Von wegen kaputt: Warum mein Internet besser funktioniert, als je zuvor
20Das Internet ist kaputt, meint der schwer gekränkte Sascha Lobo. Ich glaube, dass wir endlich wissen, womit wir es zu tun haben – und das Beste daraus machen sollten.
Schreibt Sascha Lobo bald nur noch auf totem Holz? Verabschiedet sich der Internet-Erklärer Nummer eins aus dem Internet, zieht er sich enttäuscht in eine einsame Hütte im Wald zurück, lässt er seinen Iro ausbleichen, einen Afro stehen und sich einen Rauschebart wachsen? Man könnte es meinen, angesichts seines viel beachteten FAZ-Artikels und der begleitenden Internet-Diskussion.
Ganz ehrlich: Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht.
Es wird Zeit, dass wir das Internet diesen Internet-Philosophen entreißen.Denn es wird Zeit, dass wir das Internet diesen Internet-Philosophen entreißen, den Nerds und Piraten mit ihrer unsäglichen Diskussionskultur und Lust an der Selbstzerstörung. Es wird Zeit, dass das Internet in der Realität ankommt und wir erkennen, was es wirklich ist: ein Instrument. Eine Technologie, die sich nicht um philosophische Debatten schert. Ein technisches Instrument, das alle gleichermaßen nutzen. Mark Zuckerberg, Sascha Lobo, Tante Erna um die Ecke, die Taliban, Al Qaida, Angela Merkel – und die NSA. Der NSA-Skandal ist keine Kränkung. Er ist eine überfällige Ernüchterung.Dass eine kleine Netzgemeinde von laut Lobo gerademal 30.000 Menschen sich anmaßt, darüber entscheiden zu können, was wir über das Internet zu denken haben, halte ich, nun ja, für anmaßend. Dass wir Dank Edward Snowden erfahren haben, dass das Internet flächendeckend als Überwachungsinstrument missbraucht wird (oder vielleicht sogar als solches angelegt wurde), ist aus meiner Sicht vielleicht für Herrn Lobo eine „Kränkung“, aber nicht für mich. Für mich ist es eine längst überfällige Ernüchterung, die dazu beigetragen hat, die Überhöhung des Internet zu beenden.So dramatisch und vor allem traurig es ist, so überraschend das schiere Ausmaß der Überwachung ist: So ticken Geheimdienste, wenn sie losgelassen werden. Könnten sie sich in unsere Köpfe hacken, würden sie auch dies tun. Ich warte im Moment nur noch auf die Enthüllung, dass die NSA einen Aus- und Einschalter für das Internet besitzt.
Es ist die Aufgabe einer aufgeklärten Zivilgesellschaft, Geheimdienste und andere staatliche Gewalten in ihre Schranken zu weisen, so schwer und manchmal unmöglich das auch erscheinen mag. Wir brauchen eine öffentliche Diskussion, die auch die Köpfe der Politiker erreicht. Dafür braucht es gute Journalisten. Dafür braucht es auch das Internet, das eben weit mehr als ein Überwachungsinstrument ist – und längst nicht komplett kontrollierbar.
Wir brauchen ein Internet, in dem es um journalistische Haltung geht.Und zwar ein Internet, in dem es nicht nur um Shitstorms, Rants, Listicles oder Katzenbilder geht, sondern um journalistische Haltung, vielschichtige Einschätzung, tiefgehende Recherche und die Fähigkeit, einer großen Masse von Menschen zu erklären, was hier gerade passiert. Ein Internet, das wir nicht den Pornostreamern, Geheimdiensten, Onlineshops, Aktivisten und eben auch den selbsternannten Internet-Erklärern überlassen sollten. Ein Internet, das das ist und gerade angesichts staatlicher Überwachung bleibt, was Sascha Lobo sich erhofft: Ein „Medium der Demokratie und der Selbstbefreiung“. 2014 wird deshalb für mich das Jahr, in dem Haltung und seriöser Journalismus (wieder) wichtiger werden, als Katzenbilder und animierte Gifs.Dass sich die so genannte Netzgemeinde gerne grenzenlos überschätzt, sollten wir spätestens nach dem Desaster rund um das Leistungsschutzrecht wissen. Wer alle einschlägigen Blogs gelesen hatte, konnte gar nicht anders, als überzeugt zu sein, dass dieses LSR niemals kommen würde. Dass es dann doch im alten Bundestag durchgewunken wurde und auch jetzt in der GroKo offensichtlich kein Thema ist, zeigt wo die Realitäten liegen.
Lasst uns realistisch werden und dieses Internet, als das nehmen was es ist.Lasst uns also realistisch werden und dieses Internet, als das nehmen was es ist: kein mythischer Raum. Keine schöne neue Welt. Sondern die Fortsetzung aller gesellschaftlichen Ströme mit neuer Technologie. Eine Technologie, die natürlich auch die totale Überwachung möglich macht. Aber auch eine Technologie, die es zumindest theoretisch cleveren Blogger und/oder Journalisten ermöglicht, Journalismus heute auf eine völlig neue Art zu betreiben.Was wir brauchen, ist kein neuer Internet-Optimismus, wie von Sascha Lobo gefordert. Wir brauchen einen neuen Realismus. Eine journalistische Strategie, mit den Vor- und Nachteilen des Netzes umzugehen.
Und wenn wir diese haben, können wir (guten) Journalismus machen. Dann ist das Internet nicht kaputt, sondern in der Realität angekommen – und besser als es jemals war. Zumindest für mich.
Ich finde am Ende sagen Sie das gleiche wie Herr Lobo, nur in blau. Wenn sie beide sich zusammensetzen würden, wären sie wahrscheinlich nach 5 Minuten bei einem gemeinsamen Standpunkt.
Und das meine ich nur in Bezug auf den Status des Internets. Ihre Kommentare zum LSR wird wohl niemand so recht ernst nehmen.
Zum Thema LSR empfehle ich folgenden Lobo-Artikel: http://saschalobo.com/2013/03/22/unsere-muetter-unsere-fehler/
Wohltuend unverkrampft auf den Punkt gebracht.
Vielen Dank für diesen Artikel.
Das Internet – und seine Technik – ist ein Instrument. So ähnlich wie ein Auto ein Helfer ist, der mich von A nach B bringt. Daher ist der Internet nicht gut oder böse, der Untergang des Abendlands oder ein neues Heilversprechen. Es kommt immer darauf an, was man daraus macht.
Bitte überprüfen Sie die Zeichensetzung und die Vollständigkeit Ihrer Worter. Ich kann keinen faktisch noch so richtigen Text ernst nehmen, wenn Grammatik und Rechtschreibung sich abseits reglementierter Bahnen bewegen. Ein Musikproduzent würde sagen: Mach das ordentlich! ;)
Wie kommen Sie darauf, dass es 2014 sein wird? Weil Sie es sich wünschen?
Es wird immer ein Platz für Katzen und für Inhalte geben, und der erste wird wohl immer größer sein. Ist doch nicht schlimm, oder?
Natürlich wird es die süßen Katzenbilder und Listen auch 2014 geben und ich halte das nicht für besonders schlimm. Nachdem wir aber das ganze Jahr 2013 in unserer Journalisten-Internet-Filterblase über BuzzFeed & Co. diskutiert haben, glaube ich, dass 2014 das Jahr sein wird und muss, in dem wir uns verstärkt Gedanken darüber machen sollten, wie wir die Erkenntnisse, die wir durch diese Listen gewonnen haben, in spannende und gesellschaftlich relevante Berichterstattung umsetzen können. Oder auch nicht, ist ja nur ein Wunsch… ;-)
Die Katzenbilder werden siegen, der Journalismus liegt ja längst am Boden.
Das spricht mir total aus dem Herzen. Was wir brauchen sind. Journalisten, die streng und objektiv berichten können, da sie die Kunst der Recherche beherrschen und eine InformTion von einer Meinung unterscheiden können. Das Internet bietet unglaubliche Möglichkeiten der Datensammlung, Archivierung, Analyse, Visualisierung und Vernetzung. Zeitungen können ihre Leser durch den Dschungel von Informationen führen, wenn sie in die Tiefe gehen und nicht weiter die analoge Welt kopieren. Ich freue mich darauf wenn Journalisten endlich verstehen welche Chancen das bietet! Aber es gibt viel zu lernen, das Handwerkszeug der Zukunft besteht vor allem aus einem. Handy und viel KnowHow.
Volltreffer, Karsten Lohmeyer! Wir brauchen mehr Erklärbären und weniger Klugscheisser :-)
Wow, Pornostream, Ecommerce und Aktivisten in einem Atemzug ohne Argumente zu verdammen, ist auch für sie eine neue Ebene der Absurdität. Spannende Exklusionen für diese Realität, auf die wir uns nach ihren Ausführungen jetzt ja endlich freuen können.
Ihr Artikel ist so voller blauäugiger Überheblichkeiten, dass ich mich kurz fragte, ob es wirklich wirklich besser ist, wenn Leute wie sie unqualifiziert über Dinge schreiben können sollten, über die sie offenbar wenig reflektiert haben. Aber das ist eben eine der Möglichkeiten, die das Web auch bietet und das ist eben die Folge, wenn man es mit der demokratischen Vielfalt ernstnimmt und jeden zu allem was sagen lässt. Mir ist das aber so lieber, also wenn es mit diesem wichtigen und langfristig hoffentlich qualifiziert emanzipierenden Werkzeug weitergeht, auch wenn es bedeutet, ab und an einen solchen Müll wie ihren Text zu lesen.
Die „Realismus und Pragmatismus-Fordernden“ sind immer schnell bei der Hand, Fragen und kritisches Denken über Grundprinzipien und Grundfragen einer offenen Gesellschaft über Bord zu werfen. Wer völlig ignorant gegenüber der Realität ist, kann natürlich z.B. Sätze schreiben, in denen behauptet wird, dass „Selbstbefreiung“ (von was?, zu was?) möglich ist, wenn man sich nicht sicher sein kann, wer einem alles über die Schulter schaut. Leute wie sie können auch von Freiheit reden, wenn der digitale öffentliche Raum mehr und mehr kommerzialisiert und unreguliert überwacht wird.
Wer so pauschal ignorant gegenüber nachdenklichen erfahrenen Personen ist, fand wahrscheinlich auch die Freiheiten in einer Aristokratie total dufte und hat sich gewundert, was diese ganzen bürgerlichen Aufständigen denn für ein Problem haben. Der dachte wahrscheinlich auch: „Hoffentlich kommen diese 30.000 nie mehr aus dieser Paulskirche raus, sondern lassen uns in Ruhe mit ihrem blöden Reflektieren, Streiten und Manifeste schreiben über diesen „freie Republik“-Kram.“
Die Ideologen der Ideologiefreiheit waren und sind die größten Feinde der Freiheit. Ihre Überheblichkeit kommt im Duktus des „endlich wird’s hier mal normal“ daher. Was normal ist und wer das festlegt und verteidigt, das ist erstmal zweitrangig, denn wer über soetwas nachdenkt, der ist ja schon per se verdächtig über das Normale irgendwie aktivistisch zu reflektieren und am Ende noch mit Problemen daherzukommen – guck ma‘, der Herr von der NSA schaut so nett aus, ich weiss garnicht, was diese Besser-Bescheidwisser eigentlich wollen. Außerdem kann ich doch kaufen was ich will, ich kann den größten Käse ins Netz schreiben und keine SS-Männer stehen vor der Tür. Und diejenigen, die gerade nicht in die USA einreisen dürfen, die sollen halt nicht so kritisch über unseren amerikanischen Freund sein, am Ende dürfen wir alle nicht mehr in die USA einreisen und da sind die dann schuld dran.
In diesem Sinne, Herr Lohmeyer, weiterhin viel Spass mit ihrer staatlich überwachten Selbstbefreiung. Mögen sie möglichst lange konsumieren können. Der Haussklave war halt schon immer ein großer Gegner der Freiheit. PS: Zum Thema guten Journalismus werde ich von ihnen dann nichts mehr Essentielles erwarten. Ich werde mir weiter erlauben mit einem kritischen Optimismus an der Schaffung von Realität zu arbeiten, die nicht mit „dem Normalen“, sondern mit Werten argumentiert. Das mag für so einen pragmatischen Burschen wie sie jetzt nervig sein, aber so sind wie halt, wir Aktivisten.
PS: Das mit dem „Ein/Aus“-Schalter für die NSA war sicher polemisch geplant von ihnen, aber die Tatsache, dass die zentralen Root-Nameserver in den USA stehen, könnte für einen aufmerksamen „Journalisten“ natürlich in diesem Kontext interessant sein. Auch das Eingriffsrecht des US-Handelsministeriums bei der ICANN auch auf die Nameserver ist eine sehr fragwürdige Achse, die, wenn missbraucht durch die USA auch ihre kleine Website hier erstmal ins Nirvana schicken würde (keine Angst, aktuell muss man dafür noch auf nicht einsehbare Listen für Kinderpornographie kommen, was sich aber ohne Bezug zu diesen furchtbaren Verbrechen und schneller als sie denken, organisieren lässt.) Auch die Tatsache, dass nachdenkliche Techniker (die von ihnen so abwertend behandelten aktivistischen Nerds) anlässlich PRISM/TEMPORA das notfalls alternative Open Root Server Network gerade wieder aktivieren, ist genau dieser nachdenklichen und begründeten Aufklärung geschuldet, die sie ja so übertrieben panikmacherisch finden. Viel Spass beim Aufstellen ihres eigenen Rootservers im Fall der Fälle, ich werde Bescheid sagen, dass sie kein Interesse haben und lieber in dieser Realität dann offline sein wollen.
Lieber Herr Best,
Sie werden sicher erstaunt sein, dass ich Ihnen in vielen Punkten zustimme. Und vielleicht muss ich in einem Punkt etwas nachschärfen: Ich bin gar nicht gegen das Aktivistentum, ich halte es sogar für sehr förderlich und gesellschaftlich relevant. An den Piraten hat mich einfach persönlich enttäuscht, dass sie sich selbst in Grabenkämpfen demontiert haben, anstatt zu einer gesellschaftlich wirklich relevanten Stimme zu werden. Das Potential hatten sie.
Außerdem sollte man beim Lesen der Texte auf LousyPennies eines nicht vergessen: Die Zielgruppe von LousyPennies sind die Journalisten und Medienmacher – und diese sollten diesen Artikel als Aufforderung verstehen, den wichtigen Bereich der gesellschaftlichen Aufklärung nicht
ausschließlich den Aktivisten zu überlassen. Wenn ich für Pragmatismus plädiere, dann immer aus der Sicht des Journalisten, nicht des Aktivisten.
Dass viele der Enthüllungen der vergangenen Monate und Jahre durch Aktivisten und eben nicht Journalisten erfolgt sind, sollte einem Berufsstand zu denken geben, der sich eben auch (wenn auch nicht ausschließlich) in seinem Selbstverständnis als 4te Gewalt definiert. Da gibt es also viel aufzuholen.
Herzliche Grüße
Karsten Lohmeyer
Danke für die Erläuterung, ich hatte mich auch schon gewundert, obwohl der Text unter der Kategorie „polemisch“ eingeordnet war, fand ich den Text nicht gelungen.
In der Stärkung des Journalismus stehen wir sicher auf einer Seite. Bis hin zu ggf. sinnvollen Bezahlmodellen.
Ich kann ihre Intention verstehen, aber nicht die Ausformulierung. Kann mir unter „Pragmatismus des Journalisten“ auch wenig vorstellen. Nach Lesen der obigen Polemik könnte einem der Eindruck beschleichen, dass dies irgendetwas mit fehlendem Wertebezug sein könnte. Das wäre dramatisch.
Um wieder einigermaßen auf eine sinnvolle Spur zu kommen, lassen sie mich einen Vorschlag zur Betrachtung machen: Das Web spiegelt die Form des Miteinanders wieder, wie wir sie uns vorstellen bzw. wie wir sie in ihrer Umfänglichkeit akzeptieren.
Zu Beginn stand das Web einer technolibertären Elite zur Verfügung, die zwar nicht irgendwie vordergründig schlecht war, aber eben stark geprägt von der Kalifornischen Ideologie. Die europäischen Kreise, hier speziell in Deutschland waren auch geprägt von einer techno-Elite, die einen ziemlichen Hang zum Null und Eins-Denken hatte und auch damals schon wusste/ahnte, dass die Fäden u.a. von wenig legitimierten Kreisen gezogen wurden.
Durch die grafischen Oberflächen der Browser und die Kommerzialisierungsschübe (New Economy) wurde das Multi-Werkzeug Web zu einem Ort des bequemen Handels, des eCommerce, und damit zu einem Massenphänomen. Auch die breiter demokratisierenden Elemente kollaborativ zivilgesellschaftlichem und kulturellem Handelns (allen voran Wikipedia) wurden in dieser Phase (und nicht davor) erfolgreich bis hinzu den vielfältigsten Werkzeugen, mit denen heute Menschen von Haiti bis Stuttgart ihre Meinungen koordinieren und emanzipierend auf die Machtverhältnisse einwirken. (Auch die PR und andere Propaganda-Arbeiter haben sich die neuen Mechanismen angeeignet und durchdringen sie mit ihren niederen Absichten. Nie ist eine Sache schlichtweg schwarz/weiss. Menschen halt.)
Dieser Schnellflug durch die junge digitale Geschichte (mit all seinen Auslassungen) soll zeigen, dass die Evolution des Werkzeuges Internet nur scheinbar oberflächlich pragmatisch ist, sondern vielmehr von den vorherrschenden Ideologien der Zeit (und ihren Counter-Kräften) benutzt und damit geprägt wird.
Der NSA-Schock ist deswegen ein besonderer und besonders tiefgehender, weil er nicht irgendeine digitales Werkzeug der NSA offenbart hat, sondern aufzeigt, dass sich das Krebsgeschwür des Unfriedens und der Zwietracht an den Wurzeln, den Grundfunktionen des Webs festgefressen hat. Dieser Baum trägt nur noch scheinbar gesunde Früchte, die Wurzeln sind verseucht – und das ist ein solch vehementer Eingriff in dieses Multi-Werkzeug Internet, der uns bewusst macht, dass ein reiner Pragmatismus uns blind machen kann über die Mächte, die unsere Spielplätze, unsere öffentlichen Räume, unsere Gesellschaft überwachen und mit den Erkenntnissen der Datenauswertungen Eingriffsmöglichkeiten in den Ablauf der Dinge haben, die sich unserer Kenntnis, ja sogar bei den meisten unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten entziehen.
Der Lobosche Aufruf zu einem neuen Optimismus ist zu lesen wie ein alter Kampfspruch: „Wir haben keine Chance, lasst sie uns nutzen.“ Es ist die Einsicht, dass man sich eine Gesellschaft (hier konkret ihre wichtige neue digitale Ebene) nicht von einer Krebsgeschwür der Angst und Niedertracht widerstandslos verderben lassen darf – wie man es sich im Meatspace, im physischen Raum niemals zu Beginn des 21. Jahrhunderts auch mehr gefallen lassen würde. Außer man heisst Merkel und verrät bereitwillig Verfassung und Bevölkerung.
Der Kampf, die Auseinandersetzung über eine freies, offenes Internet ist die Fortsetzung des gleichen Strebens, wie in den letzten Jahrhunderten in den physischen Räumen unserer gesellschaftlichen Realität. Eine Streben, dass wir auch in letztgenannten Räumen in den letzten Jahrzehnten durch den neoliberalen, postdemokratischen Selbstverrat des Westens vergessen haben. Wir brauchen den von Lobo geforderten kämpferischen Optimismus weit über die Grenzen des Internets hinaus, die eigentliche Kartharsis des Westen steht uns noch bevor.
Die Idee mit dem Ein- und Ausschalter für das Internet finde ich klasse! Das Internet ist so vielfältig, dass es sowohl Platz für animierte Katzenbilder als auch für ernstzunehmenden Journalismus gibt. Meiner Meinung nach gibt es kein Schwarz oder Weiß – sondern eher ein grell-buntes, wenn auch überwachtes Internet.
„es wird Zeit, dass wir das Internet diesen Internet-Philosophen entreißen, den Nerds und Piraten“ – Warum nicht gleich „diesen Netzindianern“?
Und Sascha Lobo in einem Atemzug mit Nerds? LOL.
[…] im Getümmel fanden und finden sich natürlich auch Dissidenten wie der Journalist und Blogger Karsten Lohmeyer, der das Medium seiner Wahl „diesen Internet-Philosophen entreißen“ will, […]
Guter Text, ich finde es wichtig, auf die gesellschaftliche Verantwortung des Journalismus hinzuweisen. Aber auch andere gesellschaftliche Systeme, z.B. Bildung (Stichwort: Medienkompetenz), Wirtschaft und Politik müssten „Haltung“ annehmen. Siehe mein Beitrag zur Debatte: http://www.datum.at/artikel/die-digitale-selbsttaeuschung/
[…] Pennies: Von wegen kaputt: Warum mein Internet besser funktioniert, als je zuvor […]
[…] Alena und plädiert damit für einen unaufgeregteren Umgang mit dem Überwachungsskandal. Und nach Karsten Lohmeyer wird es Zeit, „dass wir in der Realität ankommen und erkennen, was das Internet ist – ein […]