Meine fünf journalistischen Vorsätze für das Jahr 2013
3Gute Vorsätze halten bekanntlich nicht lange. Dennoch habe ich mir zum Jahreswechsel fünf ganz konkrete Aufgaben gestellt, die ich 2013 angehen möchte – und die vielleicht auch anderen Journalisten als Richtschnur dienen könnten. Denn ich bin überzeugt davon, dass sie die Grundlage bilden für meine nächsten 25 Jahre in unserem Beruf, der sich immer vom eigentlichen Berufsbild des Journalisten immer mehr zu „irgendwas mit Medien“ wandelt.
1. Zum Selbstdarsteller im Internet werden
Jahrelang habe ich mich in Redaktionen regelrecht verkrochen. Mir da draußen beim Leser einen Namen zu machen, war mir nicht wichtig. Wichtig war die gute Story, der gute Text, die gemeinsame Arbeit mit den Kollegen an dem journalistischen Gesamtpaket, das dann als Zeitschrift am Kiosk lag. Das war ein Fehler.
Wer in den Medien heute mehr als Lousy Pennies verdienen möchte, muss mehr als je zuvor zum Selbstdarsteller werden. Als Medienmacher muss man sich bei potentiellen Kunden (Verlage, Firmen, Agenturen…) ebenso bekannt machen wie beim Leser.
Schon bald werden wir nicht mehr an unseren Lebensläufen und Arbeitsproben gemessen, sondern an der Zahl der Visits auf unseren Webseiten, den Followern auf Twitter und den Fans bei Facebook. Einen schönen Artikel von Tobias Gillen über die Gründe und die Möglichkeiten zum journalistischen Selbstdarsteller zu werden, lesen Sie hier bei den Netzpiloten. Und ganz ehrlich: Dieses Blog ist (natürlich) für mich der erste Schritt dorthin.
2. Nachhaltiges Einkommen mit journalistischen Inhalten generieren
Das Honorar, das man heute als freier Journalist Tagelöhner bei einer Tageszeitung, einem Magazin oder einem Online-Portal selbst für einen gut recherchierten und mit Herzblut geschriebenen Artikel erhält, darf getrost als Lousy Pennies bezeichnet werden. Gleichzeitig nehmen die Auftraggeber in fast allen Fällen gleich die ganze Hand: die kompletten Verwertungsrechte auch fürs Internet.
Daher werde ich 2013 mindestens ein Internet-Projekt starten, mit dem ich auf lange Frist (in 3 bis 4 Jahren) Geld verdienen möchte. Und das nachhaltig. Nachhaltig heißt, dass ein einmal geschriebener Artikel auf immer und ewig mein (geistiges) Eigentum bleibt und durch eine entsprechende Monetarisierung auch immer ein paar Lousy Pennies bringen wird.
Einen interessanten Beitrag zu den Monetarisierungs-Möglichkeiten für (journalistische) Inhalte im Web finden Sie hier. Der Autor Peer Wandiger gibt an, dass er mit seiner Seite 3000 bis 4000 Euro im Monat verdient.
3. Mithilfe von Online meine Offline-Vernetzung erhöhen
Das Internet ist nur das eine. Der persönliche Kontakt das andere. Nicht umsonst gibt es unzählige Xing-Partys und weitere Veranstaltungen, bei denen sich die online vernetzten Menschen in der realen Welt treffen. Also werde ich mich wieder öfter von meinem Schreibtisch weg bewegen und an den interessanten Veranstaltungen teilnehmen, die ich Online entdecke. Ich werde meine Freunde, Bekannten und Kollegen wieder vermehrt in der realen Welt treffen statt nur auf Facebook. Ich möchte auch viele Menschen persönlich kennelernen, die ich bisher vielleicht nur aus Mediendiensten oder gar nicht kenne.
20 Jahre journalistische Erfahrung haben mich gelehrt: Die besten Jobs und Aufträge bekommt man durch sein persönliches Netzwerk – das hat auch die Internet-Welt nicht verändert.
4. Stärker diversifizieren und unternehmerisches Risiko eingehen
Der Mix macht es. Wer sich als selbständiger Unternehmer (nichts anderes sind freie Journalisten) nur auf einen einzigen Auftrag verlässt, wird bald verlassen sein. Oder wie geht es jetzt den Kollegen, die als freie Mitarbeiter hauptsächlich für die FTD, den Prinz, die dapd oder die Frankfurter Rundschau geschrieben haben. Abfindung? Arbeitslosengeld? Fehlanzeige. Die einzige Chance, sich gegen solche Ausfälle abzusichern heißt Diversifizierung. Das Risiko auf viele Standbeine verteilen, also einen festen Stamm von Auftraggebern aufbauen. Fällt einer aus, ist das nicht so schlimm.
Für mich heißt das: Wir werden für unser Corporate-Publishing-Unternehmen weiter versuchen, Aufträge zu generieren – und eigene Medien-Projekte im Internet und der Offline-Welt starten, die uns unabhängig von Auftraggebern machen. Dass das mit unternehmerischen Risiko und der Möglichkeit zu scheitern verbunden ist, ist mir klar. Das macht aber auch den Reiz aus.
5. Technisches Wissen und Internet-Know-how aufbauen
Ich bilde mir ein, jeden Arbeitsschritt zu kennen, der nötig ist, um eine Zeitschrift an den Kiosk zu bringen. Doch auch wenn ich nach einigen Jahren Übung in der Lage bin, eine professionell wirkende WordPress-Seite aufzusetzen und mich auch in den sozialen Medien bewege, halte ich mich in der Internet-Welt noch immer für ein Baby.
Mein wichtigstes Ziel für 2013 ist es deshalb zu lernen. Ich möchte das technische Wissen und das Know-How aufbauen, das nötig ist, um den Medienwandel erfolgreich zu meistern. Ich möchte lernen, wie man im Netz eine (treue) Leserschaft aufbaut, wie man eine Seite so gestaltet, dass sie sowohl dem Leser als auch Google gefällt, welche journalistischen Inhalte funktionieren – und wie man mit den berühmten Lousy Pennies von Hubert Burda genug Geld verdient, um in Zukunft finanziell unabhängiger zu sein.
Von meinen Fortschritten, meinem Scheitern, meinen Irrtümern und Erfolgen werde ich auf diesem Blog immer wieder berichten. Ich würde mich freuen, wenn mich viele Leser auf dem Weg in ein spannendes Jahr 2013 begleiten – und freue ich besonders über Feedback in den Kommentaren.
Vorsatz 1 gefällt mir sehr gut, danke für das Lob! (-:
[…] Meine fünf journalistischen Vorsätze für das Jahr 2013: Gute Vorsätze halten bekanntlich nicht lange. Dennoch habe ich mir zum Jahreswechsel […]
[…] paar Lousy Pennies über das Internet zu verdienen, ist gestartet – und damit etwas, was ich mir hier ja für 2013 fest vorgenommen […]