Der Ismaninger: Gedanken eines Lokalbloggers zwischen Zuversicht und Aufgeben
51Journalist Mark Lubkowitz hat das hyperlokale Blog Ismaninger Online gegründet. In seinem Gastbeitrag schreibt er über seine Erfahrungen und seine Suche nach den „Lousy Pennies“.
Ein hyperlokales Blog für Ismaning
Ein hyperlokales Blog! Das ist es. Das gibt es hier in Ismaning noch nicht. Die Kommune ist überschaubar, die Ortsnachrichten werden von der Gemeinde finanziert, dessen Konkurrenzblatt, die Rundschau, bedient zudem eher Klatsch und Tratsch. Perfekte Ausgangslage, um online eine anspruchsvolle Publikation entgegen zu stellen.
Vorbilder? Ganz klar Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung – auch wenn sie sich immer mehr aus dem Lokalen zurückzieht –, natürlich die Tegernseer Stimme, die als Stein des Anstoßes gilt, und ein bisschen Spiegel. Für den Pep sollen eine Prise Peter Lustig und Ranga Yogeshwar sorgen – also Wissen einfach erklärt. Zwischen die Hintergrundartikel sowie die Berichte aus dem Gemeinderat dürfen sich auch Veranstaltungshinweise und Sport mischen. Aber: Qualität statt Quantität.
Anfang Dezember 2011 war Ismaninger Online live.So fing es vor knapp zwei Jahren, im November 2011, an. Anfang Dezember 2011 war Ismaninger Online live. Als Zugezogener war ich im Ort kaum vernetzt, die Informationsbeschaffung gestaltete sich schwierig, alle paar Tage gab es einen Artikel, manchmal zwei Wochen lang gar nichts. Aber es war ohnehin ein Freizeitprojekt. Wenn’s läuft, dann läuft’s, wenn nicht, dann hat man’s zumindest versucht. Klinken putzen, im Rathaus vorstellig werden, betteln um die Aufnahme in die verschiedenen Presseverteiler, Veranstaltungen besuchen, mit den Leuten reden, Visitenkarte rumreichen.60.000 Seitenaufrufe im Monat
Der Durchbruch gelingt im September 2012, als eine Fliegerbombe in Ismaning gefunden wird und ich live von der Pressekonferenz tickere. Die Münchner Abendzeitung fragt sogar meine Bilder an. Und während bei allen anderen Portalen noch Alarmstufe Rot herrscht, hatte ich den Abtransport der Bombe längst verkündet. Die Seite verkraftet allerdings den Ansturm nicht, ist minutenlang vollkommen überfordert. Ich bekomme positives Feedback von den Lesern. Die Brust schwillt an.
Wenn im Ort von „Der Ismaninger“ geredet wird, meinen sie mal mich als Person, mal das Blog.Ein Jahr später, also heute, hat sich Ismaninger Online durchaus etabliert. Über 500 Likes bei Facebook, ein paar Follower bei Twitter, monatlich 30.000 bis 60.000 Seitenaufrufe. Die Seitenaufrufe schwanken je nach Nachrichtenlage erheblich. Aber es gibt einen treuen Kern von Lesern, die für eine gewisse Konstanz sorgen. Ich bin zwar zufrieden mit den Zahlen, sehe aber 200.000 PIs als kurzfristiges Ziel. Im Ort ist hin und wieder die Rede von „Der Ismaninger“, mal meinen sie mich als Person, mal das Blog selbst. Ungeplante Markenbildung.30 Euro Einnahmen aus Adsense
Derzeit investiere ich rund 20 bis 30 Arbeitsstunden pro Woche, zusätzlich zum Hauptberuf. Aber der Weg bis dahin war anstrengend für ein Freizeitprojekt. Natürlich war das Ziel, dass die Seite irgendwann mal Gewinn abwerfen soll. Derzeit investiere ich rund 20 bis 30 Arbeitsstunden pro Woche, zusätzlich zum Hauptberuf. Das funktioniert nur, wenn man vieles optimiert und Abende und Wochenende ordentlich plant. Viele Artikel bereite ich vor, veröffentliche sie dann nach Zeitplan. Aber mit dem Schreiben ist es nicht getan. Eingereichte Artikel redigieren, Fotostrecken sortieren, Gemeinderatssitzungen protokollieren, WordPress-Installation pflegen, Fehler korrigieren, WordPress-Theme weiterentwickeln, Artikelthemen finden, Netzwerk erweitern, Fragen stellen, Augen offen halten – und sich immer wieder Gedanken machen, wie man Einnahmen erzielen könnte.Die Seite erwirtschaftet im Monat 30 bis 40 Euro – ausschließlich durch Adsense. Mehr nicht. Und das erst seit zwei Monaten. Zuvor tröpfelten gerade so 10 Euro über den Tisch. Adsense-Alternativen wie Contaxe oder Plista rentieren sich eigentlich nicht. Lediglich Populis scheint, wenn es denn mal gute Kampagnen im Netzwerk gibt, eine gute Ergänzung zu Adsense zu sein. 10 Euro kamen hier im letzten Monat zusammen.
Niemand will Anzeigen buchen
Die Kosten sind hingegen hoch. Meine Arbeitszeit rechne ich lieber nicht in Euro um, auch nicht die investierten Urlaubstage, um bei Neueröffnungen oder besonderen Terminen im Rathaus vor Ort sein zu können. Der Webspace, die Digitalkamera, die Eintritte in Veranstaltungen, Verpflegung, Fahrtkosten … das lässt sich direkt bemessen und überschreitet deutlich die Einnahmen. Hier kommt ein deutlich dreistelliger Betrag im Monat zusammen. Ich sehe es als Investition. Gerne würde ich auch einen Fotojournalisten bezahlen, der mir regelmäßig sehr gute Fotos von Sportveranstaltungen schickt. Das ist aber derzeit nicht drin. Das weiß er aber und unsere Vereinbarung hofft auf rosigere Zeiten und eine dann angemessene Entlohnung.
Ich biedere mich immer wieder bei Anzeigenkunden an, das Interesse ist aber gering bis gar nicht vorhanden.Firmen können zwar Anzeigenplätze buchen und ich biedere mich auch immer wieder an, das Interesse ist aber gering bis gar nicht vorhanden. Auf meine Anfragen kommt kaum Resonanz. Vor allem, weil die Bekanntheit der Seite zu gering sei. Dabei halte ich 60.000 PIs nicht für wenig. Im Gegenteil. Die Tegernseer Stimme erreicht 180.000 im Monat. Aber ich senke die Preise, mache Bundle-Angebote und muss immer wieder bei der Gratwanderung zwischen Journalist und Anzeigenverkäufer aufpassen.Ewig kann ich die Anzeigenpreise nicht senken, sonst verramsche ich das Produkt. Ich werde jetzt auf 5 Euro pro TKP heruntergehen. Andere Seiten verlangen für gleichwertige Platzierungen 35 Euro, teilweise sogar deutlich mehr. Auch mit pauschalen Wochenpreisen hatte ich es versucht. Das schien mir aber nur ein bedingt faires Verkaufssystem für den Kunden zu sein. Immerhin gibt mal sehr gut besuchte und mal eher schlecht besuchte Wochen.
Im Laufe der Zeit kristallisiert sich heraus, dass Bilderstrecken sehr gut funktionieren. Einen Tag reichte es sogar für 8000 Seitenaufrufe. Es waren Bilder von der Landesligameisterfeier der ersten Herrenmannschaft des örtlichen Handballvereins. Auch andere Bilderstrecken, etwa vom Sautrogrennen, sorgen für viele Seitenaufrufe.
Ratlosigkeit
Ich müsste erheblich investieren, um weiter zu wachsen und die Seite bekannter zu machen, so wie es sich die möglichen Anzeigenkunden wünschen. Ich bräuchte weitere Autoren. Schon so weiß ich manchmal nicht, wie ich die Arbeit bewältigen soll. Panisch blicke ich in Richtung Urlaub. Wenn ich ein paar Tage nichts poste, dann brechen die Seitenaufrufe ein und es dauert, ehe man wieder den Normalzustand erreicht. Nachrichtenseiten werden für Stillstand gnadenlos abgestraft. Ich bin ratlos.
Ich müsste stärker um Anzeigenkunden werben, aber dafür fehlt mir einfach die Zeit. Die Rundschau, das gedruckte kostenlose Ortsblatt, kann sich hingegen vor Anzeigenkunden kaum retten. Die Verlegerin expandiert mit dem Konzept in die umliegenden Orte. Wie ungerecht. Für mich wird hier auch mittelfristig nichts zu holen sein. Ich müsste stärker um Anzeigenkunden werben, aber dafür fehlt mir einfach die Zeit. Verkaufen liegt mir nicht. Tatsächlich denke ich darüber nach, einen Anzeigenverkäufer auf Provisionsbasis zu suchen.Die Tegernseer Stimme ging offensiver vor als ich, brachte ein Printmagazin heraus und schaffte den Finanzierungsdurchbruch. Fünfstellig sei der Umsatz, Peter Posztos lebt davon, bezahlt ein paar Angestellte. Neid. Das kann aber eigentlich nicht der Sinn eines hyperlokalen Blogs sein, sich dadurch zu finanzieren, dass man ein Magazin druckt, nur um Anzeigenkunden für die Webseite anzulocken. Paradox, dass man den umgekehrten Weg wie die etablierten Zeitungen geht. Zumal der Aufwand und das Risiko enorm sind. Und woher soll man die Zeit nehmen.
Auf der Suche nach den Lousy Pennies
LousyPennies.de beschert mir seit einigen Monaten immerhin Lösungsansätze, wie ich weiter vorgehen könnte. Flattr hatte ich übersehen und implementiert. Einen Flattr gab es bisher. Wenige Cent wert, für mich aber ideell kaum zu bemessen. Dieser eine Leser war bereit Geld zu zahlen für einen meiner Inhalte. Ich werde den schalen Geschmack des Bettelns aber nicht los. Und auch Lousy Pennies schildert, dass es sich eigentlich nicht rentiert.
LousyPennies.de regt mich zum Querdenken an.Aber: LousyPennies.de regt mich zum Querdenken an. „Wenn das klassische Anzeigenprinzip bei mir nicht fruchtet, was bleibt dann noch?“ Einen Sponsor zu suchen fällt wegen der Art des Blogs weg. Es soll schließlich unabhängig und unparteiisch bleiben. Querdenken. Ein weiteres Printmagazin im Ort muss auch nicht sein. Zudem hatte ein drittes Printmagazin, das Mitte 2012 gestartet war und die Orte Ismaning sowie Unterföhring abdeckte, mangels Anzeigenkunden die Druckerpressen abgestellt. Außerdem wollte ich Querdenken und keinen Paradigmenwechsel anstreben. Print ist tot, online die Zukunft. Das predigen doch alle. Es muss also auch rein digital gehen.Idee Nummer Eins
Ich denke über ein digitales monatliches Magazin nach.Also denke ich über ein digitales monatliches Magazin nach, ein ePaper. Es enthält die im hyperlokalen Blog veröffentlichten Inhalte und ein bisschen mehr. So soll jedes Heft unter ein Monatsthema gestellt werden. Es wird zusätzliche Artikel zu dem Monatsthema geben, Artikel werden ausrecherchiert. Der Preis: 0,99 Euro, 1,99 Euro, 2,99 Euro oder 3,99 Euro? Kostenlos und werbefinanziert? Noch bin ich unsicher. Der Magazinkäufer kann zwischen ePub, PDF oder Amazons Kindle-Format wählen. Somit dürften die meisten Tablets und eReader abgedeckt sein. Apples Newsstand fällt vorerst flach. Zu groß wäre der Aufwand. Das wäre also Idee Nummer Eins.Ein Freemium-Angebot wie Bild Plus oder gar eine Paywall fallen hingegen kategorisch aus. Nur wer es sich leisten kann bekommt die Inhalte? Nah. Ein hyperlokales Blog ist ein Produkt des Internets und die Errungenschaft des Internets ist Informationszugang. Jeder kann unabhängig seiner finanziellen Mittel an die benötigten Informationen gelangen. Selbstverständlich prallen hier Marktwirtschaft und Idealismus aufeinander. Aber soviel Idealismus möchte ich mir dennoch erhalten. Denke quer, denk ich mir – oder lass es einfach bleiben und stelle das ganze Projekt ein und orientiere Dich neu.
Idee Nummer Zwei
Am S-Bahnhof soll ein 32-Zoll-Fernseher aufgestellt werden.Ich entscheide mich für Querdenken. Es wäre schade, das Projekt in dieser Phase einzumotten. Eine weitere Idee: eine digitale Newswall. Am S-Bahnhof soll ein 32-Zoll-Fernseher aufgestellt werden. Der zeigt die aktuellen Nachrichten, Sportergebnisse, die Wettervorhersage, genau so wie in der Berliner U-Bahn. Nur das dieser Fernseher oben beim Bäcker im Schaufenster stehen soll, im Warte- und Zugangsbereich der S-Bahn.Nutzen: Die Newswall macht Werbung für die Seite, bietet Mehrwert durch Inhalte und bringt Einnahmen durch mögliche Anzeigenflächen. Klingt nach einer Win-Win-Situation. Das bedeutet aber auch drei- bis vierstellige Kosten für die Hardware und ein nicht unerheblicher Entwicklungsaufwand für die Präsentationssoftware sowie für die Befüllung mit Inhalten. Kurzfristig zwar nicht zu realisieren, aber ein Projekt für die Zukunft. Das wäre also Idee Nummer Zwei
Idee Nummer Drei
Wer Angebote sucht, wirft einen Blick ins Ismaninger Schaufenster.Fenster, Schaufenster … das Ismaninger Schaufenster! Das könnte klappen. Ismaninger Unternehmen stellen auf Ismaninger Online ihre Tages- und Wochenangebote ein. Das Pfund Kaffee vom Münchner Edelröster für 3,33 Euro, 100 Gramm Erdbeeren für 99 Cent, der Frühjahrsputz fürs Auto 49 Euro.Natürlich wäre das für die Händler nicht kostenlos. Sie müssten einen kleinen Unkostenbeitrag leisten. Immerhin sparen sich die Händler den Druck der Flyer und die Verteilung im Ort. Wer Angebote sucht wirft einen Blick ins Ismaninger Schaufenster und verpasst somit nichts. Mit WordPress im Hintergrund lässt sich das relativ einfach umsetzen. Das wäre also Idee Nummer Drei
Idee Nummer Vier
Die Plattform dient als Leihbörse.Weiter geht’s. Kleinanzeigen. Ein hyperlokales Blog wäre dafür zwar prädestiniert, den Versuch habe ich aber schon durch. Kleinanzeigenmärkte gibt es ohne Ende. Bringen wir hingegen Shareconomy mit ein, wird das Ganze interessant. Die Plattform dient als Leihbörse.Wer etwas verleihen möchte, stellt es ein und kann so im Ort jemanden finden, der es leihen möchte, etwa ein Kameraobjektiv, einen Rasenmäher oder auch ein Auto. Der Vorteil: Weil alles lokal ist und sich viele kennen – es gibt hier nur eine Postleitzahl -, können Mieter und Vermieter miteinander treffen und die Details problemlos direkt miteinander klären. Den Umweg über die Post spart man sich. Einnahmen wären durch Premium- und Business-Einträge möglich. Ebenfalls recht einfach umzusetzen. Das wäre also Idee Nummer Vier.
Idee Nummer Fünf
Wer einen Artikel abdrucken möchte, kann diesen per Mausklick kaufen.Zwischenzeitlich ging mir der Gedanke einer Artikelpatenschaft durch den Kopf. Wer einen Artikel gut findet, der kann diesen symbolisch kaufen. Eben wie mit Flattr, aber mit Paypal bezahlt. Weiter abgewandelt wäre es ein Verwertungsknopf. Wer einen Artikel abdrucken möchte, kann diesen per Mausklick kaufen. Es wird automatisch nach Zeichenhonorar per Paypal abgerechnet. Ich fasse das mal als Idee Nummer Fünf zusammen.Das war es dann auch schon mit Ideen.
Ich werde sie in den kommenden Wochen umsetzen, es werden aber wohl auch meine letzten Versuchsballons sein. Ich erhoffe mir vom Schaufenster und der Leihbörse mehr Reichweite, um die möglichen Anzeigenkunden endlich zu überzeugen und andererseits ein paar Einnahmen aus dem ePaper oder den Patenschaften, um investieren zu können.
Sollten diese Ideen aber auch nicht fruchten, dann werde ich Ismaninger Online wohl deutlich zurückfahren, vielleicht ganz einstellen oder aber komplett öffnen. Jeder dürfte dann Inhalte posten, jeder wäre selbst für die Inhalte verantwortlich. Ein Leserbeirat kümmert sich aber um die Qualität der Inhalte.
Schaun mer mal.
LousyPennies-Gastautor Mark Lubkowitz arbeitet hauptberuflich für das Magazin com! und hat im Dezember 2011 das hyperlokale Blog Ismaninger Online für die Gemeinde Ismaning bei München gegründet. Mehr über ihn erfährt man auch auf seiner persönlichen Webseite www.mark-lubkowitz.de.
Bin sehr gespannt, wie das weitergeht und drücke sehr die Daumen!
Lieber Herr Lubkowitz,
ich kann Sie verstehen. Ich mache seit eineinhalb Jahren weiterstadtnetz.de, auch ein hyperlokales Blog – neben meinem Studium und anderen Projekten. Auch ich bekomme bzgl. der Anzeigenakquise ähnliche Reaktionen, wenn auch nicht ganz so schlimm: Meine Einnahmen durch Anzeigen sind doch etwas höher als Ihre.
Trotzdem möchte ich einige Anmerkungen machen:
1. Ihre Seite sieht auf den ersten Blick gut aus!
2. Die Reichweite ist bei dieser Zielgruppe absolut in Ordnung!
3. Klickgeilheit bringt uns nicht weiter!
Zum ersten Punkt: Ich vermute, dass es kaum an Ihrem Layout oder den Inhalten liegen kann. Das ist zumindest mein erster Eindruck! Man muss einfach beachten, dass Sie das – wie ich auch – nicht hauptberuflich machen, sondern quasi nebenbei (wobei der Zeitaufwand nicht mehr wirklich als „nebenbei“ zu titulieren ist, ich weiß).
Zweitens: Meiner Meinung nach achten Sie zu sehr auf Ihre Reichweite. Meine Seitenaufrufe sind geringer, die Einnahmen trotzdem größer. Machen wir uns nichts vor: Im Hyper(!)lokalen können wir nicht mit Reichweite überzeugen, das geht nicht und sollten wir auch lassen. Die Relevanz sollte im Mittelpunkt stehen. Wird im Alltag auf Ihre Seite verwiesen? Beziehen sich Politiker auf Ihre Berichte oder verlinken sie auf Facebook? Bekommen Sie Einladungen von Gruppen, wo Sie noch nicht im Verteiler sind? Das alles sind Hinweise auf Relevanz! Und ja, nach zwei Jahren ist man noch nicht überall bekannt. Wahrscheinlich auch nach drei oder vier Jahren noch nicht. Auch, wenn es mir schwer fällt: Ich glaube, wir brauchen mehr Geduld. Ich habe mal für eine Lokalzeitung gearbeitet, die zu dem Zeitpunkt schon fünf Jahre jeden Monat kostenlos in jedem Haushalt gelandet ist – und trotzdem musste ich bei Terminen oft zweimal erklären, was für eine Zeitung das jetzt ist, für die ich schreibe. Geduld!
Die dritte Anmerkung schließt an die zweite Anmerkung an: Klicks sollten nicht im Vordergrund stehen. Sie schreiben von Bildergalerien, die Sie verstärkt bringen möchten, weil damit immerhin XXXX Klicks verbucht werden können. Mal ehrlich: Ist DAS die Reichweite, die wir wollen? Nein! Deshalb noch eine Sache zu der Anzeigenvermarktung: Ich kenne die Struktur von Ismaning nicht, aber ich kann für Weiterstadt sprechen. Tegernsee hat ein anderes Potential wie Weiterstadt –> Geld! Wir dürfen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Bei anderen Lokalblogs, die oft auch als hyperlokal bezeichnet werden, ist die Arbeit nicht zwingend hyperlokal, sondern lokal. Ismaning hat glaube ich 15.000 Einwohner, Prenzlauer Berg, Hamburg Mitte oder Ähnliche das 10- bis 20-fache! Aus diesem Grund lohnt es sich meiner Meinung nach nicht, mit Reichweite zu argumentieren, sondern mit Relevanz. Aus diesem Grund lohnt es sich meiner Meinung auch nicht, mit TKP abzurechnen, sondern mit Pauschalpreisen. Mit einem TKP-Modell machen wir uns kaputt.
Ja, auch ich habe es mal mit einem Kleinanzeigenmarkt probiert. Völliger Quatsch. Das können andere besser und kostenlos. Ich werde weiterstadtnetz.de in etwa zwei Wochen relaunchen: Neues Design, neue Struktur, andere Fokussierungen, neue Testphasen. DAS richtige Modell haben wir alle noch nicht. Wir müssen Geduld haben und ausprobieren. Und wir dürfen von lokalen Unternehmen, die entweder gar nicht oder schon seit dreißig Jahren im kostenlosen Lokalblättchen werben, nicht erwarten, dass sie plötzlich juhu schreien, wenn wir mit Internetwerbung kommen. Auch das braucht Zeit, Überzeugungskraft und ein selbstbewusstes Konzept – ohne Schleuderpreise.
Herzliche Grüße und viel Motivation, Selbstbewusstsein und Geduld!
Julian Heck
Lieber Julian, herzlichen Dank für diesen tollen Kommentar, der Mark mit Sicherheit viel gebracht hat. Ich glaube, dass der Austausch zwischen den vielen „Einzelkämpfern“ da draußen ganz besonders wichtig ist. Und wenn wir von LousyPennies da ein bisschen was zur Vernetzung beitragen können, freut uns das natürlich auch. Am interessantesten fand ich Deine Aussage, dass die reinen Besucherzahlen von „Der Ismaninger“ vergleichsweise gut sind – also geht es jetzt wirklich um die Vermarktung. Und da tun wir Journalisten uns bekanntlich recht schwer, denn das haben ja in der „guten alten Zeit“ andere für uns übernommen (was ja auch gut war und ist). Ismaning ist übrigens keine finanziell Wüste, als Trabant von München geht es dem Ort – aus meiner Sicht – finanziell alles andere als schlecht.
Habedere Herr Heck,
vielen Dank für das Feedback, das ist Gold wert. Wahrscheinlich habe ich mich wirklich in das Thema Reichweite verrannt und die eigentliche Relevanz dabei zu sehr außer acht gelassen. Ursprünglich hatte ich mal Pauschalpreise, stand dann aber vor dem Dilemma, dass die Anzeigenkunden einer erheblich variierenden Reichweite ihrer Anzeigen ausgesetzt sind. Es gibt Wochen, in denen viel los ist, und Wochen, in denen es deutlich ruhiger ist. Andererseits spricht nichts dagegen, beides anzubieten und somit auch längerfristige Kampagnen umzusetzen.
Klickgeilheit sehe ich auch als falsch an. Der Leser muss immer im Vordergrund stehen. Bildergalerien sind nur ein Bonbon, das einen Artikel nicht ersetzen, sondern nur versüßen soll. Kein Leser wird gezwungen, unnötige Klicks abzugeben, um den Inhalt eines Artikels zu sehen. Oder sich gar durch eine Bildergalerie klicken zu müssen, um den Artikel scheibchenweise lesen zu dürfen. Das stört mich ja ebenfalls auf vielen anderen Seiten. Dennoch sind Bildergalerien bei den Lesern sehr beliebt. Eine der ganz wenigen Ausnahmen einer reinen Bildergalerie sind etwa Impressionen zur Wiesn, zum Beachhandballturnier oder der Ismaninger Festwoche, die gerne durchgeklickt und oft geteilt werden. Sie sind für mich daher auch eine Marketingmaßnahme, um die Bekanntheit der Seite weiter zu steigern. Sie steigern aber eben auch die Klickzahlen und bieten damit einen zusätzlichen Bonus.
Beste Grüße aus München,
Mark Lubkowitz
Vielen Dank für diese Einblicke!
Vielen Dank für den ausgezeichneten Bericht. Als Journalist, der inzwischen PR-Kunden betreut, habe ich auch ein Hyperlokal-Projekt im Kopf für ca. 800m Wohn- und Einzelhandelsstraße. Von den skizzierten Ideen wird meiner Ansicht nach keine funktionieren.
Journalisten denken meiner Ansicht nach zu viel an News und zuwenig an Geschäftskunden und deren Bedürfnisse. In jedem Ort gibt es Leute, die den lokalen Einzelhandel voranbringen wollen (Themen sind hier Straßendeko, unansehnliche Leerstände, Parkplatz-Situation, gemeinsame verkaufsfördernde Maßnahmen wie verkaufsoffene Sonntage). Mit diesen Leuten kann man sprechen, hier kann man Stimmungen aufnehmen, Relevanz herstellen, die sich in Anzeigen auszahlen sollte. Gleiches gilt für Ärzte, Freiberufler und andere Dienstleister im Ort. Ich würde wahrscheinlich mit Portraits von diesen Leuten anfangen, und darauf setzen, dass sich das herumspricht. Irgendwann will man vom Portal interviewt werden. Dann ist Relevanz hergestellt. Als Ergänzung vielleicht noch Idee 6: Aufkleber drucken, die Geschäftsleute dann an ihre Ladentür kleben.
Kann das journalistisch befriedigend sein und Spaß machen? Ja, kann es: Wer einen Laden oder eine Praxis oder ein Restaurant führt, kann durchaus spannende Geschichten erzählen, die auch die Kunden noch nicht kennen und interessant finden. Was Anzeigenformate angeht, würde ich kurze Sponsor-Texte in drei Sätzen anbieten. Alles andere ist zu aufwendig und überfordert die Leute. Nicht ohne Grund gibt es Spezialisten für Schweinebauch-Anzeigen.
Ach so: Die Seite muss meines Erachtens primär mobil funktionieren. Das macht dann auch im Tagesgeschäft weniger Arbeit, weil viel Content wegfällt und jedes Posting sich idealerweise auf dreifache Twitter-Länge reduziert.
Viel Erfolg! wünscht der Text-Doktor
Die Firmen-Porträts standen bereits auf meiner Liste. Ich hatte zwei besonders interessante Ismaninger Firmen auch schon direkt angefragt. Das Ergebnis war ernüchternd.
Das erste Unternehmen erklärte sich für ein Interview bereit. Ich schickte vorab die geplanten Fragen und nannte auch – weil nachgefragt – die Anzahl der Seitenaufrufe. Wie mir schein ein Fehler. Denn kurz darauf antwortete das Unternehmen gar nicht mehr. An der Fragen kann es nicht gelegen haben. Vermutlich war ihnen schlussendlich die Reichweite zu gering. Dabei produzierten sie ein sehr interessantes Produkt in Zusammenarbeit mit den Behindertenwerkstätten der Caritas.
Das zweite Unternehmen meldete sich erst einige Wochen nach meiner Anfrage und bat mich, das Interview um ein halbes Jahr zu verschieben, weil sie im Winter sehr stark in der Produktion eingespannt seien.
Einen dritten Anlauf werde ich in den kommenden Tagen starten. Ein ortsansässiger Apotheker eröffnet eine zweite Filiale in Ismaning, quasi in direkter Nachbarschaft zu seiner ersten Filiale. Das zwingt einen förmlich die Fragen auf.
Mir scheint aber, das die Idee der Portraits ein wichtiger Schritt wäre.
Besten Dank!
Übrigens, die Idee mit dem Aufkleber gefällt mir richtig gut.
Mein Tipp: Nicht mit TKP abrechnen, kapieren einige Leute sowieso nicht. Wir haben Festpreise, z.b. 150 Euro für ein Advertorial pro Woche oder aber 300 Euro für ein Banner pro Monat. Wird gebucht und spült uns Geld in die Kasse. Weiterer Tipp: Für Vetanstaltungen keine Eintrittskarte kaufen, sondern als Journalist anmelden. Berichtende Journalisten erhalten in der Regel Freikarten. Spart Geld. Weiterhin viel Erfolg! Ach ja, unsere PIs bei einem Kulturportal liegen bei etwa 65.000 bis 75.000 Aufrufen pro Monat.
Sehr interessanter Artikel und spannende Einsichten in Deine Denkprozesse. Von unserer Seite aus eine kurze Hintergrundinfo: das Printmagazin hatten wir 2011 fünf Mal herausgebracht. Gebracht hat es, außer extrem viel Arbeit, nicht viel. Wir hatten nicht drauf gezahlt damit aber auch nicht im Aufwandsverhältnis verdient. Im Gegenzug hat es uns sehr vom eigentlichen Fokus einer lokalen Online-Zeitung abgelenkt.
Auch an Lesern hatte es keine signifikanten Zuwächse gebracht – da ist wohl der Gap zwischen On- und Offline doch zu groß und kaum einer geht aufgrund eines Printmagazins auf die Webseite. Was es evtl gebracht hatte, war Glaubwürdigkeit und Relevanz, weil viele Menschen mit „gedruckt“ vermutlich noch immer „Glaubwürdigkeit und Professionalität“ verbinden.
Inzwischen sind wir bei annähernd den gleichen Umsätzen wie 2011 mit dem Printmagazin und nähern uns wieder der 10.000er Marke – inzwischen aber rein online erwirtschaftet. Und zwar deswegen weil wir uns 100% auf online konzentrieren und ausschließlich lokale Werbepartner aufnehmen, die weder nach TKPs und PIs fragen. Denen geht es um Relevanz und die Präsenz auf der Seite über die in ihrem Lebensumfeld gesprochen wird.
Wir schließen daraus: die stetige Arbeit in einem Medium, mit dem man ein klares Alleinstellungsmerkmal hat, entscheidet über die Entwicklung der Stammleser und damit über die Relevanz bei den Werbepartnern. Vergiss die Reichweite erstmal. Viel wichtiger ist vermutlich, dass Du es hinbekommst, dass die „Entscheidenden“ über dich sprechen. Bürgermeister, Gemeinderäte, Einzelhandelsverbände, Schulen und Vereine.
Was mir noch aufgefallen ist: So, wie Du den Ismaninger beschreibst, ist er noch sehr schwankend, was die „Zuverlässigkeit“ gegenüber den Lesern angeht. Darin sehe ich zumindest einen sehr kritischen Knackpunkt. Klar reicht Dir die Zeit aktuell nicht, um täglich mehrere Artikel zu schreiben. Sinnvoll würde ich trotzdem halten, dass Du Verlässlichkeit den Lesern gegenüber aufbaust. Montag, Mittwoch, Freitag z.B. Das dann vielleicht sogar irgendwie klar erkennbar bezeichnet. Zumindest so, dass deine Leser wissen, wann es wieder neues gibt. Nur so wirst Du Dich dauerhaft zu einem Teil ihres Alltags machen – und darin steckt die Relevanz ;)
Feedback vom großen Vorbild ist wichtig. Auch die Information, dass das Print-Magazin nicht mehr gedruckt wird. Dann hatte ich aber http://www.spiegel.de/netzwelt/web/tegernseer-stimme-erfolgsmodell-lokalnachrichten-a-920226.html leicht missverstanden :)
Immerhin egalisiert es den Zwangsgedanken an ein Print-Magazin und meine Interpretation des Aufwands und Risikos waren somit richtig.
Der Bürgermeister, die Gemeinderäte, Funktionäre im Hauptamt und einige andere wichtige Personen kennen mich mittlerweile recht gut. Ich werde erkannt und erkenne auch sie allesamt (als Journalist eine unerlässlich wichtige Eigenschaft). Auch das Feedback ist dabei immer positiv, nicht selten fällt mal ein Satz wie „Ich mag Ihre Arbeit sehr gerne“ oder „Der Artikel war toll“. Daher bin ich in dieser Richtung durchaus zufrieden mit dem Erreichten.
In den letzten Wochen kam leider durch eine Woche Urlaub ein enormer Rückstand auf, sowohl im Hauptberuf als auch bei Ismaninger. Das führte zu einer starken Unregelmäßigkeit in typischen Artikeln, etwa den Ausblick auf die Gemeinderatssitzung, die Sonntagabend erscheinende Presseschau, usw. Das wird sich aber in den kommenden Zeit wieder einpendeln.
Hallo Mark,
erst einmal vielen Dank für den interessanten Einblick in das Betreiben eines solchen lokalen Stadtblogs. Ich spiele derzeit selbst mit dem Gedanken einen Stadtblog zu starten, denke aber, dass es gerade am Anfang zuviele Themen sind, welche mich erschlagen können. Hast du damals nur in einem Bereich „Politik“, „Sport“ oder „Alltag“ begonnen und die anderen Themen nach und nach aufgenommen oder wie ist das abgelaufen? Weiterhin würde mich interessieren ob das Layout deiner Seite speziell für diese entwickelt wurde oder ob es sich dabei um ein Theme handelt welches du nach deinen Bedürfnissen angepasst hast. Ansonsten wünsche ich dir die Kraft weiterzumachen und das sich der große Erfolg demnächst einstellt!
-Sebastian
Hallo Sebastian,
ich muss zugeben, dass ist eine weitere Baustelle. Die Rubriken entstanden beim Brainstorming, als ich über die möglichen Inhalte nachdachte. Schlussendlich stellte sich die Rubrizierung aber in gewissem Maße als Nonsense heraus und wird in den kommenden Wochen aufgelöst. Intern bleiben die Rubriken zwar erhalten, aber nicht mehr als prägnante Auswahl in der Navigation, nur noch als Unterpunkte. Die Themen-Navigation darunter in Form von „Hallenbad“ oder „FC Ismaning“ hat sich als deutlich wertvoller erwiesen, als die Rubrikennavigation.
Nur „Sport“ im Hauptmenü als Auswahl erhalten bleiben, weil ich im Hintergrund an der Sportergebnisdatenbank arbeite, die dann die Ergebnisse der verschiedenen Ismaninger Vereine übersichtlich zusammenfassen soll.
Das ursprüngliche Theme war Coraline (http://wordpress.org/themes/coraline). Es hatte ein paar interessante Features, ist aber an vielen Stellen schlecht programmiert. Das habe ich mittlerweile aber massiv nach meinen Bedürfnissen angepasst und entwickle es auch Stück um Stück weiter. Mir war ein eigenes Theme wichtig, weil ich damit kurzfristig neue Funktionen oder Verbesserungen umsetzen konnte. Was derzeit noch hinkt ist die mobile Darstellung.
Gruß Mark
Danke für deine Antwort Mark. Was mich interessieren würde ist der Anfang des Projektes, du beschreibst zwar das du Klinken putzen warst, überall Präsenz gezeigt hast, usw… aber wie sahen die Gedanken zu Beginn des Projektes aus? Womit hast du tatsächlich begonnen? Gab es eine Art Brainstormin oder hast du einfach drauf losgeschrieben?
Tatsächlich begonnen hatte ich mit der Recherche: Gibt es bereits ein hyperlokales Blog für Ismaning? Welche Tageszeitungen, lokalen Publikationen und Anzeigenblätter decken den Ort Ismaning ab und welche Themen werden darin behandelt? So hatte ich einen Überblick und konnte mir eine Nische definieren, die zu der Zeit-Süddeutsche-Tegernseer-Yogeshwar-Basis kumulierte.
Dann sicherte ich mir einen Domainnamen und setzte eine WordPress-Installation auf. Ich schrieb erstmal ein, zwei ganz simple Artikel und installierte verschiedene Themes, um diese In-the-wild zu testen. Daraus ergab sich: Coraline ist eine brauchbare Basis und diese habe ich dann angepasst.
Dann fing das Studium an: Alles Pubklikationen, die online veröffentlichen, als RSS-Feed abonnieren und ihnen bei Facebook und Twitter folgen. Damit verschaffte ich mir einen ersten Überblicke über Ismaning. Daraus gewann ich Veranstaltungsinformationen, Vereins- und Personennamen. Daraus entstand auch die Presseschau: Am Ende jeder Woche fasste ich in ein, zwei Sätzen zusammen, was die anderen online publizierten und verlinkte die Seiten.
Nächster Schritt: Aufnahme in die Presseverteiler der Gemeinde Ismaning und anderer Ismaninger Organisationen. Aber: Nur die Gemeinde und der TSV Ismaning haben tatsächlich einen Presseverteiler. Der Rest meldet sich dann ab und an mal selbstständig.
Dann besuchte ich Veranstaltungen, kündigte den Verantwortlichen meinen Besuch an und schilderte kurz, wer ich bin und was ich mache. So konnten sie sich auf meinen Besuch vorbereiten. Vor Ort löcherte ich sie mit meinen Fragen. Der Besuch der Gemeinderatssitzungen und der Bürgerversammlung wurde dann irgendwann Pflicht, nachdem ich die genauen Termine notiert hatte und im Rathaus mit der Pressesprecherin und dem Hauptamtsleiter ein Kennenlerntreffen hatte.
Reicht Dir das erstmal? Sonst kann ich es noch weiter ausführen … :)
Danke für diesen Einblick. Reicht mir erst einmal!
[…] inhaltlicher Akzeptanz bei den Nutzern vor Ort – und dem Dilemma, daraus trotzdem (noch) keinen wirklichen Profit schlagen zu können: “Ewig kann ich die Anzeigenpreise nicht senken, sonst verramsche ich das Produkt. Ich werde […]
Hallo allerseits,
wir betreiben als im Hauptberuf Medienforscher als „Labor“ und Freizeitvergnügen seit Februar 2010 die Website „porzerleben.de“ – in Köln nennen wir das „Veedelsblog“. Gut – Ansatz und Anspruch sind hier etwas anders – wir wollen, dass Vereine, Politik und Bürger sich auch selbst zu Wort melden.
Worum es mir geht: Reichweite ist tatsächlich nebensächlich. Wer Geld verdienen will, muss überzeugen oder auf Goodwill stoßen. Letzteres wecken „Immis“ (In Köln: Eingeborene) eher als Zugezogene. Für ersteres braucht es eines aufgeweckten Anzeigenvertreter. Und der muss weder die Angemessenheit der Werbepreise noch die Wirksamkeit der Werbefläche diskutieren, sondern letztlich überreden. So macht es Ihre Print-Konkurrenz doch auch. Kein Anzeigenblatt hat jemals individuell für sich selbst die Werbewirksamkeit belegt. Viele Geschäftsleute inserieren dort aus Gewöhnung.
Wie auch immer – als One-Man-Band werden Sie nicht weit kommen. Holen Sie sich (einheimische) Verstärkung fürs Marketing ins Team. Gibt es bei Ihnen evtl. Werbeagenturen bzw. Medienberatungen, die nicht für die Konkurrenz arbeiten? Hat ein freiberuflicher Vertreter (Versicherungen, was auch immer) Lust und Zeit, bei Ihnen mitzutun?
Viel Erfolg wünscht Ihnen
Andreas Vogel
Servus.
Also scheinen auch die Gedanken zur Akquise eines Anzeigenverkäufers richtig zu sein oder zumindest Unterstützung zu finden. Mir fiele sogar ein eventuell passender Kandidat ein. Idealerweise wäre das natürlich eine Person, die im Ort gut bekannt ist, oder?
Beste Grüße,
Mark Lubkowitz
Hallo Mark,
auf jeden Fall, hier ist Sympathie ganz entscheidend.
Wie ist denn das Thema Veranstaltungskalender in Ihrem Ort so? Mir scheint das bei Ihnen noch ausbaubar. In vielen Orten gibt es nur eine überschaubare Zahl von Veranstaltungsstätten, vielfach auch in privater Trägerschaft. Auch dies ist ein Ansatz für Anzeigen auf konkrete Events hin.
„Immis“ sind die Zugezogenen.
Dank für die Korrektur, Thomas, das habe ich verdreht.
Vielen Dank für die interessanten Einblicke im Beitrag und in den übrigen Kommentaren.
Mit meinem Blog http://vtaktuell.net verfolge ich zwar einen etwas anderen Ansatz, habe aber ähnliche Phänomene festgestellt, wenn auch eine Größenkategorie kleiner. Derzeit liege ich bei 15.000 bis 20.000 Pageloads im Monat. Ich beschäftige mich schwerpunktmäßig mit drei Gemeinden im westlichen Hessen, insgesamt knapp 25.000 Einwohner, dazu gelegentlich noch ein bisschen was aus der Kreisstadt. Allerdings handelt es sich eher um eine Zweitverwertung aus meiner regulär honorierten Arbeit als freier Lokaljournalist. Ich habe also keinen Anspruch auf flächendeckende Berichterstattung, wenn man einmal von den drei Kommunalparlamenten absieht, die ich als einziger Journalist betreue.
Die Anzeigeneinnahmen, in meinem Fall über adscale, da ich bei Google rausgeflogen bin, erreichen knapp zehn Euro im Monat. Allerdings hatte ich bisher auch noch keine größere Lust, mehr als ein Anzeigenfeld einzubauen. Vermutlich ließen sich mit einem oder zwei weiteren die Einnahmen noch ein wenig steigern.
Flattr habe ich wegen fehlender Nutzung ganz eingestellt. In einer urbaneren Umgebung mag Flattr allerdings interessant sein.
Gute Erfahrungen habe ich mit dem WordPress-Plugin „Donate Extra“ gemacht, das Benutzern eine frei wählbare Spende per Paypal ermöglicht. Das gibt es ja auch hier auf Lousy Pennies. Zwar sind bis jetzt in dem runden dreiviertel Jahr, in dem das Plugin bei mir läuft, nur rund 25 Euro eingegangen, aber das ist ein Vielfaches der Flattr-Einnahmen in zwei Jahren.
Von der aktiven Suche nach Werbekunden würde ich, zumindest für ein Einzelkämpfer-Projekt, in jedem Fall abraten. die geschilderten Erfahrungen bestärken mich auch in dieser Haltung. Mir persönlich ist die Zeit zu schade, die ich mit Akquise und technischer Einbindung von Anzeigen auf der Seite verschwenden würde und die dann nicht für journalistische Arbeit am Blog zur Verfügung stände. (Mal ganz zu schweigen von journalistischer Arbeit für etablierte Printformate, bei der ich den genannten TKP selbst bei kärglicher Bezahlung in einer Viertelstunde drin habe.)
Was ich mir vorstellen kann, sind klassische PR-Artikel, die ich dann klar als Werbung kennzeichnen und für 24 oder 48 Stunden an der Spitze des Blogs platzieren würde. Sie benötigen keinen zusätzlichen technischen Aufwand und werden einfach reingeschrieben. Den Preis könnte man danach staffeln, ob lediglich ein vorgefertigter Text des Anzeigenkunden veröffentlicht wird oder ob der Blogger den Beitrag selbst recherchiert und fotografiert. Dafür mache ich aber keine aktive Akquise. Zwei Mal bin ich bereits auf so etwas angesprochen worden, aber als ich den meiner Meinung nach angemessenen Preis genannt habe, ist das Interesse schnell wieder erloschen.
Was ich in den kommenden Monaten irgendwann versuchen werde (nach einer kleinen, demnächst anstehenden Grafik-Überarbeitung), ist Crowdfunding. Ich werde für eine exklusive Kreistags-Berichterstattung einen bestimmten Betrag festlegen, den ich gerne einsammeln würde und das dann über eine der bekannten Crowdfunding-Plattformen zu verwirklichen versuchen. Ob es funktioniert, weiß ich allerdings nicht.
Zu den gemachten Vorschlägen
E-Paper: Würde ich versuchen, aber mir nicht zu viel davon erhoffen. Vor allem wäre ich sehr vorsichtig damit, dafür exkulsive Geschichten zu recherchieren. Am Ende könntest du dann mit zehn Euro Einnahmen aus dem E-Paper-Verkauf und drei oder vier Stunden Arbeit an dem exklusiven Artikel dastehen. Nicht besonders attraktiv. Eher schon könnte ich mir ein E-Paper sozusagen als Dankeschön für eine Spende vorstellen. Du bietest das E-Paper zu einem kleinen Preis von ein, zwei Euro an. Dort sind aber keine exklusiven Sachen drin, sondern ohnehin im Blog veröfentlichte Texte und Fotos. Der Käufer würde das E-Paper dann als virtuelles „Dankeschön“ für eine Spende verstehen. Etwas ähnliches werde ich vielleicht mal zum Jahresende versuchen.
S-Bahn-Newswall: Ist erst mal eine erhebliche Investition. Macht der Bäcker das kostenfrei? Bekommst du die inhalte ohne Arbeitsaufwand optisch so aufbereitet, dass sie am Bildschirm für Vorbeigehende gut lesbar bleiben? Davon würde ich insgesamt abraten.
Schaufenster: Hört sich gut an. Ich würde auf jeden Fall noch die Mittagstisch-Karten von Restaurants dazu nehmen. Allerdings bezweifle ich, dass dafür Interesse aufkommt, wenn schon vorher niemand Anzeigen schalten wollte.
Kleinanziegen: Dafür sehe ich keinen Bedarf. Bei Ebay, Immoscout und wie sie alle heißen kann man ja auch relativ genau nach Standorten suchen, und da bekommen die Nutzer Zugang zu einem gewaltigen, bereits etablierten Markt.
Verwertung/Patenschaft: Hier sehe ich keinen echten Unterschied zum bereits vorhandenen Flattr-Button. Natürlich kann man den per Plugin relativ einfach an jeden Artikel anflanschen. Aber ob die Nutzung dadurch steigt? Das Abdruckrecht bringt auch relativ wenig. Lokal gibt es ja immer nur zwei bis fünf Medienakteure. Wenn man sich bei denen als freier Mitarbeiter andienen will, geht das direkt sicher besser als per „Selbstbedienungsladen“ im Blog.
Tut mir leid, dass das jetzt größtenteils ablehnend für deine Ideen ausfällt, aber imho sollte man solche Projekte sehr kritisch prüfen, bevor Arbeitszeit in sie hinein fließt.
Zusammenfassend: „Donate Extra“ installieren, E-Paper und vielleicht auch Crowdfunding vorsichtig ausprobieren. Vor allem aber: Nicht zu viel Aufwand in Projekte mit geringen Erfolgsaussichten stecken. Diese Lebenszeit ist für ein gutes Buch oder einen Ausflug mit der Familie besser investiert.
Ja, das ist wirklich durchaus ablehnend. Aber Pro und Contra müssen abgewogen werden, andere Sichtweisen sind wichtig, um nichts zu übersehen. Daher vielen Dank für den detaillierten Input.
Crowdfunding halte ich in gewissem Maße für sinnvoll, dabei müsste den Lesern aber immer das konkrete Ziel vorgestellt werden. Pauschal ein Lokalblog per Crowdfunding zu finanzieren geht garantiert schief, wohingegen das Angebot, bestimmte Themen auszurecherchieren, definitiv funktionieren kann. Wenn es soweit ist, würde ich mich über einen ausführlichen Erfahrungsbericht freuen :)
Die Option der Sponsored Posts gibt es. Sponsored Posts würden bei mir immer klar deklariert und markiert. Sponsored Posts müssen in meinen Augen den Leser immer einen Mehrwert bieten und dürfen nicht auf Selbstbeweihräucherung hinauslaufen. Statt „Wir sind toll, kommt zu uns“ wäre der Tenor dann „Das sind wir, das bieten wir und das bringt es Euch“. Entsprechend würde auch redaktionell von mir an solchen Beiträgen mitgearbeitet. Es gibt dafür sogar einen Interessenten. Das stünde aber erst im Februar 2014 bei ihm zur Debatte.
Da das Thema Adscale auftauchte: Es fehlt definitiv noch eine gute Übersicht – zumindest fand ich bisher nichts – der möglichen Alternativen und Ergänzungen zu Google Adsense. Namentlich fallen mir noch Populis, Plista und Contaxe ein. Mit Adsense, Adscale und Stilanzeigen ergäbe das immerhin schonmal sechs Anbieter, die man als Blogbetreiber einbinden kann.
Einen Crowdfunding-Erfahrungsbericht gebe ich gerne ab, dann vielleicht auch schon auf der hier projektierten Lokalblogger-Plattform.
Zu den großen Werbeanbietern: Einige verbieten, dass ihre Anzeige gemeinsam mit anderen auf einer Seite steht. Ich meine, mich an sowas bei Adsense erinnern zu können. Da sollte man äußerst vorsichtig sein und die AGB genau lesen. Wenn man bei Adsense einmal gesperrt ist, kommt man so leicht nicht mehr in das Programm zurück.
Mit Spannung habe ich den Artikel und die gesamten Kommentare gelesen … wow was für ein klasse Austausch.
Da eine Freundin von mir das gleiche Problem hat, hatte ich Ihr folgende Vorschläge:
Werbung für Unternehmen zu Festbetrag (Woche) und oben platzieren, dabei bedarf es aber Ausdauer.
Interviewreihe von Unternehmen, Geschäften, Restaurants vor Ort …. tolle Fotos dazu, persönlich und nah
Einbeziehung von Schulen, Kultur und Kunst … vor allen den Tipp mit der Schule hat Sie erweitert und mittlerweile schreiben 1 x Woche Schüler einen Beitrag auf Ihren Blog als Gastbeitrag, worauf wiederum die Firmen die für die Schule tätig sind nun Werbung bei Ihr buchen.
Also Daumen hoch und weiterhin viel Erfolg und Ausdauer.
LG sendet Daniela
Ein kleiner Tipp noch von mir: Gemeinsame Vermarktung von Lokalseiten – so wie es zum Beispiel die Kollegen bei Istlokal anstreben. Das vergrößert die Reichweite immens und macht die Seiten als Gesamtheit für große Anzeigenkunden deutlich interessanter.
Danke für den Artikel. Nicht nur wegen der Informationen und Denkansätze sondern vor allem für die wiederholte Erkenntnis, dass die Probleme mit den beschriebenen Projekten regional völlig unabhängig sind.
Ich erkenne, dass es scheinbar völlig egal ist, ob man im Süden oder im Norden, so wie wir, so ein Projekt anfängt umzusetzen.
Je länger ich diese unglaublich spannende Diskussion verfolge, umso mehr verfestigt sich ein Gedanke bei mir: Man müsste den Austausch unter allen Lokalbloggern noch deutlich verbessern. Im Moment habe ich den Eindruck, dass viele einfach loslegen (das ist ja auch gut), aber dabei oft auch viele Fehler machen, die andere woanders vielleicht schon gemacht haben. Warum sich nicht besser vernetzen und sich gegenseitig mit Know-how und Ideen unterstützen?
Die Idee ist gut und eine solche Plattform ist sicher hilfreich. Das sollte man nur sehr niedrigschwellig organisieren, also beispielsweise über eine Mailingliste oder ein klassisches Web-Forum. Für einen Verein, Verband oder eine Anzeigenakquise-Gemeinschaft gibt es imho keine ausreichende Grundlage.
Würde es Sinn machen, solch ein Forum auf Lousypennies.de einzurichten?
Ich würde mich da auf jeden Fall beteiligen. Zwar habe ich schon die eine oder andere derartige Plattform beobachtet, unter anderem als Xing-Gruppe oder als Unterkategorie der Mailingliste jonet, die nie wirklich aktiv geworden sind. Aber irgendwann muss ja mal die kritische Masse von Interessenten erreicht sein, um so etwas richtig ins Laufen zu bringen. Kommunikation und Austausch guter Ideen sind in jedem Fall sinnvoll, zumal bei Lokalbloggern aus verschiedenen Regionen eigentlich kein Konkurrenzproblem entstehen sollte.
Schön! Wir kauen mal auf der Idee rum – bzw. auf der technischen Umsetzung :-)
Bei der Tagung „Besser Online“ in Mainz gab es ja dieses Lokalblogger-Treffen, wo Kontaktdaten ausgetauscht wurden. Ich habe beim DJV angeregt, diese Basis auszubauen. Denn das Interesse an einer weiteren Vernetzung war vorhanden. Der DJV würde das gerne aufgreifen – wenngleich der Nachteil ist, dass es ein „parteiischer“ Verband ist. Bei Istlokal ist der Nachteil, dass sie vordergründig ihr System verkaufen wollen. Die kostenlose Netzwerk-Möglichkeit wird gar nicht angepriesen.
Leute, Leute, ich habe eine Idee! Lasst mich heute mal daran rumbasteln. Ich melde mich hier nochmal :)
Ich halte eine solche Plattform auch für sinnvoll. Mailinglisten verabscheue ich bereits seit ihrer Erfindung, weil man viel zu oft irrelevantes lesen muss. Ein Forum oder ein Buddypress-Installation würde ich als deutlich sinnvoller erachten. Ein Verein oder Verband sind sicherlich ebenfalls nicht nötig.
Also, meine Überlegungen sind schnell vorangeschritten.
MEIN ANGEBOT:
Ich habe mir die Domain Lokalblogger.de geschnappt und würde diese nutzen, um immer mal zu diesem Thema zu schreiben und positive Beispiele zu nehmen. Gastbeiträge willkommen!!!
Vor allem würde ich dort aber ein Forum einrichten, wo wir uns austauschen können, Hinweise und Tipps geben, Unterstützung leisten, vernetzen!
Das würde ich in den nächsten Tagen realisieren und mal alle Lokalblogger kontaktieren, die mir einfallen. Dann natürlich gerne weiterleiten. Das wäre eine Nischen-Seite mit einer Plattform, die von Lokalbloggern gemacht ist, keine kommerziellen Gedanken hat und nicht durch Verbandsarbeit geprägt ist. Wenn man weiterdenkt, könnte man sich sogar mal ein selbstorganisiertes Netzwerktreffen oder Barcamp vorstellen.
Ich hoffe, es stößt auf euer Interesse! Gestaltet mit, schreibt mir, liefert Ideen. Und Lousy Pennies wäre doch ein toller Kooperationspartner, oder? ;-)
Beste Grüße in die Runde!
Julian
Klar, da wären wir natürlich dabei!
Lieber Julian,
danke für die klaren Worte bezüglich der „Klickgeilheit“! Mich persönlich nerven Bildergalerien meistens, oder Inhalte, die dadurch in die Länge gezogen werden (Beispiel: Chip.de die „50 besten Windowstipps“, die man sich mühsam erklicken muss). Wollen wir tatsächlich so ein Lesegefühl transportieren? Das Ergebnis: Solche Beiträge ignoriere ich völlig, mir ist einfach die Zeit zu kostbar.
Mein Blog ist ja erst knapp über zwei Monate alt und ich merke schon jetzt, dass es auf die Inhalte ankommt. Ich dneke, es ist auch noch eine gewisse Aufklärungsarbeit bei Werbekunden die Relevanz eines Mediums in den Vordergrund zu stellen. Klicks sagen mir persönlich für sich alleine zu wenig aus.
Man muss ganz klar zwischen Galerien unterscheiden, die Klicks produzieren sollen, etwa „Die 50 besten Windows-Tipps“ und Galerien, die zusätzlich zu den Klicks auch einen Nutzwert bieten, etwa eine Galerie zu bestimmten Veranstaltungen.
Inhalte sollten immer im Vordergrund stehen und leicht zugänglich sein, man sollte das Medium Internet aber in seiner Vielfältigkeit auch nutzen. Print-Produkte sind bei Textlänge und Bildanzahl eingeschränkt. Im Internet kann man hingegen beliebig lange und große Bilderstrecken zusätzlich einbinden.
Wer einen Text in 50 Abschnitte aufteilt und den Leser zwingt, sich durch die 50 Bilder lange Galerie zu klicken, sieht nur den möglichen Profit und nicht den Leser im Vordergrund. Wer den Text komplett bereitstellt und die Galerie als Bonbon, bietet dem Leser einen Text, viele Bilder und kann nebenbei von zusätzlichen Pageimpression profitieren. Und dagegen ist schlussendlich nichts einzuweden. Selbstverständlich kann das Durchklicken der Bildergalerien auch noch optimiert werden, indem etwa nur alle fünf bis zehn Bilder die Seite neu geladen werden muss.
Ein konkretes Beispiel: Ich habe eine Galerie mit Fotos der Wiesn 2012 von einem befreundeten Fotografen online gestellt. Der Text reduziert sich auf wenige Zeilen, im Vordergrund stehen die Bilder. Die Galerie kommt bei den Lesern gut an, weil sie einen Mehrwert bietet.
Demnächst kommt noch eine Galerie von einer Fotosession auf einem heruntergekommenen Gutshof, der zur Ismaninger Geschichte gehört, dazu. Dabei sind einige spannende Fotos entstanden. Journalistisch spricht nichts dagegen, eine solche Galerie online zu stellen.
Die Grenze zwischen sinnvoll und Klickbettelei ist sehr, sehr fein, aber vorhanden.
Hallo. Erst einmal danke für den Beitrag, habe ihn mit großem Interesse gelesen und einiges wiedergefunden, das ich auch kenne, vor allem der Punkt mit: Wenn man mehrere Tage nichts berichtet braucht es etwas, bis die Nutzer wieder kommen.
ich betreibe in Hamburg Elbmelancholie.de – zum Glück nicht alleine, aber meine Mitstreiter sind größtenteils keine Journalisten und daher eher aus Freude dabei und investieren daher so viel Zeit, wie sie gerade haben/wollen, was bedeutet, dass mal mehr, mal weniger kommt. Das ist für jemanden der „klassisch“ daran geht, natürlich manchmal etwas schwierig ;) Hinzu kommt, dass sich das Produkt dadurch schwerer vermarkten lässt, als wenn alle mit gleichem Eifer mitziehen. Die andere Seite ist freilich: Autoren, Fotografen, etc. finden, die (zu Beginn) nur Zeit investieren, ohne Geld zurückzubekommen, ist nicht gerade einfach, weshalb es ja so viele One-Man-Shows gibt. Auch andere Lokalprojekte sind häufig zwar von mehreren Autoren betrieben, aber ein oder zwei Personen machen 80 Prozent der Arbeit.
Auch ich halte nichts von TKP, ich denke, Aufmerksamkeit und Relevanz sind die entscheidenden Kriterien. Und ich glaube, dass eine aktive Anzeigenaquise erst etwas bringt, wenn man nicht mehr erklären muss, wer man ist. Zu Beginn sollte die „Abteilung“ PR also eher in eigen PR Zeit investieren. Dazu zählen gute Auftritte in den sozialen Medien, Aufkleber, aber auch Real-Life-Präsens, ganz wichtig.
Zum Austausch: Ja, die Idee von Julian mit der eigenen Seite+Forum finde ich super. Wir in Hamburg haben bereits einen recht guten Austausch untereinander, was auch ein Tipp von mir wäre: Erst einmal in der Umgebung vernetzen, weil dort auch Zusammenarbeiten über Erfahrungsaustausch hinaus möglich sind. Außerdem sind, wie bereits beschrieben, die projekte zum Teil schwer zu vergleichen. Der Bezirk einer Großstadt vs. eine Reihe Kleinstädte auf dem Land – das sind ganz andere Herausforderungen und eine andere Mediensituation.
Was mir leider bei viel zu vielen Austauschen und auch beim DJV auffällt: Es kommen IMMER die gleichen Fragen: Welches CMS, etc. etc. Das dreht sich irgendwie im Kreis, das finde ich schade.
Andreas, ich gebe dir bei fast allem recht mit dem, was du schreibst. Auch die Vernetzung in der Umgebung ist sicherlich hilfreich. Aber Ismaning hat vielleicht die gleichen Probleme wie Weiterstadt, weil sie von der Größe ähnlich sind – obwohl 400 Kilometer (oder so) entfernt. Aber dem widersprichst du ja nicht.
Du schreibst: „ich glaube, dass eine aktive Anzeigenaquise erst etwas bringt, wenn man nicht mehr erklären muss, wer man ist“. Das sehe ich nicht so. Natürlich wäre das ideal. Aber wenn du dann erst anfängst, bist du und dein Blog schon tot. Ich mache weiterstadtnetz.de jetzt 18 Monate und schätze, dass 35 Prozent aller Weiterstädter damit vertraut sind und schonmal drauf geschaut haben – mal ganz realistisch gesehen. Überzeuge doch Unternehmer, die dein Produkt noch nicht kennen und es gleichzeitig bereuen, dass sie noch nicht draufgeschaut und es als Werbemittel genutzt haben :)
[…] Wie mühsam so eine Arbeit allerdings ist, wenn man den Blog alleine führt und wie schwer es ist damit Geld zu verdienen, erzählt er hier. […]
[…] Das kleine Netzwerktreffen bei der DJV-Tagung Besser Online in Mainz beim ZDF und letztendlich ein Artikel auf LousyPennies.de haben mich dazu veranlasst, die Initiative zu […]
Hier noch Beispiel, wie es im Rückblick vielleicht funktioniert hätte: http://www.b2bmd.de/hyperlokaler-journalismus/ – denke man braucht neben dem Journalisten auch einen Verkäufer. Beides in einer Person ist eher selten zu finden.
Interessantes Interview! Danke für den Tipp :-)
Hallo Herr Lubkowitz,
ein sehr guter Bericht über einen Einzelkämpfer. Hut ab für die investierte Zeit und die gut recherchierten Texte. Ich kann den Spagat zwischen Journalist und Anzeigenverkäufer nachvollziehen, habe etliche Jahre dies mit einem Literaturmagazin durchexerziert.
Bundle-Preise für Kampagnen würden sich eher rechnen, da stimme ich meinen Vorkommentatoren zu. Es ist immer ein Klinkenputzen. Das ist als One-Man-Show nicht oder nur kaum zu bewältigen. Man muss an den Kunden dranbleiben, neue finden, Artikel recherchieren, aufbereiten, einstellen, Marketing, Besucherzahlen auswerten etc.
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass es vorangeht.
Schade, das Projekt ist gescheitert.
http://www.ismaninger.de/2013/11/ismaninger-online-ist-gescheitert/
Liebe Kollegen,
schade, dass der Ismaninger (zunächst) nicht fortgeführt wird. Ein wesentliches Problem beim Verkauf von Werbung ist mit zwei Zitaten aus Mark Lubkowitz´ Post und den Kommentaren auf den Punkt zu bringen:
Zitat 1) „Für ersteres braucht es eines aufgeweckten Anzeigenvertreter. Und der muss weder die Angemessenheit der Werbepreise noch die Wirksamkeit der Werbefläche diskutieren, sondern letztlich überreden.“ Zitat 2) „Ich biedere mich immer wieder bei Anzeigenkunden an, das Interesse ist aber gering bis gar nicht vorhanden.“
Verkaufen wird mit „überreden“ und „anbiedern“ gleich- bzw. herabgesetzt. Ein „überredeter“ Kunde wird bereuen und andere Kunden mit seinem Missmut anstecken. „Anbiedern“ führt dazu, dass die Gesprächspartner nicht auf Augenhöhe agieren, was redaktionell und vertrieblich zur Katastrophe führen wird.
Verkaufen läuft über Argumente. Kunden wollen und müssen wissen, was sie davon haben, ihr Geld in Werbung in diesem konkreten Medienprodukt zu investieren. Das Medienangebot wird immer größer, die Etats aber wachsen nur selten. Produktbeschreibung, Zielgruppenanalyse, Reichweite, Preis und Relevanz des Angebots für seine eigenen Ziele: viel mehr braucht ein Kunde in einem guten Verkaufsgespräch nicht. Mit Charme allein läuft nur noch in Ausnahmefällen etwas.
Werbung zu verkaufen heißt nicht, Pixel oder (im Printgeschäft) Millimeter zu verkaufen. Unsere Leistung besteht nicht darin, hübsche Banner ins Internet zu bringen oder Papier zu bedrucken. Wir verkaufen dem Kunden die Chance, über unser Produkt Menschen zu erreichen, die er als Zielgruppe für sein eigenes Business (an)erkennt. Nicht mehr und nicht weniger. Was er aus dieser Chance macht, ist seine Sache. Der Kunde hat ja das gleiche Problem wie wir: er will etwas verkaufen und wir helfen ihm dabei.
Das Verständnis für die Grundlagen des Verkaufs ist nur der Anfang, aber ohne wird es schwierig. Wer möchte, kann hier noch etwas darüber nachlesen: http://elektrischlesen.de/5-regeln-fuer-den-erfolgreichen-verkauf-von-werbung/.
Herzliche Grüße, Stephan Mallik
Guten Morgen Allerseits und hallo Herr Mallik!
Die Aussage es gehe letzlich ums Überreden stammt von mir und ich stehe dazu – zumindest was sublokale und lokale Werbung betrifft.
„Ein „überredeter“ Kunde wird bereuen und andere Kunden mit seinem Missmut anstecken.“ – Das ist falsch. Denn diese Kunden, die wir brauchen, arbeiten selber weitgehend auf der Beziehungsebene mit ihren Kunden. Rein ökonomisch betrachtet sind sie schon lange nicht mehr konkurrenzfähig gegenüber Online-Angeboten, Discountern und Biligheimern.
“ Produktbeschreibung, Zielgruppenanalyse, Reichweite, Preis und Relevanz des Angebots für seine eigenen Ziele: viel mehr braucht ein Kunde in einem guten Verkaufsgespräch nicht.“ – Schon wieder falsch. Die lokalen und sublokalen Werbetreibenden, die für uns infrage kommen, wissen hiermit nichts anzufangen und diese Aspekte auch nicht zu beurteilen. Warum sonst sind die Mediaunterlagen der Anzeigenblätter denn so inhaltsleer – fachmännisch betrachtet? Die haben weder Ergebnisse von Leserbefragungen noch regionale Reichweitenzahlen noch Wirkungsstudien für Anzeigen im Blatt. Und vekaufen dennoch ausgezeichnet. Weil die Kunden glauben, dass ihre Anzeige dort wirkt. Oder krasser – weil sie meinen, gar keine Alternativen zu haben. Und vor allem – weil diese Anzeigenkunden keine Mediafachleute sind – und auch gar nicht den Ehrgeiz haben, es werden zu wollen.
Warum melden sich immer mehr Stadtmagazine von der IVW ab? Weil ihre Anzeigenkunden noch nicht mal den Wert der geprüften verbreiteten Auflage einschätzen können.
Überreden trifft es also sehr wohl – persuasive Kommunikation ist das Fachwort und kling etwas netter.
Beste Grüße von porzerleben.de und aus der langjährigen wiss. Beschäftigung mit regionaler Publizistik.
Andreas Vogel