“Für das Sponsoring hat Euer Zielpublikum den Ausschlag gegeben”
4Warum sponsert gutefrage.net ab sofort unser Blog? Und was können andere Blogger daraus lernen? Fragen, die wir der Frau stellten, die über das Sponsoring entschieden hat.
Wenn es eine Frau im deutschen Internet gibt, die das Wort “Community” mit der Flasche aufgesogen hat, dann ist es Heike Gallery. Schon vor mehr als 20 Jahren gehörte sie zum Redaktionsteam von T-Online, kümmerte sich bereits in der Steinzeit des Internets um die Kommunikation mit den Nutzern. Die letzten sechs Jahre leitete sie das Community Management von gutefrage.net – und war eine der treibenden Kräfte dahinter, dass gutefrage.net nun unser neuer Hauptsponsor geworden ist.
Nur um eins klarzustellen: Dass wir dieses Interview führen, haben wir in unserer Vereinbarung mit gutefrage.net sogar vertraglich vereinbart. Und das sehr gerne. Denn genauso wie bei unseren beiden bisherigen Sponsoren, Zeiss und exali, interessiert uns brennend, was ein Unternehmen dazu bewegt, ein Blog zu sponsern.
Wir glauben nämlich fest daran, dass das, was uns hier gelungen ist, auch anderen Bloggern gelingen kann. Aus den Gesprächen mit unseren Sponsoren erhoffen wir uns die Hinweise, die Kollegen für die eigene Sponsoren-Akquise nutzen können.
Aber lest einfach selbst.
“Blogger-Relations sind ein Aspekt im Marketing, den man hochpriorisieren muss”
Hallo Heike, warum zum Teufel sponsert gutefrage.net uns kleine Blogger bei LousyPennies?
Weil wir Qualität im Netz toll finden.
Jetzt werde ich aber rot. Geht’s ein bisschen konkreter?
Wie jedes andere Unternehmen auch, versuchen wir mit Bloggern in Kontakt zu treten.Gut. Der Hintergrund ist ganz klar: Wie jedes andere Unternehmen auch, versuchen wir mit Bloggern in Kontakt zu treten. Wir haben verstanden, was Blogger nicht mehr spannend finden, nämlich Gewinnspiele und Co.Also haben wir uns im letzten halben Jahr verstärkt der Frage gewidmet, was ein gutes Bloggerrelations-Management für uns bedeuten kann.
…und was bedeutet es?
Wir haben uns überlegt, dass wir den Bloggern etwas bieten müssen, was nützlich und nutzbar ist, haben aus diesem Servicegedanken heraus Whitepaper erstellt wie zum Beispiel „Einfach Bloggen“. Damit wollen wir eine Beziehung zu Bloggern aufbauen, weil wir glauben, dass sie das, was sie dadurch kennengelernt haben, später auch nutzen werden. Die gutefrage.net ist zum Beispiel ein gutes Trendbarometer, das Bloggern sehr hilfreich sein kann, die auf Themensuche sind.
Was hat das mit dem Sponsoring von LousyPennies zu tun?
Wir möchten eine positive Reputation für gutefrage.net aufbauen. Dass User Generated Content oftmals immer noch als minderwertig angesehen und oft in Verbindung mit Trollen gebracht wird, betrifft auch uns als Deutschlands größte Ratgeber-Community!
Wir wollen darüber hinaus als Sprachrohr der User auftreten und bewusst machen, dass zum Beispiel 40 Prozent des Contents über Unternehmen von Usern erstellt wird. Unternehmen unterschätzen das oft, denn das was die User schreiben ist ja oft kritisch. Oder anders ausgedrückt: Zufriedene Kunden und User äußern sich wesentlich seltener, als unzufriedene.…
Also sponsert Ihr uns, weil Ihr in einem guten Licht dastehen wollt? Unsere Reichweite hat Euch nicht interessiert?
Durch die Kommentarfunktion und die sozialen Medien wird der Blogger zum Influencer.Nein, die Reichweite ist für ein Blog, wie Euren, nicht das Entscheidende. Für uns hat Euer Zielpublikum den Ausschlag gegeben – und wie Ihr mit Eurer Zielgruppe kommuniziert. Das ist doch genau das, was in den Blogs passiert: Durch die Kommentarfunktion und die sozialen Medien wird der Blogger zum Influencer und baut qualitative Userbeziehungen auf. Es macht für uns viel Sinn, uns in einem solchen Umfeld zu positionieren.Du hast vorhin gesagt: Jedes Unternehmen muss heute mit Bloggern in Kontakt treten. Ist das wirklich schon so in den Köpfen drin?
Ja, ich glaube es ist in den Unternehmen in allen Köpfen drin. Aber die meisten wissen nicht wie und haben keine Ressourcen für die Umsetzung. Viele Versuche Relationships aufzubauen, sind daher plumpe Linkanfragen. Viele wissen es auch noch nicht besser. So etwas aufzubauen ist viel Arbeit. So ein Whitepaper schreibt sich nicht von alleine. Hat man es jedoch einmal erfolgreich aufgebaut geht es wie das Internet nicht mehr weg und dies will dann auch sinnvoll priorisiert sein.
Du hast mehrfach gesagt, wie wichtig Blogger sind. Was ist mit Journalisten?
Ich mache da überhaupt keinen Unterschied.
Gut, wir nämlich auch nicht. Siehst Du trotzdem Unterschiede bei der Ansprache?
An Journalisten ranzukommen ist ganz einfach. Bei Bloggern gibt es keinen einheitlichen Kanal.Ja, an Journalisten ranzukommen ist ganz einfach. Ich schreibe eine Pressemitteilung und bespiele die üblichen Kanäle. Entweder die Journalisten veröffentlichen die PM oder nicht – die Wege sind klar. Bei Bloggern ist es viel unspezifischer, weil es keinen einheitlichen Kanal gibt. Für mich sind sowohl Journalisten, als auch Blogger Influencer.Blogger aber sind in ihren Nischen spezieller. Deshalb ist das für uns so spannend, weil wir glauben, dass wir für jeden Nischenblog Themen bei gutefrage.net haben. Da haben dann beide Seiten was von. Ich brauche nämlich keinen Werbelink auf einer Blogplattform
Was brauchst Du dann?
An erster Stelle möchte ich durch unser Sponsoring noch viel, viel mehr über Blogger lernen. Ich möchte wissen: Was bedeutet es, in diesem Business zu sein? Es ist schließlich ein hartes Brot und ich glaube, dass nur ein kleiner Teil der Blogger davon leben kann. Ich möchte unser Wissen erweitern, was die Bloggerszene macht. Ich fände es zum Beispiel spannend, gemeinsam mit Euch Events zu machen und andere Blogger kennenzulernen.
Und ich möchte in unseren vertraglich vereinbarten Gastbeiträgen auf LousyPennies.de zum Fürsprecher der User werden. Ich möchte den Makel von User Generated Content entfernen. Ich möchte keinen Blog-Artikel mehr zu “Trolle sind kotzende Arschlöcher” lesen.
Du spielst auf diesen Artikel von Nico Lumma an…
Ja, das hat mich unglaublich genervt und ich habe auch lange unter dem Artikel kommentiert.
Was sind denn Trolle für Dich?
Es gibt durchaus sehr positive Trolle, die Dir was bringen, auch wenn sie mitunter nerven.Wir haben eine Kategorisierung von Trollen gemacht. Und es gibt durchaus sehr positive Trolle, die Dir was bringen, auch wenn sie mitunter nerven, wie zum Beispiel die Besserwisser, die Dir jeden Artikel auf Syntax und Rechtschreibung prüfen. Wir haben versucht, für jede einzelne Trollkategorie Wege aufzuzeigen, wie man sie behandeln sollte.Und wenn es zu heftig wird?
Ich setze mich mit jeder Kritik auseinander, solange sie im rechtlichen Rahmen ist und der Netiquette entspricht. Fanatische und beleidigende Trolle lasse ich einfach nicht zu. Da ist dann eine ganz klare Grenze. Es gibt einfach Trolle, mit denen muss man nicht mehr diskutieren. Das ist auch fast unmöglich.
Was hältst Du von der neuen hyperironischen Art nach dem Vorbild der Welt-Social-Media-Redaktion bzw. des bekannten „Welt-Praktikanten“?
Für mich zählt hier nach wie vor der alte Spruch: Don’t feed the Troll!Das ist katastrophal, die schlechteste Art überhaupt, auf Trolle zu reagieren. Was der Welt-Praktikant macht, ist falsch, weil er zurücktrollt. Das wird eskalieren und zu einem Schlagabtausch auf niedrigstem Niveau werden. Wenn ich zurücktrolle, habe ich als Redakteur meinen Job verfehlt. Für mich zählt hier nach wie vor der alte Spruch: Don’t feed the Troll!Kommen wir zurück zu Eurer Entscheidung, LousyPennies zu sponsern. Was schaut sich ein Unternehmen wie gutefrage.net an, wenn es sich entscheidet, ein Blog wie uns zu sponsern?
Die Inhalte stehen an erster Stelle. Was uns bei Euch beeindruckt hat, war die Unabhängigkeit der Inhalte, das selbstbestimmte Publizieren, wie Ihr es nennt. Wir mögen Eure Inhalte und die Art und Weise, wie Ihr das Netz beobachtet – aus einer eher neutralen Sicht.
Was auch eine Rolle gespielt hat, war zu sehen, wer Euch in den sozialen Medien folgt, wer mit Euch kommuniziert und wer sich mit Euch auseinander setzt, beispielsweise viele Influencer aus Medienhäusern.
Ihr habt auch die Reaktionen unserer Leser auf die Bekanntgabe des Sponsorings verfolgt. Wie kam das bei Euch an?
Die Reaktionen waren toll. Ich persönlich fand es großartig, wie transparent Ihr wieder geschildert hab, wie unsere Absprache abgelaufen ist. Und ja, ich konnte auch die Nachfragen verstehen, warum ausgerechnet gutefrage.net Euch sponsert.
Uns haben gerade die Nachfragen gefreut, denn so haben wir etwas ausgelöst und genau das ist die Neuausrichtung, die wir in diesem Bereich beschreiten wollen.
Habt Ihr Pläne weitere Blogger zu sponsern?
Wir haben uns bewusst für LousyPennies entschieden. Wir haben es uns überlegt und auch noch andere Blogs angeschaut. Wir haben uns dann aber bewusst für LousyPennies entschieden. Für uns steht erstmal Qualität im Vordergrund. Wir haben sicher nicht vor, plötzlich zehn Blogs zu sponsern, aber natürlich sind wir auch für weitere Kooperationen offen.Woran machst Du das ominöse Wort Qualität fest?
Ich möchte jetzt eigentlich nicht mit dem ominösen Wort authentisch antworten… Es ist der Gesamteindruck und der Kontext. Ich erwarte eine gewisse Qualität der Beiträge, was Aufmachung, Design und Usability angeht. Es ist auch immer eine sehr persönliche Einschätzung.
Was es am besten trifft, ist die Frage: Vertraue ich dem Blog? Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind wichtiger und besser als das Wort authentisch. Die Frage, ob ich den Inhalten, die auf einer Seite stehen, vertraue und das Blog als Marke gewachsen ist, steht für mich über allem.
Sind wir schon soweit, dass es im deutschen Internet genug solche Blogger gibt oder muss man sie noch mit der Lupe suchen?
Ich würde mir noch viel mehr Blogs wünschen.Ich glaube, es gibt noch nicht genug. Dafür sind die Themen und Zielgruppen einfach zu vielfältig, da würde ich mir noch mehr Blogs wünschen. Ein weiteres Food- oder Modeblog brauche ich jetzt nicht.Es gibt viele extrem kleine Nischen, wo es vielleicht schon Baukasten-Blogs gibt – aber denen vertraue ich nicht. Viele sind einfach darauf ausgerichtet, Geld zu machen und machen da sogar Wettbewerbe untereinander. Die mag ich definitiv nicht.
Also wünscht Du Dir viele neue Qualitätsblogger?
Ich weiß nicht, ob ich heute jemanden ermutigen würde Blogger zu werden, um Geld zu verdienen. Ich würde immer sagen: Mach es, wenn Du ein gesichertes Einkommen hast, nicht gleich, um Geld zu verdienen.
Als Blogger brauchst Du ja viel mehr als nur das Schreiben. Du musst Dich auch mit Themen wie UX, Design, SEO und Viralität beschäftigen und das Klinkenputzen lernen. Diese Kompetenz muss man sich hart erarbeiten, insbesondere, wenn man von der Schreibe kommt. Jeder Blogger ist für mich ein Unternehmer. Dazu ist auch nicht jeder Schreibende geeignet.
Aber ja, ich wünsche mir weitere, neue Qualitätsblogger, die mit ihren Inhalten bewegen!
Liebe Heike, vielen Dank für das tolle Gespräch.
Bezahlung durch Anerkennung und Teilen
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Vielen Dank für dieses Interview! Ich würde zu gern mit Frau Gallery mal ein Bier trinken – ach was, sie zu einem Abendessen mit allem zipp und zapp einladen – um noch viel mehr von ihren Ansichten zu erfahren.
Frau Gallery spricht mir mit jedem einzelnen Satz aus der Seele. Und auch ich wünsche mir, dass die Zahl der „Qualitätsblogger“ in Deutschland noch signifikant steigen wird.
Die Antwort auf die Frage „Was ist Qualität“ geben meiner Ansicht nach die Leser mit ihren Reaktionen in Form von Kommentaren, Likes und Shares. – Und in diesem Sinne werde ich den Beitrag jetzt sehr gerne teilen. ;-)
Super, danke. Und wenn Du mal in München bist, treffen wir alle uns einfach mal auf einen Kaffee oder ein Bier :-)
….Deal! – Aber erst einmal höre ich mir nächsten Freitag mal an, was Du über Blogger als selbstbestimmte Publizisten zu sagen hast. #RTB15 ;-)
Hallo Herr Andrae,
ups, ihr Kommentar ging bisher an mir vorbei, daher die verspätete Antwort.
Herzlichen Dank für ihre Einschätzung und bei zipp und zapp bin ich doch immer dabei :)
Schöne Grüße!
Ach ja, der Vortrag von Karsten bei #rtb15 war natürlich großartig ;)