Die Hitparade gegen Innovationsstau: Medien-Gründen in 10 Songs
2In der deutschen Medienlandschaft herrscht ein Innovationsstau. Verstanden. Den Verlagen geht es noch zu gut. Geschenkt. Dann müssen wir Innovation eben selber machen, sagt unsere Gastautorin Christiane Brandes-Visbeck.
Von Christiane Brandes-Visbeck
Start-ups als Kreativpools zu nutzen hat Charme. Darüber berichten Verlage auch gern. Insbesondere, wenn diese Gründer Frauen sind. „Auf eigene Karte“ auf jetzt.de der Süddeutschen berichtet über erfolgreiche Journo-Projekte wie Hostwriter oder Edition F. Ja, es ist großartig, dass Medien-Frauen ihren Weg finden und ein journalistisches Start-up gründen. Auch Männer tun dies, wie die ebenfalls viel beachteten Projekte Substanz und Krautreporter zeigen. Kurz: Gründen hat was. An eigenen Projekten zu arbeiten, ist im Zeitalter von Crowdfunding ‚in’. Viele, die ‚Was mit Medien’ machen, sind heute auch irgendwie Gründer. So auch ich.
Doch wie wird ein journalistisches Start-up erfolgreich? Ich habe da mal eine Checkliste für die Neu-Gründer unter uns zusammengestellt. Auf zur Hitparade Start-up-Style!
#1. You’re the One That I Want
(John Travolta und Olivia Newton-John in „Grease“)
Wer seid Ihr? Was wollt ihr? Und wie lautet Eure Geschichte? Bei jeder Gründung schauen potenzielle Unterstützer auf die Gründer und fragen sich: Kenne ich einen davon? Sind die kompetent und sympathisch? Werden die zusammen bleiben und das Projekt durchziehen?
Und dann schauen sie , was die anderen in der Filterblase so machen. Wenn ihr den ersten gefunden habt, der euch supportet und sagt „You’re the one that I want“, seid ihr schon ein gutes Stück weiter.
#2 Not fair
(Lily Allen)
Wer schon einmal mit einem Business-Canvas gearbeitet hat, also dieses hippe und praktische Tool, das zeitgemäße Gründer zur Planung ihres Businessplans nutzen, der kennt die Rubrik „Unfair Advantage“. Das ist dieser unschlagbare Vorteil gegenüber dem Wettbewerb, den nur euer Gründungsprojekt hat.
Im Journalismus kann dies eine ungewöhnliche Idee oder ein innovatives Businessmodell sein. Oder eben ihr, weil ihr einen so tollen Namen habt, und jeder euch unterstützen möchte. Really „Not fair“.
#3 Remind Me Who I Am
(Jason Grey)
Nicht jeder trägt das Gründer-Gen in sich. Vor allem nicht in Deutschland.Erfahrene Coaches fragen Gründer-Teams als erstes, wie sie ihre eigene Rolle im Gründer-Team sehen: Als Unternehmer? Als Experte? Als Führungskraft? Nicht jeder trägt das Gründer-Gen in sich. Vor allem nicht in Deutschland. „Entrepreneurial Mindset“ nennen die Amerikaner diese Lebenseinstellung, die ihr braucht, um als Gründer erfolgreich zu sein. Wie weit diese Erkenntnis weltweit verbreitet sein muss, zeigt die Autocomplete-Funktion für „Entrepreneur“ bei LinkedIn. Habt Ihr das? Oder sagt ihr ganz leise zu euch selbst „Remind Me Who I Am“.
#4. We are Family
(Sister Slegde)
Wer sich in der Gründerszene auskennt, weiß, dass vieles am Teambuilding scheitert. Auch journalistische Gründerteams achten zunehmend darauf, dass sie unterschiedliche Skills mitbringen. Die einen können großartig schreiben. Die anderen haben den Wahnsinnsblick für Optik und Design. Die Dritten sind Tech-Wizzards. Und die Vierten wissen, wie man mit dem Geld umgeht.
Doch es gibt noch andere existenzielle Fragen, die es zu beantworten gilt:
Habt ihr genug Geld, um für eine bestimmte Zeit ohne festes Einkommen zu leben? Wenn die einen nebenher arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, und die anderen nicht, dann ist es kompliziert. Oder denkt an die guten alten Familien-Werte. Sind euch ähnliche Dinge im Leben wichtig? Oder ist der eine freiheitsliebend und der andere sicherheitsorientiert? Dann wird es wohl kaum Leadership auf Augenhöhe geben. Was ist, wenn alle Gründer zu gleichen Teilen am Start-up beteiligt sind, aber unterschiedlich viel Zeit und Herzblut investieren? Was, wenn einer nur eine Phase bis zur nächsten Festanstellung überbrücken will, während die andere aber vor hat, das Start-up dem Junior zu vererben?
Think „We are family“ oder: „Wir müssen reden“.
#5 Money Talks
(AC/DC)
Gründer brauchen Geld. Viel Geld. Und viele sind oft auch gar nicht soooo wählerisch, wenn es darum geht, wer das Vorhaben finanziert. Doch die mit dem Geld sind es schon. Investoren sind begehrt. Viele buhlen um ihre Aufmerksamkeit. Tja, da gilt es, sich aufzurüschen. Euer Start-up hübsch zu machen für die Welt.
Es geht auch um Fragen wie: Welche Rechtsform ist für den geplanten Finanzierungsmix attraktiv? Welche Gründungsstory (Legende) erzählen wir? Wie wollen wir auf den Fotos und in unseren Videos rüberkommen? Bleibt, wer ihr seid. Aber denkt beim Selbstvermarkten daran: „Money Talks“.
#6 Just For You
(Lionel Richie)
Es ist eine Binsenweisheit, die gern vergessen wird: ‚Der Wurm muss dem Fisch schmecken.’ Start-ups sind dann erfolgreich, wenn ihre Idee einen Mehrwert bietet, weil es ein Problem löst, das viele Menschen haben. Ober, wenn euer Produkt Emotionen weckt. Wenn es Menschen unterhält, ihre Neugier befriedigt oder sie zum Lachen bringt. Postillon, der coole Cooler, der zum Hit avanciert ist, oder die Vision eines 19-Jährigen, in einer Welt ohne Plastikmüll im Meer zu leben haben deshalb Erfolg. Gerade wir Journalisten sollten mehr darüber nachdenken, für wen wir produzieren: Für Berlin oder Bielefeld? Für happy Hipster oder humorvolle Hüftprothesenträger? Gebt euren Zielgruppen das Gefühl „Just for You“.
#7 Diamonds
(Rihanna)
Als Gründer müsst ihr jetzt das machen, was sonst die Marketing- und PR-Fuzzis tun.Dieser Punkt ist für klassische Journalisten ungewohnt. Denn als Gründer müsst ihr jetzt das machen, was sonst die Marketing- und PR-Fuzzis tun: Euch selbst vermarkten. Erzählen, wie toll ihr seid. Natürlich viiiiel besser, schöner und erfolgreicher als der Wettbewerb. Auf einmal seid ihr auf der anderen Seite des Schreibtisches und müsst euch eine Strategie überlegen, wie ihr eure Redakteurs-Kollegen überzeugen könnt, über euer Projekt zu berichten. Mit diesem ganzen Quatsch wie Events, Pressemitteilungen, Content-Marketing und Influencer-Relations.Ganz ehrlich? Ich finde es gut, wenn möglichst viele Journalisten wissen, wie sich das anfühlt. Es ist ein Knochen-Job. Also: Tut es und funkelt wie „Diamonds“!
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#8 Don’t Give Up the Fight
(Public Enemy)
Es gibt noch andere Dinge, die wirklich anstrengend sind beim Gründen. Das wenige Geld. Der ewige Zeitdruck. Die eigenen Erfolgserwartungen. Trotzdem solltet ihr immer gut drauf sein. Allen erzählen, wie großartig alles ist, dass ihr schon richtig weit seid und das Ding gleich fliegt.
Ja, es nervt, in der Crowdfunding-Kampagne jeden Tag Posts und Newsletter rauszuhauen, um Klickvieh zu motivieren, euch ihre Kohle zu spenden. Oder – so wie damals die Verlagsleitung – Businesspläne zu erstellen, die niemals die Realität abbilden werden. Weil es ja doch alles anders kommt, als man denkt. An solchen Tagen sagt ihr zu euch selbst: „Don’t give up the fight!“
#9 Space Bound
(Eminem)
Nur wenn ihr wirklich an Euer Start-up glaubt, werden andere auch daran glauben.Ist klar: Nur wenn ihr wirklich an Euer Start-up glaubt, werden andere auch daran glauben und euch eine Chance geben. Und wenn ihr alles richtig macht und es trotzdem schief geht? Egal. Scheitern gehört zum Gründer-Spiel. Geht wieder zurück auf Los. Beim nächsten Mal wird bestimmt alles besser. Think „Space Bound“.
#10 Be Thankful for What You Got
(William de Vaughn)
(Das ist mein allerliebster Song aus der Liste, aber ich will euch nicht beeinflussen.)
Wer gründet, braucht Freude und Menschen, die an einen glauben, die euch mögen, auch dann zu Lachen bringen, wenn gefühlt alle gegen euch sind. Deshalb ist es unglaublich wichtig, dass ihr freundlich, offen und wertschätzend seid. Tschüs, Hierarchie! Status, ade. Willkommen in der kleinen Welt der Bescheidenheit. „Be thankful for What You Got!“
Ihr kennt das alles schon? Na, dann votet für EUREN Song. Das Lied mit den meisten Stimmen wird von Karsten und Stephan auf YouTube vorgetragen.
Los.Los.Los!
Über die Autorin
Christiane Brandes-Visbeck ist eine Journalistin (TV, Online, Print, Social Media), TV-Produzentin und Medienmanagerin aus Hamburg, die mit ihrer Agentur Ahoi Consulting als Digitale Kommunikationsberaterin und Social-Media-Vermittlerin unterwegs ist: www.ahoi-consulting.de. Sie unterrichtet über Kommunikation und Medienarbeit an diversen Hochschulen, Weiterbildungsinstituten und der Akademie für Publizistik.Und sie ist Gründerin von JobDigga.
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