Sechsstelliger Umsatz, zwei neue Sponsoren: Florian Treiß auf dem Weg zum digitalen Fachverlag
2Mit Journalismus im Netz kann man nur Lousy Pennies verdienen? Nein! Florian Treiß beweist mal wieder, dass Journalisten mit den richtigen Ideen gutes Geld machen können.
Florian Treiß kennen regelmäßige Leser von LousyPennies.de bereits. Denn der Gründer von mobilbranche.de muss immer wieder als gutes Beispiel für das Geldverdienen im Netz herhalten. Gut ein Jahr nach unserem letzten Interview gibt es nun spannende Neuigkeiten. Florian Treiß hat für seinen erst Ende 2013 gestarteten Fachdienst Location Insider gleich zwei Groß-Sponsoren gefunden: kaufDA und meinestadt.de.
Die beiden Unternehmen würden einen „signifikanten Beitrag“ investieren, der es ermögliche „das journalistisch unabhängige Konzept von Location Insider in den kommenden Monaten weiter kontinuierlich“ auszubauen, schreibt Treiß in einer Pressemitteilung. Klar, dass ich mich damit nicht zufriedengeben konnte und nachfragen musste…
„Wir haben bewiesen, dass ein Fachdienst funktionieren kann“
Hallo Florian, herzlichen Glückwunsch zu den neuen Sponsoren. Was ist denn ein „signifikanter Beitrag“?
Du wirst verstehen, dass ich den exakten Betrag nicht nennen kann und will. Es reicht aber auf jeden Fall, um für ein komplettes Jahr zwei feste Redakteure bezahlen zu können.
Wieso nimmt jemand so viel Geld in die Hand – für einen journalistischen Fachdienst, den es noch kein halbes Jahr gibt?
Ein Grund ist sicher unser Alleinstellungsmerkmal. So ein Fachdienst zum Thema Location Based Services und Local Commerce hat bisher einfach gefehlt. kaufDA und meinestadt.de finden es offensichtlich gut, dass sich endlich jemand täglich mit der Branche beschäftigt und es so auch stärker auf die Agenda von Entscheidern bringt.
Grundlage für die Entscheidung war aber sicher auch, dass wir uns mit mobilbranche.de schon ein großes Vertrauen erarbeitet und bewiesen haben, dass ein solcher Fachdienst funktionieren kann.
Was genau ist Location Insider?
Ein Fachdienst für Location Based Services und Local Commerce. Das meint die Verknüpfung von Online und Offline, vor allem im Handel aber auch bei anderen Services wie etwa lokalen Dating Apps. Die Zielgruppe sind Entscheider in Handel, Marketing und Medien. Wir haben einen täglichen kuratierten Newsletter (Abo hier: http://locationinsider.de/newsletter/) wie ihn die meisten sicher von turi2 kennen, sowie zunehmend eigene Hintergrundstories wie jetzt zum Beispiel ein Interview mit dem Deutschland-Chef von Paypal.
Wie viele Abonnenten habt Ihr aktuell?
Um die 4000. Uns hat dabei sehr geholfen, dass wir mit mobilbranche.de bereits etabliert waren. Location Based Services sind auch für die Mobilbranche ein sehr großes Thema, allerdings eher aus der Dienstleisterperspektive. Jetzt geht es darum, auch die Entscheider aus dem Handel als Leser zu gewinnen.
Ist das Sponsoring exklusiv?
Nein, wir vermarkten weiterhin Anzeigenplätze und wollen perspektivisch nach dem Vorbild von mobilbranche.de auch ein Veranstaltungsgeschäft aufbauen. Alles was on top kommt, möchte ich in die Redaktion und auch ins Marketing investieren.
Du hast mobilbranche.de ja nebenher während Deiner Zeit bei turi2 gestartet. Wie groß ist die Redaktion inzwischen?
Seit November 2013 habe ich zwei festangestellte Redakteure, da das für mich allein deutlich zu viel geworden ist.Seit November 2013 habe ich zwei festangestellte Redakteure, da das für mich allein deutlich zu viel geworden ist und ich seit drei Monaten auch Vater bin und mich um meinen Sohn kümmern möchte. Außerdem habe ich bei Location Insider noch eine Viertel-Stelle auf Pauschalbasis. Dadurch kann ich mich selbst immer mehr auf die Rolle des Digitalverlegers fokussieren und bin selbst journalistisch fast nicht mehr tätig.In unserem letzten Interview hast Du angekündigt, im Jahr 2013 erstmals einen sechsstelligen Umsatz schaffen zu wollen. Hast Du das geschafft?
Ja, ich konnte mein Versprechen halten. Wir hatten 2013 erstmals einen sechsstelligen Umsatz. 2014 werden wir uns nach den aktuellen Entwicklungen nochmal deutlich steigern können.
Warum hast Du Dich eigentlich entschieden, einen zweiten Fachdienst zu starten?
Ich hoffe, dass ich 2014 noch den dritten oder sogar den vierten Fachdienst starten kann. Die Vision hinter meiner Firma war es von Anfang an, dass das Newsletter-Modell auf andere Branchen skalierbar ist. Mobilbranche ist eine Blaupause. Ich hoffe, dass ich 2014 noch den dritten oder sogar den vierten Fachdienst starten kann. Ich arbeite also daran, meinen „digitalen Fachverlag“ weiter auszubauen.Womit werden sich diese Dienste beschäftigen?
Sie werden wieder eine Affinität zu digitalen Themen haben. Hier haben wir ja schon die meiste Kompetenz im Haus. Wir werden auch versuchen, gleich von Anfang an Partner oder Sponsoren zu haben, die ähnlich wie kaufDA und meinestadt.de eine Gattung voranbringen möchten und sich deshalb engagieren.
Aggregatoren wird ja oft vorgeworfen, dass sie mit den Inhalten anderer Redaktionen Geld verdienen und nicht selbst journalistisch arbeiten.
Den Vorwurf sehe ich bei uns nicht. Erstens sind wir ja kein zweites Google-News, das nur automatisch erzeugte Snippets bringt, sondern schreiben jede noch so kleine Meldung im Newsletter selbst. Zweitens versuchen wir täglich auch eigene exklusive Inhalte zu haben – dafür gibt es unsere Redaktion. Diese Stücke sind journalistisch schön und sorgen für Reputation und Bekanntheit, weil sie ganz anders verlinkt und wahrgenommen werden.
Wie findet man als Journalist eigentlich Sponsoren?
Durch gute Kontakte, eine hervorragende Reputation und ein gutes Angebot, das eine Lücke füllt. Mit kaufDA und mit meinstadt.de war ich auch schon bei mobilbranche.de im Austausch über Location Based Services. Sie fanden die Idee von Location Insider nun so spannend, dass sie sich entschieden haben, uns zu unterstützen.
Man findet natürlich nicht immer sofort zwei Sponsoren, die bereit sind einen so hohen Beitrag zu leisten. Man findet natürlich nicht immer sofort zwei Sponsoren, die bereit sind einen so hohen Beitrag zu leisten. Bis heute hat auch mobilbranche.de keinen Sponsor mit einem vergleichbaren Volumen gefunden. Aber ich habe schon seit Anfang an E-Plus als großen Partner für unsere Mobilisten-Talks.
Du hast ja nun schon Erfahrung. Welche Anfängerfehler konntest Du beim Aufbau des neuen Fachdienstes vermeiden?
Da gab es einige. Zum Beispiel frage ich mich immer noch, ob es wirklich notwendig war, die erste Anzeige auf mobilbranche.de für einen Appel und ein Ei zu verkaufen, nur um wenigstens eine Anzeige zu haben. Auf der anderen Seite merken dadurch auch andere Firmen, dass das überhaupt möglich ist, und schalten dann womöglich Anzeigen zum Listenpreis.
Außerdem würde ich nicht mehr ohne richtiges Logo und wirklich professionelle Webseite starten. WordPress ist ja schon ein tolles Werkzeug, aber es ist besser, wenn man sich das Design und das Logo von einer professionellen Agentur gestalten lässt. mobilbranche.de war eine Bauchentscheidung, die ich innerhalb von zwei bis drei Wochen an den Start gebracht habe. Beim Location Insider haben wir uns vor dem Launch viel mehr Gedanken gemacht.
Machst Du die Anzeigenvermarktung eigentlich selbst?
Ich ziehe mich zunehmend aus der Journalistenrolle zurück und konzentriere mich auf die Vermarktung und weitere Unternehmensentwicklung.Ja. Anzeigenvermarktung und Akquise mache ich komplett selbst. Da mir meine beiden Redakteure den Rücken freihalten, ziehe ich mich zunehmend aus der Journalistenrolle zurück und konzentriere mich auf die Vermarktung und weitere Unternehmensentwicklung, Gespräche mit Anzeigenkunden gehören zu meinem täglich Brot. Ich bin zwar Diplom-Journalist aber inzwischen Sales-Mensch geworden.Wie ist das Leben als Sales-Mensch?
Anders. Ich hab es ja nicht gelernt. Der Vorteil ist, dass ich als Geschäftsführer auf einer Ebene mit anderen Geschäftsführern sprechen kann. Bei Großkonzernen ist das etwas anderes, da sie ihre Etats meist über Media-Agenturen vergeben. Da ist es schwer, als kleiner Onliner reinzukommen, zumal Newsletter dort als Sonder-Werbeform gelten. In drei Jahren mobilbranche.de hatten wir genau drei über Media-Agenturen gebuchte Kampagnen.
Was ist wichtig, wenn man mit einem journalistischen Online-Angebot Geld verdienen will?
Einen guten Ruf aufbauen und dabei einen langen Atem haben. Ich habe mobilbranche.de ja auch das erste Jahr nebenberuflich gemacht und die Marke entwickelt. Inzwischen ist es in gut der Hälfte aller Buchungen so, dass die Kunden von selbst auf uns zukommen. Das geht nur, wenn man einen guten Ruf in der Branche hat.
Was steht beim Location Insider jetzt als nächstes an?
Wir wollen weiter Abonnenten gewinnen und noch mehr exklusive Inhalte schaffen. Dafür suchen wir spannende Autoren. Wer sich also für das Thema Location Based Services und die Online-Offline-Verknüpfung im Einzelhandel interessiert, ist richtig bei uns. Autoren können sich per E-Mail an treiss@locationinsider.de bewerben.
Und wie bezahlst Du Deine Autoren?
Ich möchte meine Mitarbeiter fair bezahlen und suche keine Dumpinglöhner.Mit mehr als einem Appel und einem Ei. Ich möchte meine Mitarbeiter fair bezahlen und suche keine Dumpinglöhner. Es geht mir um Experten, die auch gutes Geld für ihr Expertenwissen bekommen sollen. Wir zahlen entweder nach Stunden oder Zeile.Wirst Du neben Anzeigen, Sponsoring und Veranstaltungen noch andere Erlösmodelle ausprobieren? Zum Beispiel Paid Content?
Ich denke darüber nach und schaue mir zum Beispiel Laterpay sehr genau an. Nicht dass ich den Newsletter jetzt kostenpflichtig machen möchte. Aber dem Leser zu signalisieren, dass unsere Leistung etwas Wert ist und er dafür auch bezahlen kann, ist ein spannender Ansatz. Ich finde es auch gut, dass Laterpay eben nicht von Spenden spricht. Von Spenden möchte ich nicht abhängig sein.
Lieber Florian, herzlichen Dank für das Gespräch.
Bezahlung durch Anerkennung und Teilen
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Und die Meute schreit: „Siehste, jetzt verdient der Diplom-Journalist zwar Geld, aber nicht mehr einer journalistischen Tätigkeit.“ Stimmt, er ist jetzt Geschäftsführer eines Journalismus-Unternehmens. So ist das mit dem Unternehmerjournalismus (http://www.ausgeheckt.com/2014/03/17/journalisten-entdeckt-euren-unternehmergeist/)
[…] Treiß ist u.a. Gründer von mobilbranche.de und locationinsider.de, dem ersten Fachdienst für Location-based Services im deutschsprachigen Raum. Die Tweets des Unternehmers thematisieren […]