ich glaube, dass sich hier die Katze in den Schwanz beißt: Ich bin ein großer Freund von hochwertigem Content und würde mich freuen, wenn es da draußen genug Leser gäbe, die bereit wären, dafür zu zahlen. Nur sehe ich hier zwei große Probleme:
1. kostet die Produktion von hochwertigen Inhalten Geld, mehr Geld als das von Dir genannte Wiederkäuen von Standard-Content, den es auch auf anderen Seiten gibt. Den Content zu produzieren und dann hinter eine Paywall zu stecken, ist also eine Wette darauf, dass der Kunde/Leser bereit ist, dafür dann auch zu zahlen. Ich kann verstehen (und bedaure es), dass viele Anbieter diese Wette nicht eingehen und vor der nötigen Investition zurückschrecken.
Und das führt zum zweiten Punkt:
2. Noch gibt es meiner Einschätzung nach kein funktionierendes Bezahlangebot, das tatsächlich in ausreichender Menge von den Lesern genutzt wird, um die darin „versteckten“ Inhalte wirkkich zu finanzieren. Trotzdem verfolge ich mit großem Interesse Versuche wie die der Rheinzeitung & Co. und bald auch der Süddeutschen Zeitung.
Und dennoch bin ich in Deiner Schlussfolgerung voll bei Dir: Es nützt nichts, der guten alten Zeit hinterherzujammern und der neuen, digitalen Welt alte Geschäftsmodelle aufzuzwingen. Wir müssen uns alle deshalb den Anforderungen des Marktes anpassen. Und ja, wenn eine der Anforderungen ist: Weg mit der nervenden Werbung – dann müssen wir (oder wer auch immer) darauf reagieren. Und das wird mit Lösungen wie „Native Advertising“ und diversen Pay-Ansätzen gerade versucht.
Ich glaube, dass wir hier noch ganz viel ausprobieren und entwickeln müssen – und verzichte bis dahin weiter tapfer auf meinen Adblocker.
Lieber Karsten,
ich habe dir hier auf deinen Text geantwortet und ausgeführt, warum ich eben doch einen Adblocker nutze. Wenngleich auch anders, als deine Schüler an der DJS:
http://www.tobiasgillen.de/warum-ich-einen-adblocker-nutze-eigentlich-aber-doch-nicht/
Liebe Grüße,
Tobias
Schon gesehen – schöner Beitrag :-) LGK
Hallo Karsten,
wenn ich solche Diskussionen sehe, kommt mir immer der Verdacht, dass Unternehmen (hier Verlage) den Kunden für den Erfolg / die Finanzierung des einmal gewählten Geschäftsmodells verantwortlich machen. Was Sie beschreiben ist doch „ein Deal“ bzw. „ein No-Deal“. Natürlich kann (und muss) der Anbieter Kunden (Leser, Werbetreibende) einwerben, damit das Geschäftsmodell ‚Werbefinanzierung‘ funktioniert.
Chefredakteure und Verlagsleiter, die den Misserfolg ihrer Objekte am Markt auf die doofen / unwilligen Kunden geschoben haben, habe ich in meiner Verlagspraxis häufiger angemahnt, vielleicht noch einmal über das Geschäftsmodell und Erlösmodelle nachzudenken und gegebenenfalls anzupassen – was ich heute vor und hinter den Paywalls sehe erschreckt mich sehr und ich sehe, dass da noch sehr viele Anbieter scheitern werden. Weil sie Zeit und Geld investieren um eine irgendwie geartete Paywall aufzubauen, aber nicht mindestens ebensoviel Grips und Geld investieren um journalistische Angebote und Service-Pakete zu generieren, die geneigte Leser kaufen (und eventuell geneigte Werbetreibende nutzen können.
Ich denke wir sind uns schnell einig, dass die Magazine zu Mode, Schmuck, Uhren, etc. ohne Werbung wohl kaum Abnehmer finden würden.
Nur drei Beispiele:
In der Anfangszeit von CHIP hat ein beachtlicher Teil der Käufer, ihren Entschluss CHIP am Kiosk zu kaufen von den 20 – 30 Seiten Kleinanzeigen und Anzeigen generell begründet
Als ich in Polen die Kfz-Händler Zeitschrift autoExpert auf den Markt gebracht habe, hat eine Motorölfirma für mind. ein Jahr die komplette Zeitschrift, inkl. Versand nur gegen eine Versandhülle mit dem Aufdruck „Mobil – we care about You!“ finanziert (und der Vertriebleiter der Firma war damals überbordend glücklich, über diese Vereinbarung … 12 mal im Jahr quasi alle Gasstationen und Werkstätten anzusprechen, sich in Erinnerung zu bringen, war natürlich viel effektiver und billiger als eine Almata von Vertreter zu rund 8.000 Unternehmen zu schicken und mit mehr oder weniger hilfreichen Werbegeschenken zu versorgen.)
Die chinesische Buchshopping Website bookGG.com (unter diesem Namen nicht mehr aktiv) hatte schon 2007 ihren Kunden angeboten, Bücher entweder ganz oder teilweise mit (vom Käufer ausgewählten) Werbung zu bezahlen. Das Modell wurde dann auch für DVDs, Magazine übernommen – meiner Meinung nach eine attraktive Angebotsform – die man insbesondere bei digitalen / aber auch PoD Produkten nutzen könnte.
http://blog.hemartin.net/2007/09/get-free-books-by-selecting-your-ad.html
Ich denke Adblocker wird es weitergeben, das Modell Whitelists, sponsored finde ich kritisch. 98 % der Seiten die ich im Web suche ich ohne Adblocker auf, habe aber für einige wenige Seiten eine eigene Browser Installation, die (fast) alle Werbung und alle Pop-Ups unterbindet …
Beste Grüße nach München,
Hugo
Lieber Hugo,
herzlichen Dank für den spannenden Einblick. Mit der Variante eines speziellen Browsers für spezielle Seiten könnte ich persönlich übrigens gut leben. :-)
Wow, das hier „Und einfach blöd, rücksichtslos, kurzsichtig und gemein“ finde ich einfach mal gemein und anmaßend. Heißt also konsequent übersetzt: Ich habe jede Werbeform gut zu finden, solange sie dem Online-Journalismus nur Geld zuführt? Wie, so absolut war es nicht gemeint, es gebe da schon Grenzen (neulich heftig kritisierte SZ-Seiten etc.)?
Also, ich bin so blöd, rücksichtslos etc., meine Grenze so zu setzen, dass ich bei der Arbeit im Netz all das nicht stundenlang aushalten will, was jeder als rücksichtslose und gemeine Werbepraktiken im Internet kennt. Soll ich nach dieser Logik auch noch Zwangsaudios glücklich lächelnd toll finden, die mich plötzlich mit 95dB anplärren?
Löst so was nicht der Markt? Wenn eine bestimmte Werbeform die Adressaten mehr verärgert und abstößt als nutzt, hat sie keine lange Lebenserwartung und verschwindet zugunsten besserer Formen – da helfen keine „Sag mir, wo Du stehst, sonst Arm ab“-Drohappelle.
So, dann hackt mir jetzt verbal den Arm ab – aber solche Bevormundungen sind ja fast noch schlimmer. Weniger schreihalsig-aggressiv geht es nicht mehr? Sorry des Tons, aber es ist ja auf Polemik angelegt.
Ja, Adblock plus ist böse. Aber noch deutlich böser sind Dienste, die Webseiten unlesbar, in einigen Fällen sogar unbenutzbar machen. Und richtig toll wird es wenn diese Dienste Viren verteilen oder auf für Kinder gemachten Seiten die härtesten Hardcore-Pornos anpreisen.
Vielleicht sollten sich die Besitzer von Webseiten mal ihre eigenen Kreationen ohne Adblocker anschauen und versuchen diese Seiten zu benutzen. Dabei besteht die Gefahr wahnsinnig zu werden oder sich massenweise Viren einzufangen. Aber anders geht es nicht.
Dezente Werbung in der Seitenleiste schaue ich mir gerne an und klicke sogar gelegentlich darauf. Aber alles, was aufpoppt, meine Daten auslesen will oder mich beim Lesen stört, betrachte ich als Malware und blockiere es, selbst wenn dabei sämtliche Journalisten draufgehen.
Und Hey, polemisch schreiben macht Spaß
Ja, lieber Markus, polemisch schreiben macht Spaß – und auch, die Reaktionen darauf zu verfolgen. Ich frage mich nur langsam, auf welchen Seiten sich manche Leute so rumtreiben. Denn vieles was hier als Untergang des Abendlandes beschrieben wird, habe ich in mehr als 20 Jahren Internet-Nutzung irgendwie noch nicht erlebt… Aber vielleicht bin ich auch einfach nur besonders leidensfähig… ;-)
Beim Besuch der Seite hier sagt mir mein Browser add-On, dass 13 Tracker gerne was über mich wissen wollen. 13. Das ist der Grund warum das Ding an bleibt. Wenn ich Zeitung lese möchte ich auch nicht, dass jemand mit dem Notizblock neben mit sitzt und sich alles notiert.
Der gesamte Google-Gedöns-Konzern besteht aus der Finanzierung durch Werbung. Die Leute dort setzen täglich Millionen von Dollar alleine damit um. Also funktioniert auch die Werbung als Umsatz- und Gewinnbringer. Und warum? Weil das Produkt, das drumrum gebaut wurde, stimmt. Die Suchmaschine eben. (Vereinfacht ausgedrückt)
Und genau da ist der Ansatz für all diejenigen zu suchen, wenn sie auch mit Werbung Umsatz generieren wollen. DAS PRODUKT muss stimmen.
Meiner unmaßgeblichen Meinung folgend gibt es viel zu viele Produkte im Bereich Presse, die sich durch nichts mehr unterscheiden und damit überflüssig sind. Was auf Papier noch funktioniert(e), kann im Internet alleine wegen der Regionalität gar nicht klappen.
Bezogen auf die Presse bedeutet das: Es mangelt an einem Produkt, das einen hohen Nutzen für die Leser bietet. Und so lange das nicht vorhanden, bleiben Ansprachen, Bitten und Versuche der Bevormundung heiße Luft auf einem vollkommen unbedeutenden Nebenplatz, der die eigentliche Thematik gar nicht erfasst.
Zudem: Dieses ganze Getracker und Gecookie ist in Zeiten globaler Überwachungsversuche völlig neben der Spur. Die Werbe- und Presseindustrie versucht sich in nichts anderem, als an Ausspähung und Verfolgung des Klickviehs.
Anstelle aber auf die Bedürfnisse (im wahrsten Sinne des Wortes) der Nutzer einzugehen, wird der Kunde (also der, der die Werbung schaltet) vordergründig berücksichtigt.
Das aber klappt nicht mehr. Und weil das nicht mehr klappt, gibt es ja unter anderem diesen Beitrag hier oben. Nur erfasst dieser Beitrag eben nicht die tatsächlichen Gründe und tut so, als würde ohne Adblocker alles nicht so sein, wie es ist.
Aber – es würden die selben Probleme vorherrschen, weil eben das Produkt keinen entsprechenden Nutzwert beinhaltet. Und ob das Produkt jetzt aus dem Bereich „tolle-Blink-Blink-TrackerWerbung“ oder „Ich-hab-ne-dpaMeldung-verpackt“ kommt, ist egal, weil beides für die meisten Internetnutzer jedenfalls nicht diesen Wert darstellt, dass man ihn gegen Geld eintauschen würde.
P.S.:
Das Google-Suchmaschinen-Beispiel kann man übrigens beliebig durch Facebook, Whatsapp und dem ganzen anderen Gedöns ersetzen. Immer hat das Hauptprodukt einen NUTZEN für die Zielgruppe und ist kostenlos. Verdient wird „nebenher“ mit Werbung durch die Nutzung des eigentlichen Produkts)
P.S.:
Nur zum Verständnis: ich selber nutze dieses ganze Social-Media-Gedöns nicht und bin auch nicht der Freund von Google. Von mir aus könnten diese ganzen Firmen sterben gehen.
Ich finde es zwar absolut richtig, wenn man mit solchen Aufrufen ein Problembewusstsein schafft, aber man wird damit wohl leider nicht den Usernutzen von AdBlockern abschaffen können. Vielleicht macht es auch Sinn, sich mal andere Modelle anzuschauen, FairBlocker verbindet zum Beispiel AdBlocks mit dem Flattr-Prinzip, und auch Google geht mit Contributors in eine ähnliche Richtung. Das ist zwar alles noch sehr experimentell und es gibt noch keine Erfahrungswerte, aber die Modelle bieten wenigstens eine Alternative für alle Beteiligten, den Nutzern und den Publishern. Ich fände das zumindest diskussionswürdig, denn man wird den Nutzern schlicht nicht vorschreiben können, wie sie sich verhalten sollen, sondern man kann ihnen nur Optionen anbieten…
http://trendschau.net/blog/imagine-your-browser-becoming-a-content-payment-provider
Und die 1% bei Golem finde ich angesichts der hohen Einstiegshürden (eigenes Abo für ein singuläres Angebot) garnicht sooo schlecht. Das Problem sind vielleicht eher die hohen Kosten für die Entwicklung einer individuellen Paywall, die den Einnahmen gegenüberstehen…
Ich glaube, die Sichtweise auf dieses Thema ist zu kurz: Ja, ich bin bereit, auf irgend eine Weise Gegenleistung zu bringen für Websites/Informationen, die ich nutze. Ob via Toleranz gegenüber Bannern, Paywall oder Freemium-Modell ist da erst einmal egal. Entscheidend ist: Es gibt ein Angebot und das nutze ich, oder eben nicht.
Was ich mich wirklich frage ist: Warum um alles in der Welt gehen Leute auf eine Website, die sie so indiskutabel mies und schrecklich finden, dass sie die Banner dort ausblenden, weil sie sich als Leser nicht ernst genommen fühlen? Da gibt’s einen anderen, wirkungsvolleren Weg: Erst gar nicht dort hingehen (warum auch, wenn’s so schlecht ist??). Dann merken die Anbieter nämlich nicht nur an den Werbeeinnahmen sondern v.a. am Traffic-Einbruch, das sie etwas falsch machen. Aber anscheinend besitzen diese Websites ja doch einen gewissen Wert für die Adblocker-User, sonst würden sie diese Websites ja nicht ansurfen. Da scheint mir dann das Qualitäts-Argument mehr vorgeschützt zu sein und dahinter steckt eher die Grundhaltung „ich nehme mir einfach, was ich will, because I can …“
Und dann halte ich das für reichlich unredlich: Sich den Nutzen rauszupicken und die Kosten (=Banner) auszublenden. Das ist, wie wenn ich zu Aldi gehe, das Brot dort mitnehme, aber nicht bezahle, „weil das Zeug so schrecklich schmeckt“ …
Lieber Franz, Du sprichst mir aus der Seele :-)
Wer sagt denn dass der Inhalt der Seite an sich „so indiskutabel mies und schrecklich“ ist? Ist er doch gar nicht! Er wird (würde) erst durch buntes Geflacker an der Seite so schrecklich dass man es nicht angucken kann.
Beispiel aus der Analogwelt: Meine Zeitung ist inklusive der ganzen Werbeeinleger (und des Sportteils, hüstl) so schwer dass ich die in der U-Bahn nicht lesen möchte. Was mache ich also? Ich werfe den ganzen unnützen Kram weg. Ungelesen, nicht einmal angeschaut. Zack, schon ist die Zeitung wieder lesenswert. Damit kann der Werbetreibende offensichtlich auch umgehen und packt seinen Kram (umwelttechnisch: leider!) trotzdem in die Zeitung. Vielleicht sollte man ja auch in der digitalen Welt einfach nur noch „potentielle Werbeplätze“ verkaufen, ein Zeitungsverlag garantiert seinen Werbekunden ja auch nicht dass der Leser die Werbung wirklich zu Gesicht bekommt.
Eigentlich ist das also „unsere“ Schuld das wir den Werbetreibenden versuchen ein Versprechen zu verkaufen („bekommt der Leser *garantiert* zu Gesicht“) das wir schlicht nicht einhalten können. Wenn „wir“ dieses Produkt schlicht nicht mehr anbieten würden, könnten sich die Werbetreibenden dann ja überlegen wieviel sie bereit sind für das „bekommt der Leser *vielleicht* zu Gesicht“ zu bezahlen.
Wenn man mal ganz böse ist (bin ich manchmal): Karsten, was du propagierst ist eigentlich ein Aufruf an die Leser so zu *tun* als wäre diese Art der Werbung effizient, was sie aber nicht ist – und das ist dann eigentlich ein Aufruf zum Beschiss am (Werbe-)kunden.
/hauke
PS: Franz, um bei deinem Aldi-Beispiel zu bleiben: Wenn ständig jemand bei Aldi neben mir stehen und auf mich einquatschen würde ob ich nicht vielleicht auch noch einen Blick in die Häkelwaren-Abteilung werfen möchte – dann würde ich deren Brot auch umsonst nicht essen :)
Lieber Hauke,
das was so mies und schrecklich ist, ist (leider) integraler Bestandteil der Seite und oft die einzige halbwegs funktionierende Möglichkeit, harte Arbeit zu monetarisieren. Ich möchte das dabei gar nicht verklären und finde vieles von dem Geblinke auch unmöglich. Aber ich finde es ebenso unmöglich, den Seitenbetreiber – dessen Inhalte ich ja offensichtlich gerne lesen möchte – durch das Einschalten eines Adblockers zu schädigen. Und ich denke hier insbesondere an „selbstbestimmte Publizisten“ wie Franz Neumeier, deren Existenz in direkter Abhängigkeit von Werbebannern ist.
Lieber Karsten,
na dann mal Hand auf’s Herz: Wenn ich dir ein Plugin schreibe das (für die diversen Werbenetzwerke vollständig transparent) zwar alle Banner requested und von mir aus auch vollständig abholt, dann im Browser aber nur weisse Flächen anzeigt … wäre DAS dann ok? Franz bekommt weiterhin seine Kohle, ich kaufe weiterhin keines der beworbenen Produkte, und alles ist gut? Hmm, ich weiß nicht … da finde ich es fairer man teilt den Werbetreibenden mit dass diese Form der Werbung nun mal nicht akzeptiert wird. Und vielleicht sollte man dann als Publizist sehr intensiv über andere Formen der Monetarisierung nachdenken, wenn die eine doch nun mal einfach nicht funktioniert. Und, wohlgemerkt, der Vergleich mit dem Brot von Aldi hinkt gewaltig – das eine ist nach gegenwärtiger und allgemein anerkannter Rechtssprechung Diebstahl, und das andere … äh … ist Nicht-Abrufen-von-Werbung verboten?! Es ist nicht nur ein „because-I-can“. Es ist ein „Ich darf das!“.
Franz, wenn jetzt konsequent alle User, die einen Adblocker verwenden deine Seite nicht mehr nutzen – ist Dir damit wirklich geholfen? Also mal abgesehen davon dass man sich so rein menschlich als Autor durch 20000 Zugriffe mehr geschmeichelt fühlt als durch 10000 – ist es nicht auch so dass auch die Zahl der regelmäßigen Leser einer Seite mit in deine Bewertung mit einfließt? Ich drehe es also einfach mal um: Es steht doch jedem frei eben *keinen* kostenlos verfügbaren Content anzubieten (also: „Wenn du deinen Adblocker nicht abschaltest, dann zeig‘ ich dir nix“). Wenn ein Anbieter das *nicht* tut … dann hat er mutmaßlich doch einen guten Grund dafür, oder?
Natürlich ist mir dann nicht geholfen. Aber das genau was ich mit dem „Sippenhaft“-Problem meine: Ich habe ganz bewusst keine aggressive Werbung auf meiner Website und ich bin mir sicher, dass die dezente Werbung bei mir für 95 Prozent der Adblocker-Nutzer okay wäre. Nur bekomme ich eben gar keine Chance, weil ich von den Adblocker-Benutzern (ohne wirklich böse Absicht) in Sippenhaft genommen werde für die Taten der aggressiven Websites.
Andererseits ist die ganze Aufregung vielleicht wirklich auch nicht wirklich sinnvoll, denn ich unterstelle einmal, dass Leute, die Adblocker nutzen, mutmaßlich ohnehin auch auf meine dezenten Werbebanner nicht klicken werden. insofern ist der Einsatz des Blockers kein wirklicher Verlust. Aber auch das ist natürlich nur eine Vermutung und möglicherweise würde sich der eine oder andere eben doch mal zu einem Klick hinreißen lassen, wenn er die Banner nur angezeigt bekommen würde.
Nochmal, und zum letzten Mal, dann gebe ich Ruhe: Es geht mir vor allem um die Grundhaltung von immer mehr Menschen, die ich falsch finde: „Was mir nicht passt, mache ich mir eben einseitig passend. Und wenn dabei jemand anderes auf der Strecke bleibt? Ist mir doch egal.“ Ich finde das schlicht menschenverachtend und einer hochentwickelten Gesellschaft nicht würdig …
Sippenhaft und Menschenverachtung… Lieber Franz, langsam gehen aber die Pferde mit Dir durch. Es gibt keine Garantie auf Einkommen, wenn Du Deine Inhalte frei im Netz publizierst. Tut mir NICHT leid..
@nk: Ich fürchte, ich schaffe es nicht, mich verständlich auszudrücken … Mir geht’s nicht im geringsten um eine Garantie auf Geldverdienen – das ist in der Tat das individuelle Problem jedes Einzelnen und eine Frage der Kreativität und geschickter Geschäftsmodelle. Marktwirtschaft eben.
Mir geht es um ein faires Miteinander in einer Gesellschaft – und das scheint mir, nicht nur beim Thema Adblocker – zunehmend verloren zu gehen. Unsere Soziale Marktwirtschaft in Deutschland ist einst angetreten, Sozialdarwinismus und die Macht des Stärkeren zu begrenzen und ein soziales, faires Miteinander voran zu bringen. Davon sehe ich heute aber leider immer weniger. Jeder, von ganz oben bis ganz unten, rafft nur noch egoistisch alles zusammen, was er kriegen kann.
Legitim?, legal?, illegal?, egal! … Das finde ich sehr schade – und das ist es, was ich mit meinen Argumenten zum Ausdruck bringen will. Fairer und moralischer Umgang mit anderen Menschen würde eine Konzentration auf neue, kreative Ideen ermöglichen, statt die halbe Zeit darauf verwenden zu müssen, unfaire Angriffe abwehren zu müssen.
So, aber jetzt höre ich auf – ich bin vom ursprünglichen Diskussionsthema meilenweit entfernt, aber das musste noch raus :-)
Hauke, da sind wir doch genau bei den beiden Punkten, die ich in dieser Diskussion für so wichtig halte:
a) Du würdest das Aldi-Brot unter diesen Bedingungen eben einfach nicht essen – äquivalent sollte man dann bei Websites keine Adblocker einsetzen, sondern diese Websites eben komplett meiden.
b) das bunte Geflacker: Weil einige Websites das so machen, werden Tausende von anderen Websites in Sippenhaft genommen, die sich bewusst gegen aggressive Werbeformen entscheiden, weil sie das ihren Lesern nicht zumuten wollen, aber ihnen via Adblocker dennoch pauschal die Lebensgrundlage entzogen wird. (und die Leser freundlich bitten, die Website in die White List aufzunehmen – sind wir ehrlich, dafür sind Menschen zu träge, das machen nur die wenigsten).
Endlich vergleicht mal jemand die sog. Qualitätsmedien mit Aldi-Brot :)
Aber jetzt ernsthaft: Es bringt überhaupt nichts, stets auf Analogvergleiche zu schielen, denn die Analogwelt besitzt eine natürliche Bezahlschranke: die Stofflichkeit der Produkte. Die Digitalwelt ist eine Kopiermaschine mit unendlicher Verfügbarkeit digitaler Produkte. Ergo: Doch, es gibt die Möglichkeit „harte Arbeit zu monetarisieren“ (das harte Arbeit lasse ich mal unkommentiert): Führt das Produkt zurück in die physische Welt. Alternativ kann man versuchen, die Verfügbarkeit anderweitig zu beschränken – was keine Zukunft haben dürfte.
Es gibt noch Variante 3: Schaffe ein gesellschaftlichen Konsens. Dass das Brot bei Aldi nicht ohne Bezahlen aus dem Laden getragen wird, ist nämlich genau das: gültiges Recht, das wiederum auf Unrechtsbewusstsein und gesellsch. Konsens fußt. Fazit: Preis an den Artikel, Bezahlmöglichkeit schaffen. Gucken, wie/ob der berühmte Markt das regelt. Aber Vorsicht: es ist vermessen, davon auszugehen, beliebig kopierbare digitale Daten (billig) zu erzeugen und die dann massenhaft zu verkaufen. Das haben selbst die Crowdfounder kapiert: Hier wird einem (oft eigeschränktem) Zielpublikum ein Produkt mit Mehrwert versehen verkauft – und sei es nur ein ideeller Wert wie Namensnennung oder glitzernder Buchumschlag für die ersten 100 Exemplare. Letztlich werden auch die anderen Branchen überlegen, wie sie Ihr Produkt durch persönlichen Zuschnitt auf den Konsumenten attraktiver gestalten können. Und „dieser Weg wird kein leichter sein“. Denn im Gegensatz zu „geschnitten Brot“ braucht der Durchschnittskonsument so manch digitales Produkt eben nicht zum Überleben.
Randnotiz/Paralleldiskussion: Wo wir schon bei der Gesellschaft sind, wäre eine Debatte wert, wie erst mal so eine Verteilungsgerechtigkeit erreicht werden kann, dass sich jeder in dieser Gesellschaft leisten kann, Medieninhalte (auch hochwertige!) kaufen zu können. Und das möglichst ohne Zwangsflatrate per Gesetz übergeholfen zu bekommen. Alleine für Eliten müssen keine neuen Vermarktungswege erfunden werden.
Dem möchte ich widersprechen, da es einer gewissen Logik entbehrt. Content wird nicht immer aus Interesse „konsumiert“, sondern auch überwacht und für Recherchen genutzt. Wenn die Recherche durch Werbung behindert wird, kommt ein AdBlocker zum Einsatz – und exzessiv und zwar gnadenlos.
Es stellt sich die Frage, ob jemand ein Anrecht auf Bezahlung hat. Wer das bejaht, bejaht das derzeitige Geld- und Finanzsystem. Wo Content angeboten wird, der auch gewünscht ist, boomen die Besucher-/Nutzerzahlen, und dort wird Content auch direkt bezahlt. Werbung ist dort überflüssig. Werbung als Lockmittelt zieht nur eine gewisse Klientel an und hat auf diese eine Wirkung. Andere Klientel wird von Werbung abgestoßen. Dort kann man (sich) sicher fragen, ob man diese Klientel erreichen möchte – ignoriert dann aber unter Umständen das Nachfrage-Prinzip, wenn themen- und sachfremde Werbung stattfindet. Zudem trübt Werbung zumeist das Nutzererlebnis. Wer z.B. eine HD kaufen will, und eben nur gezielt 1 HD, den nervt das Angebot von SSD – was sogar noch als stark assoziiert eingestuft werden kann.
Pauschal ist das sicher nicht zu sagen, weil hinter jeder Haltung immer auch Intellekt und IQ steht. Wenn diese Aussage also zutrifft, bestätigt sie gleichzeitig einen niedrigen Intellekt, denn jeder halbwegs Gescheite weiß, dass Geben und Nehmen ausgeglichen sein muss. Das heißt aber nicht, dass er für jeden Beitrag, den er irgendwo liest, in die Tasche greift. Ansprechender Content hat auch ganz einfach stattzufinden – das ist eine Frage des Selbstanspruches. Das funktioniert auch dort gut, wo es eine Community gibt, in der Einvernehmen über die gegenseitigen Interessen herrscht. In diesem Kontext ist da meist auch keine Werbung, sondern gezieltes Marketing. Das ist beleibe nicht dasselbe.
Nein, denn nicht alles, was beworben wird, wird auch direkt bezahlt. Die Betonung liegt auf direkt. Wenn erwartet wird, dass Werbung jeden anspricht, ist die Erwartungshaltung zu überprüfen. Anders herum hieße das nämlich, dass keiner, z.B. bei A..I einkaufen darf, weil ihn Kaffeewerbung nicht interessiert, da er keinen Kaffee trinkt. Jemandem das aufs Auge drücken zu wollen, wäre doch reichlich dreist. Werbung muss angenommen werden und die Zustimmung des Konsumenten / Empfängers hervorrufen – nicht etwa seine Ablehnung! Aus diesem Grunde ist es auch verboten, unerwünschte und ungebetene Telefonwerbung durchzuführen. Diese Gerichtsentscheidung war ein Meilenstein, das Eindringen in die Privatsphäre – sowohl die Wohnung als auch die Analyse und Recherche der jeweiligen Telefonnummer- wirkungsvoll zu unterbinden. AdBlocker tun im Grunde nichts anderes.
„Du musst diesen Text jetzt aber lesen / mögen“ oder „Du musst diese Bilder jetzt wahrnehmen“ löst eher Gegenreaktionen aus. Und vielleicht gilt es auch einzugestehen, dass Werbung in einer auf ewiges Wachstum getrimmten Weltspätestens dann einfach nervt, wenn Mensch Konsum überdrüssig geworden ist. Oder darf das einfach nicht (wahr) sein?
Wer AdBlocker einsetzt, setzt eben auch Zeichen. Stille Kündigung möglicherweise. Aber mit mass effect. Natürlich merken das Werbetreibende und ihre Auftraggeber irgendwann. Aber statt die AdBlocker für ihr Verhalten zu kritisieren (s.o. Unterbindung von Belästigung), was wie erwähnt absolut dreist ist, wäre die Übelegung ratsam, Übersättigung ins Kalkül zu ziehen.
Wer inhaltsreichen Content will, dafür jedoch nicht bereit ist zu zahlen, hat möglicherweise verstanden, dass er dafür längst gezahlt hat – und der Abzocke ein Ende setzt.
Selbst so genannte Premium-Inhalte liefern zuweilen keinen adäquaten Mehrwert. Viel Gerede um Nichts – wer intelligent ist, bemerkt, dass er für etwas viel Geld bezahlen soll, was oftmals aufgeblasen exquisit daherkommt. Im Gegensatz dazu ist der Intelligente auch bereit, für substantial content Gegenleistung in Betracht zu ziehen.
Wo Werbung gebraucht wird, um Inhalte zu finanzieren, liegt ein nicht zeitgemäßes Geschäftsmodell vor. Das ist hart aber fair. Wer auf nur auf diese Weise leben kann, sollte sich andere Einnahmequellen erschließen. Auf Kosten der Nutzer jedoch Werbung aufs Auge zu drücken, ist dauerhaft unannehmbar und führt zum Totalverlust der „Zielgruppe“.
Wenn schon überhaupt Werbung, dann unaufdringlich, am Rande, im Wege der Empfehlung. Niemals(!) jedoch als Forderung – wie etwa ganzseitige overlays mit Zwang, eine Entscheidung zu treffen, um die Seite / den Content zu entsperren. Und schon gar nicht – ein absolutes no-go! – als Nötigung, z.B. in Form von Facebook-Likes, follow-us-Aufforderungen und Ähnlichem.
Daher:
AdBlocker erfüllen einen sozialen wie auch wirtschaftlichen Sinn und Zweck für ihre Nutzer. Sie bewahren Nutzer vor sozialinadäquatem Verhalten von Anbietern wie auch der Einstellung, der Mensch müsse Werbung ertragen, weil sonst die Wirtschaft zusammenbricht und jeder, der Werbung minimiert, ein schlimmer Finger und schädlich fürs BIP ist.
Die rein ökonomische Betrachtung ist eine Kranktheit, führt zu Verwerfungen und hilft einer prozentual marginalen Gruppen von Menschen, das mentale Virus am Leben zu erhalten, im Leben drehe sich alles um Geld.
Ich selbst nutze AdBlocker massiv und schalte in wenigen Ausnahmesituationen Werbung / unerwünschten Content frei. Mittlerweile beherrschen die Tools das Rewriting von Angeboten, so dass die Seite nach den Präferenzen des Betrachters zusammengesetzt wird. Das ist enormer Mehrwert, spart Zeit, entlastet Datennetze und gibt dem Endnutzer die Entscheidung(sgewalt) darüber, was sein Hoheitsgebiet, hier: seinen Monitor, erreicht – und was nicht.
Die Thematik des Bezahlsystems greift aber viel tiefer…
Ich gebe dir fast in allen Punkten recht. Ich nutze auch keinen AdBlocker, auf keinem meiner Geräte. Nicht mehr. Warum ich immer wieder einen AdBlocker installiert habe liegt – Überraschung – ausgerechnet an den Verlagen.
Ich habe kein Problem mit Bannern, solange sie keine Geräusche machen. Auch wenn die etwas zappeln, kann ich die recht gut ausblenden. Wenn ich aber mehr Werbung als Inhalt sehe, mich erstmal „durchklicken“ muss (Layer etc schließen), automatisch abspielende Werbevideos pausieren muss und sich auch noch Popunders öffnen – dann sehe ich rot. Und genau DIESE Fülle an Werbeformaten gibt es in meinem Surfalltag ausschließlich auf Verlagsseiten.
Diejenigen, die am lautesten jammern machen mir Werbeblocker am schmackhaftesten.
Ich schließe mich dir auch in diesem Punkt an: Es gibt andere, vielversprechende Geschäftsmodelle. Native Advertising beispielsweise. Richtig gemacht bietet für alle Seiten einen Mehrwert (s. auch hier: http://www.netzstrategen.com/sagen/advertorials-verlagsseiten/). Das traurige: Viele Verlage sind daran nicht interessiert. Die haben einen Werbeplatz, der muss verkauft werden – was drumrum passiert ist schlicht uninteressant.
„was drumrum passiert ist schlicht uninteressant.“
Deswegen sterben sie zusehends. Auflagenzahlen schrumpfen, vor allem im Zeitungsmarkt.
Sofern ich überhaupt direkt auf Verlagsseiten unterwegs bin (das Meiste geht über RSS und gefilterte Seiten, die reinen Text inkl. von mir definierter Stylesheets ausgeben, da ich für anderes weder Zeit noch Interesse habe), haben dort content filter / adblocker Hochkonjunktur. Vielleicht liegt das auch daran, dass die dort dargebotenen Inhalte immer weniger Abnehmer finden und zudem die Deutungshoheit schwindet. Dass mit Werbung viel heiße Luft verkauft wurde, ist zudem ein offene Geheimnis.
Aldi verlangt Geld fürs Brot und der „Nutzer“ hat die Wahl es zu kaufen oder sein zu lassen. Würde der „Nutzer“ es sein lassen, würde Aldi sich bewegen um das Angebot attraktiver zu machen.
Bei Golem (weil das Beispiel schon genannt wurde) erwartet man auch Geld oder die Hinnahme der Werbung als Bezahlung. (Ist ja beides das Gleiche) Aber der „Nutzer“ ist in Masse nicht bereit dazu, das Angebot (also das Brot) zu kaufen.
Das ist die Sachlage.
Und die Frage, warum denn dort trotzdem das Angebot angeklickt wird, bleibt ganz einfach: weil man es kann. Könnte man es nicht mehr, weil vorher bezahlt werden müsste, würde der Nutzer auch nicht mehr klicken.
Die Diskussion dreht sich im weiten Kreis… und in der Mitte sitzt das Problem. Es bleibt immer das Angebot für den Nutzer. Denn wenn neben Aldi das Brot billiger oder umsonst angeboten wird, würde Aldi eben zu den bestehenden Bedingungen kein Brot mehr verkaufen können.
Übrigens gibt es genügend Beispiele für Presseerzeugnisse im Internet, die sich mit ihren Inhalten und dem Verkauf von Werbung prächtig finanzieren. Es geht also, wenn nur das Produkt für den Nutzer stimmt. Und ich bin der Letzte, der meint, wir bräuchten beispielsweise keine Nachrichtenseiten im Internet. Ich sage nur, es gibt viel zu viele dpa-Verteiler. Und das ist ja kaum ein Problem des Nutzers, der das lediglich ausnutzt, weil er es ausnutzen kann.
Auf die Gefahr hin, dass ich mich damit äußerst unbeliebt mache: Gesellschaftlich halte es ich es für absolut fatal, wenn wir uns zunehmend nur noch nach dem „because I can“-Prinzip verhalten.
Steuern hinterziehen? Klar, die Finanzfahnder sind unterbesetzt, merken es eh‘ nicht. – Obdachlosen ihren Geld-Becher wegnehmen? Warum nicht, können sich eh‘ nicht wehren. – Nacktfotos von Klassenkameraden bei Facebook posten? Warum nicht – was will er schon dagegen machen und überhaupt findet eh‘ niemand raus, wo das Foto ursprünglich herstammt?
Okay, ich übertreibe absichtlich – aber ich denke, das macht deutlich, was ich meine: Nur weil etwas technisch möglich ist, muss ich ja nicht jede Fairness und Moral über Bord werfen.
Ausnutzen ist das Stichwort: andere ausnutzen. Ist es inzwischen wirklich cool und akzeptabel, sich auf Kosten anderer zu bereichern?
Du übertreibst gar nicht. Alles das passiert ja tatsächlich.
Und ob es inzwischen cool ist, andere auszunutzen, wirft die Frage auf, ob es denn jemals anders war. Ich meine nicht. Sicherlich haben schon die Steinzeitmenschen die Schwächen und Nachlässigkeiten ihrer Mitsteinmenschen gnadenlos für sich ausgenutzt.
Aber merkst Du auch, dass wir gar nicht den Kern des Problems mit diesem Thema erreichen? Wir haben ja schon fast das Fach Soziologie erreicht. :)
Den Kern des Problem zu erreichen würde bedeuten, dass ich einen Lösungsvorschlag hätte. Leider fehlt mir der. Aus dieser Position heraus ist es natürlich einfach zu sagen: „Ich weiß zumindest, wie es nicht sein darf.“ Aber ich denke, es ist zumindest ein Anfang, sich gesellschaftliche auf Grenzen zu einigen, die man nicht überschreiten möchte. Und ja: Ich sehe es tatsächlich als ein soziologisches, als ein gesellschaftspolitisches Problem, das mit ein paar Technik-Tricks und einem ausgeklügelten Geschäftsmodell allein nicht zu lösen ist.
Ist es wirklich ein Ausnutzen, wenn ich bei Golem den Adblocker nutze und kein Abo zahle? Schließlich erhöhe ich damit die Views von Golem, damit die Relevanz und damit auch die Möglichkeit für Golem, mehr Leser zu finden, die ohne Adblocker kommen oder gar bereit sind, für das Abo zu zahlen.
Da ich persönlich so gut wie nie auf Golem lese, bin ich nicht dazu bereit.
Es wurde schon mehrfach gesagt, das Problem liegt zu einem großen Teil auch an den Inhalten, die man an zu vielen anderen Stellen auch findet. Vielleicht sogar an Stellen, bei denen man den Adblocker deaktiviert hat oder wo man für den Konsum sogar zahlt. Trotzdem liest man über den selben Inhalt auch mal auf dritten Seiten, weil man sich eben einen Mehrwert erhofft.
Dann kann man über ein Abo nachdenken oder darüber, den Adblocker zu deaktivieren.
Sehr oft findet man diesen Mehrwert aber nicht und so bleibt der Adblocker bei mir oft aktiv, ohne, dass ich mich dabei als Schmarotzer fühle.
„Ausnutzen ist das Stichwort: andere ausnutzen. Ist es inzwischen wirklich cool und akzeptabel, sich auf Kosten anderer zu bereichern?“
Stellen Sie diese Frage(n) bitte unbedingt den Banken. Denn Ihren Beiträgen auf dieser Seite entnehme ich, dass Sie die Symptome erkennen, nicht aber die Ursache. Das ist ein Hauptproblem, nicht nur unserer Zeit. Woran liegt das… dass die Komplexität nicht erkannt wird?
Kann es an Konditionierung liegen? Liegt es an Ausblendung von Tatsachen und Sachverhalten, die offensichtlich aber nicht naheliegend sind?
Warum dreht man sich im Kreis…. warum meinen Sie, deutlich machen zu müssen, was Sie ausdrücken wollen? Werden Sie nicht verstanden? Wenn nein, warum nicht? Liegt das an Ihnen, den anderen?
Oder liegt es möglicherweise daran, dass kein Verständnis – im Wortsinne – auftreten kann, weil keine Kongruenz vorhanden ist?
Konkret:
Sich auf Kosten anderer zu bereichern, dazu sollten Sie unbedingt und zwingend die Geldschöpfung untersuchen. Dort werden Sie auch auf Kredit“wirtschaft“ stoßen.
Ich stelle Deine Frage etwas um: Ist es inzwischen cool und akzeptabel, ungedecktes Geld als gesetzliches Zahlungsmittel verwenden zu müssen? Ist es inzwischen cool und akzeptabel, echte Werte und Leistung gegen Zahlungsversprechen hingeben zu müssen, die in keinem Fall eine Einlösegarantie haben?
Denken wir nicht klein-klein!
Franz, auch auf die Gefahr hin, mich damit äußerst unbeliebt zu machen:
Mündige, souveräne Menschen müssen aus dem Schatten ihres Nichtwissens treten. Sie müssen versterhen, was Ihnen niemand erzählt. Sie müssen begreifen, was Ihnen niemand vermittelt. Sie müssen wahrnehmen, dass und warum es Strukturen und Zusammenhänge gibt, die offenbar „geheim“ sind.
Ihre Eingangsfragen zu „because-i-can“ beantwortet JEDE Bank mit einem JA, mit einem YES WE CAN!
Und warum können sie das? Weil die meisten Menschen naiv sind! Weil sie glauben, was man ihnen erzählt. Weil sie die Muster übernehmen, die man ihnen vorbetet. Weil sie für WERT halten, was gar kein Wert ist. Weil sie Luftgeld, fiat money, für Repräsentation von WERT halten.
Es tut mir NICHT LEID, lieber Franz, aber ich muss Dich ent-täuschen. Denn Du scheinst nicht zu bemerken, wem dieser Transfer dient, wem er nützlich ist, wenn sich diese Verhalten, diese Einstellung ausbreitet. Du stellst offenbar nicht die Frage Cui bono?
Du findest etwas ungerecht, weil man Dir vorher ein Wertesystem vermittelt hat. Die Enthemmung ist nun eine (gewollte) Folge davon.
Because I can und Yes we can ähneln sich stark. Die Russen und die Chinesen halten seit einiger Zeit dagegen. So auch die AdBlocker.
Wenn Du meinst, jemand bereichere sich auf Deine Kosten, dann frage Dich, warum Du TROTZ stetiger Arbeit IMMER im Minus bleibst. Das ist mathematisch nachweisbar, Lebensversicherungen sind ein großer Bluff. Das ist nur EIN Beispiel.
Und wenn wir jetzt anfangfen zu glauben, der andere wolle ja nur immer etwas gratis, kostenlos, „auf meine Kosten“, dann frage Dich bitte ganz dringend, wo die den Banken anvertraute DECKUNG Deiner Werte abgeblieben ist.
Nicht der Nutzer ist ein Schmarotzer, der etwas „kostenlos“ will. Sondern die Bank, die Dir OHNE Gegenleistung Deine Werte abnimmt.
Es ist Zeit, sich mit den wichtigen Dingen zu beschäftigen – auch wenn das unglaublich oder überheblich klingt. Ich kann es mir aber leisten, niemandem gefallen zu müssen. Das hat etwas von Freiheit und Selbstbestimmtheit. Und es hat etwas von Achtung und Würde.
Der Mensch, sein SEIN ist der (wahre) Wert. Alles, was ist, was hervorgebracht wird, ist durch ihn, seine schöpferische Kraft. Be-Cause I AM.
Warum jemand Seiten mit unliebsamer Werbung ansteuert?
Berufliche Gründe vielleicht? Hat schohn mal jemand versucht, die Angaben in einem Artikel zu verifizieren, über die andere schreiben und über die man auch schreiben muss, wenn sich z.B. ständig irgendwelche Werbelayer über den zu lesenden Text schieben? Nur eines der vielen Beispiele…
Wenn man analog Zeitung liest und von hinten jemand ein Werbeplakat über die Seite presst und sich davon nur mit mäßiger Gewalt abhalten lässt – würde man das hinnehmen, bloß weil es zu einem „Geschäftsmodell“ gehört?
Werbung soll überreden, nicht nötigen. Wer Nötigung betreibt, bekommt meine Aufmerksamkeit nicht.
So, und jetzt hackt weiter, einen Arm habe ich ja noch ;-)
> Wer aber als Journalist und Blogger einen Adblocker benutzt, versündigt sich gegen die eigene Branche.
Und wer keinen benutzt, versündigt sich gegen die eigene Intelligenz.Für den Blutdruck sind die heutigen werbegetriebenen Medienmodelle definitiv nicht förderlich. Es sei denn, man steht auf repititiven, niveaulosen Mist, der einem allgegenwärtig versucht wird einzutrichtern. Werbung versucht gar nicht mehr, einen vom Produkt zu überzeugen, alles was passiert ist, dass man mit einer penetranten Botschaft dauerbeschallt wird, von denen einzig die Marketingabteilungen überzeugt sind. Schlimm genug, dass sich Redakteure dem SEO-Diktat der Suchmaschine(n) unterwerfen.
Wer als Branche von solchen (in meinen Augen unlauteren) Methoden abhängig ist (es wird ja nicht mal die eigene Botschaft verkauft, sondern gar der Scam von zwielichtigen Drittunternehmen), der tut mir ehrlich leid. Für mich als Nutzer ist ein Werbeblocker in mehrfacher Hinsicht ein Selbstschutz: gegen Schadsoftware, gegen Abzock- und Betrugsmethoden der grauen Werbewirtschaft – manch ein Banner unterscheidet sich inhaltlich nicht mehr von dem, was regelmäßig mein Spamfilter in Thunderbird ausfiltert, ist der jetzt auch abzuschaffen? – und vor allem gegen die Oberflächlichkeit des Turbokapitalismus (Kaufen! Kaufen! Kaufen!).
> Aber als Journalist – und nicht als Normalleser
Ist das nicht ein Zirkelschluss, nach dessen Logik man sein eigenes Gehalt bezahlt? Und sei es mit Restintelligenz und stetig sinkender Aufmerksamkeitsspanne? Mal über Resignation und Burn out nachgedacht? Davon mal ab kann ich mir nicht vorstellen, dass es der Werbewirtschaft egal ist, wenn nur diese spezielle Zielgruppe erreicht wird..
> wird einfach ausgeblendet
Wenn das mal in ein paar Jahren der Psychotherapeut nicht anders sieht..
Nachdem die Aufdringklichkeit der Werbung immer skurrilere Formen angenommen, von Popups über automatisch abspielende Musik bis hin zu DIV-Containern, die auf mobilen Endgeräten das Lesen von Inhalten vollends unmöglich machen, sind Adblocker nichts weiter als digitale Selbstverteidigung.
Als Nicht-Journalist ist das so. Als Journalist sollte man so viel Solidarität mit der eigenen Zunft allerdings schon aufbringen, und nicht am Ast sägen, auf dem man sitzt oder sitzen will.
Nicht, daß mir gesicherte Zahlen vorlägen, aber ich vermute mal, mindestens 80% der an einem beliebigen Redaktionsschreibtisch sitzenden Journalisten nehmen die Dienste eines Adblockers (evtl., so sie dazu in der Lage sind, Ghostery) gerne in Anspruch – und sei es nur, um effizienter arbeiten zu können.
Und Nein! Aufmerksamkeit behindernde Online-Werbung kann leider nicht so gut ignoriert werden, wie die wie selbstverständlich unterbewußt überblätterte beliebige Anzeigenseite oder Strecke.
Ein wichtiges Motiv, einen Adblocker zu nutzen, kommt hier gar nicht zu Sprache: Datenschutz – um es Datensammlern möglichst schwer zu machen, ein Profil von mir zu erstellen. Die Darstellung von Werbung selbst ist mir dabei egal, von mir aus können gerne Banner angezeigt werden. Doch leider scheint Werbung sehr stark auf Javascript abzustellen.
Ein so niedlicher wie hilfloser Artikel.
Ich muss mal sagen, ein ziemlich einseitiger Artikel. Das zum Teil Viren per Bannerwerbung verteilt wird und Flash eine technologische Katastrophe (Stromverbrauch, Sicherheitslücken) ist, hat der Autor offenbar noch nicht gehört. Dauernde Sicherheitslücken lassen einem quasi keine andere Wahl, als Flash zu deaktivieren. Wenn ich ein Geheimdienst wäre, wüsste ich jedenfalls welche Lücken ich versuchen würde auszunutzen. Flash, Cross-Site-Scripting und schon ist man per drive-by downloads drin im Rechner des Investigativjournalisten. Möchte nicht wissen, wie der Zustand des Computers vom Autor ist… Zwei sehr gute Gründe, warum besonders Journalisten Werbeblocker, Verschlüsselung etc. einrichten sollten: Quellenschutz und Selbstschutz.
Abgesehen von diesen bedeutenden technischen Risiken, ist Internet-Werbung zunehmend ein Datenschutzrisiko. Die 11 Tracker, die Ghostery hier anzeigt sprechen Bände, hier sammelt: Facebook (2x), Google (2x), Twitter (2x), Gravatar, LinkedIn, Pinterest je einmal und Beacon Analytics ScoreCard Service auch, dazu noch ein Cookie mit VG-Wort. Flattr verstehe ich, ist m.E. legitim, VG-Wort auch.
Aber die Datenschutzerklärung von Lousypennies ließt sich wie eine Bankrotterklärung zu Datenschutz und Nutzerverständnis. Ihr habt keine Kontrolle über die meisten der von euch erhobenen Daten und gebt diese willentlich an Firmen im Ausland weiter, die teils nichtmal eine Ladungsfähige Anschrift haben. Sehr seriös!
Jetzt erkläre mir mal der Autor, wozu diese Datensammelwut notwendig ist. Website-Statistiken kann man auch Datenschutzkonform machen, wenn man bei Werbekunden einen guten TKP aushandeln will.
Dass immer wieder analoge Vergleiche bebracht werden macht die Diskussion nicht gerade zielführender. Im Ernst? Aldi-Brot? Werbe-Lese-Verweigerung, techn. Sachverständnis und Datenschutz mit Diebstahl von materiellen Dingen gleichzusetzen ist eine infame Verdrehung von Tatsachen, zeugt von Unkenntnis der Materie und dazu netter Versuch von double speak. Geht’s noch?! Wollen Journalisten so von ihren Kunden ernst genommen werden?
Und wer ernsthafte Analogwelt-Vergleiche mag, der vergleiche bitte mal die Usability einer Layer-Werbung ohne X-button zum Schließen mit grellem Video und lautem Sound im Internet mit der Werbung in einer Zeitung/Magazin, die man bei Nichtgefallen überblättert und bei denen nicht direkt das ganze Zugabteil mitbekommt, dass es sie gibt. Zudem passen sie oftmals zur Sache und sind damit über den schlichten TKP hinaus qualitativ besser, als ein Zufallsgenerierter Flash-Film. Und interessanter Weise zahlt der Kunde sogar noch für die Zeitung mit der Werbung, d.h. eine vollständige Werbefinanzierung ist dort gar unnötig.
Was ich zusätzlich nicht verstehe: Es geht auch anders: Man schaue sich mal die Seite von Netzpolitik.org an. Dort wird zur Finanzierung der investigativen Arbeit (Qualitätsjournalismus!) Werbung angezeigt. Diese flackert sogar ein wenig (animated gif). Was unterscheidet sie von „normaler“ Internetwerbung? Sie passt zur Sache, sie ist unaufdringlich, sie behindert nicht den Lesefluss, reduziert die Ladegeschwindigkeit nur marginal, erlaubt Animation in einem vernünftigen Rahmen (HTML5+CSS3 würde dies auch schaffen), und (jetzt kommt’s) wird vom Adblocker gar nicht erst geblockt, weil nicht als Werbung erkannt. So einfach geht das. Natürlich kommen jetzt Einwände: Netzpolitik finanziere sich damit nicht vollständig, was verdienen die denn überhaupt, zusätzlich erhalten sie Spenden etc.
Antworten darauf: Die Vollständige Finanzierung braucht auch eine Online-Zeitung/Magazin nicht per Werbung, wenn sie ein günstiges Bezahlmodell anbietet. Zusätzlich dient bei Zeitungen das Printangebot zur Gesamtfinanzierung. Der Verdienst ist so eine Sache: Idealistisches Engagement haben die Netzpolitik-Leute, die meisten schreiben dort aus Überzeugung und nicht für Einkommen. Aber ich denke, gute Arbeit (wie die von Netzpolitik) muss gut bezahlt werden; schlechte Arbeit muss aber nicht gut bezahlt werden. Und hier teilt sich über kurz oder lang der Markt auf. Die Medienunternehmen sind vorsichtig ausgedrückt eher gemischt besetzt und alles was nix taugt wird mittelfristig wegfallen. Das sind Veränderungen, die vielen nicht passen (Einfluss-Verkleinerung, Verdienst-Verkleinerung, gar Entlassungen wenn Leser bestimmte Redakteure nicht mehr dulden etc.), aber das ist schlicht der Mechanismus des Marktes). Leider sind viele kleine lokale Berichterstattungen von schwacher Qualität. Hier wird es zu Einbußen kommen. Spenden oder Sponsorship kann auch eine Online-Publikation nutzen, der Guardian, Krautreporter etc machen das über ein Mitglieder-Modell.
Insgesamt vermisse ich Engagement und Mut in der Branche. Da werden zuhauf dpa-Meldungen kopiert (teils automatisiert) und dafür sollen Kunden dann mit 5x Werbung pro Artikel zahlen, obwohl da kaum Mehrwert drin steckt. Gleichzeitig beklagen sich viele Zeitungen über wegbrechende Umsätze und über Wutbürger die die Medien kritisieren. Und als Antwort darauf kommen dann Advertorials und native Advertising. Beides eher das Gegenteil von Qualitätsjournalismus. Noch vor 10 Jahren hätten sich Medien wie die SZ, ZEIT allein über diese Ideen von Schleichwerbung ereifert. Heute machen es schon viele und in 5 Jahren wird die Unterscheidung von Werbung und Artikel schwierig werden. Dazu noch (sehr teurer) Lobbyismus für das Leistungsschutzrecht. Sollten Journalisten nicht frei von Interessenskonflikten arbeiten? Lobbyismus will ich nicht bezahlen.
Generell gilt auch bei Online-Werbung: die Menge macht das Gift: Wird der Nutzer unnötig belästigt und seine Rechte beschnitten, wird er blocken. Warum nutzt er die Angebote dann überhaupt? Wird doch kostenlos angeboten, warum also nicht? Soll man das am Flughafen kostenlos ausliegende Handelsblatt nicht lesen, weil man die Werbung überblättert? M.E. war es der größte Fehler, online von Anfang an auf einzig auf Werbefinanzierung zu setzen. Die Klagen der Zeitungsverlage kann ich nur mit einem „Ihr habt es selbst in der Hand“ beantworten. Vorwurf: You block ads just because you can! Klar, warum schalten Online-Medien viel mehr Werbung als offline? Because they can.
tl;dr: Guter Journalismus wird sich mit einer Mischung aus Abo, Paywalls (LaterPay), Mitgliedschaft, bezahltem Archivzugriff und unaufdringlicher Werbung (click/TKP) überleben. Der Rest wird wegfallen müssen. Gewöhnen wir uns dran.
Ausgezeichneter Kommentar, auf den Punkt. Herzlichen Dank.
Ghostery meldet beim Besuch dieser Seite 13 Tracker. Mich beschleicht das Gefühl, dass der Leser immer weniger als Kunde und immer mehr als Ware wahrgenommen wird. Über eine unaufdringliche Werbe-Grafik lässt sich reden – über ungefragtes Ausspähen des Lesers und seiner Gewohnheiten nicht. In diesem Sinne dienen Ghostery & Co. zunächst der von _Flin_ erwähnten digitalen Selbstverteidigung und erst als angenehmer Nebeneffekt der Blockierung aufdringlicher Werbung.
Ich könnte Ihnen mehr recht geben, würden Sie nicht mit einem solchen Selbstverständnis ein ultimativ kaputtes System vor dem Zerfall retten wollen. Werbefinanzierter Journalismus funktioniert nicht, da Hilft es auch nicht, die Kollegen vom Verrat auf die eigenen Branche abzuhalten. Die Aufteilung in Journalisten und Nicht-Journalisten ist auch nur das Verdecken der Tatsache, dass sich hier zu viele Menschen einig sind, dass der gebotene Inhalt in dieser Form das Ertragen (ha!) der Werbung nicht Wert ist. Wer Journalismus auf einem Fundament aus Werbung baut, baut sich ein Kartenhaus.
Ich gebe Ihnen sofort recht, dass beim zitierten normalen Leser immer noch ein akutes Qualität/Wert-Ungleichgewicht herrscht. (Siehe auch das Thema Apps, wo jeder erwartet, dass es für 99Cent die eierlegende Wollmilchsau zu kaufen gibt.) Hier aber bockig auf den Status Quo zu pochen und nur bei den Anderen die Fehler zu finden wirkt wie der richtige Weg ins Verderben.
Auch das “Ein Monatsabo kostet ja nur kleines Geld”-Argument schaut gekonnt an der Realität vorbei. 2,50 Euro ist wahrlich nicht viel… würde sich der gemeine Nutzer auf eine Platform für seine Nachrichten beschränken. Aber 2,50€ da, 3€ dort, hier noch 1,75€, usw. läppert sich dann wieder in eine beachtliche Summe hoch.
Das ganze Thema erinnert mich etwas an die Perückenhersteller während des 17. Jahrhunderts. Als der Modestrom die Perückentürme als out zu bestimmen drohte, fürchtete sich eine vormals sehr rentable Industrie panisch um ihre Existenz. Und rannte deshalb direkt zum amtierenden König, um per Gesetz eine Perückenpflicht beim Manne zu verlangen…
Soll also meiner Meinung der Journalismus – wie die Perücke – aussterben? Natürlich nicht. Aber es wird eine massive Umstrukturierung notwendig sein in der Branche. Gehen Jobs verloren? Ja. Müssen etablierte Häuser Platz machen? Ja. Kommt die ganze Branche mit neuer Kraft und gestärktem Sinn zurück. Absolut! Nur braucht es weniger Gejammer von den direkt Betroffenen und mehr Mut diese turbulente Zukunft jetzt zu initiieren. Sonst wird beim Untergang nur noch mitleidig zugewunken.
„Werbefinanzierter Journalismus funktioniert nicht, …“ Das Problem scheint doch eher: Keine Form der Monetarisierung des Journalismus funktioniert. Ich höre immer, was nicht geht, es wird immer gefordert, alle sollen wahnsinnig innovativ sein. Der Punkt ist aber: Da kommt nix. Verlage wie kleine Selfpublisher probieren seit Jahren wie der Teufel, und hören nur Belehrungen, dass es so nicht klappt, und sie müssen halt mal innovativ sein.
Vielleicht muss man auch mal feststellen: Die beste Methode bisher, den Journalismus zu finanzieren ist und war die Werbung.
Die von Ihnen verlangte Umstrukturierung ist übrigens seit Jahren bereits im Gange. Ganz offensichtlich zum Beispiel bei Springer, aber auch bei Burda.
Am Ende ist es vielleicht auch ein innovativer Weg, den Lesern klar zu machen, dass guter Journalismus auf die ein oder andere Weise bezahlenswert ist. Denn wenn nicht, wird der Leser eben bald mit Paywalls UND Werbung dasitzen, in einer von großen Medienhäusern betonierten Presselandschaft.
Oder sehen Sie die Zukunft da anders?
Also die „beste“ Form einer Finanzierung liegt im Auge des Betrachters.
Die beste aus Sicht der Eigentümer ist, die die am meisten Einkommen bei gegebenen Kosten bringt.
Die beste aus Sicht der Leser ist die, welche Unabhängigkeit der Autoren und guten Lesefluss garantiert.
Journalismus wurde offline eben per Mischung aus Werbeanzeigen (keine Flashbanner!) und Abo/Einzelverkauf der Printausgaben finanziert.Nun habe sich ein paar clevere Medienhäuser gedacht: Toll, wir setzen online einfach die Preise auf 0, bieten also kostenlos an. Nebenbei versuchen wir nur mit Werbung Einnahmen zu generieren. Warum dies nun das einzige Modell sein soll, frage ich mich seit Jahren.
Wer offline mehrere Zeitungen lesen will, zahlt(e) auch mehrere Abos. Es ist/war für interessierte Bürger ganz normal eine Tageszeitung, ein Wochenmagazin und ggf. noch ein Monatsmagazin zuzügl. Fachzeitschrift zu lesen. Zu den Abos gesellten sich noch die Einzelkäufe. Das könnte online ganz genauso sein, das muss man Lesern nur deswegen „beibringen“ weil vorher diese clevere Idee mit kostenlosen Angeboten zum Standard gehieft wurde. Aber Paywalls via Abo bzw. günstige Einzelkäufe machen’s möglich. Dass LaterPay erst im letzten Jahr gelauncht ist und nicht bereits vor 10 Jahren deutet darauf hin, dass viele Medienhäuser den Wandel verdrängt haben, statt ihn zu gestalten. Geschäftsrisiko nennt man das.
Klar gibt es online zusätzlich die Konkurrenz von kostenlosen Angeboten wie Blogs, die Leute aus Idealismus betreiben. Das ist tatsächlich neu: kostenlose Zeitungen/Magazine aus Idealismus gab es zu offline Zeiten nicht. Aber will/muss Jorunalismus damit konkurrieren? Das Problem aus Sicht von ehem. offline-Medien ist,dass die Blogs vielfach qualitativ besser als klassiche Medien und plötzlich verdienen diese Leute auch noch Geld in dem sie das gleiche Modell nutzen wie früher die Verlage: Werbeanzeigen. Hier findet also ein Verdrängungswettbewerb statt. Dagegen kann man sich wie in anderen Branchen auch nur mit Investition in Qualität und gutem Preis-Leistungsverhältnis wehren.
Online hat man weiter den Vorteil, dass man da sehr viel genauer, ausgesuchter und vielfältiger vorgehen kann. Den Sport-Teil, Wirtschafts- und Kultur-Teil und die Kleinanzeigen liest da ggf. keiner mehr, dafür gab es Spezialmagazine, die nun auch online zur Verfügung stehen und schneller sind.
Lokale Entwicklungen und Politik/Feuilleton aus In-und Ausland, Gesellschaft etc. – das sind die Themenspezialisierungen mit denen Zeitungen auch online konkurrenzfähig sein können. Und mit Zusatzangeboten: Archivzugriffe, eBook-Sammlungen der großen Monatsthemen, Werbefreiheit und Werbebeschränkungen unterschiedlich bepreisen (Abo=etwas Werbung, Premium-Abo=kaum Werbung, Platin-Abo=keine Werbung), ernsthaften Leserdialog in der Blattkritik (wer macht das endlich mal?), Mitgliedschaften für „Meet the Journalist“, Publikationsübergreifende Abos (z.B. Verlagsabo Springer für alle deren Publikationen) usw. Wenn den Medienhäusern die Ideen ausgehen, sollten sie die Leser fragen. Vielleicht sind die kreativer als die Medienhäuser denken…
Moin,
ich arbeite bei einem großen Verlag als Frontend Entwickler.
Meine Kernaufgaben ist Webperformance. Wir versuchen mit viel Aufwand, die Ladezeiten unserer Seiten zu verringern und somit eine besser UX zu erreichen. Make the web faster!
Und ich bin nichg allein: Seit die Ladezeiten auch im Google Ranking berücksichtig werden, ist auch die SEO-Abteilung daran interessiert, dass die Webseiten schnell ausgeliefert werden (vorher war den SEO Guys scheißegal).
Wenn unsere Seiten frei von Werbung wäre, hätten wir Ladezeiten von 1 bis 2 Sekunden.
Mit Werbung sind es zwischen 5 und 15 Sekunden, teilweise bis zu 30 Sekunden (Browser Timeout)
Mit Werbung sind es statt 2 MB auch gerne mal 10 MB (Stichwort Datenvolumen).
Mit Werbung jault der CPU Lüfter.
Mit Werbung freezed der Browser.
Fazit: Mit Werbung Brower ist die UX unter aller Sau! Und der Google PageSpeed auch.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, warum die Besucher die total kaputten Webseiten mit einem Adblocker „reparieren“ wollen.
Wir tracken sehr genau den Anteil der Besucher mit aktiviertem Adblocker. Und natürlich ist dieser steigend. Beunruhigend steigend!
Aber anstatt sich zu fragen, ob die Werbedosis möglicherweise zu hoch ist, wird noch schrottigere, noch langsamere und noch nervigere Werbung auf die Seiten geballert.
Der Gaul ist tot.
Und das haben deine Journalistenschüler offenbar auch erkannt. ;)
Lieber Chrsitian,
herzlichen dank für diese Insights. Dass Bannerwerbung das schrecklichst mögliche Intrsument zur Monetarisierung ist, ist uns auch klar – genau deshalb suchen wir hier bei LousyPennies auch aktiv nach neuen Monetarisierungsformen. Aber das ist ein weiter Weg…
Herzlichst
Karsten
Deine Seite ist ein gutes Beispiel für schlechte UX:
Ladezeit von 6 Sekunden, Google PageSpeed von 54 (richtig schlecht)
Mit Adblocker Plus und Ghostery: 3 Sekunden
Ladezeiten halbiert!
Uuups…
Und Dein Kommentar ist ein gutes Beispiel für die Erwartungshaltung der Leser im Internet.
Für mich ist ein Adblocker ein K.O.-Kriterium um überhaupt die Lust zu verspüren im Netz irgendetwas werbefinanziertes zu lesen. Langfristig haben die mit Werbebanner zugepflasterten Webseiten für mich keine Überlebenschancen. Es ist auch besser für die Qualität des Journalismus wenn Bezahlschranken eingerichtet werden, nebenbei hört dann das Gejammere über die Adblocker auf. Und ja ich bin durchaus bereit für eine Handvoll Webseiten ein Abo abzuschließen, wenn die Qualität stimmt und keine Werbung angezeigt wird.
Grüße
bluelupo
P.S.: Im übrigen ist hier das Tracking auf der Seite eine Zumutung, 13 Tracker meldet Ghostery (werden alle geblockt vom Addon) auf eurer Seite, die alle nur meine Daten zu kommerziellen Zwecken nutzen wollen. Nein Danke!
Wenn ich Seminare geben würde für Leute, die beim Bloggen schon aufs Geld aus sind, bevor sie überhaupt den ersten Blogeintrag verfasst haben, würde ich mich nicht über Adblock ärgern. Ich würde den Leuten raten, nette Infotainment-Angebote für Leute zu machen, die Adblock nicht kennen, die technisch und auch sonst nicht so gebildet sind und somit auch weniger anspruchsvoll. Dann ist auch die Recherche weniger aufwendig, wenn man keine Hintergründe ausleuchtet, sondern irgendwas mit Katzenbildern, Oops-Häme, Gewinnspiel macht, vielleicht gleich direkt auf Facebook, wo sich kaum einer dafür interessiert, ob ein Affiliate-Link gekennzeichnet ist oder nicht, weil er eh nicht erkannt wird.
Drüben bei Mucbook ist von Adscale, Adsense und Partnernet die Rede. Da wird mancher lange stricken müssen, bis die Kosten fürs Seminar wieder drin sind.
Dann bin ich wirklich froh, dass Du keine Seminare gibst und es lieber Leuten überlässt, die den Teilnehmern erzählen, dass sie im ersten Schritt ihrem Herzen folgen und dann erst ans Geldverdienen denken sollen. ;)
Ich dachte, „polemisch“ ist das Motto der Party hier?
Genau, deshalb sind wir ja alle polemisch hier ;-)
Vielleicht sollte ich schauen, dass ich als Journalist mehr Geld verdiene. Dann könnte ich mir alle zwei Jahre einen wirklich leistungsstarken neuen Computer leiten und müsste nicht mit einem 6 Jahre alten (Mac)-Betriebssystem und der nicht ganz so schnellen Hardware surfen. Was das mit Adblockern zu tun hat?
Ich hab vor ein paar Wochen wieder einmal meinen (Standard)browser gewechselt. Auf dem alten hatte ich einen Adblocker und war einigermassen mit der Geschwindigkeit zufrieden (die neueste Version passt aber nicht mehr zum Betriebssystem). Auf dem jetzigen (Safari) stürzt mir mindestens 3-5x/Tag die ganze Seite ab, weil auf verschiedenen Seiten 10 Videos gleichzeitig laufen (zum Teil sogar noch mit Ton!) und mein Browser das schlichtweg nicht mehr packt. Die Ladezeiten haben sich sicher verdreifacht (geschätzt!)
Das stellt sich die Frage: Arm abhacken oder aufhören zu surfen (oder reichen Gönner suchen). Was würdest Du mir empfehlen (für einen Tipp für die dritte Option wär ich sehr dankbar.)
Zum einen: Sehr viele Werbeauslieferungen geschehen mittlerweile asynchron. Das heißt: Man kann schon lesen, noch während der Rest der Seite lädt. Zum zweiten: Jedes Plugin im Browser bremst den Browser ebenfalls. Das ist auch Programmcode, der ausgeführt wird.
Natürlich ist mir bewusst, dass wir grundsätzlich auch unsere Werbekunden dahin bringen müssen, dass sie performante und schöne Werbung zur Verfügung stellen. Und viele tun das schon.
Die bekannten Adblocker dagegen gehen mit dem Holzhammer vor. Selbst wenn wir eine Werbung nicht blinkend und nur als Bild in einem bestimmten Format einbinden – sprich es verhält sich wie ein beliebiges Bild und stört die Ladezeit nicht über Gebühr (siehe unsere Sponsoreneinbindung) – selbst dann also wird sie blockiert. Das geht einfach nicht. Als Publisher, der Arbeit in etwas steckt, muss ich vom Konsumenten irgendeine Gegenleistung erhalten, wenn er meine Texte konsumiert. Punkt. nicht Zahlen UND keine Werbung, das geht einfach nicht. Oder haben sie da eine andere Idee? Ich habe viele Möglichkeiten gesehen, aber sie alle basieren auf Werbung für eigene Verkaufs-Angebote oder externe Angebot – sprich: Werbung.
ODER, die zweite Möglichkeit sind die Bezahlschranken, die derzeit aus dem Boden sprießen. Rhein-Post, Sueddeutsche, Hamburger MoPo … und es werden mehr werden. Denn je mehr Leitmedien sich Richtung Bezahlschranke bewegen, desto mehr andere werden sich trauen ihnen zu folgen.
Die Folge wird sein, dass sie sich WEDER einen neuen Computer leisten können, NOCH die derzeitige Vielfalt an Medienangeboten kostenlos genießen können.
Ist das nun besser?
(Transparenz: Mein Notebook stammt aus dem Jahr 2010, mein Rechner aus dem Jahr 2012)
Hallo Stephan,
Natürlich hast Du irgendwo recht – und ich kann Eure Argumente gut verstehen. Hatte auch schon eine ähnliche Diskussion mit Stefan Plöchinger.
„WEDER einen neuen Computer leisten können, NOCH die derzeitige Vielfalt an Medienangeboten kostenlos genießen können.“ Bei mir ist das aber doch eher umgekehrt: NUR mit einem neuen Computer kann ich die Medienvielfalt (kostenlos) genießen. Wobei ich bei etwa bei echter(!) Informationsqualität (also mehr als copy/paste) bereit wäre, auch ein Schärfchen zu den Unkosten beizutragen. Ich kauf regelmäßig bei Warentest Artikel und auch bei SZ /ZEIT (nur um mal zwei herauszupicken) wär ich bereit, für wirklich Interessantes zu bezahlen (so wie ich mir auch einen Kaffee zwischendurch leiste).
Aber klar – auch Blogger wollen leben – und SOLLEN leben! Das aber meiner Meinung nach geht nur dann, wenn nicht alle Anzeigenkunden meinen, sie müssen immer nur tollere (datenintensive) Animationen einstellen, um aus den anderen Bannern herauszustechen. Früher war Spiegel-Online MEINE Infoquelle Nr. 1 : ich hab aber manchmal jetzt 4-5 gleichzeitig laufende Videos gezählt – die meinen Browser in 50% der Fälle zum Einfrieren bringen. Wie gesagt, ich hab es mit und ohne Adblocker versucht – nur mit Adblocker kann ich mir die Seite überhaupt einigermassen komfortabel ansehen. Also müssen, wie Du schon sagst beide Seiten aufeinander zugehen. Wenn es ein einfacher un-animierter Banner – grafisch gut aufbereitet, auch tut, verzicht ich gern auf den Adblocker! In find Euer Sponsoring-Modell ohnehin klasse, von dem Du ja auch im Presseclub vor einigen Wochen erzählt hast.
Aber trotzdem DANKE für Euer Statement. Ich werd mich mal wieder bei Browsererweiterungen umsehen, die (nur) Videos/bzw bewegte Animationen blockieren. Vielleicht komm ich auf diese Weise weiter?
P.S. Ich hab gestern Eure Diskussion im Bayern-Forum als Zuschauer sehr interessiert mitverfolgt. Wobei ich eher auf der Seite von Prof. Haller stehe… ;-) Aber das ist eine ganz andere Geschichte?
„Als Publisher, der Arbeit in etwas steckt, muss ich vom Konsumenten irgendeine Gegenleistung erhalten, wenn er meine Texte konsumiert. Punkt.“
Das ist auch ein Grund, warum ich z.B.in Online-Foren meine Arbeit vollständig eingestellt habe. Nicht nur, dass lediglich die unmittelbaren Empfänger einer fundierten Antwort profitiert haben, haben auch die Betreiber dert Plattform letztlich ohne jede Gegenleistung davon profitiert, indem sie sich ein Nutzungsrecht an den erzeugten/eingestellten Texten haben zusichern lassen. So etwas geht selbstverständlich auch nicht, spätestens dann nicht, wenn die Inhalte urheberrechtlich geschützt sind bzw. ein entsprechend schutzwürdiges Niveau haben, ergo Werkscharakter aufweisen.
Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob eine Gegenleistung zwingend monetär sein muss, und hier möchte ich grundsätzlich verneinen, schon aus Gründen der Beteiligung des „Finanzamtes“. Allseits bekannt ist, dass durch diese Beiteiligungen, die damit letztlich ausgebübt werden, Steuerung und Kontrolle stattfindet, die den freien Markt behindert und teils untergräbt. Aber das ist ein anderes Thema bzw. führt zu weit.
„nicht Zahlen UND keine Werbung, das geht einfach nicht. Oder haben sie da eine andere Idee?“
Ja, doch das setzt zunächst zwingend voraus, dass wir bereit sind, einen Break auszuhalten und einen gewissen system halt einzulegen. Gegenwärtig ist Tatsache, dass der gesamte(!) Werteaustausch über ein Transfermittel stattfindet, das uns nicht selbst gehört und auf das wir insoweit keinen Einfluss und wenig Zugriuff haben. Russland und China gehen da momentan schon einen anderen Weg.
Grundsätzlich ist unabdingbar zu wissen, wie Banken arbeiten, d.h. wie das Geldschöpfungssystem funktioniert – und wie Banken es bisher realisiert haben, Wert abzugreifen und abzuschöpfen inklusive des Umstandes, dass mit der Einlage bei der Bank der Einzelne nicht mehr Eigentümer seiner Einlagen/Mittel ist (siehe hierzu auch § 700 BGB).
Fakt ist, dass momentan, d.h. bis Ende 2012, es nicht zulässig war, seine eigenen Mittel zu schöpfen (vgl. Geldschöpfungsmonopol der Zentralbank). Dadurch war jeder gezwungen(!), fremde(!) Zahlungsmittel zu nutzen, inklusive der jeweiligen Bedingungen.
„Nicht zahlen und keine Werbung, das geht einfach nicht“ ist genau das Gleiche, wie DOLLAR im internationalen Handel einsetzen zu MÜSSEN. Ich gehe jetzt nicht auf Details des Analogons ein, denn es erschließt sich jedem. Man sorge dafür, dass ein Zahlungsmittel im Umlauf bleibt, kontrolliere die Geldmenge, etcetera.
Der Irrglaube, alles müsse bezahlt werden, ist absurd. Die Natur stellt sämtliche Güter völlig kostenfrei zur Verfügung, Geld ist nur für Profit notwendig. Als reines Tauschmittel ist Geld nicht erforderlich bzw. kann alles andere als Bezugsgröße dienen.
Lange Rede kurzer Sinn, Fazit:
Nicht zahlen und keine Werbung – das geht. Momentan wird „Zahlen“ mit Geld gleichgesetzt. Geld ist ein Kontrollinstrument der (Zentral-)Bank(en), originär die City of London, und zwar frei von Verschwörung(stheorie). Werbung dient Absatzsteigerung bzw. Neukundengewinnung oder Kundenbindung. Letztlich der Aufrechterhaltung des Zahlungssystems, in dem Menschen Bürgen und (Zahlungs-)Schuldner sind.
Wer das als abseitig vom Thema erachtet, bei dem wirkt die Werbung ala Erziehung und Aus-Bildung des Systems. Wer fragt: Und was hat das mit Werbung, Anzeigen, Journalismus, … zu tun? muss eine Denkschranke erkennen und überwinden. Ein guter Anlaufpunkt hierfür ist http://www.wissensmanufaktur.net
Das ist jetzt keine Werbung, das ist themenbezogene Verknüpfung und damit bereits werthaltiger Content. Manche lassen sich so etwas schon bezahlen, das ist traurig und zeigt die Hemmungslosigkeit bzw. das Endstadium des Geldsystems, nämlich hyperinflationäre Abwertung und Erhöhung der Geldmenge (jeder hält für jeden F… die Hand auf). Giveaways werden immer seltener, Werbegeschenke existieren praktisch gar nicht mehr.
„NIcht zahlen und keine Werbung“ funktioniert bspw. durch Leistungstausch ohne den Umweg Dollar. Russland und China machen es vor. Die Frage ist immer lediglich die Verrechnungseinheit. Mehr wird hier nicht verraten, weil es a) den Rahmen dieses Blogs und des Themas sprengt und b) gut selbst recherchiert werden kann, um somit Redsundanzen zu vermeiden bzw. zu minimieren. Im Ergebnis führt dies zur Optimierung von Ressourcen, Kosten“einsparung“, usw.
Etwas bezahlen zu müssen ist mithin keine zwingende Notendigkeit. Es folgt lediglich Prämissen. Diese sind änderbar. Jeder kann dazu beitragen. Werbung ist auf cash-flow orientiert. Ist der cash-flow sichergestellt, bedarf es jedenfalls keiner aggressiven Werbung.
Nicht zahlen – das geht bei Überschuss. Überschuss kann erzeugt werden. Dauerhaft. Näheres bspw. bei Herrn Prof. Dr. Franz Hörmann.
>> „ODER, die zweite Möglichkeit sind die Bezahlschranken, die derzeit aus dem Boden sprießen. Rhein-Post, Sueddeutsche, Hamburger MoPo … und es werden mehr werden. Denn je mehr Leitmedien sich Richtung Bezahlschranke bewegen, desto mehr andere werden sich trauen ihnen zu folgen. Die Folge wird sein, dass sie sich WEDER einen neuen Computer leisten können, NOCH die derzeitige Vielfalt an Medienangeboten kostenlos genießen können. <<
Mal ehrlich, Hand aufs Herz:
Was von den bunten Medienangeboten BRAUCHT Mensch WIRKLICH, und was davon ist nice-to-have oder nice-to-know, aber im Wesentlichen entbehrlich? Dieses „Genießen“ stößt mir schon lange auf. So wie Geschmackserlebnis. Völlig normale Vorgänge werden vollkommen überhöht. Irgendwann ist Ernährung ein Existenzerlebnis.
Ich genieße es, wenn ich fernab der Medien bin, mir die für mich wichtigen Informationen selbst aufbereite, keinem Hype er- oder unterliege und den Einfluss zur Schaffung einer künstlichen Welt im Gehirn minimal halte.
Von mir aus kann jedwede Bezahlschranke etabliert werden, da ich das Angebot (dann) entweder gar nicht oder nicht mehr nutze. Letztlich sind Zahlschranken Erpressung, mit denen sich die Betreiber selbst ins Knie schießen. Die Welt der Geheimnisse ist kleiner geworden und somit ach die Bereitschaft, für Informationen zu zahlen, zumindest größere Beträge.
Es wird damit spekuliert, dass Menschen glauben, für Geld erhalten sie Informationen, die anderen nicht zugänglich sind und daher erhielten sie Mehrwert. Das funktioniert nur unter der Prämisse des Wettkampfes und der Konkurrenz im Wege der Übervorteilung.
Im Wege der Kooperation und des information sharing ist Obiges nicht mehr möglich. Was einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist, ist nicht über das Instrument Finanzen künstlich zu verknappen. Und was einmal in der Welt ist, ist schwer wieder daraus zu entfernen, siehe Assange, Snowden, Manning, uvam.
Mein Test auf dieser Website ergab keinen Unterschied zwischen der Nutzung mit und ohne den inkriminierten Ad-Blocker. Viel Lärm um nichts möchte man meinen. Oder: es gibt auch lautere Formen der Werbung.
Wenn man die Maßstäbe des gelobten Beitrags von Tobias Gillen zu Grunde legt, ist dieser Artikel allein schon wegen der unglaubwürdigen Üerschrift von der Qualität dubioser Medien, die als Textbeitrag jeden Eso-kack bewerben. Nein, nein und nochmals nein. 99% der Werbung im Internet ist verlogen und überflüssig. Für die lausigen Cents lohnt sich das Gejammer nicht.
Das liegt ganz sicher daran, dass wir keine klassischen Anzeigen auf unserer Seite haben ;-)
Ein guter und richtiger Artikel. Gerade Journalisten, die einen Adblocker benutzen, würde ich doch eine erhebliche Doppelmoral attestieren. Einerseits über die bösen Leser jammern, die nicht bereit sind für guten Journalismus zu bezahlen aber andererseits nicht mal bereit, mit dem „Ertragen“ von Werbung für gute Inhalte zu „bezahlen“.
Gerade Journalisten sollten doch wissen, das sich gute Inhalte nicht von selbst schreiben. Mit ein Wenig Recherche lassen sich die reichlich ominösen Machenschaften der Adblocker-Anbieter schnell identifizieren.
Und ja: Die Werbung wird immer nerviger. Aber liegt das daran, dass die Werbeindustrie und die Publisher immer böser werden? Nein, das liegt daran, dass immer mehr Leute einen Adblocker benutzen und die Publisher darauf angewiesen sind, dass zumindest die wenigen ohne Adblock noch auf die Werbung klicken.
Wer dummdreiste Werbe – Layer inkl. Autovideo und Sound verwendet verdient es nicht besser. Das ist belästigung und wir geblockt. Kein mitleid.
➊ Adblocker ➋ IT-Chaos im Bundestag ➌ Blogfabrik
Warum wir Politikern nicht die Entscheidung über unser Netz überlassen sollten, warum Adblocker asozial sind und was die Blogfabrik verspricht. Hurra! Da ist er wieder. Der Montagmorgen – in all seiner Hässlichkeit, Trostlosigkeit und ohne Hoffnu…
Es gibt einen Haufen Gründe, warum man keine Werbung sehen will, Privatsphäre, der Traffic dafür, der speziell unterwegs nervt, ätzende Banner. Und da mein Rechner mir gehört, habe ich auch Kontrolle darüber, welche Inhalte ich sehen möchte und welche nicht.
Die Alternative zu Werbung sind auch nicht Paywalls, sondern freiwillige Spenden. Eine meiner Websites hatte ich rund ein Jahr mit Spenden monetarisiert und Besucher spenden, wenn es leicht ist und man die Spendenrate optimiert. Oben schrobtest du, daß bei Golem nicht mal ein Prozent gespendet hat, und bei mir waren die Spendenraten auch darunter. Bei Spenden kannst du aber deinen eigenen Spendenbetrag festsetzen und damit können Spenden wieder sehr lukrativ werden. Aus meiner Erfahrung damit habe ich sogar ein Produkt gemacht, das man unter http://eaio.com/de/ finden kann.
Bitte lass den Arm dran !!!
Wer stimmt mir zu das was Bild.de gemacht hat eine gute Sache ist? Wenn alle Seiten nachziehen und die großen Portale diesem Beispiel folgen ist die Geschichte des ABP bald zu Ende erzählt. Das Internet ist eben nicht immer kostenlos und das muß in die Köpfe der Menschen.
Viele Grüße aus Magdeburg an dich :-)
Sorry, aber wenn Journalisten unzumutbare Werbung auf ihre Seite klatschen, damit man den Text nicht mehr lesen kann oder Stunden braucht, um das X zu finden, dann gehört die Seite auf den Friedhof. Werbung sollte dezent am Rand und im Text plaziert sein, unauffällig eben. Das sehe ich jedoch sehr selten.
Vielleicht ist es nicht unbedingt die Schuld des Journalisten, aber die Seitenbetreiber sollten sich darüber im Klaren sein.
Und wer entscheidet, was „unzumutbar“ ist? Und wie erkennt man zumutbare Werbung bei Seiten, wenn der Adblocker bei allen Seiten an ist?
Für den PC wird GEZ GEZahlt! Aus der GEZ-Gebühr könnte sich der Inhalt finanziert werden, falls tatsächlich Informationsmangel eintreten sollte. Das ist ja sozusagen eine Internet-Gebühr für die Inhalte der Öffenlich-Rechtlichen. Wenn ein Journalist dort Arbeit findet, ist es ein krisensicherer Job! Braucher wir überhaupt soviele Journalisten, die soviel schreiben und dann Geld wollen, welches durch ausforschen der Menschen verdient wurde? Wenn all das Geld kostet, wäre weniger Infomation vielleicht auch gut, und die Journalisten hätten dann Zeit für die schöneren Dinge des Lebens und die Leser könnten etwas sinnvolleres Tun, als im Internet zu stecken.