Karin Hertzer: Eine Gesundheits-Journalistin spricht über ihre Online-Strategie
4Ihr Thema ist das Frieren und Schwitzen. Dabei geht die Journalistin in und um das Internet so professionell und strategisch vor, dass sicher jeder etwas von ihr lernen kann.
Karin Hertzer ist eine echte Macherin. Das zeigt sie gerade wieder im Internet: Seit Dezember 2012 ist sie mit ihrer neuen Seite Warm-up & Cool down online – und selten habe ich eine freie Journalistin erlebt, die dabei zielstrebiger ans Werk geht als Karin: Sie hat eine super professionelle WordPress-Seite, Visiten- und Akquise-Karten, Giveaways, Briefpapier und eine selbst produzierte Broschüre.
Alles dreht sich um das Thema, auf das sie sich spezialisiert hat und zu dem sie schon drei Bücher veröffentlicht hat: das Frieren. Für ihren Blog hat sie jetzt noch das Thema Schwitzen hinzugenommen, damit sie rund ums Jahr berichten und Tipps geben kann.
Wir haben uns kennengelernt, als Karin eine Veranstaltung zum Thema “Warum lohnt sich das Bloggen?” für den Journalistinnenbund und die Bücherfrauen in München moderierte und mich dafür als Podiumsgast einlud.
Danach wollte ich unbedingt mehr erfahren und habe Karin deshalb interviewt…
„Wenn ich für meinen Blog schreibe, flutscht es ganz anders“
Hallo Karin, sag mal, darf ich eigentlich unseren Lesern Dein Alter verraten?
Naja, sagen wir es mal so: Ich habe studiert, ein Referendariat und ein Volontariat gemacht und bin seit 26 Jahren berufstätig. Aber warum ist das so wichtig?
Ganz einfach: Weil ich immer wieder von Kollegen und Kolleginnen Sätze höre wie „Ach, für das Internet bin ich doch schon viel zu alt. Da verstehe ich doch nichts davon.“ Und das sagen auch Kollegen, die noch ein Stück jünger sind…
„Wenn Du eine Idee hast, dann nimm es doch selbst in die Hand.“…ach, das ist so typisch Deutsch. Ich habe als junge Lehrerin zwei Jahre in den USA gelebt und dabei etwas von den Amerikanern gelernt, was mir bis heute hilft: “Wenn du eine Idee hast und es gibt das Projekt noch nicht so, wie du es dir vorstellst, dann nimm es doch selbst in die Hand.“ Genauso war es auch mit Warm-up & Cool-down.Na ja, nachdem ich mir deinen Web-Auftritt und die vielen Info-Materialien angesehen habe, sieht das für mich aber nicht nach einem Impulsprojekt aus. Das wirkt hochprofessionell.
Das soll es ja auch. Zum einen macht mir das ganze Marketing drumherum richtig Spaß, zum anderen trete ich als Firma viel professioneller auf, wenn ich eine gute Webseite und dazu passendes Briefpapier, eine schöne Mailvorlage, Info-Broschüren und Visitenkarten habe. Dann kommen auch die Firmen ganz anders auf mich zu.
Warum sollen die Firmen auf Dich zukommen?
Das ist mein Geschäftsmodell. Ich möchte mit meiner Webseite Firmen auf mich aufmerksam machen, die sich auf Produkte und Dienstleistungen rund ums Frieren und Schwitzen spezialisiert haben.
Bei meinen Recherchen habe ich in meinem Themenbereich mehr als 100 Firmen gefunden. In den Katalogen, auf der Firmen-Webseite und in der Pressearbeit setzen viele nur auf ihre Produkte, aber kaum auf das Wohlfühlen bei Kälte und Hitze – und im Social Media Bereich könnten sich die meisten Firmen auch noch viel breiter aufstellen.
Und wie verdienst Du dann Dein Geld?
Mit der Beratung von Firmen, mit Texten für Webseiten, Flyer, Broschüren, mit Marketing, Pressearbeit, Online-PR und mit Events.
Events?
Ja, das ist meine Spezialität. Aktuell veranstalte ich einen Chili-Anbauwettbewerb. Dafür habe ich nicht nur 30 Teilnehmer unter meinen Leseren und mit Alexander Hicks und Kati Bülow zwei Chili-Coaches gewonnen, sondern auch 23 Firmen, die Preise gesponsert haben. Das läuft alles wunderbar an und würde auch in größerem Rahmen auf Firmen-Websites funktionieren.
Jetzt kommt die Killer-Frage, die ich selbst auch immer wieder von Kollegen höre: Bist Du eigentlich noch Journalistin?
„Meines Wissens bin ich die einzige Gesundheitsjournalistin in Deutschland, die sich auf das Thema Frieren und Schwitzen spezialisiert hat.“ Ja natürlich, ich schreibe regelmäßig Texte für Print- und Onlinemedien und Agenturen, moderiere, übernehme die Text- und Pressearbeit für Ärzte und Therapeuten, arbeite als externe Pressefrau für eine Münchner Klinik und habe zwölf Bücher veröffentlicht.Dieses Spektrum finde ich spannend und als Selbständige notwendig, um auf die Angebote des Markts flexibel reagieren zu können. Hinzu kommt nun noch meine persönlichen Nische: Meines Wissens bin ich nämlich die einzige Gesundheitsjournalistin in Deutschland, die sich auf die Themen Frieren und Schwitzen spezialisiert hat.
Warum ist das so ein spannendes Thema?
Weil wir alle das kennen. Wenn ich zum Beispiel den ganzen Tag ruhig an meinem Schreibtisch sitze, dann kühle ich aus, weil mein Kreislauf in den Keller geht. Dann möchte ich wissen, wie ich es vermeiden kann, kalte Füße zu bekommen. Im Sommer und bei großem Stress schwitzen wir, da brauchen wir Tipps, wie wir uns abkühlen können.
Über das Thema Frieren habe ich in den vergangenen Jahren drei Bücher bei drei Verlagen veröffentlicht und viel Pressearbeit dazu gemacht. Das Thema Schwitzen kam erst später hinzu. Beides zusammen ist ein riesiges Themenfeld rund ums Wohlfühlen, um Wellness, die Psyche, Chilis, energieeffizientes Bauen, Heizen, Sanieren und um das Wetter..
Warum hast Du jetzt den Schritt ins Internet gemacht?
Nun ich twittere schon seit drei Jahren, bin auch auf Facebook und Google+ unterwegs, habe eine Webseite für meine Angebote als Gesundheitsjournalistin und hatte bisher auch die Seite Bibber-di-bibber.de rund ums Frieren.
Mit dem Umzug auf Warm-up&Cool-down erweitere ich mein Spektrum, das mit meinen Buchveröffentlichungen und Fachartikeln in den letzten fünf Jahren organisch gewachsen ist, und baue mir damit ein zweites, berufliches Standbein auf.
Mir ist natürlich klar, dass das nicht von heute auf morgen funktionieren wird – und damit es von Anfang an professionell ist, habe ich auch Geld für das Design und mein Marketing in die Hand genommen.
Du hast jetzt auch gerade die Google+ Gruppe „Profi-Blogger“ gegründet. Warum?
Weil ich finde, dass noch viel mehr Kolleginnen und Kollegen den Schritt ins Internet gehen sollten. Ich wollte eine neue Plattform schaffen, auf der wir uns austauschen können. Journalisten und Blogger sind herzlich eingeladen, sich dort einzubringen.
Wie misst Du deinen Erfolg?
„Die vielen Besucher und ihre Kommentare zeigen mir, dass meine Seite angenommen wird.“Im ersten Schritt über meine Webseite. Im April hatte ich 5422 Besuche auf meiner Seite. Außerdem habe ich nun schon 150 Kommentare inklusive Antworten. Das zeigt mir, dass mein Blog angenommen wird. Bis sich der Erfolg auch in Geld messen lassen wird, vergeht sicher noch ein bisschen Zeit.Und bis dahin…
…freue ich mich jeden Tag über alles, was ich rund um mein Thema entdecke und verwirklichen kann. Wenn ich für den Blog schreibe – inzwischen nun schon rund 60 Texte –, kann ich frei entscheiden, in welcher Reihenfolge ich die Themen angehe und welche Schwerpunkte ich setze.
Du gehst ja sehr strategisch vor. Was sind denn die nächsten Punkte in Deiner Planung?
Kooperationspartner wie den Energie-Blogger Andreas Kühl und meine Chili-Coaches habe ich ja schon. Es macht unglaublich viel Spaß, das Projekt mit ihnen zusammen voranzubringen. Zukünftig würde ich den Blog aber gern zu zweit machen, weil ich allein nicht mehr alles schaffen kann, was ich mir vorgenommen habe.
Und wie sieht es mit den Lousy Pennies aus?
„Es wäre schön, einen Sponsor zu finden, der bereit ist, das Blog zu finanzieren.“ Da wäre es natürlich schön, einen Sponsor zu finden, der bereit ist, den Blog zu finanzieren. Eventuell auch mehrere Werbepartner für die künftigen Events. Da bin ich bereits in der Akquise, freue mich aber natürlich sehr, wenn mich jemand weiter empfiehlt.Liebe Karin, das werden wir sicher tun. Viel Erfolg noch mit Deinem Projekt!
[…] Eine Gesundheits-Journalistin verrät uns ihre Online-Strategie, lousypennies.de, 8.5.2013 […]
Tolles Interview! Das zeigt wieder mal wie bunt die Welt ist und dass es immer spannende Themen gibt!
Warum vermarkten Blog-Autoren ihre Seiten eigentlich so selten mit Werbung? Warmup-Cooldown hat ja dafür viele Themen anzubieten? Oder sind die Blogvermarkter z wenig spezialisiert und hauen auf die Sites druff was geht?
Für das Internet ist man nie zu alt. Das beste Beispiel ist mein Opa, der 73 Jahre alt ist. Mit 70 Jahren kaufte er sich einen Computer, nun „googelt“ er Gesundheitstipps, Reiseziele uvm.