Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Märchen…
146Denn sie wissen nicht was sie tun: Nur die wenigsten Nachwuchs-Journalisten begreifen, dass die sozialen Netzwerke keine Spielzeuge für sie sind.
Vor kurzem an der Universität Passau. Holger Schellkopf, der stellvertretende Chefredakteur der Mittelbayerischen Zeitung, steht im Audimax und erklärt den Studenten, wie er Bewerber auswählt. Seine Lieblingsfrage im Einstellungsgespräch: „Wie hoch ist Ihr Kloutscore?“ Seit Jahren frage er das. Seit Jahren habe noch kein einziger Bewerber diese Frage beantworten können.
Ganz ehrlich: Der Kloutscore ist mir völlig schnuppe. Nicht zu wissen, was er ist oder wie hoch er ist, ist auch nicht so schlimm. Trotzdem ist es symptomatisch. Denn der Kloutscore misst den persönlichen Aktivitäts- und Bekanntheitsgrad in den sozialen Medien. Warum das für Journalisten so wichtig ist?
„Ohne Social Media kein Job“, sagt Schellkopf.
Holger Schellkopf ist wie gesagt stellvertretender Chefredakteur einer mittelgroßen Regionalzeitung. Einer Tageszeitung. Einem Holzmedium irgendwo im bayerischen Niemandsland. Very old School. Zumindest in vielen Köpfen. Und Holger Schellkopf, dessen Arbeitgeber gerade ein hochmodernes Medienhaus eingeweiht hat, erzählt hier vor rund 150 angehenden Medienmachern, wie wichtig Social Media für den Journalismus ist. Selbst in Bayern auf dem Land.
Facebook soll ein professionelles Journalisten-Werkzeug sein…?Er blickt in leere Gesichter. Gefühlt 60 Prozent der Passauer Studenten – fast alle in Hoffnung auf einen Medienarbeitsplatz – haben nicht einmal ein Xing-Profil, wie eine kleine Umfrage bei meinem eigenen Vortrag ergibt. Und ja, Facebook das hat ja fast jeder. Aber das soll ein professionelles Werkzeug sein…? Und dieses Twitter. Na ja…
Schock! 60% der anwesenden Studierenden haben KEIN Xing-Profil. „Ich gebe Ihnen jetzt eine Hausaufgabe!“ @lousypennies #MuKarriere14
— El Capitan Kerk (@elcapitankerk) 7. Mai 2014
Ein Schock? Ja. Aber keine Überraschung.
Denn egal ob in Passau, wo ich Zeitschriftenjournalismus (!!!) unterrichte, oder bei Treffen und Schulungen in Hamburg, München oder Berlin. Es ist immer das gleiche: Viele junge Kollegen sind zwar heftig auf Facebook, Instagram und anderen Netzwerken unterwegs – aber sie erkennen nicht, dass die sozialen Medien trotz Selfies, Katzenbildern, Gifs und Gaga-Listen wichtige journalistische Instrumente sind. Schlimmer noch: Viele haben sich die diffuse Angst ihrer Eltern und von so manchem Mainstream-Medium vor den sozialen Netzen zu eigen gemacht.
Die Folge: Die „Digital Native Journalisten“ sind für mich inzwischen zu einer Urban Legend geworden. Zu einem Märchen. Es gibt sie gar nicht unter den Nachwuchsjournalisten. Oder nur in homöopathischer Verteilung.
Der junge Diplom-Journalist hat weder Xing-Profil noch eine eigene Webseite.Gerade erst habe ich mich in München mit einem jungen Diplom-Journalisten (!!!) unterhalten. Er sucht einen Job. Aber er hat weder ein Xing-Profil noch eine eigene Webseite, auf der er sich und seine Arbeiten präsentiert. Auf Facebook nutzt er ein Pseudonym. Ich habe ihn gegoogelt. Und nicht gefunden. Dann habe ich mich ernsthaft gefragt, was man denn heute so studiert hat, wenn man fertig ausgebildeter Diplom-Journalist ist.Ein ähnliches Bild ergibt sich im Gespräch mit einer jungen Reisejournalistin. Sie möchte fantastische Reportagen schreiben. Eine Größe im Reisejournalismus werden. Preise gewinnen. Aber dieses Facebook – das ist für sie gleichzusetzen mit der NSA. Sie hat kaum Jobs und schlägt sich als Sprachlehrerin durch…
Und trotzdem: Wenn ich solchen jungen Kollegen erkläre, dass Faceboook, Twitter und Co. heute für mich zu den wichtigsten Werkzeugen für Journalisten gehören, ernte ich Unverständnis.
Aber warum sind die sozialen Medien aus professioneller Sicht so wichtig? Ganz einfach:
1. Selbstdarstellung
Journalisten – insbesondere Nachwuchsjournalisten und freie Kollegen – brauchen Auftraggeber, Arbeitgeber, Tippgeber und ein möglichst großes Netzwerk. All das liefert das Internet und vor allem die sozialen Netze. Aber nur, wenn ich als Journalist auch kontrolliere, was man dort über mich findet.
Ich rede jetzt noch nicht einmal davon, als Journalist eine Marke werden zu müssen, sondern einfach nur davon, im Netz so auffindbar zu sein, dass ich für Arbeitgeber oder Auftraggeber zum Wunschkandidaten werde.
Wenn ich als Journalist nicht bestimmen kann, was Google über mich findet, habe ich meinen Beruf verfehlt.Wenn ich als Journalist nicht weitgehend selbst bestimmen kann, was diese wichtigen Menschen über mich herausfinden, wenn sie mich googeln, habe ich meinen Beruf verfehlt. Dann beherrschen die Medien mich. Nicht ich die Medien. Und das sollte – gerade in der Zeit von NSA und Totalüberwachung – eigentlich mein Beruf sein.
Grundvoraussetzung sind (kostenlose) Profile bei Seiten wie Xing, Kress Köpfe und LinkedIn – und natürlich unser Sponsor/Anzeigenkunde, das Journalisten-Portfolio torial.com. Und auch Facebook: Vor der Datenkrake von Mark Zuckerberg muss sich nur fürchten, wer nicht in der Lage ist, den Datenstrom zu kontrollieren, den er selbst verbreitet. Als Mensch mit Medienkompetenz (sollten Journalisten eigentlich haben) sollte man dies können. Und dazu kann auch die dosierte Verbreitung von Katzen-Content gehören. Als Besitzer von drei Katzen mache ich das gerne.
Der zweite Schritt ist eine eigene Plattform, ein Blog oder was auch immer. Selbst wenn ich dort nicht regelmäßig publiziere (die Königsdisziplin), sollte man hier zumindest Arbeitsproben und meine Kontaktdaten finden.
Und übrigens: Auch Print-Arbeitgeber nutzen dieses Internet-Dings, um etwas über potentielle Kandidaten herauszufinden…
2. Vernetzung
Journalisten leben von ihren Netzwerken. Das war schon immer so. Was früher (und auch heute noch) vor allem auf persönlichen Kontakten und einem akribisch geführten Telefonbüchlein basierte, ist heute in die sozialen Netzwerke gewandert. Ich kann es immer noch nicht fassen, wie viele wundervolle Menschen ich über Twitter & Co. kennenlernen durfte.
Auch Onliner lieben die Offline-Vernetzung.Was als Diskussion auf Twitter begann, habe ich dann schon sehr oft in der Offline-Welt fortgesetzt. Ich traf nicht nur Kollegen, sondern auch Gesprächspartner für Interviews oder Hintergrundrecherchen. Dank meiner Präsenz mit diesem Blog und den sozialen Medien musste ich den wenigsten erklären, wer ich eigentlich bin. Gerade erst hat die re:publica gezeigt, dass die angeblichen Online-Nerds nichts lieber tun, als sich Offline zu vernetzen. Das Argument, das sei ja alles nur virtuell, zählt also nicht.
3. Recherche und Bildung
Twittern macht schlau. Und wie. Jeden Tag fische ich aufgrund der spannenden Menschen, denen ich folge, zwei, drei oder auch vier Texte oder Videos aus dem Netz, die mich bilden, meinen Horizont erweitern und Ideen für neue Artikel liefern. Auch auf Facebook findet sich zwischen den Clickbaiting-Headlines das eine oder andere Juwel. Längst hat bei mir der morgendliche Blick in die Timelines den Aufruf von Spiegel Online ersetzt.
„Twitter – eine Liebeserklärung“ – kann ich so unterschreiben! #smwhh @Zielina #vizthink_de pic.twitter.com/akaWe2vVCf
— Ines Schaffranek (@InesSchaffranek) 21. Februar 2014
Wer weiß, wie oft gerade die Boulevardmedien aus den Instagram-Fotos der internationalen Stars große Geschichten machen, sollte erkennen, dass die Redaktionen die sozialen Medien schon längst als wichtigen Informationskanal nutzen. Und das nicht nur im Boulevard: Zum Pflichtprogamm für jede politische Redaktion dürfte im Moment der Twitter-Stream aus der Ukraine gehören.
Nur: Wenn ich nicht durch eigene Praxis weiß, wie Twitter funktioniert, wie soll ich das dann beruflich nutzen? Kann ich dann überhaupt noch interessant für einen journalistischen Arbeitgeber sein? Ein moderner Journalist ohne (zumindest passiven) Twitter-Account – inzwischen undenkbar für mich.
Eine kleine Anleitung zum Twittern für Journalisten findet Ihr hier.
4. Verbreitung
Traffic. Das ist das Zauberwort, das den Online-Journalismus beherrscht. Immer mehr Leser kommen über die sozialen Medien. Und zwar nicht direkt über die Facebook-Fanpage eines Anbieters, sondern indem ein Artikel von begeisterten Lesern geteilt wird und „viral“ geht. Ein Klick auf den Twitter- oder Facebook-Knopf unter dem Artikel – und schon schauen neue Leser vorbei. „Social is our Frontpage“, sagen sie bei der Huffington Post.
Und ja: Wer die aktuelle Diskussion über die „Clickbaiting-Headlines“ der Viralseiten („Zuerst wollte er nur einen Artikel schreiben. Was er dann tat, wird Dein Leben verändern…“) und den riesigen Erfolg von heftig.co verfolgt, kann zwar der berechtigten Meinung sein, dass viele dieser Inhalte nur noch sehr wenig bis gar nichts mit Journalismus zu tun haben. Aber er sollte auch daraus lernen, wie er selbst mit seinen (Qualitäts-)Inhalten in diesem Konkurrenzumfeld erfolgreich sein kann.
In Zukunft wird es sowohl für feste als auch freie Mitarbeiter immer wichtiger werden, eigene Leser mitzubringen.Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. In Zukunft wird es sowohl für feste als auch freie Mitarbeiter immer wichtiger werden, eigene Leser mitzubringen. Wer im Vorstellungsgespräch damit prahlen kann, mehrere Tausend Twitter- oder Facebook-Follower zu haben, der ist so etwas wie eine wandelnde Abo-Kartei – nämlich Gold Wert für jedes Medienunternehmen.In den USA erleben wir bereits, dass sehr viele Journalisten mit großer Followerschaft (Ezra Klein, Nate Silver, Jim Roberts) zu digitalen Medienunternehmen wechseln oder eigene Digitalmedien gründen.
Eine solche Followerschaft aufzubauen ist harte Arbeit. Das passiert nicht über Nacht. Und es hat viel mit Glaubwürdigkeit, Haltung und Kompetenz als Journalist zu tun. Man sollte zu einer Stimme werden, der die Leser auch unabhängig vom aktuellen Publikations-Medium (meist die stärkere Marke) folgen.
Ich zitiere „Mr. Media“ Thomas Koch, der mir hier sagte: „Früher habe ich Artikel gelesen und mich gar nicht dafür interessiert, wer sie geschrieben hat. Heute schaue ich zuerst, wer es geschrieben hat. Und dann lese ich. Das finde ich richtig geil.“
Ja, Herr Koch, auch ich finde das geil. Supergeil.
5. Diskussion und Optimierung
Ich erinnere mich noch gut: Früher war ein Artikel fertig, sobald er gedruckt am Kiosk lag. Dann galt es eventuell noch ein Gerichtsverfahren wegen einer Gegendarstellung durchzustehen, aber darum kümmerte sich die Rechtsabteilung. Leserbriefe nahm man zur Kenntnis und entschied nach Gutsherrenart über deren Abdruck. Heute muss sich der Journalist der Diskussion in den Kommentaren und sozialen Medien stellen – und gegebenenfalls auch eigene Fehler korrigieren.
Nachtrag vom 12. Mai: Gerade erst geleaked – ein Memo an alle Mitarbeiter der New York Times
In the digital age, it is not enough to produce the best journalism in the world. Once we go up with a ground-breaking story, whether a scoop or a 2,500 word special report or video, this is not the end of our work in the newsroom. Publishing, in today’s crowded environment, includes taking responsibility for and assuming ownership of the impact of our quality journalism on our website, apps and other NYT platforms. That means training all of our journalists in how to use social media to report and amplify their stories. It means our most senior editors must plan and implement a rollout plan for our most important pieces. From the moment a story is published, we should host the conversation about it on NYTimes.com and related platforms.
Ein moderner Artikel ist ein lebendiges Gebilde. Er steht nicht mehr singulär für sich, sondern wird kommentiert, kritisiert, gelobt und geschmäht – viele Kommentare gehen bis tief unter die Gürtellinie. Und im Zweifelsfall weist die Lesercrowd dem Journalisten auch fachliche oder logische Fehler nach, setzen Nachbesserungen durch. Das ist schwer zu akzeptieren für einen Journalisten, der es gewohnt ist, wie der Pfarrer von der Kanzel zu predigen. Aber es ist längst Teil unseres Berufsbildes geworden, auch wenn das manche Kollegen nicht so sehen mögen.
Die Diskussion kann den Horizont des Journalisten erweitern.Doch die Diskussion mit Lesern, Kollegen, Politikern, Unternehmen und weiteren Gesprächspartnern kann bereichern, den Horizont des Journalisten erweitern – und zu neuen Erkenntnissen und Rechercheansätzen führen, mit deren Hilfe man seinen lebendigen Artikel optimieren kann. Und sei es auch nur, dass man ein paar Rechtschreibfehler entfernt (meine Spezialität).Es muss natürlich nicht so sein. Wir können weitermachen wie bisher. Sich dieser Möglichkeiten durch eigene Ignoranz zu berauben, ist – nun ja – ignorant…
Was ich gegen die Ignoranz der Digital Natives tue?
Nun, ich rede mir den Mund fusselig auf zahlreichen Podien und bei Vorträgen und schreibe Beiträge wie diesen. Und den jungen, im Web unsichtbaren Diplom-Journalisten versuche ich jetzt im Rahmen des Mentoringprogramm des Presseclubs München zu coachen. Wenn er sein Xing-Profil hat, kann er sich gerne wieder melden. Ich bin dann gerne sein erster Kontakt. Und wenn ich ihn zum Jagen tragen muss, dann werde ich das tun.
Lest hier die lesenswerte Replik von Simon Hurtz.
Bezahlung durch Anerkennung und Teilen
Euch gefällt dieser Beitrag? Dann teilt ihn bitte in den sozialen Medien – und folgt mir auch auf Twitter und/oder unserer Facebookseite! (Flattern geht natürlich auch)
Absolut richtige Beobachtung, die ich auch immer wieder mache. Als junger Journalist würde ich sofort damit beginnen, eine Marke zu werden. Aber einige träumen lieber davon, dass FAZ und SZ eines Tages anrufen und sie groß rauskommen.
Touché! – wie man im Internet zu sagen pflegt ;-)
[…] Warum Journalismus ohne Social Media heute nicht mehr geht. […]
Hurra. So ist das mit den Traumtänzern und Traumtänzerinnen die am Anfang vor einen vermeintlich so einfachen Weg stehen und das Weg Grundprinzip von Hänsel und Gretel noch nicht durchdrungen haben. Gib Ihnen Zeit zum reifen.
Willkommen in einer Generation, die auf direkte Belohnung getrimmt ist. Ich studierte mit 5, 10 bis teilweise 14 Jahren Abstand zur heutigen „Studentengeneration“. Viele – aber nicht alle – sind hervorragend darin, Fakten auswendig zu lernen.
Hintergrundwissen oder eine eigene Meinung sind dafür nicht notwendig.
Ein weiteres Problem:
Wer sich deutlich mit einer eigenen Meinung positioniert, der reduziert die möglichen Auftraggeber und Jobchancen. Das ist zumindest die Befürchtung vieler Studenten.
Im Ergebnis führt das dann aber dazu, das wir unkritische Journalisten bekommen die auch nichts haben, was sie vermarkten könnten. Profillos sein zahlt sich aus – was zählt ist Leistung.
Das das nicht richtig sein kann und gefährlich ist, ist klar.
Für mich ergibt sich das umgekehrte Problem: bei all dem, was bei mir offen ersichtlich ist, finden sich mittlerweile mehr Gründe, die gegen Journalismus sprechen, als dafür.
Checken Sie mich bei XING, Facebook, in Blogs und wo auch immer – falls mir da ein Unique Selling Point entgangen ist, stürze ich mich gerne darauf … das Wasser steht gerade so wie so bis zum Hals!
Was im ersten Moment überrascht – die Mehrheit angehender Journalisten erweist sich als Netzwerk-Analphabeten – ist beim zweiten Nachdenken vielleicht auch ein Indiz für ein ernüchterndes Berufsverständnis. Viele, die sich für diese Ausbildung berufen fühlen, sind vielleicht gar keine extrovertierten Persönlichkeit, wollen gar nicht interagieren oder wünschen sich gar einen persönlichen Diskurs mit anderen. Viele kommen sicher über ihre Affinität zum Schreiben auf den Gedanken sich zum Journalisten ausbilden zu lassen. Eine Fähigkeit, die angesichts der Medienformen zwar nicht schadet, aber auch keine zwingende Voraussetzung wäre. Doch die Vorliebe zum Schreiben korreliert nicht selten mit einem introvertierten Lebensstil. Es sind eher die am Rand Steher, die stillen Beobachter, die süffisanten Schweiger, die ihre Eindrücke wie Muscheln sammeln und dann zu einer recht subjektiven Erkenntnis essayistisch verarbeiten. Wünschenswerter wären neugierige Menschen, die gerne in der Masse Mensch baden, sich unterhalten, diskutieren, Meinung holen und Meinungen bilden. Und dann, wenn sie das Erfahrene journalistisch bearbeiten, wissen, dass sie nur über einen Zwischenstand ihrer Meinung resümieren, der sich schon bald durch die Resonanz auf ihre Arbeit wieder ändern kann. Doch ein solches journalistisches Selbstverständnis war bislang sehr selten und ist wohl auch im aktuellem Berufsbild der Auszubildenden noch nicht vorgesehen.
Auch ich wollte einmal Journalistin werden – aus genau demselben Grund: Weil ich gern schreibe, schon immer die Beste in Deutsch in der Schule war usw. Nach einem kurzen Ausflug in die Redaktion des Kölner Stadtanzeigers noch in meinem letzten Schul- und meinen beiden ersten Studienjahren musste ich jedoch erkennen, dass ich eben Schriftstellerin bin, keine Journalistin. Viele junge Leute, die gern schreiben, sollten einmal darüber nachdenken, ob dann Journalist wirklich der richtige Beruf für sie ist. Für mich war er es nicht. Aber als Schriftstellerin (und Verlegerin) bin ich mittlerweile sehr erfolgreich. Und selbstverständlich bin ich auch auf Google zu finden. ;)
Sorry, aber ein Chefredakteur, der seine den Kloutscore als ein Einstellungskriterium erachtet, ist einfach nur ein Witz. Der Score ist intransparent und zeigt höchstens Quantität und nicht Qualität. Gestern viele Geburtstagswünsche auf Facebook bekommen? Dein Kloutscore steigt… Das ganze ist auch arbeitsrechtlich eher bedenklich.
Ein Journalist soll keine Marke werden. Ein Journalist soll ein Handwerker sein, der sauber arbeitet. Es gibt gute Gründe, warum man Soziale Medien eher meiden sollte – auch (oder gerade) als Journalist.
1. Die Abhängigkeit: Verlage und Journalisten begeben sich in eine Abhängigkeit, da sie ihre Vertriebswege auslagern. Diese Abhängigkeit kann Einflussnahme auf die freie Berichterstattung bedeuten.
2. Das Streben eine Marke aufzubauen verleitet zur destruktiven Aufmerksamkeitshascherei. Wer lauter schreit, ist besser? Der Journalist als Person sollte keine Rolle bei seiner Arbeit spielen. Wichtig ist die Geschichte, die er veröffentlicht. Eigentlich sind auch Autorennamen unter Artikeln unnötig. Wozu soll das dienen? Im Gegenteil, wir brauchen mehr Sachlichkeit und weniger Boulevardisierung. Gerade bei sensiblen Themen wie Konflikten, Terrorismus, Krieg und Frieden. Aber auch die EU, Rassismus etc…
Ich sage nicht, dass Soziale Medien wichtige Recherchequellen und zu einem gewissen Grad auch ein guter Kanal für Feedback sind. Aber diese als Elementar für die Ausübung des Berufes zu erachten, ist sehr kurz gedacht. Da gibt sich jemand dem Hype hin, ohne genauer darüber nachzudenken.
Ich glaube nicht, dass es dem genannten Chefredakteur um den Wert an sich geht. Es geht ihm vielmehr um die Frage, ob die neuen Kollegen das Internet und Social Media verstanden haben oder nicht. Und dafür ist diese sehr einfache Frage sehr gut geeignet: Viele werden nicht mal wissen, was es mit diesem Wert auf sich hat, weil sie nicht mal verstehen, dass man sich heute in den Sozialen Netzen erstmal eine Stimme verschaffen muss.
zu 1: Verlage haben schon immer Vertriebswege ausprobiert, um ihr Produkt bekannter zu machen. Früher war das der Kiosk, der mit Schildern eines Zeitungstitels versorgt wurde, heute eben Social Media. Waren die Verlage früher in Abhängigkeit der Kioske? Ja, vermutlich schon, zumindest bei Titeln, die sich nicht überwiegend auf die Abo-Verkäufe verlassen konnten.
zu 2: Journalisten müssen gelesen werden, nicht geliebt! Und um gelesen zu werden, muss man Bekanntheit haben oder stärken. Das war schon immer so und heute sind halt nur die Kanäle anders. Und, mal ganz ehrlich: Wie viele Journalisten glauben heute noch, dass sie ihren Bürgermeister aus dem Amt schreiben (oder ins Amt reinschreiben) könnten und nutzen diesen Einfluss?
Eine Stimme sollte man sich vielleicht aber eher durch gute Recherche, schöne Schreibe etc… verschaffen und dann kommt die Popularität in den sozialen Kanälen automatisch. Andersherum macht es für mich keinen Sinn.
zu 1: Die Kioske sind aber kein einzelnes Unternehmen aus dem Silicon Valley. Angebote, die voll auf Facebook und Co bauen (wie Buzzfeed zB) hängen doch am Tropf von wenigen, mächtigen Unternehmen. Da kann ein ganzes Geschäftsmodell plötzlich kollabieren.
zu 2: Ja, aber die Bekanntheit sollte doch auf das Medium und nicht auf die Person bezogen sein. Ausnahmen gibt es natürlich. Aber es ist wenig zielführend, wenn jeder junge Journalist ein Wallraff, ein Kisch oder Sascha Lobo werden möchte.
Natürlich sollten sich Journalisten durch gute Geschichten auszeichnen. Das ist ohne Zweifel die Grundlage des Erfolgs. Aber wenn den keiner mitkriegt, weil man die heutigen Vertriebskanäle nicht nutzt, dann ist es halt schwierig mit dem Erfolg!
Ich sage auch nicht, dass man als Medium voll auf die sozialen Netze setzen sollte. Aber auch!!
Ich glaube persönlich, dass die Marken an Wert verlieren und die Autoren an Wert gewinnen werden. Viele Blogger sind doch lebende Beispiele. Sascha Lobo, Richard Gutjahr, Stefan Niggemeier! Sie alle haben es geschafft, zu einer Marke zu werden. Wenn Sascha Lobo auf der Republica spricht, lauschen im hunderte Menschen und diskutieren über seine Rede.
Erstaunlich finde ich in diesem Diskussionsabschnitt, dass Herr Brinkmann sein Gesicht mit vollem Namen zeigt, während „dos“ sich hinter einem Avatar-Kürzel versteckt…
Dass die Sozialen Medien dazugehören, da sind wir uns einig. Ich glaube der Kern liegt hier eher in der unterschiedlichen Auffassung der Rollen von Verlag und Journalist. Ich sehe in der Personifizierung von Journalisten eher einen Nachteil. Es ist persönlicher, man wird angreifbarer und eventuell beeinflussbarer. Ein Greenwald oder Assange wären ohne die Unterstützung der großen Marken kaum so erfolgreich gewesen. Von den Risiken als One-Man-Show ganz zu schweigen.
Die genannten Beispiele sind einerseits Ausnahmen und zweitens sind die Personen auch abhängig von den Verlagen. Selbst Gutjahr, der bestimmt einen astronomischen Kloutscore hat, ist finanziell abhängig von den Öffentlich-Rechtlichen (das ist eine Vermutung).
Das Renome von Spiegel und Bild zieht nach wie vor, egal wie aktiv andere auf Facebook sind oder wie sie sich auf Google positionieren. Das sind Marken, die über Jahrzehnte sich etwas erarbeitet haben. Und das soll jeder Journalist jetzt selbst stemmen?
@ thomas)E(haubrich
Ich bin kein Freund vom anonymen Kommentieren, deswegen ist hinter meinem Nutzernamen auch meine Website verlinkt :)
Im Zweifelsfall geht es einfach darum, auffindbar zu sein – deshalb auch das Beispiel Xing. Wer sich selbst als Person nicht zu sehr in den Vordergrund schieben möchte, sollte dies auch nicht tun, aber wissen, wie er seinen Arbeitgeber (also z.B. die genannten Medien) im Internet nach vorne bringt. Und sei es, dass er die sozialen Medien einfach „nur“ als Rechercheinstrument nutzt.
Die klassischen Social Networks sind ganz klar auf dem absteigenden Ast. Soll heißen, die Leute haben schlicht keinen Bock mehr drauf.
Beweis:
Unfollowen Sie mal sämtliche „Facebook Pages“. Damit sie deren Gequake nicht ständig in Ihrem Feed haben.
Na, was sehen Sie?
Alle halbe Stunde mal ein substanzloses Geblubber von Kollegen oder Freunden. FB ist tot. Toter als tot.
Vor ein paar Monaten gab es mal einen Salesforce-Hype. Dieser ist ebenfalls vorbei, weil die Mitarbeiter der Firmen erkannt haben, dass sie wesentlich produktiver sind, wenn sie nicht alle zehn Minuten irgendwelche SocialMedia-Accounts checken müssen.
WhatsApp, Instagram: Top
FB: Flop! Stirb du Quatschkiste FB. ;)
Einfach nur großartig. Diese Fragen stelle ich mir auch bei Social Media & PR-Beratern und zu einem gewissen Teil auch bei Online-Managern. Wie wollen diese richtig beraten, wenn Sie z.B. nicht wissen was Panda, Koala, SEO oder Content-Marketing ist? Man sollte auch als KFZ-Mechaniker einen Führerschein und ein Auto besitzen. Traue nie einem kahlköpfigen Friseur oder einem Tätowierer ohne eigene Tattoos.
Beste Grüße
Ralf Bachmann
P.S.: ja man findet mich auf Google ;-)
Die Diskussion um Markenbildung von Redakteuren etc. ist doch eigentlich wieder eine dieser Stellvertreterdebatten im Journalismus. Im Grunde geht es doch darum, dass Redakteuren der Erfolg der Produkte, die sie mitgestalten nicht mehr so egal sein kann, wie noch vor dreißig Jahren. Die Monopole sind gefallen und jetzt muss man sich seine Aufmerksamkeit auf einmal verdienen. Und da sind dann nicht mehr nur die Chefredaktion, der Vetrieb und all die anderen gefordert, auf die man bisher als Journalist gütig herunterschauen konnte. Jeder Redakteur muss jetzt auch selbst durch seine Schreibe, seine Überschriften, seine SEO-Titel, seine Social-Media-Kompetenz etc. selbst dafür sorgen, dass er und somit auch sein Arbeitgeber Aufmerksamkeit bekommt.
Und das ist der eigentliche Medienwandel. Ansonsten kann man doch fast alles von einem Medium aufs nächste übertragen. Aber der unternehmerische Rahmen hat sich radikal geändert. Und lässt sich nicht mehr von oben oder außen (aus Redaktionsperspektive) steuern, sondern muss jetzt auch aus der Redaktion kommen. Und dafür kann man nicht mehr so anonym sein. Das hat Vor- aber auch Nachteile. Zurückdrehen lässt sich das aber nicht mehr.
Man kann also auch mit einem Kloutscore von Null in der ganzen Redaktion sehr erfolgreich sein. Wenn man bspw. gut auf der Googleklaviatur spielt. Oder aber man macht sich sichtbar und holt sich den Traffic bei Facebook. Oder man macht selbst PR und gestaltet die Marke als Kampfplatz (HuffPo). oder, oder, oder.
Gerade Google bzw. Suchmaschinenoptimierung fehlt mir in diesen Zukunftsdebatten sehr häufig. Facebook ist ein netter Trafficlieferant, aber Google ist für nahezu alle Medienseiten Haupttrafficlieferant. Man kann komplett unsichtbar bei Facebook, Twitter und Co. sein und dennoch eine extrem erfolgreiche Seite haben. Nur als Inspirationsquelle und um gute Geschichten zu finden kommt man wohl nicht an den vielen sozialen Netzwerken vorbei.Und über Google höre ich jeden Tag immer noch viel mehr falsche und negativ ausgeprägte Mythen als über diese ach so toten sozialen Netzwerke.
Die Möglichkeiten sind so vielfältig geworden, dass sich viele lieber verkriechen als nur eine einzige zu nutzen. Das ist das Problem. Das ist auch durchaus verständlich. Aber eben auch nicht besonders förderlich für irgendeine Zukunft.
[…] Something you should read if your are some kind of journalist. […]
Ich bin Journalistin, inzwischen über 40 Jahre alt ,und habe zunehmend den Eindruck, mir wird crossmedial nach und nach immer weniger zugetraut. Ständig wird über die jungen digitalen Journalisten gesprochen, diskutiert, publiziert. Dabei ist es meines Erachtens anders: Ich lebe beruflich deutlich digitaler als der Nachwuchs, den ich erlebe. Seit Jahren nutze ich u.a. soziale Medien im Rahmen meiner Arbeit – und werde dafür teils sogar belächelt. Ich teile die Beobachtungen 1:1. Der Artikel war überfällig und ich freue mich, dass es jemand mal aufgeschrieben hat.
Fein, lesenswert!
> “Ohne Social Media kein Job”, sagt Schellkopf.
Falsch. Wie immer gilt: Es kommt drauf an.
Ich bin hier Lokaljournalist und trotzdem, dass ich „nur“ freier Journalist bin, recht gut bekannt in der Kommunalpolitik. Viele Einsätze auch für Stadtteilblättchen, Gespräche mit den Akteuren und nicht nach 30 Minuten wieder verschwinden sowie ein Blog haben neben der Arbeit für den Platzhirschen dazu geführt.
Und das Blog war auch gut gelesen, schließlich hatte ich da pointiert Stellung bezogen und auch kritische Punkte bei der Kommunalpolitik und beim Stadtkonzern angesprochen. Die Leser mögen Wölfe und keine Pudel, hatte Don Alphonso mal geschrieben.
Klar, da gab es eher Lob von der jeweiligen Opposition. Aber es war keiner gekommen und hat sich beschwert. Auch gab es keine Drohungen oder Andeutungen.
Aber: Ausgeschriebene Stellen bekommen hier regelmäßig die kompetente Kollegen, deren explizites Social Media Wirken gegen … äh … überschaubar ;-) ist. Mag sein, dass ich jeweils zu inkompetent war, aber Social Media konnte definitiv kein Kriterium gewesen sein.
Ich vermute, es war eher hinderlich, weil die Leute sich schon ein Bild über mich gemacht hatten, über die üblichen Zeitungsartikel und das Vorstellungsgespräch hinaus. Und dann waren da noch lukrativere PR-Jobs, die – warum auch immer – von den Firmen nicht fortgesetzt wurden. Das waren mir irgendwann zu viele Zufälle.
Ich habe jedenfalls meinem Blog inzwischen die Zähne gezogen, das spart auch unheimlich Zeit, wenn man nicht alles was die Stadtregierung in den Sand setzt, kommentiert. Und aktuell spart es die Zeit sie zu loben, denn im Moment macht sie vieles richtig. ;-)
habe das zwar gerade schon getwittert aber vielleicht bereichert es auch die Diskussion hier:
Ihr habt viel zu hohe Erwartungen an die sogenannten „Digital Natives“. Der Begriff wurde 2001 von Marc Prensky (http://www.marcprensky.com/writing/Prensky%20-%20Digital%20Natives,%20Digital%20Immigrants%20-%20Part1.pdf) geprägt und er beschreibt die Auswirkung der Sozialisation durch digitale Technologie u.a. auf das Bildungssystem. Wir können nicht erwarten, dass alleine das Nutzen digitaler Technologie jemanden zum Profi macht.
Selbstverständlich entwickeln sich neue Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit dem digitalen Technologien. Wer 10.000 Stunden Battlefield zockt, bekommt vielleicht eine ziemlich gute Auge-Hand-Koordination und taktisches Verständnis, weiß aber noch lange nicht wie man ein Spiel programmiert. Wer Justin Bieber bei Instram folgt, anstatt wie wir früher die Bravo zu lesen, weiß deshalb noch lange nicht wie man Social Networks in der Markenkommunikation einsetzen kann.
Prensky hat damals übrigens gefordert, das Bildungssystem entsprechend anzupassen… Ich glaube zumindest für Deutschland behaupten zu können, dass da eher nichts passiert ist.
Rolf Schulmeister hat übrigens schon 2008 Prenskys „Digital Natives“ ziemlich zerlegt: http://www.zhw.uni-hamburg.de/uploads/schulmeister-net-generation_v2.pdf
Schulmeister vertritt die These, dass die Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen mit Medien nur ein integrierte Teil ihrer gesamten Freizeitaktivitäten sind, deren primäres Ziel das Gewinnen von Freundschaften und das Zusammensein mit Freunden ist. Eigentlich ist damit alles beim Alten geblieben: Freundschaften pflegen und und mit Peers kommunizieren sind laut Schulmeister seit jeher die wichtigsten Sozialisationsziele gewesen. Die Tatsache, dass dafür heute andere Tool genutzt werden, rechtfertigt es nicht eine ganze Generation zu mystifizieren…
Letzte Woche bin ich übrigens auf einen neuen Begriff gestoßen: „Social Natives“. (siehe http://blog.hootsuite.com/social-natives)… Ihr könnt es euch Denken: Menschen, die seit 2001 geboren sind und keine Welt ohne Facebook & Co kennen.
Vielleicht können die ja ohne Ausbildung einfach unsere Jobs übernehmen ;-)
Ja, ich glaube Du hast Recht: Wenn ich Deutsch in Wort und Schrift beherrsche, heißt dass ja auch noch nicht, dass ich ein guter Journalist bin. Da braucht es eben noch das journalistische Handwerkszeug und die „journalistische Denke“, wie sie zum Beispiel auf einer Journalistenschule, einem Volontariat und auch einem Studium vermittelt wird. Was aber meiner Meinung nach wichtig ist für (angehende und auch erfahrene) Journalisten, ist diese eine winzige Erkenntnis, dass das Instrument das man „nativ“ nutzt (also in meinem Beispiel die Sprache) auch professionell nutzen kann (slo in meinem Beispiel in Form von journaliatischen Beiträgen).
Was mich immer wieder erstaunt, ist dass viele (nicht alle) jungen und älteren Kollegen nicht erkennen, dass sie die Instrumente, die sie zum großen Teil nativ und intuitiv beherrschen, eben auch für ihren Beruf einsetzen können und auch sollten. Daher mein kleiner Rant.
Deckt sich mit meinen Erfahrungen als Lehrbeauftragte für Onlinejournalismus an unterschiedlichen Hochschulen!
Karsten, ich stimme dir vollkommen zu. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Das Blöde ist: Mit diesem tollen Beitrag erreichst du zum allergrößten Teil wie so oft genau diejenigen, die dir zustimmen und nicht davon betroffen sind. Wirkung leider fraglich. Wie so oft bei uns…
Ach, ich würde das nicht so pessimistisch sehen. Sie sind ja da. Sie nutzen ja die sozialen Medien. Aber eben nur privat. Ich möchte ja nur den Anstoß geben, darüber nachzudenken, wie man die sozialen Medien und dieses ganze Internetdings als Journalist professionell für seine Zwecke einsetzen kann. Da muss nicht jeder zum Social-Media-Oberguru werden, aber eben dennoch wissen, was da passiert. Ist ja auch der Anspruch eines Medienstudiums: Medien zu verstehen. Musst diesen Artikel also nicht mal ausdrucken, wie auf Twitter vorgeschlagen, sondern nur teilen ;-)
[…] Bereich Medien / Journalismus hat, zeigt Karsten Lohmeyer (passend zu diesem Blogpost) gerade auf lousypennies.de – […]
Außer Punkt 5, der Diskussion vor allem mit Lesern und Fach-Kontakte, für die Social Media tatsächlich einen gewissen Sinn ergibt, kann ich nur sehr eingeschränkt zustimmen.
Zu 1: Zur Marke müssen erst mal nur Freiberufler werden. Und selbst unter denen generiern sicher die wenigsten im hohen Maß Aufträge durch Web-Präsenz. Ich persönlich habe das nur in ganz wenigen Ausnahmefällen auf meinen Themengebieten (Lokales, Immobilien und PR) erlebt. Um die zehn Prozent meiner Aufträge kommen schätzungsweise daher, weil jemand über Bloggerei und Co. auf mich aufmerksam geworden ist. Das mag bei anderen anders sein, aber so übergreifend wichtig wie hier geschildert ist Online-Präsenz in der Summe sicher nicht. Grundsätzlich sollten Journalisten imho durch gute Arbeit und nicht durch Selbstdarstellung überzeugen. Ich persönlich bin ganz froh, wenn ich hinter meinem „Werk“ verschwinden kann.
Zu 2: Auch das gilt nicht für alle und für jedes Aufgabenfeld. Ich persönlich rede im lokalen Umfeld lieber mit den Leuten selbst oder schreibe eine Mail. Im Ratgeberjournalismus recherchiere ich vor allem offizielle Quellen. Social Media spielt da eine verschwindende Rolle.
Zu 3: Nö, Twitter und Facebook machen nicht schlau. Die zersetzen eher das Hirn durch die unglaublichen Mengen an Müll, die da durch schwappen. Nur sehr, sehr vereinzelt konnte ich Social Media bisher vernünftig zur Recherche einsetzen, vor allem wenn man Betroffene zu irgedwelchen Alltagsthemen sucht (Hundebesitzer, Schulabbrecher, Briefmarkensammler…). Bei Nachrichtenthemen wird es schon sehr eng, weil man genau (und aufwändiger als beispielsweise in einen Telefonat) gegenchecken muss, ob irgendwas Verbreitetes nicht einfach nur Wichtigtuerei ist.
Zu 4: Das bringt als Person nur was, wenn man selbst eine Webseite und ein brauchbares Online-Erwerbsmodell hat, und das hat fast keiner. Wenn man als Angestellter oder Freiberufler die Webseite seines Auftraggebers betreut, mag ein gewisses Social-Media-Geschick helfen, aber das dortige Engagement kann man auch ganz gut von der eigenen vorhandenen oder nicht vorhandenen Netz-Aktivität trennen.
Nochmal zusammenfassend: Social-Media-Aktivität ist heute sicher ein Element journalistischer Arbeit. Aber es ist nicht so entscheidend wie hier dargestellt, steht weit hinter der Bedeutung klassischer journalistischer Qualitäten zurück und hat nicht für alle Kollegen in jeder Arbeits-Aufstellung und jedem Themenfeld Gewicht.
Ich kenne meinen Kloutscore, ist ja nicht soo schwierig, wenn sie einen einmal pro Woche belästigen mit den Invites und hastenichtmusstudoch. Aus dem gleichen Grund bleibe ich Xing und Linkedin fern, das Geschleime von PR-Agenturen nimmt durch deren Nutzung überhand. Bei so einer Einstellungsfrage würde ich vermuten, dass mein Gegenüber ein absoluter Flachkopf ist. Nach all dem, was mir junge Leute berichten, ist die Frage nach Arbeitsproben wohl die wichtigere. –Detlef (nicht auf Facebook, Website abgeschaltet, da eh keine Zeit dafür)
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ich kann dem auch nicht zustimmen: es gibt zwar einige aspekte, die ich wichtig finde, beispielsweise den hinweis, dass man selber die digitale welt bereisen muß, um sie überhaupt verstehen zu können. Aber dann wird es tragikomisch: anstatt sich anonym die d a t e n über die facebook-api, xing und linkedin-zugänge zu holen und dies zu nützen (stichwort “ datenjournalismus – im sinne einer ergänzung) fordert karsten lohmeyer journalisten auf, selber stars zu werden. Sie sollen ans licht der digitalen öffentlichkeit treten, sich treue follower aufbauen und kommerziellen anbietern wie xing ihre daten und texte spenden, damit diese damit geld verdienen – nur um dadurch die eigenen mediabubble zu erweitern. Der journalist als reiner konsument der technischen angebote – das ist ein folgenschweres missverständnis. ich dachte, in der redaktion interviewt man seine kollegen nur dann, wenn man im sommerloch keine themen mehr findet… es geht in anlehnung an kraus für mich eher darum, sich die digitalen errungenschaften als journalistischer hacker zunutze zu machen, damit man dadurch der verdummung durch eine einfache nutzung des technischen fortschritts als „konsument“ ohne hintergrundwissen entfliehen kann… einfach gesagt, wäre es vielleicht zielführender, zu fragen, ob die bewerber die mentale grundeinstellung haben (driven to uncover facts, unwilling to give up and slightly pissed off at the world sind ein guter anfang), gut schreiben, programmieren können, sich mit apis und datenbanken auskennen, visualisierungen und datamining-tools nutzen und wie all diese werkzeuge dann in den journalistischen alltag eingebunden werden. Dann kann ich mich selbstständig machen, weil ich vom konsumenten zum unabhängigen produzenten werde, der alle plattformen bedienen kann
Puh, „programmieren können, sich mit apis und datenbanken auskennen, visualisierungen und datamining-tools nutzen“ – damit beschreibst Du ein sehr spezielles Feld. Es hat sicher eine Berechtigung und es macht sicher Sinn für Kollegen sich auf diese Felder zu stürzen, ich finde das auch faszinierend. Gerade der Datenjournalismus ist ja extrem spannend. Aber dass sollte jetzt nicht jeder machen, sondern nur der- oder diejenige, die sich dazu auch berufen fühlt und Spaß am Programmieren hat. Was ich hier versucht habe klarzumachen, ist übrigens nicht, dass jetzt jeder Journalist zum Star werden muss. Sondern eben anfangen sollte, die vorhandenen Tools zu nutzen. So etwa Xing als kleine, Google-optimierte Visitenkarte im Netz.
…genau da denke ich, dass es nicht nur jeder Journalist, sondern jeder Bürger können sollte. wenn heute fast jeder Vorgang zumindest in der neuen „lingua franca“ der Maschinen abläuft, sollte verstärkt der Fokus auf Verstehen der Abläufe gelegt werden (so a la Programmieren als Fremdsprachenuntericht). Xing, FB und Freunde kann ich für mich nur dann nutzen, wenn ich nicht nur verstehe, wie die Aufmerksamkeitsökonomie abläuft, wie ich unterschiedliche Themen und Gruppen voneinander trenne, Zielgruppen bediene, sondern diese Vorgänge auch für mich und meine Recherchearbeit „hacken“ kann (d.h. ausserhalb von kommerziellen Portalen auf meinen Seiten zu meinen Bedingungen). Da gäbe es noch viele Themen anzuschneiden, zum Beispiel die Rentabilität der Arbeit eines „reinen“ Online-Journalisten, das Problem der Follower bei Firmenaccounts, Freudeskreis vs Zielgruppe und und und…
WORT!
Nicht die Hoffnung aufgeben. Irgendwann ist es in jedem Winkel der Zunft klar.
Super Beitrag und das Phänomen scheint verbreitet zu sein: Das erinnert mich an mein Interview mit Marina Friedt, die freie Journalistin und im Wintersemester Dozentin an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK) in Hamburg ist.
Viele von ihren Studenten träumen von einem Job bei Printmedien. Doch kaum einer hat selber eine Zeitung, geschweige denn ein Magazin abonniert. So kennen viele die Medien, bei denen sie arbeiten möchten, nur dem Namen nach. Auch eine Volontärsanwärterin bei einem TV-Sender erklärte im Bewerbungsgespräch, dass sie keinen Fernseher habe. Mal ganz ehrlich: Ich bewerbe mich doch auch nicht als Bäcker, wenn ich keine Backwaren mag und auch keine verzehre, oder? So viel vom Denken in Zusammenhängen – aber Hauptsache studiert…
Den ganzen Beitrag über Marina Friedts Erlebnisse findet Ihr im Freigeber-Blog unter http://www.der-freigeber.de/nur-die-harten-kommen-in-den-garten/
Schönes Beispiel, lieber Jens. Da lasse ich Dir auch gerne die Werbung durchgehen – und klicke mich gleich mal rein in Deinen Artikel :-)
Mit dem Link wollte ich aufzeigen, dass sich das Phänomen nicht in Zusammenhängen zu denken – oder wie man das auch nennen möchte – auch bei Kollegen aus anderen Sparten vorhanden ist. Man muss aber ehrlich sein: Auch in anderen Branchen gibt es das und ich frage mich häufiger, ob mein Gegenüber den richtigen Beruf gewählt hat. Gerade wieder vor zwei Tagen hatte ich so ein Erlebnis.
:-)
[…] NATIVES Lousy Pennies: Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives: Auf Lousy Pennies schreibt Karsten Lohmeyer über “Digital Native Journalisten”, die […]
Das stimmt mit meinen Erfahrungen überein. Als frischer Volontär gehöre ich ja zu der von dir angesprochenen Personengruppe. Aber ich blogge seit neun Jahren. Von knapp 20 Nachwuchsjournalisten bei der Volo-Schulung war ich damit der einzige mit Online-Erfahrung. Twitter & Co – Fremdwörter für die Kollegen. Der einwöchige Online-Kurs war dann auch eher eine Einführung ins Bloggen und Twitter. Außerdem wurde das Zauber-Tool RSS-Feeds erklärt.
Andererseits muss ich sagen, dass höchstens Facebook im Lokaljournalismus wichtig ist. Auf dem platten Land in Mecklenburg-Vorpommern nutzen die Einheimischen die anderen Dienste selten, so dass man sie damit gar nicht erst erreicht. Nur sollte man als Nachwuchsjournalist nicht so engstirnig denken und die eigene berufliche Zukunft planen.
Lieber Oliver,
Danke für das Feedback. Zum Thema soziale Medien auf dem platten Land: Ich unterhalte mich ja sehr viel mit Lokalbloggern wie zum Beispiel den Kollegen von der Tegernseeer Stimme oder Björn Schumacher. Die bekommen ihre wirklich spannenden Themen fast ausschließlich über Facebook und Interaktion auf ihrer Webseite. Meine Meinung: Wenn FB der einzige soziale Kanal ist, den der Leser nutzt, dann ist das auch gut so (Twitter ist so ein Nischen-Dings in Deutschland). Als Journalist sollte man in der Lage sein, zu erkennen, wo sich die Leser bereits befinden und ihnen nichts aufzwingen. Aber schau Dir einfach nur mal an, was HH-Mittendrin mit der App „Call a journalist“ gemacht haben – auch das ist auf gewisse Art und Weise ein soziales Medium…
Ja, das hängt hier wirklich von der Region ab. In einigen Lokalredaktionen sind die Leser sehr aktiv bei Facebook, haben eigene Stadtgruppen und man kann da schön interagieren, Themen bekommen. In anderen Regionen sind die da nicht. Man könnte jetzt natürlich als Lokalzeitung versuchen, auszuloten, wo die Leser gerne interagieren würden. Aber das führt uns ja fort vom eigentlichen Thema der Nachwuchsjournalisten ohne Internetskills.
Der Artikel überrascht. Ich hätte aber meinen Kopf verwettet, dass angehenden Jungjournalisten alle fit wie ein Turnschuh mit Internet & Co.
Während der Lektüre des Textes habe ich mich allerdings auch gefragt, was die Universitäten tun, um dieses Defizit zu füllen. Umgang mit Sozialen Medien ist heute in bayerischen Gymnasien bereits Bestandteil des Unterrichts. Bei der Journalistenausbildung sollten Unterrichtseinheiten zur digitalen Selbstdarstellung und Marketing inzwischen zur Grundausbildung gehören.
Interessant ist doch die Frage, wer von den Lernenden setzt das Gehörte in die Tat um! Wer hat 4 Wochen später eine entsprechende Internetpräsenz. Das die jungen Leute mit dem Internet umgehen ist die eine Sache. Die professionelle Handhabung digitaler Medien muss erlernt werden. Dazu macht man ja eine Ausbildung. Wäre das nicht der Fall müsste der Herr Lohmeyer gar nicht erst nach Passau fahren.
60 % haben kein Xing Profil. Na und? Bei der Webseite/Blog bin ich dabei und beim Verständnis von sozialen Netzwerken auch, aber ob ein angehender Journalist bei Xing ist oder nicht, spielt doch wirklich keine Rolle. Xing ist auch nicht für Google relevant, bzw. hat bei weitem nicht so einen Stellenwert wie eine Webseite. Man muss im Social Web aktiv und auffindbar sein. Dafür braucht man Xing nicht.
Fun Fact: Mit den meisten Traffic auf unsere Webseite bringt – auch für mich überraschend – der Xing-Mediennewsletter…
Fun Fact II: Personalchefs, Headhunter und sonstige Job-Vergeber lieben Xing…
:) Ja, sie lieben Xing. Sollten aber mehr mit den eigenen Webseiten potenzieller Mitarbeiter flirten. Die sagen doch viel mehr aus als die digitale Visitenkarte. Den Zweck erfüllen ja auch Facebook und Co.
Mmmh, in dem Fall würde ich einem potentiellen Arbeitgeber nicht vorschreiben, wo er mich finden „sollte“. Wichtig ist, dass ich da bin, wo er sich sowieso aufhält… Facebook wirkt da oft zu infantil. Immer daran denken: Die Zielgruppe der potentiellen Arbeitgeber besteht zumeist nicht aus Digital Natives…
Bei neuen Kontakten zu Kollegen etc. schaue ich meistens nach, ob es ein Xing-Profil gibt. Bei einem gut gepflegten Profil habe ich alle relevanten Informationen auf einen Blick.
Vielen Dank, das Thema „Journalisten-Generationen“ halte ich für reif: http://www.carta.info/71996/wut-und-wille-zwischen-generation/.
Statt so gekonnt zu schimpfen, könnte man sich aber natürlich auch für die Gründe der sozialmedialen Arbeitsverweigerung des Nachwuchses interessieren. Ist ja häufig im Generationswechsel so, dass die Jungen nicht unbedingt machen, was die Alten erwarten. Möglicherweise sehen die Digital Natives Social Media nicht ganz so euphorisch. Jeder wird Marke? FB als Kontakt- und Twitter als Informationsquelle? Jede/r bringt sein Publikum schon mit? Dauer-Dialog mit den Nutzern? An all dem ist etwas dran, inklusive großer Fragezeichen. Was ja hier auch in den Kommentaren deutlich wird.
Ich finde, wir sollten so oft es geht in den Diskussionen die inhaltliche und die wirtschaftliche Ebene trennen. Den Content-Wettbewerb im publizistischen Haifischbecken würden sich die Digital Natives vermutlich zutrauen, aber wohl nicht immer die erfolgreiche kommerzielle Selbstvermarktung. Da wächst dann die Sehnsucht nach der Festanstellung bei einer Tageszeitung, die man nicht mal abonniert hat. Die bisherigen klassischen Institutionen stehen immer noch für etwas Sicherheit im Lebensunterhalt, während die digitalen Geschäftsmodelle oft nur Versprechen sind. Zu den Ausnahmen gehört sicher die boomende Social-Media-Selbstvermarktungs-Beratung. Was im Sinne von Bewußtseins-Erweiterung auch sinnvoll ist.
Als ich 1993 oder 1994 „meinen“ Volontären das Internet (damals in Vor-www-Zeiten) vorstellen ließ, in einem Hause, welches an BTX gescheitert war, konnte ich die Skepsis noch verstehen. Welche irreparablen, schlimmen Fehler aber „gestandene“ (Lokal-)Journalisten machen, weil sie gar kein Verständnis für technische Zusammenhänge haben, konnte ich im Zuge des Kommunalwahlkampfes feststellen. Und weil sie nix verstehen, wissen sie auch nicht, wie sehr sie sich blamieren. Und wie ja meistens: Die Ignoranz ist dann noch gepaart mit unerschütterlicher Selbstherrlichkeit.
Wenn dem so ist wie in diesem Text, habe ich beste Chancen einen Job zu bekommen. 18 Jahre, eigene Webseite, bei Google ganz oben, Xing und LinkedIn auf dem neuesten Stand, Twitter- und Facebook-Profil, einige Kontakte (Offline derzeit noch zu wenige).
Einziges Problem: Der abartig hohe NC für Journalismus. Man darf mich gerne anschreiben mit einem Jobangebot ;)
Liebe Grüße,
der „Digital Native“ Mika
Und den Klout-Score weiß ich natürlich auch auswendig – 50!
Lieber Mika, ein kleiner Tipp – aber bitte nicht weitersagen: Wenn man Journalist werden will, dann kann man natürlich Journalistik studieren. Klingt ja auch ganz toll. Viel besser ist aber ein Fachstudium und danach/daneben/davor eine Journalistenschule oder Volontariat. Vergiss also den NC, studiere, was Dir Spaß macht, mach weiter so – und schau, dass Du durch Praktika und freie Mitarbeit den Fuß bei den Medien in die Tür bekommst.
Yes!
Guter Tipp, aber was mich am meisten erschreckt: Ein NC für Journalismus? Was soll das denn? Für ein Journalistikstudium gibt es doch sicher eine Aufnahmeprüfung, oder nicht? Wenn, wie es sich anhört, nicht, dann ist es ja kein Wunder, dass es so ist, wie es ist. Diejenigen, die die besten Noten in der Schule haben, sind meistens weder sozial kompetent noch neugierig oder kreativ. Sie sind einfach gute Lerner, nehmen also das auf, was es schon gibt, und kauen es wieder. Und so sieht unser Journalismus heutzutage ja auch oft aus. Was verspricht sich jemand, der Journalisten ausbilden will, von einem NC? Eine ganze Kompanie Ja-Sager?
Ja, kein Witz: An den Universitäten gibt es in aller Regel NCs – wie bei den meisten stark nachgefragten Studiengängen. Aufnahmeprüfungen sind vor allem bei Journalistenschulen und evtl. auch bei Volontariaten (Ausbildung im Betrieb) nötig.
Die NCs haben eher verwaltungstechnische Gründe, weil sonst die Bewerberzahl einfach zu hoch ist. Weiter gibt es meistens Aufnahmehürden in Form von Arbeitsproben, Motivationsschreiben oder geforderter Praxiserfahrung. Das ist bei öffentlichen Universitäten aber alles mit Vorsicht zu betrachten, da die Aufnahmehürden rechtlich meist keinen Bestand haben. Im Gegensatz zu privaten Journalistenschulen oder Volontariaten.
Witzig. Und ich habe damals noch nicht einmal ein Volontariat gemacht, ich habe einfach angefangen zu arbeiten, in der Lokalredaktion, später dann auch Kultur. Logisch, bei meinem Interesse für Bücher und Musik. Am besten lernt man doch von älteren Kollegen, learning by doing. Mit dem Handwerk des Schreibens habe ich mich erst später beschäftigt, nachdem ich schon ein paar Romane veröffentlicht hatte und die Nachfrage immer größer wurde. Allerdings dann natürlich nicht das Handwerk des journalistischen Schreibens, sondern des literarischen Schreibens.
Ein wenig erstaunen mich auch die vielen skeptischen Einwände hier. Wo kommen die bloß her? Wie kommt Ihr denn auf dieses blog – bei DER Skepsis? Übrigens: Was Karsten Lohmeyer auf seine Frage „Aber warum sind die sozialen Medien aus professioneller Sicht so wichtig?“ antwortet, kann man getrost auch auf andere Berufe übertragen. Wenn zum Beispiel Schauspieler(innen) jammern, es sei so schwer Engagement zu bekommen, und zum Beispiel im fb-Profil nicht mal angeben, dass sie Schauspieler(in) sind ….
Ein Beispiel, wie jemand offensiv mit seinen Informationen umgeht:
https://plus.google.com/+RebekahRadice/about
Ich halte es ähnlich.
Netter Gedanke – Der Vergleich zwischen Kontrolle über seinen eigenen Datenstrom. Sehe ich absolut genau so, jeder ist der Herr über seine eigenen Daten: http://steffensandner.de/internet-privatsphare-ein-gedanke/
[…] 6) lousypennies.de: Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Mär… […]
Vielleicht brauchte einfach mal ein paar INTELLIGENTE Journalisten, die wissen was JOURNALISMUS eigentlich bedeutet (und nicht „irgendwas mit Medien“ studieren wollen).
Es ist dabei völlig schnuppe, ob der Journalist weiss wie Facebook, Twitter und leckmichamarschwasgibtsdennnochalles geht: er sollte einfach mal seine Scheiss-Arbeit (Recherche etc.) machen und nicht Journalismus mit dem absondern von politisch korrekten Kommentaren verwechseln. Da interessiert auch der Kloutscore a.k.a. MannbinichwichtigScore einen feuchten Sonstwas.
Ach ja, und mit „Diplom“ wird man kein guter Journalist, sondern ein #Qualitätsjournalist, also einer der Typen, die unsereins in SPON, ZEIT, FOCUS etc. mit bildzeitungsmäßigem (und zum Teil drunterliegenden) Niveau bohrend auf den Allerwertesten gehen.
Die können zwar alle ihren Namen tanzen, und vermutlich politisch Korrekt „P.U.T.I.N.D.U.S.A.T.A.N.“ buchstabieren, aber ansonsten haben sie leider recht wenig in der Birne. Wurscht. Die Totholzpresse stirbt sowieso (und damit die Internetz-Ableger gleich mit) und von den Honoraren der Facebook-Presse(Presse? PRESSE??) (Huffington anyone?) kann man ohnehin nicht leben.
Das Problem erledigt sich also von selbst. Nichts zu sehen. Weitergehen.
Ein bisschen heftig, aber korrekt. Bisher der beste Kommentar in der gesamten Diskussion!
Cooler Beitrag. Besser wird es wohl frühestens, wenn der letzte #Qualitätsjournalist und die auch hier herumstreunenden ExpertendarstellerInnen durch Roboter ersetzt sind, deren Texte kaum substanzloser, aber deutlich umsatzträchtigter sein werden. Ist dieser Tiefpunkt erreicht, könnte intelligenter Journalismus mit Charakter bei selbst denkenden Menschen eine Renaissance erleben. Kann aber auch sein, dass die medial organisierte Verblödung bis dahin derart epidemische Ausmaße erreicht hat, dass es kein Zurück und keinen Neustart mehr gibt. Zumal der politische Druck auf individuelle Freiheitsrechte in diesen postdemokratischen Zeiten sicher nicht kleiner wird. Aber wahrscheinlich erklärt mir hier gleich jemand, dass nur mit Twitter, Xing und Facebook hipper Journalismus möglich ist. Am besten mit ganz vielen Ausrufezeichen in Klammern.
Und wenn wir uns schon nicht die Welt backen können, wie wir sie gerne hätten, dann lasst uns doch die Journalisten verkneten.Die news gefallen uns nicht? Köpfen wir die Überbringer. Einerseits real (in ziemlich vielen Gegenden dieser Welt, wo sich andere Klugscheißer nicht hintrauen), andererseits mindestens verbal (und dabei möglichst pseudonym bleiben) …
Ich finde diese „Relevanzierung“ (gibt es Synonyme?) des Rufs sehr schade. Eigentlich sagt der Ruf doch nichts über eine Person aus; meistens sogar im Gegenteil. Man sehe sich nur einmal die besorgniserregenden Programme des GCHQ (über die komischerweise kaum gesprochen wird in der Öffentlichkeit) an; genau darauf wollen die aufbauen. Falsch-Meldungen über einzelne Personen in die Welt setzen, um sie sozial zu vernichten, nachdem man sie erst einmal diskreditiert hat…
Total oberflächlich dieses ganze Neuzeit-Gedöns…
Unterm Strich zähl ich? So ist die Welt geworden? Also ich lege immer noch mehr Wert auf Inhalte und gute Schreibe als auf einen Namen. Ich „folge“ doch nicht Leuten, bloß weil sie einen Namen haben, und lese dann all das, was sie verzapfen! Das hab ich zuletzt mit 14 gemacht, als ich den Bravo-Starschnitt an der Wand hatte! Ich verstehe nicht, warum Menschen zur „Marke“ werden sollen. Wenn ich den Spiegel oder den Stern oder die FAZ oder mein Lokalblättchen lese, dann gehe ich doch nach den Themen und nicht nach irgendwelchen Starschreiberlingen! Eitle Selbstdarstellung, das ist wohl der Trend der Zeit. Traurig. Und auch wenn’s keiner mehr hören kann: Aber gute Schreibe, und damit meine ich auch Rechtschreibung, Grammatik und Satzbau, stirbt aus. Wohl zugunsten des „Markenbewusstseins“………..
Bis vor wenigen Wochen hatte ich ein Volontariat in einer Tageszeitung, in der man mir erzählen wollte, dass das Internet ein „sterbendes Medium“ sei und Facebook und Co. kein vernünftiger Mensch brauche (einer der Gründe, warum ich nach sechs Monaten gekündigt habe). Über eine simple Online-Redaktion reden wir hier gar nicht, selbst die war nicht existent. Selbst im Netzwerk als Journalist aktiv zu sein ist sicher eine Sache. Wenn ich aber auf Redaktionen treffe, für die Online nur verschenkte Druckausgaben sind („Damit kann man kein Geld verdienen.“) und dementsprechend ihren Ausbildungsstandard ansetzen (oder, wie in meiner ehemaligen Redaktion, Seiten wie Twitter und Facebook vom Redaktions-PC aus gesperrt sind), dann muss ich mich leider auch nicht wundern, wenn genau solche Jung-Journalisten nachkommen, die Facebook nur kennen, um Katzen- und Partybilder zu teilen.
Sowas gibt es wirklich noch? Spannend…
Live und in Farbe. Ohne versteckte Kamera.
Na, die Studenten haben dann wohl fleissig gelernt als sich durch FB, Twittern und sonst jede Menge Profile bewirtschaften Ojr Zeit versäumt haben. Ich habe auch schon festgestellt, wenn ich Bilder wo andere FB Leute drauf sind und die Bilder mit Namen tagge bekommen es jede Menge Bekannte der Bekannten auch mit und mein Profil wird beachtet. Manche trockene Statements zu Themen die weniger intressant sind, passiert dann manchmal gar nichts.
[…] 11.5. Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Märchen … (Lousy Pennies) […]
Es gibt Menschen, die sich nicht selbst ständig vermarkten? Die nicht überall mitreden wollen? Sich nicht ins Rampenlicht stellen? Ich kann nur sagen: Willkommen. Es gibt im Journalismus viel zu wenige von Euch.
Genau!
Irgend etwas scheint mit diesem Artikel nicht zu stimmen… sonst würden doch nicht so viele Kollegen sich dem Gefällt-mir verweigern, oder?
Wie viele verweigern sich denn? 1.240 likes bei einem blogpost? Das ist doch wahnsinnig viel. Das spricht für sich. Da brauch ich keine Kommentare.
[…] Denn sie wissen nicht was sie tun: Nur die wenigsten Nachwuchs-Journalisten begreifen, dass die sozialen Netzwerke keine Spielzeuge für sie sind. or kurzem an der Universität Passau. Holger Schellkopf, der[…] […]
Was ist eigentlich dieses Social Media, von dem hier immer alle reden?!
Nach dieser Einschätzung frage ich mich ob die Beschreibung der Passauer Zielgruppe als sogenannte Digital Natives richtig durchdacht ist. Sie sprechen hier u.a. von Ihrem Passauer Publikum während der MuKarrieretage 2014 an der dortigen Universität. Im Schnitt waren die Studierenden 20 Jahre und älter. Ich selbst gehöre dazu und muss sagen, dass ich mich noch lange nicht als Digital Native bezeichnen würde. Bis Ende meiner Grundschulzeit waren Computer nur ein nebensächlicher Bestandteil meines Lebens und des Lebens meiner Generation. Wir hörten Kasetten und waren ganz scharf darauf uns endlich eine CD kaufen zu können. Social Media war damals noch kein Thema. Wichtig wurden die Sozialen Netzwerke ungefähr mit der Oberstufe und dem Abi. Überrascht zu sein, dass wir uns also nicht wie Natives in der Digitalen Welt bewegen, deutet darauf hin, dass dieser Begriff gern benutzt wird, um alle unter 30 Jahren über einen Kamm zu scheren. Und zum Thema Selbstvermarktung in den Sozialen Medien ist zu sagen, dass meine Generation, also die heutigen Zwanziger mit Facebook etc. als privates Medium „aufgewachsen“ sind. Wir sind als Privatpersonen in die Digitale Welt eingestiegen und es bedeutet für uns durchaus eine Umstellung und auch ein Umdenken, diese Medien nun auch beruflich zu nutzen. Die ältere Generation, die uns während der Vorträge gescholten hat, wie seien karrieretechnisch zu wenig sichtbar, ist zu einem ganz anderen Zeitpunkt, in einem anderen Lebensabschnitt in die Sozialen Medien eingestiegen und nutzt diese vermutlich seit Beginn an hauptsächlich für berufliche Zwecke. Sicherlich wächst das Bewusstsein der Notwendigkeit der Sozialen Medien für die spätere Karriere auch in unseren Köpfen, aber an dieser Stelle wäre ein Perspektivenwechsel in die Köpfe der „Zwischengeneration“ vielleicht kein Fehler gewesen.
Danke für diesen tollen Kommentar. :-) Gefällt mir wirklich sehr!
Danke Clara,
ich möchte auch gar kein solcher DN sein.
Gerne ordne ich mich in diese Zwischengeneration ein. das gibt mir auch die Möglichkeit relevantes für die Sozialen Netzwerken vom unrelevanten zu unterscheiden!
In einer Oxford(?)-Studie kam heraus, dass eine Unterscheidung zwischen „Digital Native“ und „Digital Immigrant“ auf Basis des Alters / der Generation untauglich ist, weil auch junge Menschen (wie man hier sieht) nicht automatisch „Digital Native“ sein müssen und andersrum es auch ältere Menschen gibt, die sich mit der Technik und ihren Möglichkeiten auseinandersetzen. http://tallblog.conted.ox.ac.uk/index.php/2008/07/23/not-natives-immigrants-but-visitors-residents/ Deshalb werden dort die Begriffe „Digital Residents“ und „Digital Visitors“ gebildet.
Ich habe das Gefühl, dass Deutschland außerdem nochmal ein Fall für sich ist. Ich bin immer wieder erstaunt, wie weit die Skepsis / Abneigung / Angst vor digitalen Sachen hier verbreitet ist. Das äußert sich oftmals in Form von grundlegenden Ansichten wie, dass man dem, was im Internet steht, generell eher weniger vertrauen sollte als Büchern & Zeitungen, und andere solcher Ansichten.
Ist mir auch in der Tagesschau von gestern aufgefallen: »Soziale Netzwerke — häufig ein Forum für Häme und Spott. Aber für die Gewinnerin des ESC findet sich auch viel Zustimmung.« Irgendwie wird immer wieder vergessen, dass das Internet und dabei auch Soziale Netzwerke einfach nur das ans Tageslicht holen, was ohnehin schon immer da war: die Menschen und das, was sie tun und sagen. Deswegen gibt es natürlich sowohl Zustimmung als auch leider Häme und Spott. Dass es häufig Häme und Spott gibt, liegt aber nicht an den Sozialen Netzwerken, sondern an den Menschen.
[…] Lousy Pennies: Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Märche…” […]
Guter Artikel. Die vielen Ausrufezeichen müssen aber nicht sein. Sie kennen ja wahrscheinlich den Satz: „Die Anzahl der Frage- und Ausrufezeichen ist umgekehrt proportional zur Intelligenz des Verfassers.“ Trifft in Ihrem Fall sicher nicht zu, sollte einem Journalisten aber trotzdem nicht passieren.
[…] Video: Sind vlogger käuflich? https://www.youtube.com/watch?v=ug-EmmbY3mw&feature=youtu.be (lesenswert sind auch die Kommentare…)Social Media für B2B: Liebherr zeigt wie es geht http://upload-magazin.de/blog/8778-social-media-fuer-b2b-liebherr/Nachwuchs-Journalisten: Seine Lieblingsfrage im Einstellungsgespräch: “Wie hoch ist Ihr Kloutscore?” http://www.lousypennies.de/2014/05/11/ich-dachte-diese-jungjournalisten-waeren-digital-natives/ […]
Wie schnell hat man bei Digital Natives ein „t“ vergessen – und dann hat man das, was heutzutage überwiegend Online-Journalismus darstellt. Fragmente, Statements, Kurzgeschichten ohne Tiefgang. Die Qualität der RTL-News auf 20 Zeilen (A4) mit bunten Bildchen, Wackelvideos für 8,50€ die Stunde – und das funktioniert, wie man fast überall sehen kann. Zwar schlecht, aber die Redaktionen wollen es ja so – billig eben!
Ja klar gibt es in den oberen Etagen auch ein paar Halbgötter mit Beziehungen nach ganz oben oder nach weit übern Teich. Aber sollten das die Vorbilder für einen „guten“ Journalismus sein?
Was hilft ein Hörsaal, wenn man nicht zuhören kann, fünf Jahre Online Blogging ohne einen zusammenhängenden Satz verständlich bilden zu können (Zitat ZDF online: „So geht Europawahl!“). Schreiben mit Copy and Paste?
Ohne Sinn und mit noch weniger Verstand Adjektive anhäufen, mit Blinkern und nervender Adware versehen und in das Web zu pusten: Soll das die Zukunft des Journalismus sein?
Headlines und Teaser schreiben ist eines – aber wer liest schon aus der Flut nichtssagender Meldungen die wichtigen Informationen heraus (wenn überhaupt welche dabei sind)? An Beispielen wie Krim/Ukraine, EU und Sparpolitik, TTIP und Globalisierung, NSA und Freizügigkeit, sieht man derzeit deutlich wie Information durch Desinformation regelrecht bekämpft wird. Und der Journalismus, nicht nur Online, hat einen großen Anteil daran.
Wird eigentlich der Pressekodex noch gelehrt?
Viele Grüße
Ohne Sinn und mit noch weniger Verstand Adjektive anhäufen, mit Blinkern und nervender Adware versehen und in das Web zu pusten: Soll das die Zukunft des Journalismus sein?
…. aus der Seele gesprochen!
Dieses Phänomen lässt sich auch in ganz vielen anderen Bereichen feststellen. Besonders im Vertrieb ist auch auffällig, wie wenig Young Professionals über die effektive Nutzung von digitalen Netzwerken wissen. Genauso wie im Journalismus ist es aber immer das Netzwerk, das den eigenen Erfolg bringt.
Wir führen die Diskussion über die Kraft von digitalen Medien und deren Netzwerken wird oft nur gelacht und alles als Hype abgetan. Dass wir als Gesellschaft längst über einen Hype hinaus sind, wird ignoriert. Woher diese Scheu kommt, ist mir aber oft schleierhaft. Wie Sie richtig schrieben, wird für den privaten Bereich ja fleißig „gefacebookt“. Eine generelle Ablehnung ist also einfach nicht die Wahrheit, auch wenn es gerne so dargestellt wird.
Besonders finde ich auch, dass viele keine professionellen Profile von sich pflegen und so scheinbar gar nicht gefunden werden wollen! Wer etwas verkaufen möchte – egal ob Journalist, Verkäufer/Vertriebler, Personaler, etc. – sollte auffindbar sein!
[…] Karsten Lohmeyer schrieb gerade über den Mangel an Digital Natives unter den Journalisten. Und ja es stimmt, bislang haben noch immer erstaunlich wenige junge digitale Journalisten. Wenige, egal ob jung oder alt, haben gelernt die Möglichkeiten und Mechanismen des Netz für sich zu nutzen. Auch ich stand schon vor Volontären in Schulungen, mit meiner Kinnlade auf dem Teppich, wegen all dem verstaubtem Dünkel, der mir entgegenwehte, während ich die Welt des Netzes zu erklären versuchte. […]
Das Blöde an der Ganzen Sache ist nur, dass die angehenden Journalisten, dann jede neue Bekanntschaft als Erstes nach Netzwerktauglichkeit und Nutzen für die Markenbildung abklopfen. Schöne Neue Welt! Dieses Verhalten habe ich aber auch schon vor der Internetära von angehenden Journalisten erlebt. Selbstdarstellerei als Beruf! Ok, wers mag….
Es ist sicher richtig, dass Social Media für Journalisten aus verschiedenen Gründen wichtig geworden ist, sei es für die Recherche oder die eigene Präsenz. Ich würde aber nicht dem Irrglauben unterliegen, dass sich damit mir nichts, dir nichts eine Marke aufbauen oder jeder eigene Text besonders gut verbreiten ließe. Die Claims im Online-Journalismus sind mittlerweile zu einem großen Teil abgesteckt, leider zu einem Großteil von schwarzen Schafen. Sich jetzt noch dort als Marke zu etablieren, ist verdammt schwer geworden. Die Reichweite von Beiträgen auf Twitter und Facebook ist merklich gesunken – die tägliche Flut, mit der gerade Journalisten jahrelang ihre Nachrichten dort an den Mann bringen wollten, hat ihren Tribut gefordert. Der persönlichen Bekanntenkreis ist mit der Menge schlicht überfordert, er hat genug Beiträge gesehen von „Unfassbar“ bis „Was dann passierte, wirst du nicht glauben“ und er hat schlicht keine Lust mehr darauf.
Ich bin seit sechs Jahren auf Twitter und habe dort jetzt 1.200 Follower. Für die einen ist das viel; um alleine davon zu zehren, ist es zu wenig. Bin ich deswegen jetzt ein schlechterer Journalist? Höchstens ein weniger erfolgreicher. Ja, jemand, der sich nicht gut vernetzt, wird nicht gelesen. Aber das ist doch eigentlich traurig: Jemand, der nicht all seinen Kram bei Facebook, Twitter, Google+ oder was immer morgen hip sein wird, allen Leuten aufs Brot schmiert und damit Großkonzerne füttert, ist heute weniger wert. Wer sich in den letzten Jahren gut vernetzt hat, erreicht mit Katzenvideos eine höhere Reichweite als jemand mit einem gut recherchierten Insider-Beitrag. Ich sehe nicht, warum ich diese Entwicklung begrüßen sollte.
Ihr Kollege Holger Schellkopf von der Mittelbayerischen Zeitung hat übrigens weniger Follower als ich ;), offenbart aber auf seinem Twitter-Profil, dass er versucht hat, möglichst schnell möglichst vielen Menschen dort zu folgen, bis er an die berühmte 2.000er-Grenze gestoßen ist. Hat er Twitter da genau verstanden? Ist er selbst so toll vernetzt, wie er es von anderen fordert? Und weiß er auch, dass Klout nichts weiter als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung ist, ein Unternehmen, dass aufgrund einer sehr cleveren Marketing-Platzierung in den richtigen Medien vor wenigen Jahren groß geworden ist und nur aus Angst derjenigen weiter wächst, die fürchten, ohne einen Klout-Score keinen Job mehr bei einem Arbeitgeber wie der Mittelbayerischen Zeitung zu bekommen? Ich würde mir lieber einen Personaler oder stellvertretenden Chefredakteur wünschen, der auch Trends und Hypes einmal kritisch hinterfragt.
Im Netz erreiche ich, wenn’s gut läuft, eine vierstellige Zahl von Lesern (am gefragtesten sind meine Erfahrungen mit dem DHL-Paketdienst, also ein sehr banales Alltagsthema). Bei jedem Beitrag in der brandeins sind es aber 100.000 (okay, mancher blättert drüber). Das ist eine Messlatte, die im Web kaum jemand überspringt, außer auf den Riesenportalen großer Medienhäuser. Kollegen bei der Print-SZ haben sogar täglich die Chance, eine halbe Million Menschen zu erreichen – zuzüglich der Mitleser in der Familie des Abonnenten. Man muss sich mal die Proportionen klarmachen: Für viele Print- und erst recht Fernsehjournalisten ist das, was sie im Netz hinzugewinnen können, quantitativ eher marginal (im Unterschied zu Unterhaltungsleuten im TV, die sich natürlich ihren Fangemeinden zeigen müssen).
Ob ich im Netz so präsent wäre, wenn das Internet und die Medien nicht seit 20 Jahren zu meinen zentralen Themen gehörten? Und wenn ich nicht Freiberufler wäre, sondern Redakteur? Wahrscheinlich nicht. Ökonomisch ist die Zeit, die ich dafür aufwende, wohl als verschwendet zu betrachten.
Lieber Ulf,
ich verstehe Deine Argumentation sehr gut, würde Dir aber in diesem Fall mal die Lektüre des Innovation Reports der New York Times empfehlen, der ja schon von einigen Kollegen als Manifest bezeichnet wird.
Zwei Erkenntnisse daraus:
1. Wer heute oder künftig als Journalist digital tätig ist (und das werden alle heute 20-Jährigen zwangsläufig sein) muss (nicht sollte) sich über die Verbreitung seiner Inhalte Gedanken machen. Dazu gehören soziale Medien – und zwar unabhängig davon, ob man selbst eine Marke ist oder einfach nur weiß, wie sie funktionieren.
2. Wenn die NYT ein Thema bei den Lesern bekannt machen will, setzt sie dafür Autoren mit persönlicher Followerschaft ein bzw. empfiehlt diese Vorgehensweise…. also kann es gar nicht so schlecht sein, auch als angestellter Journalist Follower zu haben.
Und das sind wie gesagt nur zwei von vielen Empfehlungen des Reports, die man sich sicher nicht alle zu eigen machen sollte, die zumindest mich aber zum nachdenken anregen.
ROFL, der Innovation Report der NYT als „Manifest“, niedlich. Und was ist der Rausschmiss von Jill E. Abramson, die maßgeblich für den Report verantwortlich war? Ach ein „Manifest“ oder nur, weil sie auf equal pay bestand?
es gibt auch die Fälle, die mehr als zehn Jahre vorher anfangen, genau an diesem Thema zu arbeiten: https://www.youtube.com/user/LiHa2004
Da ist viel Wahres dran. Aber es ist auch ein bisschen überbewertet. Facebook als Gott und Twitter ist sein Prophet. Man kann auch mit weniger gut leben. Und Journalisten sollten eigentlich nicht selbst Personen des öffentlichen Lebens sein. Aber wahrscheinlich bin ich zu alt, um das zu verstehen…oder kein „Digitaler Eingeborener“, auch wenn ich seit 15 Jahren Online-Journalist bin.
Hallo Hans,
ich möchte da bitte nicht missverstanden werden: Zuallererst kommt für mich die Story, die Inhalte, das Thema des Journalisten. Zur öffentlichen Person muss auch keiner werden, auch wenn ich jedem Kollegen, insbesondere den Freien und Nachwuchsjournalisten, empfehlen würde, zumindest eine „Visitenkarte“ im Netz zu haben.
Twitter und Facebook sind Instrumente, die die klassischen Verbreitungs- und Recherchewege ergänzen, aber niemals ersetzen – und für jeden Journalisten und seine Zielgruppe unterschiedliche Wertigkeiten haben und unterschiedlich Sinn machen. Meine Mutter z.B. hat keinen Computer, verweigert sich diesem Internet-Dings und würde niemals durch Social Media erreicht werden. Warum also sollte ein Journalist, dessen Zielgruppe aus Menschen wie meiner Mutter besteht, versuchen sie per Social Media zu erreichen? Wäre Quatsch. Aber Zielgruppen sind auch divers – und hat FB nicht gerade den größten Zulauf unter Senioren?
Die Wahrheit, sofern es eine gibt, liegt wohl wie immer in der Mitte.
Ohje, was ist das denn? Die offensichtlichsten – tja, nun, was, sind das Tipps, Einfälle, Thesen, Ideen – die Dir innerhalb von fünf Minuten eingefallen sein müssen? Mir ist klar, dass Du annimmst, Dein Text sei ein Zeugnis für die richtige Art Journalist zu sein, doch jeder aufgeführte Punkt wurde spätestens seit der Web 2.0-Hysterie ochsenhaft wiedergekaut. Betrachte ich nämlich Dein Blog sehe ich wenig journalistische Arbeit, wenig wahre Recherche, wenig tatsächliche Auseinandersetzung, stattdessen eine mit Dogmen versierte Textsammlung, die sich an jene wendet, die eben gleiches tun. Mir wirkt das wie ein Kreis, aus dem schwer ausgebrochen wird.
Wie wäre es mit Journalist sein? Tatsächliche Recherche? Wie wäre es mit einfach mal machen, statt sich darüber müde zu sprechen? Wenn die Technik mehr Inhalt ist als der Inhalt, dann ist der Beruf verfehlt, Karsten, nicht wenn Googles Algorithmus noch weit aus nicht gut genug ist, tatsächlich wirkliche Relevanz zu finden. Aber hey, wieso sich anstrengen, wirkliche Arbeit machen, wenn man auch einen dieser Artikel schreiben kann?
http://lmgtfy.com/?q=journalists+social+media+the+five+things So viel dazu, ehrlich.
Lieber „Pell“,
zum Journalismus hat auch schon immer die Auseinandersetzung mit der journalistischen Arbeit gehört. In einer Zeit des digitalen Medienwandels, der enorm viele Kollegen bewegt und auch verunsichert, in dem landauf landab in zahlreichen Foren und bei unzähligen Veranstaltungen darüber diskutiert wird, halte ich eine Nabelschau und die Suche nach Antworten für wichtig. Vor allem weil es trotz „ochsenhaftem Wiederkauen“ eben doch noch lange nicht ausdiskutiert und mit vielen Unsicherheiten verbunden ist.
Deshalb spreche ich auch gerade hier mit vielen Kollegen, die es bereits geschafft haben oder dabei sind, sich ein Standbein im Netz aufzubauen. Das halte ich auch für journalistische Arbeit, nennt man, glaube ich, Interview. Aber ja, auch das habe ich mehrfach gesagt: Die Königsdisziplin ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in guten Journalismus umzusetzen, der die Menschen da draußen erreicht – und nicht nur die Journalisten-Blase im Netz. Dafür sehe ich aktuell ganz viele tolle Ansätze.
Die Anführungszeichen sind unnötig. Das ist mein Name.
Karsten, die Nabelschau in allen Ehren, aber Du nennst hier die fünf üblichsten Punkte als Ratschläge, Appell oder Tipps. Natürlich gehst Du auf keinen wirklich ausführlich ein, es gibt keine Balance, nicht einmal ein wenig Skepsis, kritische Stimmen oder Alternativen. Das ist also keine Auseinandersetzung mit der journalistischen Arbeit an sich, es ist in Wahrheit sehr weit entfernt davon. Dabei wäre der Stoff doch vorhanden: man könnte mit eben diesen „Jungjournalisten“ Unterhaltungen führen und so versuchen zu begreifen, inwieweit sie Deiner Meinung zustimmen. Was ist mit all den Kritikern? Kommen die zu Wort? Ist die Essenz einer Auseinandersetzung aber nicht eigentlich, ein Thema wahrlich zu beleuchten? Ich stöbere durch Deinen Blog, aber etwas ernsthaft ausgewogenes finde ich hier nicht. (Falls ich es übersehen habe, tut es mir Leid, wäre Dir aber über einen entsprechenden Link sehr dankbar.)
Ebenso frage ich mich schon seit einiger Zeit, wieso das Thema „ausdiskutiert“ werden müsste. Die Produktion des Inhalts wird zum Inhalt statt des Inhalts. Du hast hier eine Graphik mit den Wechseln amerikanischer Journalisten eingefügt, und natürlich habe ich die ein oder andere auch über die Methodik des Journalismus in der heutigen Zeit sprechen hören. Aber ihren Namen machten diese Leute doch mit ihrer Arbeit, mit dem Handwerk des Journalisten und nicht hauptsächlich mit ihrer Social-Media-Strategie.
Deshalb ist es doch nicht die Königsdisziplin, etwas in guten Journalismus umzusetzen. Viel mehr ist das die Hauptarbeit, der absolute Fokus. Das ist die Aufgabe des Journalisten, in aller erster Linie. Aber vielleicht kannst Du mir die Ansätze nennen, die Du meinst.
Lieber Pell – und sorry für die Anführungszeichen,
Du schreibst: „Aber ihren Namen machten diese Leute doch mit ihrer Arbeit, mit dem Handwerk des Journalisten und nicht hauptsächlich mit ihrer Social-Media-Strategie.“ Und da bin ich zu 100 Prozent bei Dir. Das ist es, was ich mit Königsdisziplin meine – und Du mit „Aufgabe des Journalisten“. Die Social-Media-Strategie ist immer Beiwerk, so wie man sich auch als Print-Journalist mit den Werkzeugen und Technologien seines Metiers beschäftigen sollte. Der Fokus, und da sind wir offensichtlich einer Meinung, muss ganz klar auf dem klassischen „Reporting“ liegen, der journalistischen Betrachtung der Welt.
Unterhaltungen mit Jungjournalisten führe ich übrigens fast täglich. Und wir führen die Diskussion sehr angeregt. Dass dieses Blog auch subjektiv ist, ist gewollt. Sonst würde ich nicht in Ich-Form schreiben. Platz für Kritik, Anmerkungen und Diskussionen zu meiner sehr persönlichen Meinung gibt es hier in den Kommentaren, auf Facebook und Twitter – und auch in Form von Gastbeiträgen wie etwa der von Simon Hurtz. Ich freue mich auch über das Contra in anderen Blogs und beim persönlichen Treffen.
Denke, es ist niemand verpflichtet, den Lousy Pennies Blog zu lesen. Wenn er ncht gefällt, einfach ignorieren. Ist besser, als so einen Kommentar zu posten. Ich denke nicht, dass Karsten Lohmeyers Blog einen allumfassenden journalistischen Anspruch hat. Er ist wohl eher ein Projekt, welches das Thema Jouranlist und Web mit Anregungen, Gedanken und Ideen begleitet….und den ein oder anderen Journalisten ans Thema heranführt und den Blick für eigenen Ideen schafft. So wie ich Lousy Pennies verstehe, geht es auch weniger um das journalistische an sich, sondern um neue Wertschöpfungsmöglichkeiten, auch für Jouranlisten in einer sich rasant ändernden Medienlandschaft.
Man sollte froh sein, dass es solche Macher gibt, die es ja auch noch selbst wirtschafltich und finanziell betreiben und die journalistische „Erwartungshaltung“ auch ein Stück daran ausrichten.
Bezieht sich übrigens auf die Kommentare von Pell ;-)
Natürlich ist niemand verpflichtet, dieses Blog zu lesen. Ein Forum ist aber meiner Ansicht nach unter anderem dazu da, Kontroversen abzubilden. Pell argumentiert präzise und mit Substanz, warum setzen Sie sich nicht mit seinen Argumenten auseinander? Oder anders gesagt: Ihre Kritik an der Kritik ist eine Verweigerung der Sorte „Wem das hier nicht passt, der kann ja wegbleiben.“ Darin sehe ich eine unangenehme Analogie zum Totschlagargument der Überwachungsfetischisten: Wer nichts zu verbergen hat, muss auch nichts befürchten. Ihre Kritik hat aber auch ihr Gutes: Sie zeigt auf, dass – nicht nur hier – zuwenig über die Qualität der Inhalte gesprochen wird.
Als ich schließlich bei „Diesen Text drucken“ angekommen bin, musste ich doch laut loslachen. Immerhin Service für die Zielgruppe des Artikels. ;-)
SCNR.
…dann ist sicher auch die Info spannend, dass der Button tatsächlich auch recht eifrig genutzt wurde ;-)
Gnihihihih. Danke. Made my night. :-)
Kleiner Tipp vor dem nächsten Posten: erst mal nachdenken oder schlau machen!
Zum einen gibt es Leute (wie mich), die mit dem Mac und/oder mit dem Chrome-Browser arbeiten. Für die ist das der bequemste Weg zu einer sauberen PDF-Datei von Texten, die man aufbewahren möchte. Auf vielen Webseiten kann man damit auch den optischen Ballast wegdrücken und entspannter den eigentlichen Text lesen. Das geht zwar auch mit Readability oder Reader, aber der Druckbutton ist ein netter Service für die, die kein solches Plug-In drauf haben.
Fazit: Es heißt zwar „drucken“, das führt aber nicht zwingend zu echtem, analogem Papier.
Lieber Ulf, Danke für den Hinweis – ob das ausgedruckt wurde oder nicht, kann ich natürlich nicht sagen. Nur eben, dass der Button gedrückt wurde.
Na da fühlt sich aber jemand angegriffen.
Nö. War nur ein Tipp. Kannst Dich von mir aus aber gerne weiterhin mit Schüssen profilieren, die knapp daneben gehen. Ist aber halt auch vorbei.
Huch, das kann ich gar nicht so unterschreiben. Hab auch vor einigen Jahren Dipl. Journalistik studiert und die Leute nutzen Social Media je nach persönlicher Einstellung und Zielsetzung. Es gibt die Enthusiasten, die sich überall sofort anmelden, die Totalverweigerer, die kaum etwas über sich preisgeben (und trotzdem Arbeit finden) und jede Menge dazwischen. Meiner Meinung nach suchen sich die Leute bewusst aus, welche sozialen Medien zu ihnen passen. Zu unterstellen, hier wäre eine Generation zu blöd sich zu positionieren, ist ja gaga. Es muss doch nicht jeder alles mitmachen. Sehr viele Social Media Inhalte kursieren nur innerhalb der Medienszene, das ist dann auch nur noch Beschäftigungstherapie. Ich hab mal meine Freunde und Bekannten außerhalb des Medienuniversums gefragt, was Twitter ist. Kaum einer wusste es, niemand nutzt es. Jeder kann das selbst entscheiden, zur eigenen Marke gehört auch mal das bewusste Weglassen von etwas, das einem nicht nützlich erscheint.
Genau. Insbesondere weil jede Beschäftigung mit Social Media dazu führt, daß ich die Zeit nicht mehr für etwas anderes nutzen kann. Zum Beispiel für echte Recherche, für Interviews, zum Lesen, zum Schreiben oder auch mal nur zum Joggen und Nachdenken.
There is hope.
Indeed.
[…] Beitrag „Ich dachte, diese Jungjournalisten wären digital natives. Doch es war nur ein Märche…” von Karsten Lohmeyer und die ebenso lesenswerte Replik von Simon Hurtz fassen die […]
[…] Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Märchen&hell… […]
Leute, die keinen Allerweltsnamen haben, tun sich natürlich leicht mit dem Gerede von der Auffindbarkeit im Internet. :-) Ich konkurriere mit mindestens 100 Namensvettern.
Gefährlich bei der Überbewertung von kostenlosen Profilen wie Facebook oder Xing ist, daß diese einen natürlich auch ganz einfach löschen können. Mir wurde z.B. zweimal von Facebook mein Profil gelöscht. Alle Kontakte weg, alle Fotos weg, alle E-Mails weg: http://andreasmoser.wordpress.com/2010/09/11/life-after-facebook/ Der Grund? Das sagt einem keiner, aber ich war zu der Zeit sehr politisch aktiv, was wahrscheinlich dazu führte daß viele meiner Opponenten auf „report this profile“ klickten. Und schwupps ist es weg.
Wer als Journalist über Pädophile schreibt, ist gleich gelöscht. Wer über Al-Qaida schreibt, dessen Zugangs- und wenn vorhanden Bewegungsdaten werden von Facebook sofort an das US-Heimatschutzministerium weitergeleitet.
Volltreffer! Man könnte die Kernaussage auch fast 1:1 auf (Medien-)Informatik Studenten zuschneiden.
Den folgenden Satz habe ich schon unzählige male gehört: „Ja, ich würde gerne ein Praktikum in Ihrem Online-Unternehmen machen […] nein, Facebook nutze ich nicht.“
Wenn ich die Bewerber im Vorfeld nicht auf XING gefunden habe, frage ich mich, was die in diesem Berufsfeld überhaupt machen…
Schon sehr lustig, dass scheinbar die Zeit gekommen ist, wo sich Leute zu Social Media & Co. zu Wort melden, die selber den „Trend“ verpennt haben und gar nicht merken, dass FB & Co. schon wieder out sind. Wenn dann auch noch solche Plattformen wie Xing genannt werden, die Mitglieder ohne Ende verliert und kaum jemand einen „Bezahlaccount“ hat, dann weiß man genau von wem solche Tipp kommen. Wer mal ganz ehrlich ist weiß, dass es bei Xing unter anderem daran krankt, dass dort überwiegen Schwätzer am Werk sind. Wieviele konkrete und direkt „Geschäftsabschlüsse“ sind denn durch so ein Community in Wirklichkeit entstanden. Die Zahl dürfte im Promillebereich liegen. Und wieviel haben dadurch einen Job oder gar eine Festanstellung erhalten… noch weniger. Mal eben im „Internet präsent“ und ein Brand sein, ist absolutes Wunschdenken. Es geht einfach nichts! über gute und jahrelange gewachsene persönliche Kontakte.
Jein. Internet ist schon wichtig, sehr wichtig sogar. Nur ist die Wahrscheinlichkeit, einen Auftrag zu erhalten, bspw. in Gruppen gleichen _Interesses_ viel höher als in Gruppen gleichen Berufs oder Angebots mit ihrer Gruppendynamik und Preisunterbietung. Ok, das haben die meisten sogenannten Social Media Berater bis heute nicht verstanden.
Xing halte ich persönlich für ziemlich am Ende, ich poste nur noch alle Jubeljahre, ansonsten Standardprofil, fertig. Hat sich eine Zeit lang wirklich gut gelohnt, jetzt sehe ich länger schon keine wirtschaftliche Perspektive mehr. Die (Zeit)Investitionen in VZ-Netzwerke, wer-kennt-wen, SecondLife und noch viele mehr sind jedenfalls auch futsch, was haben deren Propaganden nicht alles versprochen. Hier sollte man ruhig einmal rechnen, wie sich die Engagements amortisiert haben – klassisches Online Controlling. Und man sollte sehr genau wissen, wann man „aussteigt“, wenn sich ein soziales Netz in der Sättigungsphase oder im Fall befindet. Alles aber nicht neu, habe schon 2011 was dazu geschrieben: http://www.web-3-null.de/index.php/allgemein/web-3-0-die-untreuen-besucher.html Wer die Mechanismen nicht glaubt, kann gerne IVW und Bilanzen aufrufen ;-).
Das Missverständnis über Xing besteht darin, dass viele es für eine Kommunikationsplattform halten. Xing mag ja eine solche sein wollen; ich habe das in der Journalistenverbands-Xinggruppe aber selbst schon ausprobiert und so die Annahme falsifiziert. Für mich ist das immer noch die gute alte Open BC (Business Card) in frischeren Farben. Sprich: Es ersetzt Visitenkarten durch eine von den Kontaktpersonen selbst gepflegte Datenbank mit Benachrichtigungsfunktion: Ich bekomme mit, wer umzieht oder den Job wechselt, auch wenn der vergisst, mir dies per Mail kundzutun, und ich werde daran erinnert, wer Geburtstag hat. Nicht zuletzt finde ich über die Anzeige der gemeinsamen Bekannten meist Leute, die ich um eine Referenz fragen kann: Da ist jemand, der interessant zu sein scheint – ist er das wirklich oder ist er eher ein Schwätzer oder gar Krimineller? Hinzu kommt noch die Recherchefunktion: Ich bin Wirtschaftsjournalist, also suche ich manchmal Leute, die schon für ein bestimmtes Unternehmen gearbeitet haben, oder schaue mir den Bekanntenkreis einer Person an, über die ich recherchiere.
Damit endet für mich das, was Xing kann und soll – und wenig ist das ja nicht für 5 € im Monat. Den Premium-Account leiste ich mir, weil ich so vollständige Profile ansehen kann und auch, wer mein Profil angeschaut hat. Und weil ich damit genauer einstellen kann, wer was von mir zu sehen bekommt.
Xing ist auch keineswegs im Sterben begriffen, jedenfalls sprechen die Zahlen eine andere Sprache:
https://corporate.xing.com/deutsch/investor-relations/uebersicht/pressemitteilungen-detailansicht/article/pressemitteilungbr-xing-zeigt-im-ersten-quartal/339/dcee0a4ba3db13cd95a383a30c2eeb7f/ .
Was mich hingegen sehr wundert, ist die große Zahl von Anfragen verschiedenster Leute, sich über Linkedin mit mir zu vernetzen. Ich habe mich da mal angemeldet, aber nie zu einem Premiumaccount durchringen können. Dort finde ich eine Extremform der Lästigkeiten und Ärgernisse, die hier Xing zugeschrieben werden. Linkedin ist miserabel aufgebaut, aufdringlich, neugierig und hochgradig von Spammern kontaminiert. Die Schubladen, in die man seine Bekannten stecken soll, passen nur für Kontakte von Angestellten untereinander, aber nicht für Freiberufler.
Xing dagegen kann ich mir so konfigurieren, dass ich von Müll weitgehend verschont bleibe. Es ist weitaus durchdachter und professioneller – aus Nutzersicht. Linkedin sieht aus wie ein Datenstaubsauger, der Dritten mehr dient als den „Mitgliedern“.
P.S.: Nein, ich bin vollzahlender Kunde bei Xing und habe keinen PR-Auftrag von denen. Ich hatte mich mit denen sogar schon heftigst in der Wolle:
https://netzpolitik.org/2010/service-offener-brief-an-den-xing-sprecher/
Aber seit einiger Zeit machen sie eigentlich einen recht vernünftigen Job.
Lieber Ulf,
herzlichen Dank für diese Zusammenfassung, die genau erklärt, was auch ich denke. :-)
[…] mehr Internetpräsenz von Nachwuchsjournalisten plädiert Karsten Lohmeyer auf lousypennies.de. Die Profile in den bekannten sozialen Netzwerken mit Klarnamen und ein eigener Blog mit […]
Kein Wunder, dass Blogger und Communities teilweise den Verlagen und Journalisten das Wasser abgraben. Die können nämlich Schreiben, Social Media und vielfach noch brauchbares SEO oben drauf. Hier wurde nur ein kleiner Teil dessen erwähnt, was alles vom „Holzpublisher“ nicht ins Web übertragbar ist. Das geht noch viel weiter bis hin zu Businessmodellen, Organisationsaufbau, vernetztem Online Marketing von Inhaltserstellung bis zur Arbitrage für Werbeeinnahmen,….. Recht entsetzt war ich bei der Reisejournalistin. Wo möchte die denn Teaser für ihre Reportagen platzieren, fürs Publikum und potentielle Arbeitgeber? Etwa per Handzettel in der Fußgängerzone? Und es bleibt definitiv nicht beim Schreiben, da müssen gute Bilder her, ggf. bewegte bei Youtube und Co..
Schade, dass Holger Schellkopf mir nicht die Frage gestellt hat. Blogge, facebooke,coache, twittere zum Thema Sichtbarkeit – auch in den Sozialen Medien. Alter: 49 Jahre
Letztes Jahr musste ich einer jüngeren Journalistin erklären, was ein Blog ist….
Ohne Worte!
In meinen Augen sollten Journalisten ein Thema pushen und nicht sich selbst. Selbstdarstellung langweilt und hat für den Leser keinen Mehrwert. Außerdem führt es zu einer Kosmetik, zum Aufbauen einer schönen Fassade, es priorisiert also alles, was für den ersten Eindruck zwar wichtig, für die dauerhafte Wirkung aber unwichtig ist. Journalisten werden dann unterm Strich noch mehr die Lieferanten hohler Phrasen, die Hehler von Propaganda und angepasste Opportunisten, die sie heute mehrheitlich schon sind. Ich kann nur hoffen, daß es noch den Rest gibt, der nachdenkt, bevor er sich das x-te social media profil zulegt, um die elektronische Welt mit Belanglosigkeiten zuzuspammen.
[…] Kommen wir nochmal zurück zu gute Berichten, da ist der Gedankensprung zu guten Journalisten ja nicht weit. Wir wünschen sie uns ja immer, diese guten Journalisten. Wir klicken in unserem Web herum, lesen hier, bookmarken da, teilen dort und wenn wir gelegentlich so eine Papierzeitung in den Händen haben – vor allem eine der kleineren – dann fühlt sich das manchmal arg altbacken an. Aber die, die gerade ausgebildt werden, der Nachwuchs, der wird doch im Web zu Hause sein, oder? […]
[…] Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Märchen… http://www.lousypennies.de/2014/05/11/ich-dachte-diese-jungjournalisten-waeren-digital-natives/ […]
Danke für den tollen Artikel. Als Blogger kenne ich mich mit Social Media bestens aus und bin erstaunt, dass Journalisten scheinbar solch einen enormen Nachholbedarf haben.
[…] SERIE: House Of Cards MEISTER DER HERZEN: Atlético Madrid BEITRAG: Nicht nur für Journalisten Ich dachte Jungjournalisten wären digital natives BLOG: Die Bilder auf Metal Your […]
Lieber Karsten, du sprichst mir aus der Seele! Sehr gut geschrieben und fundiert – und das mit der Online-Relevanz geht mir genauso, ich wähle auch so aus. Bei torial hatte ich zu dem Thema etwas aus Verlegerinnensicht geschrieben: http://get.torial.com/blog/2013/09/wie-finde-ich-euch-liebe-journalisten/
Liebe Ute,
ja, genauso ist es – auch Dein Beitrag spricht mir aus der Seele ;-)
[…] von uns Medienstudenten im Journalismus gesprochen und es wurde sich auch gewundert: Warum bloggt ihr denn nicht, warum habt ihr kein Xing etc. “Ihr müsst euch doch ausprobieren, Referenzen aufbauen und vor allem warum seid ihr […]
[…] – bei allem unbestrittenen Nutzen sozialer Netzwerke für den Journalismus – eingetrichtert wird, wie wichtig ihr Klout Score sei, ohne dabei mit einer Silbe auf eine notwendige Strategie zur […]
[…] Journalisten soziale Netzwerke nutzen sollen oder auch nicht, treibt die Digital Native Generation um, die offenbar gar keine ist. Egal, […]
[…] Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Märchen…: Denn sie wissen nicht was sie tun: Nur die wenigsten Nachwuchs-Journalisten begreifen, dass die sozialen Netzwerke keine Spielzeuge für sie sind. Vor kurzem an der Universität Passau. — by Karsten Lohmeyer — Tags: jungjournalisten, kritik, lousypennies, wp2014-05 – http://www.lousypennies.de/2014/05/11/ich-dachte-diese-jungjournalisten-waeren-digital-natives/ […]
[…] einigen Wochen spülte mir meine Twitter-Timeline einen Text vom Blog Lousy Pennies zu: „Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Märchen…“ Ich glaube nicht an Märchen. Eine Rechtfertigung für die digitale (In)kompetenz junger […]
[…] dann auf eine Reply noch, dass etwa die Kollegen von lousypennies.de momentan mit diesen Mitteln experimentieren: “Ok, wenns bei seinem Publikum funktioniert. Aber […]
[…] man nun auch, dass ich älter aussehe als ich eigentlich bin. Ich sehe mich als digital native, Karsten Lohmeyer wird es erfreuen, dass ich meinen Kloutscore kenne, ich bespiele Facebook, Twitter, Instagram und […]
[…] Gegendarstellung zu den Artikel von Markus Knaus, Karsten Lohmeyer, Benjamin Hartwich und Martin Wiens zum Thema Journalismus, Digital Natives und […]
[…] Ich dachte, diese Jungjournalisten wären Digital Natives. Doch es war nur ein Märchen… | Stand 25.6.2014 [2] New Research: Topics That Get A Reaction — Facebook vs. Twitter – How […]
[…] ein “digital native” ist (Karsten Lohmeyer hat seine Überraschung darüber bei seinen lousy pennies einmal sehr treffend formuliert). Aber darauf kommt es auch nicht an. In der Konsequenz ist es egal, […]
Hallo Karsten,
wirklich gut geschriebener Blogartikel. Gerne lese ich Blogbeiträge wie diese von dir. Wir steigern uns gerade hinein, in die Welt des Schreibens. Ich führe ein Unternehmen Blog für professionelle Fachübersetzungen. Deine Tipps sind wirklich klasse.
Ps. Sorry für die Schreibfehlern ich bin Niederländerin.
Liebe Grüßen,
Anja