Huffington Post – was vom Skandal übrig blieb
8Vor über einem Jahr startete die Huffington Post Deutschland. Damals versprach sie ihren Gastautoren zumindest Reichweite und Bekanntheit. Konnte sie das Versprechen halten?
Es war ein kleiner Skandal in der Bloggerszene: Anfang 2013 holte der Burda Verlag die Huffington Post nach Deutschland. Noch bevor das Magazin selbst online ging, schrieben Redakteure der HuffPo ausgewählte Blogger an und fragten, ob sie nicht Artikel zur Verfügung stellen mochten. Ein Satz in der Mail erzürnte dabei schnell die Gemüter, nämlich: „Was wir leider nicht bieten können: Geld für die Beiträge“.
Die Reaktion aus der Bloggerszene erfolgte prompt und heftig: Was erlaube Burda!?
Oder wie es ein angeschriebener Blogger (Kai Petermann von Stilsucht.de) ausdrückte:
Ich gebe Ihren Vorschlag an meinen Vermieter, den Lebensmittelhändler, den Tankwart und die Telekom weiter. Vielleicht kann ich dort in Zukunft auch alle nötigen Dinge ohne Bezahlung bekommen.
Karstens und meine Reaktion war dagegen ein wenig zurückhaltender. Denn erstens war ja keiner gezwungen das „unmoralische Angebot“ anzunehmen, zweitens könnte die Huffington Post ja vielleicht doch einen positiven Effekt und damit besser Einnahmen für ihre Autoren bewirken. Nur die Zeit würde das zeigen.
Ein Jahr später: Huffington Post und die Blogger
Das Alles ist nun über ein Jahr her. Zeit für ein Resümee. Aber wie kann man ein vollständiges und faires Bild zeichnen? Zum Ersten können wir natürlich unsere eigenen Erlebnisse einbringen. Zum Zweiten habe ich drei Gastschreiber der Huffington Post nach ihren Erfahrungen gefragt: eine, die nur zweimal etwas gepostet hat, einen der ab und zu schreibt und einen, der der Huffington Post etliche Texte zur Verfügung stellt.
Schließlich habe ich noch Sebastian Matthes, den Chefredakteur der Huffington Post Deutschland, um eine Stellungsnahme gebeten. So hoffe ich, eine ausgewogenes Bild zu zeichnen.
Ich würde mir aber auch wünschen, dass noch möglichst viele Erfahrungen am Ende des Artikels in den Kommentaren auftauchen. So könnte ein wirklich rundes Bild entstehen.
Huffington Post: So sieht der Chefredakteur das Verhältnis zu Bloggern
Ich habe den Chefredakteur gebeten, uns zu sagen, auf welche Weise die Gastautoren aus seiner Sicht profitieren. Er verweist auf 12 Millionen Visits pro Monat und schreibt wörtlich:
Unsere Autoren profitieren aber aus ganz unterschiedlichen Gründen. Eine Bloggerin, die oft über Familienthemen schreibt, hat mittlerweile einen Buchvertrag. Andere schafften es nach Beiträgen bei uns mit Interviews in große Magazine oder Tageszeitungen. Und wieder andere HuffPost-Blogger wurden nach Beiträgen bei uns in TV-Shows eingeladen, zum Beispiel der britische Botschafter, der anschließend über seine Erfahrungen bei uns bloggte.
Konkrete Zahlen, wie viele Besucher nun auf Links zu Blogs geklickt haben, waren nicht dabei.
Lousypennies: Was uns die Huffington Post gebracht hat
Karsten hat im Oktober 2013 einen Gastbeitrag geschaltet: Steinigt mich, ich schreibe für die Huffington Post! Zum Glück ist keiner der Aufforderung nachgekommen, einen zweiten Beitrag von Karsten gab es nicht. Doch welche Zahl an Besuchern brachte diese singuläre Aktion für unser Blog?
Wenn man sich den Zeitraum von damals bis heute in unserer Seitenstatistik den Besucherstrom durch die Verlinkung anderer Webseiten ansieht, schafft es die Huffington Post immerhin auf Platz fünf der Trafficlieferanten. Insgesamt um die 1.000 Besuche hat sie uns gebracht. Das lag aber nicht nur an dem Beitrag von Karsten. Denn der vermittelte lediglich knapp 100 Zugriffe in all der Zeit – um ehrlich zu sein: das schafft man mit Facebook und Twitter bei geringerem Aufwand. Vielmehr gab es seitens Sebastian Matthes noch einige freundliche Nennungen anderer Artikel von LousyPennies.de auf der Huffington Post.
Einen Effekt allerdings hatte die damalige Diskussion, der Gastbeitrag und die dazu passende Pressemitteilung: sie hat uns ins Gespräch gebracht.
Doch wie ist es unseren drei befragten Bloggern ergangen?
Traffic: Haben die Blogger einen Anstieg gespürt?
Wir haben Romy Mlinzk von Snoopsmaus, Peter Teuschel von Schräglage und den Journalisten Oskar Metzger von www.finanz-blog-online.de befragt.
Erste Feststellung: Alle drei sehen keinen signifikanten und nachhaltigen Anstieg der Besucherzahlen durch ihre Gastbeiträge. Nur Romy Mlinzk bemerkt: „Ich konnte nach der Veröffentlichung auch sehen, dass Traffic über die Huffington kam. Doch das ist alles nicht langfristig, so lange man nicht auch auf der Seite eine Leserschaft aufbaut und regelmäßig schreibt.“
„Ich konnte nach der Veröffentlichung auch sehen, dass Traffic über die Huffington kam. Doch das ist alles nicht langfristig, so lange man nicht auch auf der Seite eine Leserschaft aufbaut und regelmäßig schreibt.“, Romy MlinzkSo scheint zumindest ein Hauptargument der Huffington Post wegzufallen: Das Aufbauen von Traffic. Dennoch hegt keiner Groll oder bereut seine Arbeit dort.Auch die anderen Gastautoren bestätigen das. Peter Teuschel hat uns sogar eine Grafik angefertigt und schreibt dazu: „Die violetten Pfeile sind veröffentlichte Artikel auf Huffington Post. Ist das ein signifikanter Anstieg? Ich denke nicht.“
Bleibt festzuhalten: Einen direkten und rentablen Anstieg der Zugriffszahlen scheint es bei unseren Stichproben nicht zu geben. Warum sollten auch viele Leser zur Webseite des Autoren weiterklicken, nachdem sie den Text gelesen haben?
Doch indirekt könnte Huffington Post ja geholfen haben. Links sind in Augen von Google etwas wert. Wer also dort verlinkt ist, auf den strahlt vielleicht etwas Suchmaschinen-Magie auf die eigene Seite ab?
Dazu muss man wissen: Heute ist die Huffington Post-Deutschland selbst noch kein Dickschiff bei der Suchmaschinenvermarktung. Der Sistrix-Index, der die gesamte Sichtbarkeit einer Website bei Google und Co. misst, gibt der Huffington-Post.de den Wert 13,14 (Stand: 15.12.2014). Zum Vergleich: FOCUS Online hat mit rund 340 mehr als das Zwanzigfache.
Es kann also ein gewisser positiver Effekt bei Suchmaschinen durch Verlinkung seitens der Huffington Post Deutschland nicht ausgeschlossen werden. Wir können ihn aber ebensowenig nachweisen.
Betreuung: Wie die Huffington Post mit den Bloggern umgegangen ist
Kein Geld, da kann man wenigstens eine gute Behandlung und Wertschätzung erwarten. Hier gab es am Anfang zumindest den Fall der Reisebloggerin Inka Chall, die schlechte Erfahrung mit der Betreuung ihres Beitrags bei der Huffington Post gemacht hat.
Die Betreuung wurde später allerdings ausgebaut und von einem Dreier-Team übernommen. In einem Bloggerdialog kümmerte man sich auch direkt um einige der Autoren. Das scheint bis heute zu funktionieren. Denn keiner der Befragten setzt im Interview etwas an der Betreuung aus.
Empfehlung: Würden die Blogger anderen Bloggern zur HuffPo raten?
Kommt darauf an, könnte das Resümee der drei befragten Blogger lauten. Die Motivation ist entscheidend, und so findet Romy Mlinzk zumindest für einen Fall klare Worte: „Auf keinen Fall, wenn man Geld verdienen will und aus beruflichen Gründen schreibt.“ Dann solle man lieber das eigene Blog befüllen und eigene Social Media Kanäle aufbauen. Doch wenn man „mitteilungsbedürftig“ ist, könne die HuffPo einem Geltung verschaffen.
„Wenn man verschiedene Formate oder Stilvarianten von provokativ, emotional bis buzzfeedig in ihrer Wirksamkeit austesten möchte, ist die Huffington Post aufgrund der großen Leserzahl vielleicht ein besseres Medium als der eigene Blog“, Peter TeuschelPeter Teuschel meint, er würde zumindest keinem davon abraten. „Wenn man verschiedene Formate oder Stilvarianten von provokativ, emotional bis buzzfeedig in ihrer Wirksamkeit austesten möchte, ist die Huffington Post aufgrund der großen Leserzahl vielleicht ein besseres Medium als der eigene Blog, solange dieser noch nicht so viele Klicks generiert.“ – Die Huffington Post als Testplattform für Rückschlüsse zum eigenen Blog? Eine sehr charmante Idee.Einen ähnlichen Ansatz sieht Oskar Metzger und nennt drei Gründe:
- Training der Schreibe für Social Media
- hohe Aufmerksamkeit ohne Zwang
- der eigene Beitrag im Kontext zu Konkurrenten
Fazit: Lohnt sich die HuffPo nun für Blogger?
Das Grundversprechen der Reichweite für Gastbeiträge kann die Huffington Post Deutschland wohl einlösen. Doch schon beim Thema Besuchervermittlung und Suchmaschinenoptimierung zum Blog der Autoren konnten die Stichproben kein Hurra-Gefühl hervorrufen. Da lohnt es sich vermutlich eher, die eigenen Kanäle auf Facebook, Twitter und Co. aufzubauen und das Blog mit einzigartigen und interessanten Inhalten zu füllen.
Die ausführlichen Antworten der befragten Blogger
Fragen zur Huffington Post an Romy Mlinzk von Snoopsmaus
Warum hast Du damals begonnen, bei der Huffington Post zu veröffentlichen?
Die Huffington Post kenne ich vor allem durch die Kontakte aus dem Ausland und dort genießt sie einen guten Ruf. Als Travel Blogger hat die Zusammenarbeit mit der Huffington Post bei Kooperationspartnern (Touristikern) Vorteile, weil die Huffington Post einfach bessere Abrufzahlen vorzuweisen hat. Diese Reichweite wollte ich anfangs auch für mich nutzen.
Und hast Du dafür tatsächlich kein Geld bekommen?
Wie in den meisten Kooperationen – nennen wir es mal Blogger Relations – ist kaum einer bereit, Geld für Blogger zu bezahlen. Es gibt ja eine Kernredaktion von glaube 15 Mitarbeitern, die bezahlt werden, die täglich die Redaktionsarbeit des Magazins erledigen. Als Gastblogger profitiere ich eher von der Reichweite, bin frei im Thema und ich kann auch auf mein eigenes Blog verweisen. Für gelegentliche Gastbeiträge kann kaum ein anderes Medium online die Freiheit und diese Zahlen aufweisen.
Hast Du ich gut aufgehoben und betreut gefühlt?
Anfangs gab es einige Probleme mit der Betreuung und Freischaltung von Beiträgen. Aber die Presse hat das Thema extrem gepuscht, wir haben das Thema gepuscht – die Huffington wurde überrannt und die noch nicht eingespielten Abläufe mussten einfach zusammenbrechen. Es ist später viel besser geworden.
Nach zwei Beiträgen war schon Schluss. Warum?
Anfangs war ich total motiviert, aber beruflich und privat befand ich mich im Umbruch. Teilweise schaffte ich es kaum, einen Beitrag für mein eigenes Blog zu schreiben. Daher habe ich die Huffington etwas vernachlässigt. Mir sträubt es sich auch, Inhalte zweit zu verwerten, nur um dort noch etwas Traffic mitzunehmen. Deswegen versuche ich erst einmal, meinen Blog zu optimieren und so voran zu bringen. Habe die Huffington noch nicht aufgegeben, aber ab und zu wünschte ich mir, ich könnte auf dem amerikanischen Huffington-Post-Travel-Bereich schreiben. Der Bereich ist sehr groß, hat eigene FB- und Twitter-Accounts, wird ganz anders wahrgenommen und gepushed. Hier in Deutschland limitiert sich die Huffington noch zu sehr, aber die Huffington US wurde auch nicht an einem Tag so groß. Ich habe noch Hoffnung.
Gab es denn seitdem einen signifikanten Anstieg der Besucherzahlen auf Deiner Webseite, den die HuffPo verursacht hat? Konntest Du sonst positive Aspekte durch die Kooperation verzeichnen? Etwa einen höheren Bekanntheitsgrad oder bezahlte Aufträge?
Ja, ich konnte nach der Veröffentlichung auch sehen, dass Traffic über die Huffington kam. Doch das ist alles nicht langfristig, so lange man nicht auch auf der Seite eine Leserschaft aufbaut und regelmäßig schreibt. Durch die beruflichen und privaten Veränderungen konnte ich dies leider nicht realisieren.
Die Bekanntheit kam eher dadurch, dass ich eine der ersten war, die gesagt habe: Ja, ich werde für die HuffPost schreiben. Neben Karsten Lohmeyer war ich die andere Person in der Presse. Wir waren die Paradebeispiele für Pro und Contra von tagesschau.de bis zum Nachtjournal. Selbst meine Mutti hat mich im Fernsehen gesehen – und war stolz auf mich, auch wenn sie nicht wusste, was das ist, was ich da tue.
Kooperationen kommen jetzt eher dadurch, dass ich kontinuierlich mein Blog befülle und mein Profil als Travel Blogger schärfe. Vielleicht wäre das bei kontinuierlichen Beiträgen auf der HuffPost ähnlich. Doch bei zwei Beiträgen wird keiner auf einen aufmerksam.
Unter welchen Umständen würdest Du anderen Bloggern raten, für die HuffPo zu schreiben?
Wenn man kein eigenes Blog aufmachen möchte, wenn einem das Schreiben ein liebes Hobby ist, wenn man mitteilungsbedürftig ist oder genug gute Themen hat, um auch noch bei der HuffPost diese zu (zweit-)verwerten, um noch etwas Traffic mitzunehmen. Auf keinen Fall, wenn man Geld verdienen will und aus beruflichen Gründen schreibt. Die HuffPost kann Aufmerksamkeit generieren und die kann man für sich ab und zu nutzen. Doch ohne die Verbreitung auf den eigenen Social-Media-Kanälen und die Verbreitung auch durch den Kooperationspartner HuffPost wird das auch nicht gleich jeder finden. Es empfiehlt sich da, langfristiger zu denken, zu planen und zu veröffentlichen für eine treue Leserschaft und somit auch Traffic für die eventuell. vorhandenen eigenen Präsenzen im Social Web.
Fragen zur Huffington Post an Peter Teuschel von Schräglage
Warum hast Du damals begonnen, bei der Huffington Post zu veröffentlichen?
Hallo Stephan! Als die Huffington Post neu in Deutschland begonnen hat, gab es ja große Diskussionen, dass sie Journalisten ohne Bezahlung arbeiten lassen würden. Wie sich herausstellte, waren damit Blogger gemeint, die Beiträge einschicken konnten. Da es mir in erster Linie um Reichweite und Bekanntheitsgrad geht und nicht um bezahlte Artikel, erhoffte ich mir von Veröffentlichungen auf der HuffPo eine Steigerung der Klickzahlen auf meinem Blog. Außerdem gab es anfangs noch die Funktion „This author´s books“, durch die am Ende jedes Beitrages meine Bücher auf Amazon angezeigt wurden. Ich hoffte, dass der eine oder andere HuffPo-Leser sowohl auf meinem Blog landen als auch bei Amazon kaufen würde.
Und hast Du dafür tatsächlich kein Geld bekommen?
Nein.
Fühlst Du Dich gut aufgehoben und betreut von den Mitarbeitern?
Von Anfang an waren der Support und auch die Kommunikation mit den für die Blogs zuständigen Mitarbeitern der HuffPo sehr gut. Es gab auch ein Blogger-Treffen, bei dem wir „unsere“ Ansprechpartner persönlich kennenlernen konnten. Alles war und ist sehr transparent. Die Veröffentlichung erfolgt in der Regel innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einreichen des Beitrages. Jeder Blogger hat einen eigenen Zugang, über den die Artikel eingereicht werden. Hier sieht man auch, wenn der Beitrag online geht.
Sollte man oft angeklickt werden, erscheint man im Index der Top Ten (daily, weekly, monthly). Hier kann man dann auch die genauen Klickzahlen sehen:
Leider sieht man die Statistiken nur, wenn man in diese Charts kommt, was ich schade finde. Ich denke, es würde die Freude am Bloggen auf HuffPo steigern, wenn man genau wüsste, wie viele Views man bekommen hat.
Gibt es denn seitdem einen signifikanten Anstieg der Besucherzahlen auf Deiner Webseite, den die HuffPo verursacht hat?
Ich habe mal eine Grafik erstellt. Mein Blog existiert seit Juni 2012. Die violetten Pfeile sind veröffentlichte Artikel auf Huffington Post. Ist das ein signifikanter Anstieg? Ich denke nicht.
Konntest Du sonst positive Aspekte durch die Kooperation verzeichnen? Etwa einen höheren Bekanntheitsgrad oder mehr Aufträge?
Vielleicht habe ich ein paar Follower auf Twitter hinzugewonnen, mehr nicht. Verglichen mit Zeiten, in denen ich nicht auf der HuffPo Beiträge veröffentliche, spüre ich keinerlei Unterschied. Andere Aktionen, z.B. vermehrte Präsenz auf facebook und Twitter oder Erwähnung auf häufig gelesenen Seiten anderer Blogger scheinen deutlich mehr feedback und Anstieg der Besucherzahlen zu erzeugen.
Unter welchen Umständen würdest Du anderen Bloggern raten, für die HuffPo zu schreiben?
Nachdem der Einstieg denkbar problemlos ist und ich keinerlei Nachteile sehe, würde ich zumindest keinem davon abraten! Es besteht immer die Chance, mit dem einen oder anderen Artikel Aufmerksamkeit und Besucheranstieg zu erzeugen. Außerdem macht es einfach Spaß, seinen Beitrag in einem journalistisch gestalteten Kontext präsentiert zu sehen. Auch wenn man verschiedene Formate oder Stilvarianten (provokativ, emotional, buzzfeedig etc.) in ihrer Wirksamkeit austesten möchte, ist die Huffington Post aufgrund der großen Leserzahl vielleicht ein besseres Medium als der eigene Blog, solange dieser noch nicht so viele Klicks generiert.
Fragen zur Huffington Post an Oskar Metzger von Finanz-Blog-Online.de
Warum hast Du damals begonnen, bei der Huffington Post zu veröffentlichen?
Es war für mich reizvoll, mit der Huffington Post ein Forum für eine bundesweite und sogar internationale Verbreitung zu haben. Unveröffentlichtes Material für interessante Artikel hatte ich genug, da die Print-Redaktionen bekanntlicherweise immer weniger Artikel freier Journalisten abdrucken können. Außerdem war es reizvoll, ohne die Vorschriften einer Redaktion mal zeigen zu können, „was man so drauf hat“.
Und hast Du dafür tatsächlich kein Geld bekommen?
Ich habe gehofft, dass für den einen oder anderen Beitrag eine Nachdruckgenehmigung eingeholt und dafür Honorar gezahlt wird. Aber diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Ob mir die Aktivitäten in der Huffington Post mehr Aufträge für Veröffentlichungen gebracht haben, kann ich nicht sagen. Denn gesagt hat mir das niemand.
Fühlst Du Dich gut aufgehoben und betreut von den Mitarbeitern?
Die Zusammenarbeit mit der Huffington Post macht Spaß. Am Anfang gab es kleine technische Schwierigkeiten. Aber die wurden im Gespräch mit der Redaktion schnell geklärt. Hilfreich war ein Treffen, zu dem die Huffington Post ihre Autoren kurz nach ihrem Start eingeladen hatte. Da hat man sich unkompliziert ausgetauscht und persönlich kennengelernt. Auch die Besichtigung des Newsrooms, in dem teilweise noch die Handwerker herumwerkelten, war beeindruckend.
Gibt es denn seitdem einen signifikanten Anstieg der Besucherzahlen auf Deiner Webseite, den die HuffPo verursacht hat?
Leider kann ich bisher keinen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen bei meinem Finanz-Blog-Online.de feststellen. Zu einer bestimmten Zeit nahmen die Spam-Sendungen zu. Dabei wollten windige Adressen mit einem Quasi-Kommentar einen Link bei mir platzieren. Heftige Reaktionen gibt es manchmal, wenn man jemand auf die Füße tritt. So war es beispielsweise bei einem Beitrag über das gefährliche Quad-Fahren.
Konntest Du sonst positive Aspekte durch die Kooperation verzeichnen? Etwa einen höheren Bekanntheitsgrad oder mehr Aufträge?
Die Veröffentlichungen bei der Huffington Post betrachte ich als Marketing-Aktion für meine Haupttätigkeit. Denn auch ein freier Wirtschaftsjournalist und Blogger muss auf sich aufmerksam machen. Besonders dann, wenn er zwar im Print-Bereich bekannt ist, aber künftig auch mehr im „Netz“ unterbringen will. Für mich sichtbare neue Aufträge habe ich durch diese Marketing-Aktion noch nicht bekommen. Ob mir dadurch weniger alte Aufträge weggebrochen sind, kann ich natürlich nicht sagen.
Unter welchen Umständen würdest Du anderen Bloggern raten, für die HuffPo zu schreiben?
Für Veröffentlichungen in der Huffington Post sehe ich vor allem drei Gründe: Erstens trainiert man sich für Social Media, denn die „Schreibe“ ist eine andere. Zweitens kann man ohne die Vorgaben eines Vorgesetzten bundesweit auf sein Können aufmerksam machen. Und drittens lernt man viel, wenn man im ersten Stolz dort nicht nur seinen aktuell veröffentlichten Beitrag betrachtet, sondern auch bei den „Konkurrenten“ schmökert.
In Puncto Sichtbarkeit bei Suchmaschinen: Vor allem für einen kleineren Blog bringt ein Link von der Huffington Post sehr wahrscheinlich einen nicht unerheblichen Schub. Da braucht man gar nicht auf einen (als alleinigen Indikator ziemlich unaussagekräftigen) Sistrix Wert zu schauen. Der Link kommt aus einem themenrelevanten Umfeld, die Huffington genießt hohen redaktionellen Trust bei Google (genauso viel wie Focus Online) und ist selber mit vielen Backlinks aus der „Publisher-Szene“ (peer-relevance-group) ausgestattet.
„die Huffington genießt hohen redaktionellen Trust bei Google“ – Wie bestimmst Du das? Ich stimme zu, dass der Sistrix-Index alleine nicht das Maß der Dinge ist.
Google gibt Quality-Guidelines an seine menschlichen Quality Rater heraus. Eigentlich sind diese nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Aber wie das (im Internet) oftmals so ist, dringen diese Infos dann doch ganz gerne mal nach draußen: http://www.seokratie.de/quality-rater-guidelines-2014/
ja, ich kenne die Quality Guidelines. Habe sie natürlich als Zusammenfassung gelesen. Aber warum denkst Du, dass HuffPo da gut gerated wurde?
Naja, wenn man sich die Fragen ansieht, die sich die Quality-Rater beim Reputations-Check stellen sollen, dann gehört die HuffPost sicherlich zu den Seiten „höchster Qualität“ – zumindest im Vergleich mit vielen anderen Seiten im Internet.
Deswegen bringen Links von (digitalen) Tageszeitungen, Bundesbehörden, Universitäten etc. am Meisten für das Ranking der eigenen Seite.
Joa, alles zu erwarten. Was hier aber nicht steht: gegen einen Beitrag bei der HuffPost spricht derselben schlechte Ruf zwischen UFO-Gläubigen, Heftig.co-Kopierern, Selbstdarstellern und Polemikern zu schreiben. Nö Danke.
Meine HuffPo-Beiträge haben bislang nicht sehr viel gebracht – im Gegensatz zum Debattenmagazin „The European“, wo wesentlich mehr kommentiert und geteilt wird. Aber der deutsche Ableger ist ja noch relativ jung, da braucht man etwas Geduld. Die Aufreger in der Blogosphäre wegen der Nichtbezahlung fand ich übertrieben. Das war doch von Anfang an klar. Die redaktionelle Kernmannschaft wird bezahlt. Gastautoren bekommen kein Honorar. Die Betonung liegt ja auf Gast. Da braucht also keiner die Tastatur zu berühren, schon gar nicht exklusiv.
Danke für diese ausführlichen Artikel!
Aus Blogger/Autoren-Sicht:
Was ich an der HuffPo sehr schätze ist vor allem auch die Internationalisierung. Ein Gastblogger-Beitrag aus Deutschland kann, wenn das Thema auch international passt, parallel auch schon mal auf den HuffPos in UK, USA und Kanada veröffentlicht werden. Fand ich großartig!