DroidBoy über sein journalistisches Startup: „Ich will eine relevante Informationsquelle sein“
0Wie verdienen wir künftig unser Geld? LousyPennies-Gastautor Benjamin O’Daniel hat den Journalisten und Blogger „DroidBoy“ befragt, der es mit der Kalender-Plattform „Nerdhub“ versucht.
Was für mich das Besondere an LousyPennies ausmacht? Dass wir hier zum einen mit interessanten Journalisten sprechen dürfen, die auf dem Weg zum eigenen Internet-Erfolg schon ein bisschen weiter sind – und dass sich immer wieder tolle Gastautoren bereit erklären, uns durch eigene Beiträge (kostenlos) zu unterstützen.
Journalist und Blogger Benjamin O’Daniel, der sonst für Medien wie den Journalist schreibt und ein tolles Medienblog betreibt, kombiniert nun beides: In einem Gastbeitrag für LousyPennies interviewt er den Journalisten und Blogger „Droid Boy“ zu dessen Plänen für eine hoffentlich ertragreiche Zukunft mit seinem journalistischen Startup. Karsten
Ab hier nun der Beitrag von Benjamin O’Daniel:
„Ich möchte keinen Müll schreiben“
Eigentlich kennen die meisten Menschen Thomas Riedel nur unter seinem digitalen Alter Ego „Droid Boy“. Thomas ist freier Journalist, Podcaster, Blogger und fest in der Kölner Netzszene verankert. Seit November 2012 baut er „NERDHUB“ auf, eine Kalender-Plattform, auf der Termine der lokalen Netzszene aggregiert werden – kombiniert mit einem schicken Newsletter und regelmäßigen Podcasts. Spätestens im nächsten Jahr will er damit mehr als nur Lousy Pennies verdienen.
Hallo Thomas, ich freue mich immer, wenn jeden Freitag dein Newsletter reinflattert. Verdienst du mit deiner Kalender-Plattform auch schon Geld?
Nein, im Moment verdiene ich damit noch kein Geld. Ich arbeite vor allem daran, Nerdhub aufzubauen und bekannt zu machen. Mittlerweile habe ich rund 500 Newsletter-Abonnenten. Vor einigen Wochen habe ich einen ersten Ableger in Berlin gestartet. Bis Ende des Jahres möchte ich in drei Städten in Deutschland vertreten sein und 2.000 bis 3.000 Abonnenten haben.
Das klingt ja sehr ambitioniert. Aber womit verdienst du dann Geld, um deine Miete zu bezahlen?
„Ich werde regelmäßig gebucht für Auftragsarbeiten“Über Nerdhub und meine Podcasts habe ich mir viel Fachwissen angeeignet und zahlreiche Kontakte aufgebaut. Ich werde regelmäßig gebucht für Auftragsarbeiten, zum Beispiel, wenn jemand möchte, dass ich ihn in Internetfragen berate oder von Veranstaltungen live berichte. Außerdem schreibe ich ganz klassisch Artikel für Zeitungen und Magazine. Davon kann ich mittlerweile leben.In der Anfangsphase wurde ich von „Startplatz“ finanziell unterstützt, einem Kölner Inkubator für Startups. Während dieser Zeit konnte ich Vollzeit Nerdhub aufbauen, was eine große Hilfe war.
Und wie viel Arbeitszeit steckst du in deine Kalender-Plattform?
„Ich arbeite eigentlich immer für Nerdhub“Ich arbeite eigentlich immer für Nerdhub. Man überlegt ständig, was man besser machen könnte und wie man das Projekt weiterentwickeln kann. Dazwischen erledige ich meine Auftragsarbeiten, mit denen ich Geld verdiene. Aber Nerdhub ist mein Baby, um das ich mich immer kümmere, wenn ich Zeit habe. Wäre ich ein normal festangestellter Journalist, hätte ich überhaupt keine Ressourcen, ein solches Projekt zu entwickeln.Ist Nerdhub auch deine „Marke“, mit der du bekannt bist?
Nein, meine eigentliche Marke ist Droid Boy, und Nerdhub ist ein Produkt von Droid Boy. Der Name ist entstanden, weil ich vor Jahren einmal einen Android-Blog starten wollte. Aber dann wurde es mir zu langweilig, immer nur über die neuesten Android-Handys zu schreiben und ich habe mich immer mehr der Netzszene zugewandt. Unter anderem habe ich in einen öffentlichen Google-Kalender immer die aktuellen Netz-Termine aus Köln eingetragen.
Irgendwann auf einer Veranstaltung hat mich jemand angesprochen: „Du bist doch der Typ mit dem coolen Kalender!“ Das war ein Schlüsselmoment, in dem mir klar wurde, dass ich eine inhaltliche Lücke fülle, um die sich niemand kümmert.
Die Netzszene in Köln ist ja sehr lebendig. Es gibt zahlreiche Online-Agenturen, Internetunternehmen und natürlich Veranstaltungen wie die dmexco oder die Gamescom. Solche Veranstalter wären doch perfekte Anzeigenkunden für Nerdhub oder nicht?
Dazu raten mir zwar alle, aber das ist definitiv nicht mein Weg! Meine journalistische Arbeit besteht darin, interessante Veranstaltungen herauszupicken und vorzustellen. Ich möchte nicht am Ende zehn Veranstaltungen ankündigen, die ich langweilig und überteuert finde, für die ich aber bezahlt worden bin. Dann würde ich mein journalistisches Produkt aushöhlen und zerstören.
Ich will keine Werbeschleuder sein, sondern eine relevante Informationsquelle. Ich bin allerdings offen für Anzeigenkunden aus Bereichen, die für die Netzszene relevant sind – zum Beispiel aus dem Technologiesektor. Aber es ist nicht so einfach wie man es sich vorstellt.
Was sind deine größten Probleme bei der Anzeigenakquise?
„Der Werbemarkt im Internet ist einfach kaputt“Der Werbemarkt im Internet ist einfach kaputt. Alles geht über die Klickzahlen. Wer Banner anbietet, muss massenhaft Klicks produzieren. Und um massenhaft Klicks zu produzieren muss man möglichst viel Müll schreiben. Das will ich aber nicht. Kleine Anbieter wie Nerdhub aber auch Blogs haben es schwer, weil sie nicht groß genug sind und damit nicht relevant genug für den Massenmarkt. Ich habe schon mit mehreren Anzeigenprofis gesprochen. Die sagen allesamt: „So etwas kann ich nicht verkaufen“.Also konzentriere ich mich darauf, dass Nerdhub erst einmal wächst. Mittelfristig kann ich mir gut vorstellen, mit einem festen Sponsor oder Partner längerfristig zusammenzuarbeiten, der dann in allen regionalen Newslettern steht.
Wie sind deine Pläne für die nächsten drei Jahre?
„Ende 2015 wollen wir in den ersten englischsprachigen Metropolen beginnen“Bis Ende dieses Jahres soll Nerdhub in drei Städten vertreten sein, bis Ende 2014 dann deutschlandweit in den zehn größten Städten. Dafür benötige ich natürlich einen größeren Anzeigenkunden und ein kleines Redaktionsteam. Ende 2015 wollen wir dann in den ersten englischsprachigen Metropolen beginnen.Das klingt jetzt natürlich nach einem krassen Plan. Aber Pläne sollen ja auch anspruchsvoll sein. Und das Newsletter-System und die Abläufe stehen ja.
Viel Erfolg und vielen Dank für das Interview!
LousyPennies-Gastautor Benjamin O’Daniel
…schreibt darüber, wie die Digitalisierung Berufswelt und Medien verändert. Bietet redaktionelle Entwicklung und Betreuung von Online-Auftritten an. Seine persönliche Webseite und Blog findet Ihr hier. Er twittert unter www.twitter.com/benodaniel.