Der erste Krautreporter erzählt: Taiwanreporter Klaus Bardenhagen
5Klaus Bardenhagen hat es geschafft. Der 36-jährige Taiwanreporter ist der erste Journalist, der auf Krautreporter.de ein Projekt verwirklichen konnte. Insgesamt 2445 Euro kamen durch Crowdsourcing zusammen – was heißt, dass 60 Unterstützer zwischen 10 und 500 Euro spendeten. Damit kann er nun sein Buchprojekt „Formosa! Das ist Taiwan“ starten.
Kurz nach dem erfolgreichen Crowdsourcing-Abschluss haben wir ein Interview führen können.
„Für erfolgreiches Crowdsourcing muss man eine ordentliche Gegenleistung bieten“
Hallo Klaus, herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Projekt! Wie bist Du denn darauf gekommen, Dein Buch per Crowdfunding auf Krautreporter zu finanzieren?
Nun ja, ich hatte ja schon zwei Bücher auf der Selfpublishing-Plattform Blurb veröffentlicht (Hier sein Gastbeitrag auf Medialdigital.de darüber) und wollte das wieder machen. Nachdem sich aber mein letztes englisch-chinesisches Buch „Taiwan: Snapshots of Democracy in Action“ nicht so gut verkauft hat, habe ich mir die Frage gestellt: „Was ist, wenn das keiner will?“
Also hast Du quasi die Crowd gefragt…
Ja. Denn durch das erfolgreiche Projekt weiß ich nun, dass es einen Markt gibt. Ich weiß jetzt, das es Leute gibt, die ein ernsthaftes Interesse an meinem Buch haben und es gedruckt sehen möchten. Das ist ein tolles Gefühl.
Du bist nun sogar der Erste, der es geschafft hat. War das Strategie, ganz früh auf Krautreporter loszulegen?
Nun ja, ich dachte mir, je früher ich dabei bin, umso größer ist die Aufmerksamkeit. Ich habe dann auch schon in der Beta-Phase per E-Mail und Skype direkten Kontakt mit Sebastian Esser aufgenommen, dem Gründer von Krautreporter. Das war eine gute Zusammenarbeit, bei der wir zum Beispiel auch einige kleine Optimierungen an Krautreporter vornehmen konnten.
Ein anderer „Early Bird“, Julian Heck, ist ja leider gescheitert, er fand nicht genug Spender für sein Projekt. Was war Dein Erfolgsgeheimnis?
Ich glaube nicht, dass man das mit dem Projekt von Julian direkt vergleichen kann, aber ich habe schnell gelernt, dass man sich sehr genaue Gedanken machen muss. Ich glaube, dass man den Leuten auch für den Mindestbeitrag von „nur“ 10 Euro schon eine ordentliche Gegenleistung bieten muss.
Was waren Deine Gegenleistungen?
Für 10 Euro gab es etwa meine beiden bisherigen Bücher und das neue Buch als E-Book und PDF-Datei. Die 25-Euro-Spender erhalten zusätzlich das frisch gedruckte Buch frei Haus geliefert. Je höher die Spende wurde, umso wertiger wurde die Gegenleistung – bis zu der Rückseite des Buches als ganzseitige Anzeige für 500 Euro. Tatsächlich fiel mir die Idee mit der Anzeigen-Vermarktung an Geschäftsleute erst in letzter Minute ein, das hat aber das ganze Projekt in die Gewinnzone gebracht. Geschäftsleute können das ja eventuell noch als Betriebsausgaben absetzen.
Das heißt, es hat also jemand die 500 Euro gespendet?
Ja, ein taiwanesischer Geschäftsmann, der in Deutschland lebt. Und ein anderer 300 Euro für eine halbseitige Anzeige im Inneren des Buches. Diese beiden Spenden haben das Buch über die Grenze von 2000 Euro gehoben.
Netzwerken und viele Zielgruppen ansprechen
Gibt es noch andere Erfolgsgeheimnisse?
Du musst sehr gut netzwerken und möglichst viele Zielgruppen ansprechen.
Wen hast Du zum Beispiel angesprochen?
Natürlich alle meine Facebook-Fans/Freunde, Twitter-Follower, Kollegen und Freunde – aber auch alle anderen relevanten Multiplikatoren. Ich habe es zum Beispiel in den Newsletter des Konsulats von Taiwan geschafft.
Wer hat gespendet?
Von den Unterstützern kenn ich etwa ein Drittel persönlich und von einem weiteren Drittel weiß ich, dass es mir auf Facebook folgt. Aber etwa ein Drittel der Namen auf der Liste sagen mir gar nichts.
Was außer freundschaftlicher Verbundenheit hat diese Menschen dazu bewegt, für Dein Buchprojekt zu spenden?
Ich glaube, dass viele in Deutschland lebende Taiwanesen und deutsche Taiwan-Freunde unzufrieden damit sind, dass in Deutschland nur sehr wenig über Taiwan bekannt ist. Es gibt nämlich nur sehr wenige Informationen und zum Beispiel nur zwei Reiseführer. Durch die Schönwetter-Politik zwischen China und Taiwan ist Taiwan seit 2008 auch kaum mehr in den deutschen Medien präsent. Die berichten meist nur, wenn es eine Krise gibt, wir kennen das ja als Medienmacher.
„Mitte April möchte ich fertig sein“
Und wie geht es jetzt weiter mit Deinem Buch?
Ich werde es wieder über Blurb publizieren – und zwar schnell. Ich bin derzeit in Deutschland und möchte die fertig gedruckten Bücher noch persönlich einpacken und an die Spender schicken, bevor ich wieder zurück nach Taiwan fliege. Ich sitze gerade an den Texten und an den passenden Fotos und möchte bis Mitte April fertig sein.
Und dann hat sich die ganze Arbeit gelohnt?
Sicher nicht finanziell. Von 2445 Euro abzüglich 5 Prozent Provision an Krautreporter werde ich nicht reich. Vor allem muss ich davon ja noch alle Exemplare für die Unterstützer aus eigener Tasche bezahlen und verschicken. Ich mach das ja nicht, weil ich davon abhänge. Aber ich weiß schon jetzt, wo das Buch noch gar nicht gedruckt ist, dass ich es verkauft habe und Leser finde, die sich darüber freuen. Das ist doch toll.
Was ist Deine LousyPennies-Strategie? Willst Du bald von Büchern oder digitalen Medien leben können?
Die Reise geht auf alle Fälle dahin. Aber weder mit meinen Büchern noch mit meiner Webseite, Facebook oder Twitter verdiene ich aktuell mehr als ein paar Lousy Pennies, auch wenn ich natürlich verschiedene Monetarisierungswege wie etwa Flattr oder Adsense ausprobiere. Ich bin wie die meisten Journalisten auf längere Sicht noch auf die klassischen Medien angewiesen, für die ich ja auch sehr gerne arbeite. Ich glaube aber auch, dass man gar nicht früh genug in den digitalen Medien starten kann. Wie gut das funktionieren kann, zeigt zum Beispiel der Tech-Blogger Sascha Pallenberg, der wie ich aus Taiwan berichtet und seine Nische gefunden hat, mit der er richtig gutes Geld verdient. Mit Sascha als VJ habe ich bereits mehrere Fernsehbeiträge fürs ZDF gedreht. Für mich bleibt es noch lange eine Mischkalkulation, bei der die klassischen Medien überwiegen.
Lieber Klaus, herzlichen Dank für das Gespräch!
Über Klaus Bardenhagen
Klaus Bardenhagen (36) hat ein Hörfunk- und TV-Volontariat beim NDR absolviert. 2008 kam er für ein dreimonatiges Stipendium erstmals nach Taiwan, 2009 entschied er sich, als freier Journalist auf die Insel zu gehen. Aus Taipeh berichtet er hauptsächlich für Sender wie den Deutschlandfunk und die Deutsche Welle, schreibt aber auch für Zeitungen. Auf seiner Facebook-Seite folgen ihm fast 3000 Menschen, viele aus Taiwan, den USA und auch aus Deutschland. Auf Twitter hat er 1400 Follower. Auf www.taiwanreporter.de stehen seine Arbeitsproben und auf www.intaiwan.de bloggt er über seine Erlebnisse.
Das Bewerbungsvideo von Klaus für Krautreporter:
Formosa! Das ist Taiwan (Buchprojekt) from taiwanreporter on Vimeo.
[…] Crowdfunding haben wir bei LousyPennies bereits geschrieben. Noch erfolgreicher als Taiwanreporter Klaus Bardenhagen bei Krautreporter war SZ-Mann Dirk von […]
Freut mich für dich, dass du deinen Buchtraum verwirklichen kannst. Leider sind solche „Erfolgsstorys“ eher die Ausnahme, wobei Erfolg natürlich auch relativ ist. Wenn jedoch jeder sein Buch über Crowdfounding finanzieren will, sinkt auch die Effektivität für den einzelnen dramatisch. Im Prinzip wird es Zeit, dass die Verlage den Schritt in die digitale Welt wagen. Self-Publishing ist zwar ebenfalls eine Möglichkeit die Verlage zu umgehen, allerdings bürdet sich mancher Autor zu viel damit auf. Auch wenn man seinen Text jetzt ganz einfach als e-Book irgendwo hochladen und zum Verkauf anbieten kann, so sind die Dienstleistungen die einem ein Verlag sonst bietet immer noch notwendig. Aber es kommt Bewegung in den Buchmarkt, vor allem, da bereits kleine Verlage den Schritt Richtung Online wagen (http://www.frieling.de/online-lesen)
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[…] meint er. Er selbst ist mit seinem Crowdfunding-Buch “Formosa! Das ist Taiwan” als Krautreporter der ersten Stunde bekannt geworden, hat mehrere books on demand veröffentlicht und seine Erfahrungen dazu geteilt. […]
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