Junge Journalisten aufgepasst: Vocer gibt Euch Geld für Eure Ideen!
2Ihr seid zwischen 20 und 39, habt eine tolle journalistische Idee und wollt sie verwirklichen? Dann verrät Carolin Neumann hier, warum Ihr Euch ganz schnell beim Vocer Innovation Medialab bewerben solltet…
Die Uhr tickt, noch bis zum 27. April können sich junge Journalistinnen und Journalisten bis 39 Jahre beim Vocer Innovation Medialab bewerben. Wer vor der hochkarätig besetzten Jury besteht, erhält eines von zwei sechsmonatigen Stipendien in Höhe von jeweils 3.000 Euro und die Gelegenheit, seinen journalistischen Traum zu verwirklichen. Eine wirklich tolle Sache, wie ich finde – und deshalb habe ich Carolin Neumann, Geschäftsführerin des Vocer Innovation Medialab, dazu befragt.
„Wenn wir nicht experimentieren, dann wissen wir auch nicht, was funktioniert“
Hallo Carolin, warum sollte ich mich als junger Journalist für ein Stipendium beim Vocer Innovation Lab bewerben?
Natürlich auch, weil man finanziell bei der Verwirklichung seiner eigenen Idee unterstützt wird. Aber die 3.000 Euro für sechs Monate sind nur ein kleiner Teil. Wir haben festgestellt, dass für unsere Stipendiaten die persönliche Betreuung durch erfahrene Kollegen und das Netzwerk des Medialabs noch viel wichtiger war. Alle haben davon unglaublich profitiert.
Wen sucht Ihr eigentlich?
Junge Talente mit innovativen Gedanken, die wir langfristig aufbauen und pushen können. Es geht aber nicht nur um Journalisten allein, sondern auch um Journalismus-affine Leute. Es sind also auch Coder und Designer/innen herzlich eingeladen, solange sie eine Projektidee mitbringen, die in den Bereich Journalismus fällt.
Ich dachte, es geht Euch allein um Journalisten …
Nein, denn journalistische Innovationen gehen häufig von interdisziplinären Teams aus. Mir liegt es sehr am Herzen, dass sich Journalisten heute nicht einreden lassen, sie müssten alles bis hin zur Programmierung selbst machen. Natürlich sollte ich als Journalistin auch über den Tellerrand gucken und mich mit technologischen Möglichkeiten beschäftigen, aber die eierlegende Wollmilchsau suchen wir nicht.
Stattdessen…
Freuen wir uns zum Beispiel über Teams aus Programmierern und Journalisten. Dieses interdisziplinäre Arbeiten wollen wir unterstützen.
Arbeiten Journalisten heute zu wenig interdisziplinär?
Wenn ich mir heutige Redaktionen ansehe, wird dort oft immer noch zu sehr als Journalist gedacht, wenn es darum geht, etwas Neues zu entwickeln. Doch die wirklich spannenden Ideen entstehen, wenn Journalisten andere Menschen mit anderen Fähigkeiten einbinden.
In der letzten Runde ist ja Hostwriter entstanden, was schon sehr viel Aufmerksamkeit erregt hat. War das das schönste Ergebnis für Dich?
Das ist fast so, also würdest Du eine Mutter fragen, welches ihr Lieblingskind ist. Natürlich ist Hostwriter eine Riesensache und wie freuen uns schon sehr darauf, wenn es auf der re:publica gelauncht wird. Aber wir hatten noch viele weitere tolle Projekte, wie etwa das Dossier zum Digitalen Morgen oder die Mitwirkung einer Stipendiatin beim Projekt Rechtes Land.
Erzähl trotzdem mal ein bisschen über Hostwriter.
Die Macher hatten die Idee schon sehr lange, aber wir vom Medialab waren die ersten, die daran geglaubt haben. Das ist sozusagen ein Couchsurfing für Journalisten, bei dem der Auslandsjournalismus gefördert werden soll. Das Projekt vermittelt im Kollegen im Zielland und ermöglicht die Bildung von Recherchetandems. Die Macher hatten die Idee schon sehr lange, aber wir vom Medialab waren die ersten, die daran geglaubt haben. Das hat dann dazu geführt, dass weitere Förderungen kamen und ein echtes Startup daraus geworden ist.Ist das Euer Ziel – journalistische Startups ins Leben zu rufen?
Wir versuchen immer beides zu fördern. Also neue Formate und große Ideen, die schließlich zu einem Unternehmen werden können. Deshalb möchte ich alle ermutigen, sich auch mit großen, verrückt klingenden Ideen bei uns zu bewerben. Es ist sehr viel mehr möglich, als man oft denkt. Weg mit den Scheuklappen!
Wie sieht es denn bei den bisherigen Bewerbungen aus?
Es sind wieder sehr spannende Dinge dabei. Ich freue mich schon sehr, wenn alles am Ende des 27. April komplett bei uns ist, weil erfahrungsgemäß das meiste erst ganz gegen Ende kommt.
Hast Du einen Tipp für Bewerber?
Ja: Denkt mal über die Formalien Eurer Bewerbung nach. Das fängt schon bei einem ordentlichen Anschreiben an, der auch in dem PDF-Anhang enthalten sein sollte. Schließlich ist das PDF das, was der Jury vorgelegt wird. Ich hätte die Bewerbung auch gerne als ein PDF und nicht als acht. Ich freue mich auch immer über ein schönes Layout und überraschende Formen. Wir sind ja das Vocer Innovation Lab, da kann man sich schon was Innovatives einfallen lassen.
Was fördert Ihr nicht?
Wir finanzieren ungern ein schon bestehendes Projekt, das sich ohne Erweiterung bewirbt. Das Geld, das wir haben, wollen wir für etwas einsetzen, was wirklich neu ist.
Was ist Deine persönliche Motivation, junge Journalisten auf diese Art zu unterstützen?
Ich finde es zwar großartig, eigene Sachen umzusetzen, gleichzeitig aber auch, andere Leute zu fördern.Ich finde es zwar großartig, eigene Sachen umzusetzen, gleichzeitig aber auch, andere Leute zu fördern. Ich habe in den vergangenen Jahren gemerkt, dass es so viele Ideen da draußen gibt, die nur eine Person brauchen, die zur richtigen Zeit die richtigen Frage stellt. Hier kann man kann auch schon mit wenig Input sehr viel erreichen.Gibt es zu wenig Unterstützung für innovative Jungjournalisten in Deutschland?
Es gibt ja viele Recherchestipendien und auch Förderungen für investigative Recherchen. Aber dass wir konkret innovative Ideen fördern und jungen Leuten die Chance geben, ihre Visionen zu verwirklichen, gibt es definitiv zu wenig. Ich fände es großartig, wenn da künftig mehr passieren würde.
Glaubst Du daran?
Ja, so findet zum Beispiel an vielen Hochschulen gerade ein Paradigmenwechsel statt. Dort wird allmählich erkannt, dass es nichts bringt, nur die Theorie zu lehren und den Studierenden zu sagen, dass ihre beruflichen Aussichten schlecht sind. Stattdessen wird zunehmend darauf gesetzt, Studierende konkret zu fördern. Natürlich sind wir jetzt nicht alle Unternehmerjournalisten, aber wir werden nicht weiterkommen, wenn nur gejammert wird.
Die Hochschulen sind das eine. Die etablierten Medienunternehmen das andere.
Ja, ein nächster Gedanke ist, dass das Medialab auch Impulse in die Branche gibt. Wir hatten schon Partnerschaften mit Süddeutsche.de, Zeit online, 2470 Media und Open Data City. Aber hier ist noch viel Potential, wenn sich Medienunternehmen öffnen und kollaborativ denken.
Wie könnte so etwas aussehen?
In vielen Unternehmen gibt es keine Ressourcen mehr für Innovationen.In vielen Unternehmen gibt es keine Ressourcen mehr für Innovationen. Aber wenn wir als Medialab die „jungen Wilden“ mit den „alten Hasen“ aus den Verlagen zusammenbringen, können daraus vielleicht journalistische Innovationen entstehen, wenn sie sich darüber austauschen, was sie vom jeweils anderen brauchen.Und Du glaubst, das funktioniert?
Ich bin optimistisch und möchte diesen Austausch als nächstes zum Beispiel bei einem Event im Sommer ausprobieren, dem VOCER Innovation Day in Hamburg. Wenn wir nicht experimentieren, dann wissen wir auch nicht, was funktioniert und werden eines Tages vielleicht wirklich noch den Untergang erleben.
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